Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2015 von Ulrich Würdemann
Gerade hat meine dritte Urlaubswoche in Frankreich angefangen. Es ist Nachsaison in Lacanau Océan. (Jetzt ist’s billiger). Das Wetter ist wunderbar. Ich bin heute schon um kurz vor sieben wach geworden und es war noch dunkel! Klar – wir haben ja auch schon Mitte September und die warmen Temperaturen tagsüber lassen vergessen, dass zuhause in Hamburg nun langsam auf Herbst umgestellt wird.
Die Sonne geht gerade auf, das heißt, man sieht sie noch nicht aber die Unterscheidung zwischen Meer, Himmel und Wolken wird von Minute zu Minute immer leichter. Der Wind pfeift ganz schön und noch kann man sich gar nicht vorstellen, dass wir uns in ein paar Stunden auf unsere Fahrräder setzen werden, um durch die Pinienwälder zu ‚unserem‘ Strand zu fahren. Ich glaube, ich hatte schon mal erwähnt, dass die Pinien hier gar keine richtigen Pinien sind.
Jetzt ist es hell, ein einsames Fischerbott schaukelt träge auf dem Meer. Die Signallampe am Mast blinkt hektisch – wahrscheinlich freut sich der Kapitän auf seinen café au lait zuhause. Ich trinke gerade meinen zweiten.
Gestern sind wir in Bordeaux gewesen, um Luis zum Flughafen zu bringen. Der hatte uns ein paar Tage hier besucht und das Kinderzimmer des Apartements bekommen.
Ulli und ich haben uns dann einen wunderschönen Tag in Bordeaux gemacht. Ulli meinte völlig zu Recht, das wäre hier wie Klein-Paris, nur sehr viel entspannter.
Bordeaux ist außerdem eine sehr, sehr schöne Stadt und wert, das man jeden Tag mindestens einmal eine Lobrede auf die Architektur, das städtische Leben, die Lage an der Garonne und über die lässigen Bordelaiser schreibt. Darum entschied ich mich auch völlig spontan, einen Artikel über die grossartige Place de Quinconces hinzuwerfen. Ein Platz, der so groß ist, dass das Auge ihn nicht auf einmal erfassen kann.Ewig lang und breit hingegossen, an drei Seiten mit dichten Bäumen eingefasst, zum Fluß hin geöffnet, belebt durch Denkmäler, Siegessäulen, und dem riesigen Monument und Brunnen, den Girondisten und der Republik gewidmet, auf dessen Spitze seit 110 Jahren der Geist der Freiheit seine Ketten zerbricht.
Aber die Überschrift heißt ja ‚Ein Klo namens Terminus‘. Da ich mir nicht die Mühe machen möchte, mir eine neue leidlich originelle Überschrift ausdenken zu müssen, ich außerdem schon bei meinem dritten Milchkaffee bin und der noch so gerade geneigte Leser wahrscheinlich schon seit einere viertel Stunde sowieso gähnend darauf wartet zu erfahren, warum ein deutscher Tourist einen Ort der Bedürfnisse unbedingt mit einem Namen versehen muss, werde ich das Geheimnis mal lüften.
Neuer Versuch: ein Klo namens Terminus.
Dazu muss ich zwei Wochen zurück, zum Anfang unseres Urlaubs zoomen.
Wir hatten, als kleinen Zwischenstop, eine Unterbrechung der Reise nahe Marennes geplant und zu diesem Zweck ein Zimmer in einem Hotel reserviert, in dem wir schon zweimal waren. Madame erinnerte sich vage an uns. Freudestrahlend erklärte sie uns trotzdem auf dem Weg zu unserem Zimmer die sensationelle Automatik des Flurlichts. ‚Et c’est la minuterie!‘ und schaltete es ein. Natürlich müsse das Hotel dringend renoviert werden, sagte sie mit einer weit ausladenden Geste auf die sich demnächst sicher von den Wänden abkräuselnden Tapeten zeigend. Ja, sie hatte vollkommen Recht. Ich entsinne mich, dass sie das vor zwei Jahren auch schon erwähnte.
Sie schloss das Zimmer auf, und ich war ein wenig enttäuscht, dass es doch nicht so heruntergekommen war, wie ich es in Erinnerung hatte. Naja – es ist schon lange her, dass rosa Teppich-Tapeten der letzte Schrei waren. Schnell einen Blick ins Badezimmer. Breiten wir besser den Mantel des Schweigens über das was man da sieht. Das WC steht direkt unter’m Fenster. Schnell das Fenster geöffnet zum Lüften. Aaaaah! Was für ein Ausblick! Das Hotel liegt auf einer Landzunge und ist vom Meer umspült. Das ist der Hafen von Le Chapus. Direkt gegenüber, mitten im Wasser, thront das Fort Louvois, unter Ludwig XIV von dem Ingenieur Francois Ferret geplant und stark verändert weitergebaut von dem hervorragenden Baumeister Vauban.
Die Szenerie wird noch von dem ein oder anderen feschen Austern-Fischer belebt. Die Möwen kreischen auf französisch. Das Hotel heißt ‚Le Terminus‘, weil es hier nicht mehr weitergeht. Und das Klo heißt jetzt auch so.
PS.: Bestehen Sie bei der Reservierung unbedingt auf die Zimmer mit der Nummer 4 oder 5.
.
3 Antworten auf „Ein Klo namens Terminus“
wenn das der Blick vom Badfenster ist, muss mann ja im stehen pinkeln 😉
Alles klar, mein Lieber – ich schick Dir ein Foto von der Aussicht – das kannst Du Dir ja dann über DEIN Klo hängen;-))
[…] einen zauberhaften Blick hatten, Frank hat dieses Hotel im September 2012 in seinem Beitrag “Ein Klo namens Terminus” verewigt (dort auch Foto des Fort […]