Zuletzt aktualisiert am 17. November 2020 von Ulrich Würdemann
Eine unauffällige Attraktion im Burgund, leicht zu übersehen: die Salzquellen von Saint Père. Salzquellen, genutzt zur Salzgewinnung, als Nekropole, als Heiligtum, als Therme – mit noch heute funktionsfähigen Brunnen aus der Jungsteinzeit.
Die Fontaines salées (Salzquellen) von Saint Père im Morvan / Burgund sind unweit von Vézelay und der beeindruckenden Basilika Sainte-Marie-Madeleine an einer kleinen Landstrasse gelegen. Nur ein leicht übersehbaren kleines Schild weist an der D958 (Richtung Süden aus Saint Père heraus) auf diese besondere Sehenswürdigkeit hin: die ‚Site archéologique des Fontaines Salées de Saint-Père‚, die Salzquellen von Saint Père.
Das leicht salzige Wasser (das noch heute probiert werden kann) enthält u.a. Stickstoff, Helium und Radon.
die bewegte Geschichte der Salzquellen von Saint Père
Bereits seit der Jungsteinzeit (Neolithikum) ist die Gegend von Saint Père besiedelt, dies zeigten Ausgrabungen Mitte der 1930er Jahre. Bereits damals wurden die Salzquellen zur Gewinnung von Speisesalz genutzt.
Zur Zeit der Kelten befand sich hier (um 900 v.Chr.) eine Nekropole. Später (1. Jahrhundert v.Chr.) wurde das Gebiet zu einem keltischen Quell-Heiligtum (Steinkreis). Ein Urnenfeld aus der Hallstadt-Zeit (ca. 800 bis 450 v.Chr.) wurde während der Ausgrabungen entdeckt und ist auf dem Gelände zu sehen.
Die Römer schließlich nutzten das Gebiet der Salzquellen von Saint-Père vom 1. bis 3. Jahrhundert als eine Therme mit getrennten Bädern für Männer und Frauen. Die Ruinen der Thermen können ebenfalls heute noch besichtigt werden.
256/257 wurde die Anlage während der Invasion der Franken und Alemannen zerstört, erneut 355. In der Folgezeit wurde das Areal nur noch zur lokalen Salzgewinnung genutzt.
Mitte des 14. Jahrhunderts schließlich wurden die Salzquellen von Saint-Père zugeschüttet: In Frankreich wurde Salz am dem 12. Jahrhundert besteuert (‚Salzregal‘ / gabelle du sel, vgl. Colbert). Das Staatsmonopol auf Salz sollte sichergestellt werden. Jegliche Salzproduktion wurde konzessioniert und besteuert. Illegale Salzgewinnung wurde verboten und unter Strafe gestelt, kleine lokale Salzquellen verschüttet.
Erst im September 1934 wurden die Salzquellen von Saint Père wieder entdeckt. Der Archäologe und Mittelalter-Spezialist René Louis suchte nach dem Ort einer Schlacht – und stiess stattdessen auf die Salzquellen.
Seit 1942 steht die Ablage unter Denkmalschutz. Ausgrabungen fanden bis 1964 statt.
Holz aus der Jungsteinzeit
Die wenig bekannte Anlage steht in den Sommermonaten zur Besichtigung offen. Über die Salzquellen und ihre Geschichte informiert zudem das kleine Musée archéologique de Saint-Père (im Ort, neben der Kirche).
Besonders bemerkenswert:
Auf dem Gelände befinden sich noch heute 14 sichtbare und funktionsfähige Brunnen aus der Jungsteinzeit. Die Brunen wurden mindestens bis 700 v.Chr. zur Gewinnung von Salzwasser genutzt.
Ihre Schächte (‚Küvelagen‘) sind mit Eichenholz ausgekleidet (Höhe 120 cm, Durchmesser 80cm). Das Holz wurde zwischenzeitlich mithilfe der Radiokarbon- (C14-) Methode datiert. Es stammt aus dem Jahr 2238 v.Chr. – die Brunnenverschalung tut also seit über 4.250 Jahren ihren Dienst!
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die Salzquellen von Saint Père – Fotos
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