„Bereits in der letzten Ausgabe von magnus wurde über die Aktionen deutscher ACT – UP-Gruppen auf dem 3. Deutschen Aids-Kongress berichtet. Während dieses Kongresses gab es auch die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Vertretern von einigen dieser Gruppen. Klaus Lucas sprach mit Uli von ACT UP-Wärmer Leben, Köln; Olaf von ACT UP München und Klaus von ACT UP Hamburg.
magnus: Inzwischen gibt es auch in einigen deutschen Städten ACT IP-Gruppen. Hier auf dem 3. Deutschen Aids-Kongreß präsentiert ihr euch nicht nur mit einem Infostand, sondern auch mit gemeinsamen Aktionen Könnt Ihr vielleicht zunächst sagen, aus welchen Gruppen ihr kommt und welche Aktionen ihr bislang durchgeführt habt?
Uli: ACT UP Köln gibt es seit März 1990, entstanden aus der ‚Schwulen Zukunftswerkstatt‘. Die Gründung unserer Gruppe wurde durch den Tod von Jean-Claude Letist ausgelöst. …
Klaus: Wir haben uns auch Anfang 1990 gegründet. Anstoß waren damals die Filme von Rosa von Praunheim. …
Olaf: Die Münchner Act Up Gruppe hat sich ebenfalls nach den Rosa-von-Praunheim-Filmen gegründet, …
Uli: Was mir für Köln noch wichtig ist vor dem Hintergrund der Gruppen, ist die Tatsache, dass in Hamburg und München die Praunheim-Filme Anlaß waren, ACT UP zu gründen. In Köln war unser erstes Auftreten die öffentliche Auseinandersetzung mit den Positionen, die Rosa da vertritt. Mit dem, was da zum Teil mißverständlich ‚rüberkam und in Richtung Moralin ging. Die Kölner Vorführungen wurden von uns genutzt, um klar zu machen, dass wir diese Positionen nicht mittragen.
[Auszüge aus einem Interview in magnus 3. Jg. Nr. 2 Februar 1991]
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Später wurde gelegentlich formuliert, Rosa von Praunheim habe eine wichtige Rolle bei ACT UP in Deutschland gespielt. Tatsächlich? In meiner Erinnerung – wenn überhaupt – dann vielleicht ‚ex negativo‘. Für einige Gruppen war seine ‚Aids-Trilogie‘ (bzw. die Kritik daran) einer der Impulse, die Gruppe in’s Leben zu rufen, für andere schon bestehende (wie Köln) Anlass für Protest gegen seine als moralinsauer empfundene Haltung. Das war’s.