Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2023 von Ulrich Würdemann
Die Schweizer „Eidgenössische Kommission für Aidsfragen“ (EKAF) hat am 30. Januar 2008 ihren mit Spannung erwarteten Beschluss ( EKAF Statement ) publiziert zur Frage, wie es mit der Infektiosität von HIV-Positiven bei erfolgreicher antiretroviraler Therapie aussieht.
Dort heißt es:
Die Eidgenössische Kommission für Aidsfragen (EKAF) hält auf Antrag der Fachkommission Klinik und Therapie des Bundesamts für Gesundheit, nach Kenntnis der wissenschaftlichen Fakten und nach eingehender Diskussion fest: Eine HIV-infizierte Person ohne andere STD [sexuell übertragbare Erkrankungen, d.Verf.] unter einer antiretroviralen Therapie (ART) mit vollständig supprimierter Virämie (im Folgenden: ‚wirksame ART‘) ist sexuell nicht infektiös, d.h., sie gibt das HI-Virus über Sexualkontakte nicht weiter, solange folgende Bedingungen erfüllt sind:
– die antiretrovirale Therapie (ART) wird durch den HIV-infizierten Menschen eingehalten und durch den behandelnden Arzt kontrolliert;
– die Viruslast (VL) liegt seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze (d.h., die Virämie ist supprimiert);
– es bestehen keine Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern (STD).“
Die EKAF teilt auch dezidiert mit, warum sie diesen Text publiziert: „Die EKAF will Menschen mit und ohne HIV-Infektion Ängste nehmen und dadurch einem Teil der etwa 17.000 in der Schweiz lebenden HIV-infizierten Menschen ein weitgehend ’normales‘ Sexleben ermöglichen“.
Die EKAF beziffert auch das konkrete Risiko: „Das Risiko einer HIV-Übertragung beim Sex ohne Kondom unter vollständig supprimierter Viruslast ist deutlich geringer als 1:100.000. Das verbleibende Restrisiko lässt sich zwar wissenschaftlich nicht ausschließen, es ist aber nach Beurteilung der EKAF und der beteiligten Organisationen vernachlässigbar klein.“
Die Schweizer Positivenvereinigung LHIVE begrüßte das EKAF Statement.
Der Artikel „HIV-infizierte Menschen ohne andere STD sind unter wirksamer antiretroviraler Therapie sexuell nicht infektiös“ (Pietro Vernazza, Bernard Hirschel, Enos Bernasconi, Markus Flepp, alle Eidgenössische Kommission für Aidsfragen, Fachkommission Klinik und Therapie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ) steht als pdf online in deutscher Sprache hier.
Die bisher zum Thema Infektionsrisiko unter Therapie widersprüchlichen Signale sind damit um eine klare Stimme aus der Schweiz reicher und bestätigen frühere Meldungen, dass das Transmissionrisiko unter HAART vernachlässigbar klein sei.
Und die Österreicher, die vor einer Mogelpackung warnten? Hier ticken die Uhren wohl immer noch anders …
Nun steht die Frage im Raum, wann die deutsche Gesundheitspolitik (und wie) auf die eindeutigen Schweizer Aussagen reagiert.
Zudem ist zu hoffen, dass diese nun fundiert vorgetragene Position auch in der deutschen Rechtsprechung Berücksichtigung findet.
Nachtrag 01.02.2008:
zwei interessante Artikel von Prof. Vernazza zum Thema: „Die HIV-Prävention wird einfacher – also komplexer!“ (pdf), und „HIV-Therapie wirkt auch präventiv“.
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23 Antworten auf „EKAF Statement : keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“
[…] Schweiz verstehen. Eine Gleichstellung (safer Sex = Kondombenutzung), als habe es die Studien, die Stellungnahme der EKAF nicht gegeben. Kaum ein Wort davon, dass zusätzlich zur Benutzung von Kondomen unter bestimmten […]
[…] „Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – der Beschluss de… hat ein vielfältiges Echo hervorgerufen, unter Schwulen, bei Aktivisten und in der Presse. […]
[…] „Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – diese Meldung hat auch die deutschen Institutionen aufgeschreckt. Prof. Kurth, Leider des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommentiert dazu gestern in der Ärztezeitung (zitiert aus der SZ), „eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben“. Erstaunliche Antwort, denn um eine derartige „Empfehlung“ ging es bisher auch nie. Sondern um die Aussage, dass Positive in bestimmten Konstellationen nicht (mehr) infektiös sein könnten. […]
[…] einigen Tagen ist er nun publiziert, der Beschluss der Schweizer Eidgenössischen Aids-Kommission EKAF, der im wesentlichen hinausläuft auf …. Und die Aufregung ist […]
[…] Debatten über das Statement der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen EKAF („Keine Infektiosität bei erfo…) entzünden sich neben der Frage „das darf man doch nicht laut sagen“ vor allem an drei […]
[…] Vernazza betonte, mit der Publikation des EKAF-Statements habe auch eine ‚Doppelbödigkeit‘ beendet werden sollen. Was einzelne Ärzte, oftmals […]
[…] Als Dokumentation die Haltung der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) in Sachen des EKAF-Statements („keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“): […]
[…] Dokumentation einer Erklärung des Netzwerk plus zur Erklärung der Eidgenössichen Aids-Kommission (EKAF) in Sachen Infektiosität unter HIV-Therapie: […]
[…] die Nachricht des Jahres dürfte bisher das Statement der Eidgenössischen Aids-Komission EKAF „keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV… sein. Die Botschaft: unter den von den Schweizern genannten Bedingungen (erfolgreiche HAART, […]
[…] Diskussionen über das Statement der Eidgenössischen Aids-Kommission EKAF, bei Reaktionen, bei Gesprächen über die Frage welche Bedeutung dieses für das Sex-, Liebes- und […]
[…] Eidgenössische Aids-Kommission für Aids-Fragen (EKAF, Bern/Schweiz) hat am 30. Januar 2008 ein Sta…. Zuvor war dieser Sachverhalt bereits seit Jahren auf wissenschaftlichen Konferenzen […]
[…] Ganz außer Acht gelassen haben wir dabei bisher die Frage, ob der HIV-Positive antiretrovirale Medikamente nimmt – dies hätte wie bekannt im Fall erfolgreicher Therapie das Risiko einer HIV-Übertragung drastisch gesenkt (siehe „keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs„). […]
[…] Statement der EKAF ist eindeutig: „Eine HIV-infizierte Person ohne andere STD [sexuell übertragbare […]
[…] HIV-Positive, die eine erfolgreiche antiretrovirale Therapie durchführen und ansonsten keine sexuel… sagt? Die Debatten um dieses Statement, um Reaktionen darauf und mögliche Konsequenzen haben auch […]
[…] Januar 2008 veröffentlichte die Eidgenössische Aids-Kommission EKAF ihr Statement (siehe ‚ke…). Ein Statement, das heftige Reaktionen von verschiedensten Seiten auslöste, von „endlich […]
[…] Statement der Eidgenössischen Aids-Kommission, ein HIV-Positiver sei „ohne andere STD unter e…“ ist nun über ein Jahr […]
[…] der Aids-Krise‘, auch vor der Verfügbarkeit hochwirksamer Kombinationstherapien, auch vor EKAF-Statement und Nicht -Infektiosität möglich, Aids und das Leben mit HIV anders als weinerlich und mit wahlweise Schuld- oder […]
[…] scheint Kramer (wie viele US-Aktivisten) das EKAF-Statement und seine Bedeutung weiterhin außer Acht zu lassen. Und er geht implizit von der Situation in den USA aus – […]
[…] Oralverkehr: “sehr geringes Risiko” mit 80.000. Sehr viel gelesen auch der Artikel über das EKAF-Statement und die Konsequenzen – keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs (annähernd 40.000 Leser/innen) nebst dem DAH-Positionspapier HIV-Therapie und […]
[…] das ‚EKAF-Statement‚ / die Viruslast-Methode etwas […]
[…] Wegmarken dieser Entwicklung sind das EKAF-Statement (Januar 2008), die (breite Anerkennung der Tatsache der) Nicht-Infektiosität erfolgreich […]
[…] auch 30. Januar 2008: EKAF Statement : keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs 15. März 2008: EKAF Statement – mehr Mut, weniger Aufregung 16. März 2008: EKAF Statement: Neue […]
[…] Gruppe in Brüssel hat sich intensiv mit dem „EKAF-Statement“ auseinandergesetzt [Kernaussage: HIV-Positive, die erfolgreich behandelt werden = deren […]