Zuletzt aktualisiert am 29. Juni 2023 von Ulrich Würdemann
Am 29. September 2002 starb in Berlin der Historiker, Publizist und Schwulen-Aktivist Hans-Georg Stümke.
Ein junger Schüler wird wieder einmal von seinen Mitschülern gehänselt. Einer jedoch springt ihm bei, des öfteren.
Der gehänselte Schüler hieß Hans-Georg, der ihm helfende heißt Gerhard. Gerne erzählte Hans-Georg Stümke die Anekdote, wie der Mit-Schüler Gerhard Schröder, der spätere Bundeskanzler, ihn in seiner Jugend unterstützte.
Hans-Georg Stümke wurde am 16. September 1941 in Königsberg geboren. Er wuchs in Celle auf, machte später auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und studierte Geschichte in Berlin. Zunächst war Hans-Georg Stümke aktiv im ‘Kommunistischen Bund’ KB, engagierte sich bald in der westdeutschen Schwulenbewegung. Als erster berichtete er, gerade aus einem Urlaub in New York zurück, in der westdeutschen Homo-Presse über eine Schlägerei – über die Aufstände im Stonewall Inn gegen Polizei-Verfolgung.
Besondere Bedeutung erlangte Stümke mit einem Buch – erstmals überhaupt dokumentierte er umfassend, wie homosexuelle Männer in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt, unterdrückt und vernichtet wurden, schrieb über Nazi-Terror gegen Homosexuelle:
Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: “Rosa Winkel, rosa Listen: Homosexuelle und ‘gesundes Volksempfinden’ von Auschwitz bis heute” (1981)
Stümke engagierte sich besonders bei der Realisierung des Hamburger Schwulenzentrums ‘Magnus-Hirschfeld-Zentrum’ mhc – und war verbittert, dass die Kölner Schwulen und Lesben ihr bald darauf eröffnetes Zentrum SchuLZ aus wohlüberlegten Gründen nicht ebenfalls nach Magnus Hirschfeld benennen wollten.
Stümke prägte wesentlich mit die Unterscheidung zwischen vermeintlich unverbindlich agierenden ‚Spontis‘ und kontinuierlich ernsthaft aktiven ‚Kontis‘ (er sich selbst selbverstandlich zu letzteren zählend).
Bekanntheit erlangte später eine Kunstfigur Stümkes, sein ‘alter ego’ ‘Elvira Klöppelschuh’ mit ihrem Roman “Elvira auf Gran Canaria” (1994) – Stümke verbrachte seine Urlaube besonders gerne auf der Insel.
Hans-Georg Stümke starb am 29. September 2002, kurz nach seinem 61. Geburtstag, in Berlin an Krebs. “Ein Darling konnte er niemals sein“, begann Jan Feddersen seinen Nachruf auf den verstorbenen Weggefährten, und ergänzt “Hans-Georg Stümke darf als Nervensäge beschrieben werden.” Und prägte schon damals einen “-isten” (wie später den unsäglichen “Menschenrechtist”): “Stümke – das war ein, wenn es das Wort gäbe, Schwulist“.
Hans-Georg Stümkes Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin (Haupteingang, erstes Feld rechts des Hauptweges).
.
Kennengelernt haben wir uns 1982/83, in der Phase der Gründung des Magnus Hirschfeld Centrum in Hamburg, als es u.a. um die Frage ging, ob die Schwul-Lesbische Schüler- und Jugendgruppe Schwusel (in der ich damals aktiv war) sich am MHC beteilige.
Was haben wir damals in Köln debattiert, bitter gestritten um den Namen des Schwulen- und Lesbenzentrums- und dann mit einem Wettbewerb den Namen ‚SCHULZ‚ gefunden, der sich passenderweise auch noch aus den von der Vorbesitzerin hinterlassenen Buchstaben des 50er-Jahre Neon-Schriftzugs ‚Tanzschule Meyer‘ bilden ließ – viel zu banal, unverständlich für Hans-Georg, zudem von ihm als unpolitisch empfunden.
Hans-Georg war zutiefst empört über unsere ‚unpolitische‘ Namenswahl – kam aber doch mich in Köln besuchen, und auch Ende 1989 zu einer Veranstaltung ins SCHULZ im Rahmen der ‚Antifa-Veranstaltungsreihe‚ „Gewalt gegen Schwule und Lesben – Nährboden für Faschismus?„.
Mitte der 1990er Jahre wurden unsere Kontakte seltener – zu sehr war ich im Aids-Aktivismus engagiert, mit dem wohl er nur wenige (politische) Berührungspunkte empfand.
.
20 Antworten auf „Hans-Georg Stümke (1941 – 2002)“
[…] Vertreter/innen der Gruppe nahmen an entsprechenden Gesprächen teil (hier lernte ich erstmals Hans-Georg Stümke kennen, damals einer der sehr aktiven Menschen in der UHA) – die Mitarbeit scheiterte […]
[…] der Historiker und Publizist Hans Georg Stümke […]
[…] Über Neusustrum, das ‘vergessene Lager der Homosexuellen’, berichtet Pauly (zitiert in Hans-Georg Stümke ‘Homosexuelle in Deutschland’, 1989), dass “ca. 20% schwul waren und auch in […]
[…] 29. September 2002, heute vor 10 Jahren, starb Hans-Georg Stümke kurz nach seinem 61. Geburtstag in Berlin an den Folgen einer […]
[…] aus Kommuinikatuions- und Beratungs-Zentrum skizziert. Wesentliche Mitstreiter waren damals auch Hans-Georg Stümke (1941 – 2002) und Hans-Georg Floß (1951 – 1993). Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) […]
[…] Vertreter/innen der Gruppe nahmen an entsprechenden Gesprächen teil (hier lernte ich erstmals Hans-Georg Stümke kennen, damals einer der sehr aktiven Menschen in der UHA) – die Mitarbeit von Schwusel im […]
[…] 29. September 2002, heute vor 10 Jahren, starb Hans-Georg Stümke kurz nach seinem 61. Geburtstag in Berlin an den Folgen einer […]
[…] 29. September 2002 starb Hans-Georg Stümke kurz nach seinem 61. Geburtstag in Berlin an den Folgen einer […]
[…] Friedrich Sponer, S. 31 ff.) [2] Harry Pauly (Pauline Courage), Jahrgang 1914, Strafbatallion. in: Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: Rosa Winkel – Rosa Listen. Hamburg 1981, S. 312 ff. [3] Akte Obermeyer 8873 […]
[…] (ich erinnere mich z.B. an viele hitzige aufgeregte Gespräche mit dem eigentlich sehr geschätzten Hans Georg Stümke). Ja, entscheiden die Hamburger (UHA) mit dem 1983 gegründeten MHC. Nein, entscheiden wir kurze […]
[…] Dennoch – Gran Canaria ist seit vielen Jahren ein beliebtes Reiseziel gerade auch für Schwule. Von Yumbo-Center, Pink Playa und Dünen werden so manche Geschichten erzählt, bis hin zu Büchern wie ‘Elvira auf Gran Canaria’ des 2002 verstorbenen schwulen Publizisten Hans-Georg Stümke. […]
[…] Homosexualität und Abtreibung). Innerhalb der Gestapo machte Meisinger schnell Karriere und galt Stümke zufolge [4] „in Parteikreisen als ‚der gefürchtetste […]
[…] Vaernet dann auch einmal zu mir bitten.“ (Geheimbefehl von Grawitz, 15.11.1943, zitiert nach Stümke / Homosexuelle in […]
[…] Hans-Georg Stümke Homosexuelle in Deutschland – Eine politische Geschichte Beck’sche Reihe, […]
[…] Dezember 1989: Hans-Georg Stümke: Schwule im […]
[…] der Historiker und Publizist Hans Georg Stümke […]
[…] Hans-Georg Stümke und Rudi Finkler zitieren in ihrem 1981 erschienenen Buch ‘Rosa Winkel, Rosa Listen‘ einen Zeitzeugen, der über das KZ Natzweiler u.a. berichtet […]
[…] dem 1981 erschienenen Buch Rosa Winkel ,Rosa Listen von Hans-Georg Stümke und Rudi Finkler berichtete Braehler […]
[…] Stümke / Winkler zitieren 1981 in ‘Rosa Winkel, Rosa Listen’ einen ‘Bericht von C.M., der als Politischer von Februar bis Juni 1940 in Neusustrum ‘Lager V’ war’: […]
[…] das Café. „‚Alternativ bis zur Bewusstlosigkeit‘, titelte Rudi Finkler (1981 mit Hans-Georg Stümke Herausgeber des Buchs ‚Rosa Winkel, Rosda Listen‘) boshaft seinen Artikel 1981 in der […]