Zuletzt aktualisiert am 18. September 2023 von Ulrich Würdemann
Eine Text-Passage bei Anna Seghers lässt es mir kalt den Rücken hinunter laufen.
Alles war auf der Flucht, alles war nur vorübergehend, aber wir wussten noch nicht, ob dieser Zustand bis morgen dauern würde oder noch ein paar Wochen oder Jahre oder unser ganzes Leben.”
Anna Seghers, Transit
Erinnerungen werden wach, spontan, unreflektiert.
Erinnerungen an “die schlimmen Jahre”.
Erinnerungen an eine Zeit, als schwule Männer, besonders die aktivsten unter ihnen, reihenweise starben, nein krepierten. Eine Zeit, zu der tief unten irgendwo im Bauch das Gefühl grummelte “die bringen uns alle um”.
Erinnerungen an Gefühle wie unmögliche Flucht, verlorene Zukunft, tiefe Trostlosigkeit. Nicht vorübergehend, Ende nicht absehbar.
Damals.
Seghers hat diese Worte gefunden in einem Roman über einen aus dem KZ geflohenen jungen Deutschen, “Transit”, zuerst veröffentlicht 1944.
Unreflektiert, meine Gedanken. Bestürzende Erinnerungen.