Zuletzt aktualisiert am 9. Mai 2020 von Ulrich Würdemann
Magnus Hirschfeld Ufer eingeweiht – Mai 2008: 75 Jahre nach der Zerstörung von Hirschfelds ‘Institut für Sexualwissenschaften’ durch die Nazis ist das seinem Institut gegenüber liegende Ufer der Spree am 6. Mai 2008 in ‘Magnus- Hirschfeld-Ufer‘ benannt worden.
Magnus Hirschfeld und das Institut für Sexualwissenschaft
6. Mai 1933. Studenten der Hochschule für Leibesübungen verschaffen sich gewaltsam Zutritt zum ‘Institut für Sexualwissenschaften’. Vor dem Haus bezieht eine Blaskappelle Stellung – derweil wüten die Studenten im Inneren des Instituts, plündern, zerstören die Einrichtung, transportieren die wertvolle Bibliothek ab. Die Bücher werden am 10.3.1933 zusammen mit einer Büste Hirschfelds Teil der Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz. Das Institut für Sexualwissenschaften ist zerstört.
In das Gebäude des Instituts für Sexualwissenschaft zog später u.a. die ‚Staatsmedizinische Akademie‘, deren Geschäftsführer 1937/38 Carl-Heinz Rodenberg war – später als Gutachter an der Euthanasie-Mordaktion T4 beteiligt und per 1. Juli 1943 zum ‘wissenschaftlicher Leiter’ der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung’ ernannt.
Magnus Hirschfeld, geboren am 14. Mai 1868 in Kolberg, jüdischer Arzt und Sexualforscher, hatte das Institut 1919 gegründet. Schon 1897 hatte er das ‘Wissenschaftlich-humanitäre Kommitee’ (WhK) ins Leben gerufen, die erste und für damalige Verhältnisse sehr progressive Aktionsgruppe gegen antihomosexuelles Strafrecht.
Schon mehrfach von Radikalen bedroht, zudem vorgewarnt, war Hirschfeld bereits 1932 ins Exil gegangen, zunächst in die Schweiz, bald darauf nach Fankreich geblieben. Dort lebte er zusammen mit seinem Liebhaber bis zu seinem Tod am 14. Mai 1935 in Nizza.
Magnus Hirschfeld Ufer – Einweihung
75 Jahre nach der Zerstörung seines Instituts ehrt Berlin Magnus Hirschfeld 2008 mit der Einweihung des Magnus-Hirschfeld-Ufers. Der Abschnitt des Spreeufers zwischen Luther- und Moltkebrücke trägt nun seinen Namen.
Die Benennung erfolgte in Gegenwart und mit Reden u.a. von Brigitte Zypries (Bundesministerin für Justiz), Lala Süsskind (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin) und Prof. Martin Dannecker (Sexualwissenschaftler; Text der Rede Martin Dannecker zur Einweihung des Magnus Hirschfeld Ufer). Zum Programm gehörte u.a. auch das ‘Hirschfeld-Lied‘ von Otto Reutter.
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Magnus Hirschfeld Ufer – Infotafeln (2012)
Das am 6. Mai 2008 eingeweihte Magnus Hirschfeld Ufer an der Spree in Berlin hat inzwischen nicht nur entsprechende Straßenschilder, sondern seit 2012 auch Info-Tafeln, die über die Person Magnus Hirschfeld und seine Bedeutung informieren:
Die vom LSVD vorgeschlagenen Info-Tafeln verweisen auf das Magnus-Hirschfeld-Denkmal, das der Verband hier plant.
Eine der beiden Informations-Tafeln zu Magnus Hirschfeld und dem Hirschfeld-Ufer wurde Ende April 2014 gewaltsam beschädigt.
In den Wochen zuvor war es in Berlin bereits mehrfach zu Beschädigungen schwuler Erinnerungsorte gekommen, so war die Ausstellung zu Karl Heinrich Ulrichs mehrfach Ziel von Angriffen.
Nahe dem Hirschfeld-Ufer gegenüber gelegenen Spreeufer befand sich bis zu seiner Zerstörung 1933 das Institut für Sexualwissenschaften.
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2017: Magnus-Hirschfeld-Denkmal
Am 7. September 2017 wird auf einem Stück des Magnus-Hirschfeld-Ufers das Magnus-Hirschfeld-Denkmal eingeweiht – sechs Calla-Lilien in Regenbogenfarben.
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Am 14. Mai 1983 (Hirschfelds Geburts- und Todestag) wurde mit dem mhc in Hamburg erstmals ein nach Magnus Hirschfeld benanntes Schwulen- und Lesbenzentrum eingeweiht. 2013 feierte das mhc sein 30jähriges Jubiläum. 2014 benannte sich auch der Trägerverein entsprechend um.
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9 Antworten auf „Magnus Hirschfeld Ufer Berlin – seit 2008“
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[…] Magnus Hirschfeld erinnert in Berlin seit Mai 2008 das Magnus-Hirschfeld-Ufer. Schon seit 1994 erinnert zudem eine Stele an das frühere Institut für Sexualwissenschaften. Zum […]
[…] Hirschfeld hat in Berlin einen ganzen Uferweg, das Magnus-Hirschfeld-Ufer, und eine Gedenk-Stele für das Institut für Sexualwissenschaften. Kurt Hiller hat einen […]
[…] Museum der Charité Berlin (in dem noch bis 14.9.2008 die Ausstellung “Sex brennt” über Magnus Hirschfeld stattfindet) mit Diversität auseinander […]
[…] eingeweiht. Schon am Monatsanfang war in Berlin u.a. mit einer Rede von Martin Dannecker das Magnus-Hirschfeld-Ufer eingeweiht […]
[…] in Berlin wird schon am 6. Mai das Spree-Ufer zwischen Luther- und Moltkebrücke nach Magnus Hirsch…. Zudem soll eine Büste enthüllt werden, die Magnus Hirschfeld darstellt. Sie ist eine […]
[…] Einweihung des Magnus-Hirschfeld-Ufers am 6. Mai 2008 hier als Dokumentation die Rede von Prof. Martin […]
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[…] die ihren Sitz im Gebäude des 1933 geplünderten ‘Instituts für Sexualwissenschaften‘ von Dr. Magnus Hirschfeld hatte (Quelle 1, Quelle 2) sowie 1938 Leiter der Abteilung ‚Erb- und Rassenpflege‘ im […]