Zuletzt aktualisiert am 25. März 2014 von Ulrich Würdemann
Das Comité consultatif national d’éthique (CCNE), der französische Ethik-Rat, hat sich in einer heutigen Stellungnahme zum HIV Heimtest geäußert. Er spricht sich für, nicht mehr wie in seiner früheren Stellungnahme gegen HIV Heimtest aus, und formuliert Vorkehrungen aus ethischer Sicht.
Am Freitag, 22. März 2013 hatte der Nationale Aids-Rat Frankreichs die Zulassung des HIV Heimtest empfohlen. Vor einer Entscheidung der Ministerin für Gesundheit und Soziales Marisol Touraine war noch die Stellungnahme des Ethik-Rats erforderlich. Die Entscheidung des Ministeriums wird nun für die kommenden Tage erwartet.
Der Ethik-Rat CCNE betont in seiner heute publizierten Stellungnahme (Avis No. 119, siehe Link unten) einen Bedeutungswandel in der Abwägung der schon früher geäußerten Argumente. Die HIV-Infektion und sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Bedeutung von HIV hätten sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre verändert, selbst wenn psychosoziale wie auch emotionale Probleme und Risiken von Diskriminierung weiterhin bestünden. Zudem sei der Wunsch nach Freiheit und Autonomie auch auf dem Gebiet der Gesundheit in der Bevölkerung inzwischen stärker ausgeprägt. Zudem weist das CCNE auf Vorteile für die öffentliche Gesundheit hin, ohne mögliche Risiken z.B. hinsichtlich Privatsphäre oder eines möglichen Drucks (zum Test) auf Menschen zu leugnen. Er betont zudem Herausforderungen wie die Notwendigkeit einer CE-Kennzeichnung [1].
„… la perception actuelle de l’intérêt de ces autotests pour le dépistage de l’infection VIH s’écarte de celle retenue dans les avis antérieurs. L’infection par le VIH et sa représentation individuelle et collective ont, en effet, nettement évolué depuis dix ans, même si le handicap psycho social et affectif ainsi que le risque de discrimination demeurent importants. L’accès actuel au dépistage, largement organisé et solidaire, n’est cependant pas utilisé par un nombre suffisant de personnes à haut risque de contamination : constatation essentielle qui fait échec à la diminution franche de l’épidémie. Des autotests fiables de dépistage de l’infection VIH pourraient aider à combler cet échec et répondre à une nécessité de santé publique.„
Insgesamt sei die Situation nicht mehr zu vergleichen mit derjenigen bei der vorausgegangenen Entscheidung des CCNE zum HIV Heimtest . Für eine Vermarktung des HIV-Selbsttest seien wesentliche Vorkehrungen zu treffen. Diese betreffen insbesondere Aspekte der biomedizinsichen Ethik, die im Detail erläutert werden.
Das CCNE betont, es sei seine Aufgabe, ethische Aspekte der Vermarktung des HIV Heimtest zu prüfen, nicht jedoch sich zu dessen Zweckmässigkeit zu äußern.
Das CCNE hatte sich bereits in einer früheren Stellungnahme mit HIV Heimtest beschäftigt: Avis N0. 86 vom November 2004. In diesem hatte sich das Ethik-Gremium damals gegen den HIV-Selbsttest ausgesprochen.
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Anmerkung:
[1] Das CE-Kennzeichen ist eine Erklärung des Herstellers oder Importeurs in den Bereich der Europäischen Union gemäß EU-Verordnung 765/2008, „dass das Produkt den geltenden Anforderungen genügt, die in den Harmonisierungsrechtsvorschriften der Gemeinschaft über ihre Anbringung festgelegt sind.“
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Aktualsisierung
06.04.2013: Am Freitag, 05. April 2013, hat sich Frankreichs Gesundheitsministerin Tourain für die Zulassung von HIV-Selbsttests ausgesprochen und angekündigt, die erforderlichen Bewertungsverfahren in die Wege zu leiten.
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CCNE 25.03.2013: Les problèmes éthiques posés par la commercialisation d’autotests de dépistage de l’infection VIH (Avis No. 119, pdf)
5 Antworten auf „HIV Heimtest : Ethik-Gremium CCNE spricht sich für HIV Heimtest aus, formuliert Vorkehrungen (akt.)“
[…] Aktualisierung: 22.03.2013, 14:00: Die französische Aidshilfe-Organisation Aides betonte ihre Unterstützung für den HIV-Heimtest und die neue Empfehlung des CNS. ACT UP Paris stimmte der neuen Empfehlung des CNS zu. Die Gruppe hatte sich in den Jahren zuvor gegen Heimtesst ausgesprochen. Allerdings sollte der HIV-Heimtest mit Bedacht eingesetzt werden, und komplementär zur Verwendung von Kondomen. 22.03.2013, 16:00: Die französsiche Presse berichtet breit über die neue Empfehlung des CNS. Eine Zulassung der HIV-Heimtests könne zur Verringerung der Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen um 400 führen, berichtet Ouest-France (die auflagenstärkste französische Regionalzeitung). 2011 seien 6.100 HIV-Infektionen in Frankreich diagnostiziert worden. 30.000 bis 40.000 Menschen lebten in Frankreich mit einer HIV-Infektion, ohne von dieser zu wissen. Das Schwulen-Magazin Tetu konnte aufgrund eines Streiks bisher nicht berichten. 22.03.2013, 18:30: Die Position des Ethik-Gremiums CCNE wird Montag (25.3.2013) gegen 14:00 Uhr bekannt gegeben werden. Eine Entscheidung der zuständigen Gesundheitsministerin über die Zulassung des HIV-Heimtest in Frankreich wird anschließend für die folgenden Tage erwartet. 25.03.2013, 14:00: Das CCNE hat seine 30 Seiten umfassende Stellungnahme (“Les problèmes éthiques posés par la commercialisation d’autotests de dépistage de l’infection VIH” vom 21.2.2013) am 25.3.2013 um 14:00 Uhr veröffentlicht. Details siehe 2mecs 25.03.2013: HIV-Heimtest: Ethik-Gremium CCNE spricht sich nicht gegen HIV-Heimtest aus, formuliert Vorkehrungen […]
[…] Nationale Aids-Rat CNS eine positive Empfehlung zum HIV Heimtest gegeben, kurz darauf hat auch der Ethik-Rat CCNE sich positiv zum HIV Heimtest geäußert. In Deutschland wird bisher kaum breiter über HIV Selbsttests debattiert. Das folgende […]
[…] 22. März 2013 der Nationale Aids-Rat Frankreichs CNS die Zulassung von HIV-Heimtests empfohlen. Am 25. März 2013 hatte der Ethik-Rat sich ebenfalls positiv zum HIV-Heimtest geäußert und Vorkehrungen anlässlich möglicher Probleme […]
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