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Aids-Angst im Schwarzwald 2013 (akt.2)

Zuletzt aktualisiert am 30. April 2018 von Ulrich Würdemann

Aids-Angst im Schwarzwald 2013. Die regionale Aids-Hilfe kann eine Beratungsstelle nicht eröffnen – der Vermieter knickt ein, eine Wohnungs-Eigentümerin im Haus habe ein „Veto“ eingelegt, aus Angst vor Junkies und Spritzen.

Die Aids-Hilfe Schwarzwald-Baar-Heuberg plant in Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs und Mittelzentrum der umliegenden Kreis-Gemeinden, eine Beratungsstelle zu eröffnen. Bald ist ein geeignetes Ladenlokal gefunden, ebenerdig und barrierefrei. Der Vermieter sagt schriftlich zu, für den nahen 1. Juni 2013. Doch während die Aids-Hilfe sich um Förderung bemüht, kommt die Überraschung: statt eines Mietvertrages kommt die Absage des Vermieters. Die Besitzerin einer anderen Wohnung im Haus habe, so berichtet der ‚Schwarzwälder Bote‘, ein „Veto“ eingelegt, Begründung: ihre Angst dass „hier dann lauter Spritzen rumliegen“.

Blick auf Rottweil (Foto: Christoph Probst)
Blick auf Rottweil (Foto: Christoph Probst, public domain)

Blick auf Rottweil, Baden-Württemberg, Deutschland fotografiert vom HochturmChristoph ProbstPublic Domain

Der Vorfall erinnert frappierend an ein Ereignis aus Berlin, aus dem Jahr 1986. Die frisch gegründete Deutsche Aids-Hilfe bezog in Berlin neue Räume, endlich raus aus dem ersten Büro, das ganze 10 m² ‚groß‘ war. Doch im neuen Gebäude gab es massiven Widerstand – andere Mieter schlossen sich zusammen, übten Druck auf Eigentümer und Vermieter aus. Die widerspenstigen anderen Mieter waren – Ärzte. Sie hatten Angst, um sich, um ‚die Gesundheit ihrer Patienten‘, und wohl auch um ihre Umsätze.

Im Gegensatz zum Vermieter im Schwarzwald 2013 war der Vermieter in Wilmersdorf 1986 resolut und aufgeklärt: er stand zu seinem Wort, setzte sich über die Beschwerden der anderen Mieter hinweg. Die deutsche Aids-Hilfe bekam und behielt ihren Mietvertrag.

Solche Courage scheint selbst 27 Jahre später im Schwarzwald zu fehlen. Der Vermieter steht nicht zu seiner schriftlichen Zusage, beugt sich vielmehr einem ominösen ‚Veto‘ einer Mit-Eigentümerin. Und der Vorsitzende des Aids-Hilfe-Vereins? Er gibt sich laut Bericht des ‚Schwarzwälder Boten‘ kämpferisch. Er würde sich am liebsten „reinklagen“ – leider trotz laut Anwalt guter Aussichten auf Erfolg aber nur im Konjunktiv. Auch 2013 noch.

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Zum Welt-Aids-Tag 2012 habe ich für queer.de einen ‚Standpunkt‘ geschrieben mit dem Titel „Der alte Dämon Aids verliert seinen Schrecken“ … im Schwarzwald scheinen der Schrecken der Vergangenheit noch sehr real zu sein …

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Aktualisierung
30.05.2013: Die Aids-Hilfe Schwarzwald-Baar-Heuberg hat inzwischen doch in Rottweil Räume anmieten können, an anderer Stelle, und eröffnet dort Anfang Juli 2013. Man fürchte den schlechten Einflusss auf eigene und Kinder in der Nachbarschaft, soll einer der geäußerten gründe für die Ablehnung seitens der vorherigen Vermieter gewesen sein, berichtet Bernd Ayasse vom Vorstand der Aidshilfe nach einem Gespräch mit einer der dortigen Bewohnerinnen.
06.06.2013: Seit dem 27.05.2013 ist die Aids-Hilfe Schwarzwald-Baar-Heuberg nach eigenen Angaben assoziiertes Mitglied der Aids-Hilfe Baden-Württemberg.

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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

2 Antworten auf „Aids-Angst im Schwarzwald 2013 (akt.2)“

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