Zuletzt aktualisiert am 22. Juli 2019 von Ulrich Würdemann
Die sieben Todsünden sind ein Begriff aus dem Katechismus der katholischen Kirche. Der christliche Mönch und orthodoxe Mystiker Evagrios Ponticus (355 bis 399) formulierte erstmals eine Aufstellung menschlicher Verfehlungen und gilt als Begründer der ‚Achtlasterlehre‘. Unter Papst Gregor I. (ca. 540 bis 604) wurde die Aufstellung überarbeitet, verdichtet und ergänzt – der bis heute verwendete Katalog der ’sieben Todsünden‘ entstand. Seit dem Mittelalter werden den ’sieben Todsünden‘ oftmals die ‚Kardinaltugenden‘ gegenüber gestellt.
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Die sieben Todsünden sind eigentlich – keine Sünden. Sondern schlechte Charaktereigenschaften, aus denen heraus erst die Sünde entsteht.
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Sünde:
im religiösen Sinn: Übertretung eines göttlichen Gebots
allg.: Verstoß gegen bestehende moralische Norm. Nicht verantwortbare unvernünftige Handlung.
trivial: als falsch angesehene Handlung
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Bertolt Brecht seziert in seinem Stück „Die sieben Todsünden“ den Wesensgehalt des Begriffs Sünde, und deutet die klassischen Todsünden zu Tugenden um – denn im modernen Materialismus habe nichts mehr einen Wert, wenn es nicht einen materiellen Wert habe.
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“ … everything I long to do
no matter when or where or who
Has one thing in common, too
it’s a, it’s a, it’s a, it’s a sin“
Pet Shop Boys, ‚It’s a sin‘
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Die sieben Todsünden
Superbia / Hybris – Hochmut, Eitelkeit, Stolz
Überschätzung des eigenen Werts. Fähigkeiten, Wert oder Rang der eigenen Person besonders hoch stellen. Auch: Anmaßung, Arroganz, Überheblichkeit.
Gegensatz: Demut, Hingabe
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Avaritia – Geiz, Habgier
Zwanghafte oder übertriebene Sparsamkeit. Streben nach Gewinn um jeden Preis. Unwille etwas abzugeben, zu teilen.
Gegenteil: Freigebigkeit, Großzügigkeit.
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Luxuria – Wollust, Genusssucht
Kultivierung lustvoller Empfindungen. Ausschweifungen. Durch Lasterhaftigkeit gekennzeichnete Lebensweise.
cave: hinter dem Begriff Wollust verbirgt sich auch die katholische Sexualmoral.
Zur Todsünde Wollust siehe auch das beeindruckende ‚Laster‘-Kapitell „Die Wollust und die Verzweiflung“ in der Basilika Sainte Marie Madeleine in Vézelay.
Gegenteil: Frigidität
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Ira – Zorn, Wut, Rachsucht
Gegenteil: Sanftmut
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Gula – Völlerei, Maßlosigkeit, Selbstsucht
Maßloses Leben. Maßlosigkeit.
Gegenteil: Bescheidenheit, Mäßigung.
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Invidia – Neid, Missgunst, Eifersucht
Einem anderen dessen Glück, Erfolg, Besitz, körperliche Eigenschaften etc. mißgönnen. Oft gepaart mit feindseeliger Gesinnung.
Gegenteil: Gönnen.
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Acedia – Gleichgültigkeit, Faulheit, Feigheit, Ignoranz
.Mühsam meiden. Passivität. Mangelnder Wille sich anzustrengen. Trägheit.
Gegenteil: Fleiß. Tatendrang.
„Müßiggang ist aller Laster Anfang“, textet Bertolt Brecht 1933 in „Die sieben Todsünden der Kleinbürger“ (s.o.).
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Die sieben Todsünden – St. Nikolai, Stralsund
Die hier verwendeten volkstümlichen Darstellungen der sieben Todsünden stammen aus der nördlichen Chorschranke von St. Nikolai in Stralsund, entstanden um 1411:
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6 Antworten auf „It’s a sin – Die sieben Todsünden“
„Die sieben Todsünden sind (eigentlich – keine Sünden), sondern schlechte Charaktereigenschaften, aus denen heraus erst die Sünde entsteht.“
Wo ist die Grenze von schlechter Charakereigenschaft die man überschreitet um in den Bereich der Sünde „einzutreten“. Bewußtes Handeln – ausagieren?
ganz pragmatisch gedacht (abseits theologischer Argumentationen): der Begriff Sünde ist religiös definiert (Gebot Gottes übertreten). Der Begriff Charaktereigenschaft erlaubt auch weltlich-areligiöse Betrachtung
Confiteor Deo omnipotenti vobis
fratres quia peccavi nimis cogitatione, verbo, opere
et omissione. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.
Äußerst angenehm ist ja bei den Katholiken, dass man nach dem Südenfall nur ein bisserl beichten muss – und schon kann’s wieder von vorn losgehen. 😉
Eigentlich ja fast schade dass der Ablaß nicht mehr zu kaufen ist 😉
Mich wundert, dass die Kurie das in Zeiten von eBay noch nicht als Geschäftsidee (wieder-)entdeckt hat.
[…] Die Kapitelle haben als Ober-Thema Darstellungen des Guten und des Bösen. Als eines der schönsten gilt das ‚Laster‘-Kapitell „Die Wollust und die Verzweiflung“ (Wollust – eine der sieben Todsünden): […]