Zuletzt aktualisiert am 24. Januar 2023 von Ulrich Würdemann
‚Die Bartholomäusnacht‘ war der erfolgreichste Film des französischen Autors, Schauspielers und Regisseurs Patrice Chéreau. Gedreht wurden viele Szenen des Films über das Massaker an den Hugenotten nicht an Originalorten in Paris, sondern in Bordeaux.
Patrice Chéreau drehte seine Film „Die Bartholomäusnacht“ (La Reine Margot, Koproduktion Frankreich – Italien – Deutschland) 1993 nach der Vorlage des Romans von Alexandre Dumas aus dem Jahr 1845. Darsteller/innen sind u.a. Isabelle Adjani, Daniel Auteuil, Jean-Hugues Anglade und Virna Lisi (sowie Thomas Kretschmann in einer frühen Rolle als Nançay).
Paris im Jahr 1572, Zeit der Konfessionskriege. Aus politischen Gründen, um einen lange währenden Glaubenskrieg zu beenden, heiratet Margarete von Valois, die Schwester des (katholischen) Königs von Frankreich, den (protestantischen) Heinrich, König von Navarra. Noch am Abend der Hochzeit jedoch begegnet sie einem geheimnisvollen Fremden (ebenfalls Protestant). Zwei Männer, die fortan ihr Leben bestimmen. In eben dieser Nacht werden Tausende Protestanten auf Befehl der Mutter des Königs umgebracht – das Massaker der Bartholomäusnacht, das Chéreau in seinem Film bildgewaltig (aber nicht immer den historischen Fakten entsprechend) ausmalt.
Die (wahre) Bartholomäusnacht (auch: Pariser Bluthochzeit, frz. Massacre de la Saint-Barthélemy) in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572, der Nacht vor dem Bartholomäus-Fest, war das wohl bekannteste Ereignis der Hugenottenkriege: auf Befehl der Königinmutter Katahrina von Medici wurden Führer der französischen Protestanten (Hugenotten) ermordet. Eine Nacht des Gemetzels an Protestanten folgte. Allein in Paris starben um die 3.000 Menschen.
Die Bartholomäusnacht und die Folgen
Die Hugenotten erhielten in Frankreich erst 26 Jahre später im Jahr 1598 (Edikt von Nantes) Rechtssicherheit. Doch auch diese währte nicht lange – insbesondere unter Kardinal Richelieu wurden zahlreiche Regelungen wieder aufgehoben. 1685 hob Ludwig XIV. schließlich (Edikt von Fontainebleau, mit unterzeichnet von Colbert) die Religionsfreiheit komplett wieder auf. Über 200.000 Hugenotten wanderten aus, insbesondere in die Niederlande, nach England und nach Preußen.
Die Bartholomäusnacht steht damit auch als ein bedeutender Markstein in einem lange dauernden Grund-Konflikt (nicht nur) der französischen Gesellschaft: vordergründig der Konflikt zwischen zwei Glaubens-Bekenntnissen (Katholiken vs. Protestanten), daraus resultierend später die Frage wie weit der Einfluss der Kirche, wie weit der des Staates reichen soll [seit ‚Gesetz von 1905‘: Laizismus, vgl. Säkularismus und Laizismus in Frankreich].
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Das Massaker in der Bartholomäusnacht – gedreht in Bordeaux
Auch wenn weite Teile der Handlung in Paris spielen – gedreht wurde ‚Die Bartholomäusnacht‘ auch, drei Wochen im August 1993, in Bordeaux.
Drehorte (heute kaum als solche zu identifizieren) waren insbes. die Rue de la Tour du Pin (nahe dem Quai des Salnières) sowie zahlreiche mittelalterlich anmutende Straßen in den Viertel Saint-Michel und Sainte-Croix (wie der Rue Maubec, Rue du Mirail). Gedreht wurden hier insbesondere die Straßen-Szenen des Massakers an den Protestanten in der Nacht nach der Hochzeit von Königin Margot.
Weitere Drehorte des Films waren u.a. die Basilika in Saint-Quentin, das Château de Maulnes in Cruzy-le-Châtel, Compiègne, Rambouillet und Senlis sowie der Palácio Nacional de Mafra in Portugal.
Uraufgeführt wurde La Reine Margot bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes am 13. Mai 1994 und erhielt dort den Preis der Jury sowie Virna Lisi die Auszeichnung als Beste Darstellerin. Deutsche Erstaufführung war am 29. September 1994.
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Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere wurde am 24. Juli 1802 in Villers-Cotteret geboren. Schon zu Lebzeiten sehr erfolgreicher Autor, ist er heute insbesondere wegen seiner oft pseudo-historischen Abenteuer-Romane (z.B. Die drei Musketiere, Der Graf von Monte Christo) bekannt.
Dumas starb am 5. Dezember 1870 in Puys bei Dieppe. Anlässlich seines 200. Geburtstags wurden seine Gebeine 2002 ins Pantheon in Paris überführt.
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Der Schauspieler, Regisseur und Autor Patrice Chéreau wurde am 2. November 1944 in Lézigné geboren. Die Bartolomäusnacht war sein größer Erfolg als Filmregisseur. Chéreau starb am 7. Oktober 2013 in Paris an Lungenkrebs. Er ist beigesetzt auf dem Cimetière Père Lachaise.
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5 Antworten auf „Die Bartholomäusnacht (Patrice Chéreau 1994)“
[…] Die rue de la Tour du Pin in Bordeaux – neben anderem auch einer der wesentlichen Drehorte von „Die Bartholomäusnacht“ (Pat4rice Chéreau 1994): […]
[…] Protestanten. Viele von ihnen flohen Ende des 16. Jahrhunderts nach der Verfolgung (u.a. Bartholomäusnacht) und Repressionen unter Ludwig XIV. in benachbarte Staaten (allein etwa 20.000 von La Rochelle nach […]
[…] als Richter, zog sich ins Privatleben auf sein Schloss zurück (auch wenn er sich nach der Bartholomäusnacht kurzzeitig wieder der königlichen Armee anschloß). Ab Dezember 1581 bis 1585 war er […]
[…] Position als einer der wichtigsten Orte des Königreichs. Während der Hugenotten-Kriege (-> Bartholomäusnacht) wurde Bourges kurzzeitig für die Hugenotten erobert, trat aber später auf die Seite der […]
[…] ein junger Mann von 18 Jahren (dargestellt von Jean-Hugues Anglade, später u.a. in ‚Die Bartholomäusnacht‚), entdeckt seine Homosexualität über die Bahnhofs-Stricherszene. Flieht er vor den Blicken […]