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Garçon Magazine – 2015 gegründetes LGBT-Medium in Frankreich

Zuletzt aktualisiert am 1. Juli 2024 von Ulrich Würdemann

Mit dem ‚Garçon Magazine‘ erscheint am 27. November 2015 in Frankreich erstmals seit Jahren wieder ein neues LGBT-Magazin, das am Kiosk erhältlich ist. 2017 leistete sich das Magazin allerdings einen peinlichen Fehlgriff mit der Cover-Gestaltung. 2018 werden bei einem Einbruch in die Geschäftsräume Wände homophob beschmiert.

‚Garçon Magazine‘ ist 2015 seit langem das erste Print-Magazin für LGBT, das in Frankreich neu an den Start geht. Ein Schritt nach vorne für queere Medien in Frankreich – und dies kurz nach der Pleite von Tetu (dem bis dahin einzigen LGBT-Print-Magazin in Frankreich) und während sich das LGBT-Internetportal Yagg in finanziellen Schwierigkeiten befindet.

Unsere Inhalte werden sehr nah an den Themen der LGBT von heute sein„, kündigten die Macher des ‚Garçon Magazine‘ um Christophe Soret auf Facebook an.

Hinter dem neuen Magazin stehen die Macher des QWEEK Magazine ‚le magazine gay de Paris‘.

Eine Internetseite wurde bereits vorab geschaltet. Die 120 Seiten umfassende Print-Ausgabe ist für 4.90€ am Kiosk erhältlich. der ersten Ausgabe liegt als ‚Goodie‘ ein Nachdruck der ersten, 37 Jahre zuvor erschienenen Ausgabe des legendären Schwulenmagazins Gai Pied bei.

Auf Facebook teilten die Macher von Garçon Magazine vorab mit, der Name sei gewählt weil er gefalle und leicht zu merken sei. Zudem signalisiere er, dass das Magazin nicht elitär sein wolle. Man wolle über die gesamte LGBT-Community berichten und keinen ‚Parisianismus‘ betreiben [ein in Frankreich oft zu hörender Vorwurf, Medien oder auch Aktivisten konzentrierten sich zu sehr auf Paris und vernachlässigten die anderen Regionen].

Neben Schwulen sei auch eine Lesbe im Team, und bald ein Trans. Bereits in der zweiten Ausgabe wolle man mit Portraits verschiedener LGBT zeigen, dass das Magazin breit aufgestellt sei. Abzuwarten bleibt, in wie weit es einem Magazin mit dem Namen ‚Garçon Magazine‘ (‚Garçon frz. Junge) gelingt, auch Leser_innen jenseits der Schwulen zu begeistern.

Bereits einmal erschien ein Magazin in Frankreich unter dem Namen ‚Garçon‘, die erste Ausgabe im November 1997. Später erschienen Ausgaben unter dem Titel ‚Garçons ! et Filles magazine‘.

Christophe von ‚Garcon Magazine‘ stellt das neue Medium in einem Videoclip vor:

Garçon Magazine : Christophe vous présente le magazine from Garçon Magazine on Vimeo.

2017 – Garcon Magazine – Fehlgriff bei der Cover-Gestaltung

Im Frühjahr 2017 sorgte das Cover der Ausgabe Mai/Juni 2017 für Aufregung. das Garçon Magazine erschien – mitten im Wahlkampf der Präsidentschaftswahl 2017 – mit einem Cover, das den Eindruck erweckte, dort sei der Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron abgebildet, und mit nacktem Oberkörper. Dazu untertitelt mit ‚Coming out‘.

Es handelte sich um eine Fotomontage – die jedoch für Aufregung und viel Kritik insbesondere aus LGBT-Szenen sorgte. Zwar versuchte Chefredakteur Christophe Soret in einer späteren Stellungnahme die Entscheidung zu erläutern, man habe Macron doch unterstützen wollen. Doch die Diskussionen blieben. Ging es um mehr als um billige Aufmerksamkeit? Konkurrent Tetu jedenfalls hatte das Thema Präsidentschaftswahl ebenfalls aufgegriffen, jedoch in Form eines ausführlichen (und inhaltsreichen) Interviews mit Macron.

Garçon Magazine deklassiert sich selbst. Es schließt sich selbst aus dem aus, wovon es vorgibt Teil zu sein: ein Presseerzeugnis, das diesen Namen wert ist‚, kommentierte e-llico.

2018: Geschäftsräume von Garcon Magazin vandalisiert

Am Abend des 23. September 2018 wurden die Geschäftsräume des Garcon Magazin geplündert und mit homophoben Sprüchen beschmiert. Der Geschäftsführer, dessen Privaträume sich im gleichen Gebäude befinden, stellte die Beschädigungen gegen 22:00 Uhr fest.

Nach Angaben der Redaktion wurden Computer und Festplatten gestohlen. An zwei Türen befanden sich Einbruch-Spuren. Zwei Wände waren homophob beschmiert.

Bei der Polizei wurde Anzeige erstattet.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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