Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2022 von Ulrich Würdemann
Im August 1994 erschien „Der Positivenführer – Yellow Pages“, laut Innen-Titel „Positiv leben in Köln – Yellow Pages für Menschen mit HIV und AIDS“, ein Verzeichnis von Anlauf- und Informationsstellen für Menschen mit HIV und Aids in Köln.
Der ‚Positivenführer‘, eine 48-seitige Broschüre im Postkarten-Format war dazu gedacht, in der Art eines ‚HIV-Branchenbuchs‘ Menschen mit HIV und Aids einen Überblick über die damals in Köln verfügbaren Angebote zu geben und Kontaktaufnahmen zu erleichtern.
„Die Initiative Vieler hat in den vergangenen Jahren .. auch ein Netz von Angeboten für Positive und Menschen mit AIDS entstehen lassen. … Diese Informationen wollen die ‚Yellow Pages‘ zusammenführen und jedem Interessierten zugänglich machen.“
Zugleich wollten die Yellow Pages für Menschen mit HIV und Aids nicht nur informieren, sondern auch zu eigenem Engagement anregen:
Diese Zusammenstellung soll nicht zuletzt auch ein Beitrag zur Selbsthilfe sein. … Die Lücken, die im Angebot für Menschen mit HIV und AIDS immer noch bestehen – und die sich entsprechend auch hier widerspiegeln – sollten auch Ansporn sein, mit eigener Initiative aktiv zu werden, das Anegbot zu verbessern.“ (aus dem Vorwort)
In einem Nachsatz war zudem erläutert, warum – trotz wachsendenr Nachfrage – Adressen von Spezialisten wie Ärzten oder Anwälten in den Yellow Pages für Menschen mit HIV und Aids in Köln nicht aufgeführt waren (standesrechtliches Werbeverbot) – und wie man / frau diese Informationen dennoch bekommen konnte (mündlich in den aufgeführten Beratungsstellen).
Insgesamt umfassten die Yellow Pages für Menschen mit HIV und Aids in Köln 1994 immerhin Einträge zu 66 Angeboten, von A wie AIDS-Hilfe bis W wie Wohngemeinschaft. Beigefügt war eine vorbereitete Antwort-Postkarte für Hinweise und Ergänzungen für eine Neu-Auflage (zu der es m.W. nicht kam).
Herausgegeben wurde die Broschüre 1994 von ‚SchwIPS e.V. – CHECKPOINT‘. Gesponsort wurde sie von einem Medizinbedarfs-Unternehmen.
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In Zeiten ‚vor dem Internet‘ kam solchen schriftlichen Verzeichnissen eine andere Bedeutung zu als es heute vielleicht sofort ersichtlich ist.
Zu der Idee der Yellow Pages für Menschen mit HIV und Aids regten mich einerseits Beispiele der ‚Gay Yellow Pages‘ an, die ich in den USA kennen gelernt hatte, andererseits eine ähnliche Publikation die etwa zeitgleich in Berlin erschienen war (wenn mich meine Erinnerung hier nicht trübt).
Und zu dem Postkarten-Format entscheiden wir uns bewusst, damit Interessierte die Broschüre vergleichsweise unauffällig mitnehmen und in Jacken- oder Jeanstasche stecken konnten.
Text und Daten zu den Angeboten sowie Vorwort stammten von mir (Bearbeitung des Textes Uschi Peters), ebenso wie die vorherigen Recherchen der Angebote für Menschen mit HIV und Aids in Köln.
Die Schwule Initiative für Pflege und Soziales e.V. (SchwIPS), die die ‚Yellow Pages für Menschen mit HIV und AIDS‘ herausgab, hatten schwule Männer in Köln (darunter ich) 1990 gegründet.
Eines der Fotos in der Broschüre zeigt den Mit-Gründer und langjährigen Geschäftsführer von SchwIPS, den 2003 verstorbenen Franz Schmitz.
SchwIPS e.V. wurde per Ende 2014 aufgelöst, Checkpoint von der Aids-Hilfe Köln übernommen.
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