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Homosexualitäten

Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck

Zuletzt aktualisiert am 11. Februar 2024 von Ulrich Würdemann

Seit Januar 2016 hat die Hansestadt Lübeck ein Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck.

Auch in Lübeck wurden in der NS-Zeit schwule Männer verfolgt, im Zeughaus gefoltert, teilweise in Lager gebracht. Gedacht wurde ihrer in Lübeck bis Ende 2015 offiziell nicht. Seit 23. Januar 2016 gibt es das Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck:

Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck
Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck

Lübeck hat seit 1986 eine Gedenkstätte für die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sie ist in Lübeck der zentrale Ort des Gedenkens und Erinnerns . Auch in Lübeck wurden Homosexuelle verfolgt (z.B. Massenverhaftung von 230 Männern am 23. januar 1937). Dennoch wurden Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität verfolgt wurden, bis 2016 nicht auf der Gedenkstätte erwähnt.

Um diese bisherige Nicht-Erwähnung zu ändern, initiierte der Verein ‚Lübecker CSD e.V.‚ 2014 die Erweiterung ‚Gedenkstätte für Verfolgte des Nationalsozialismus‘ um ein Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck. Der Text an dieser Gedenkstätte lautete bis Ende 2015

„Dem Gedenken der Lübecker Bürger, die in den Jahren 1933 bis 1945 aus politischen, religiösen und rassischen Gründen Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Ihr Leidensweg begann in vielen Fällen hier, in den Haftzellen der Geheimen Staatspolizei im Keller des ehemaligen Zeughauses.“

noch ohne Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck: Gedenkstätte Opfer des Nationalsozialismus in Lübeck im Jahr 2008 (Foto: Kresspahl / cc-zero)
noch ohne Erwähnung der im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: Gedenkstätte Opfer des Nationalsozialismus in Lübeck (Foto 2008: Kresspahl / cc-zero)

Der Lübecker CSD e.V. erläutert zur Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit in Lübeck

„Auch die schwulen Männer in der Hansestadt waren von Verfolgung betroffen. Am 23. Januar 1937 kam es in Lübeck zu einer der größten Massenverhaftungen Homosexueller in der Nazi-Zeit. 230 Männer wurden im Rahmen einer Razzia verhaftet und zunächst in das als Gestapo-Zentrale dienende ehemalige Zeughaus am Dom gebracht. Die Häftlinge wurden verhört und gefoltert, um sich gegenseitig zu denunzieren. Die Schicksale der Betroffenen verliefen in den kommenden Monaten unterschiedlich: Es wurden Anklagen wegen Verstoßes gegen §175 erhoben, es kam zu Gerichtsprozessen, Verurteilungen, zu Haftstrafen, einige Männer wurden ins KZ gebracht.“

Anfang 2015 sprach sich der Kulturausschuss der Bürgerschaft für die Erweiterung der vorhandenen Gedenkstätte um eine Gedenktafel aus. Sie wurde in Kooperation der Hansestadt Lübeck mit dem Lübecker CSD e.V. realisiert. Von den rund 12.000 Euro der Kosten für die Gedenktafel brachte der Lübecker CSD e.V. 4.000 Euro selbst über Spenden auf.

Entworfen wurde die Gedenktafel von Erich Lethgau. Lethgau (geboren 1940 in Danzig) kam 1944 nach Lübeck. Er studierte von 1962 bis 1965 in Hamburg an der Universität sowie der Hochschule für bildende Künste. Lethgau lebt und arbeitet in Stubben bei Bad Oldesloe. Lethgau gestaltete in den 1980er Jahren bereits die Gedenkstätte für Verfolgte des Nationalsozialismus.

Gedenken an im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle

Weltweit gibt es bisher erst 19 Gedenksteine und Denkmäler für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle (Auflistung), davon 9 in Deutschland (in Neuengamme (1985), Dachau (1985/95), Gedenktafel Berlin Nollendorfplatz (1989), Oranienburg / Sachsenhausen (1992), in Frankfurt / Frankfurter Engel (1994), Köln (1995), in Buchenwald (2006), das am 27. Mai 2008 eingeweihte Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin, und seit 2007 Nürnberg). Lübeck kommt nun als 10. Denkmal hinzu.

International gibt es Denkmäler in Mauthausen (1984), Amsterdam (1987), Bologna (1990), Den Haag (1993), Anchorage (1993), Sydney (2001), San Francisco (2001), bei Triest (2005), Montevideo (2005) sowie Tel Aviv (2014).

Siehe auch Aufstellung Denkmale für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck – Enthüllung 23.1.2016

Gesamtsituation des Gedenkorts, rechts das noch verhüllte Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck
Gesamtsituation des Gedenkorts in Lübeck, rechts das noch verhüllte Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle

Das Lübecker Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle wurde am 23. Januar 2016 enthüllt.

Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck, Enthüllung am 23.1.2016, von rechts: Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer, Martin Sölle (CSG – Centrum Schwule Geschichte e.V., Köln) und Christian Till (Vorsitzender Lübecker CSD e.V.)
Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck, Enthüllung am 23.1.2016, von rechts: Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer, Martin Sölle (CSG – Centrum Schwule Geschichte e.V., Köln) und Christian Till (Vorsitzender Lübecker CSD e.V.)

Nach der Begrüßung durch Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer sprachen Martin Sölle (CSG – Centrum Schwule Geschichte e.V., Köln) und
Christian Till (Vorsitzender des Lübecker CSD e.V.) in Anwesenheit des Lübecker Künstlers Erich Lethgau. Anschließend folgt die Enthüllung des Denkmals

Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck, Enthüllung am 23.1.2016, Rede Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer, rechts Initiator Christian Till (Vorsitzender Lübecker CSD e.V.)
Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle, Enthüllung am 23.1.2016, Rede Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer, rechts Initiator Christian Till (Vorsitzender Lübecker CSD e.V.)

Der Text des Denkmals lautet

„In Erinnerung an die Menschen, die aufgrund ihrer homosexuellen Identität im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.“

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Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck – Werkkstattbesuch 16.12.2015: Guss des Denkmals in Gips

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Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck
Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Parade 12
23552 Lübeck

siehe auch Übersicht über die Denkmale für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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