Kategorien
Frankreich Politisches

Edouard Philippe – Premierminister Frankreichs

Zuletzt aktualisiert am 26. Januar 2018 von Ulrich Würdemann

Der französische Politiker und Bürgermeister von Le Havre, Edouard Philippe, wurde am 15. Mai 2017 zum neuen Premierminister Frankreichs ernannt.

Édouard Philippe wurde in am 28. November 1970 in Rouen als Sohn zweier Französisch-Lehrer geboren. Sein Abitur machte er in Bonn, wo sein Vater Direktor des Lycée Français war. Er besuchte die Eliteschulen SciencePo (Promotion 1992) und ENA (1995 – 1997), die er 1997 als einer der 15 Besten verließ.

Édouard Philippe à Boulogne-billancourt en juin 2017 (Foto: Napoléonempereur, Lizenz cc-by-sa 4.0)
Édouard Philippe im Juni 2017 (Foto: Napoléonempereur, Lizenz cc-by-sa 4.0)

Édouard Philippe à Boulogne-billancourt en juin 2017 (Foto: Napoléonempereur, Lizenz cc-by-sa 4.0)

Edouard Philippe ist verheiratet mit Édith Chabre, Leiterin der Jura-Fakultät der Elite-Uni Institut d’études politiques (SciencePo) von Paris. Edouard Philippe ist Hobby-Boxer und passionierter Leser der Werke von Alexandre Dumas.

Edouard Philippe – politischer Werdegang

In seiner Zeit auf der SciencePo engagierte sich Philippe für den Parti Socialist und Michel Rocard (den Vordenker der Sozialdemokratie innerhalb der französischen Linken). Nach dem Scheitern Rocards und dessen Rückzug von der Parteiführung schließt Philippe sich den Konservativen an. Er nähert sich dem Bürgermeister (1995-2010) von Le Havre Antoine Rufenacht an.

2002 ist Edouard Philippe einer der Beteiligten der Gründung der UMP (inzwischen Les Républicains), an der Seite von Alain Juppé, dessen enger Weggefährte er wird. Am 24. Oktober 2010 folgte er auf Rufenacht als Bürgermeister von Le Havre.

Seit 23. März 2012 ist Philippe Mitglied der Nationalversammlung.

Bei den Vorwahlen der Konservativen im Herbst 2016 ist Edouard Philippe einer der Sprecher Juppés. Nach dessen Niederlage unterstützt er zunächst den Kandidaten Francois Fillon, zieht sich jedoch nach Enthüllung dessen Affäre um die Bezahlung seiner Ehefrau Penelope zurück.

2007 verfasste Philippe gemeinsam mit seinem Freund Gilles Boyer (früherer Kabinetts-Direktor von Alain Juppé) zwei Polit-Romane: L’Heure de vérité (erschienen bei Flammarion; dt. Stunde der Wahrheit) und Dans l’ombre (Im Schatten). Anfang Juli 2017 erschien Des hommes qui lisent.

Premierminister Edouard Philippe

Am 15. Mai 2017 wurde Edouard Philippe zum Premierminister unter Präsident Emmanuel Macron ernannt (22. Premierminister der V. Republik).

„Le président de la République a nommé Monsieur Edouard Philippe premier ministre et l’a chargé de former le nouveau gouvernement.“ (Alexis Kohler, am Tag zuvor neu ernannter Generalsekretär des Elysée)
(Der Präsident der Republik hat Herrn Edouard Philippe als Premierminister ernannt und ihn mit der Bildung der neuen Regierung beauftragt. Übers. UW)

Edouard Philippe verfügt über keine eigene ‚Hausmacht‘ in kabinett oder Parlament. Auch die beiden konservativen Minister, wie er ehemals Vertreter des morderaten Flügels von Les Républicains, stehen ihm nicht nahe. So scheint er politisch vergleichsweise isoliert. Macron und er kennen sich nicht besonders gut. Andererseits kennt er die Regeln und Machtgepflogenheiten der V. Republik und des Elysée gut. Ambitionen, selbst Präsident zu werden, waren bisher nicht erkennbar. So gilt Edouard Philippe eher als Umsetzer und Ausführer der politischen Vorstellungen des Präsidenten.

Am 17. Mai 2017 stellte Philippe seine Ministerriege vor – mehr zur neuen Regierung hier: Regierung Edouard Philippe – die erste Regierung Macron. Nach der Parlamentswahl 2017 trat die Regierung Philippe I zurück. Am Abend des 21. Juni 2017 wurde die zweite Regierung Edouard Philippe benannt.

Edouard Philippe und LGBT-Themen

Bei der Abstimmung über die ‚loi Taubira‘ in der französischen Nationalversammlung am 23. April 2013, mit der die Homoehe (Ehe für alle) in Frankreich eingeführt wurde, enthielt sich Edouard Philippe. Er begründete im Februar 2013 gegenüber der Huffington Post, er sei nicht gegen die Homoehe, wohl aber gegen künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft für Homopaare.

Im Jahr 2010 gab Le Havre – Bürgermeister Edouard Philippe dem internet-Magazin Gayviking ein Interview. Darin äußerte er sich auch zum Umgang mit Homophobie und zum Felen von LGBT-Gruppen in der Stadt:

„Il ne m’a pas été rapporté de faits de violences homophobes délictueux. Je pourrai me contenter de cette réponse, mais les problèmes d’homophobie ne se résument évidemment pas aux actes violents et les plus visibles. L’homophobie, ce sont aussi des mots blessants, des rejets, des regards de travers etc… Il nous appartient, à nous élus, mais aussi à l’ensemble des Havrais de créer un contexte de liberté et de respect pour que notre ville soit la plus agréable possible pour toutes et tous.“
(Tatsachen krimineller homophober Gewalt wurden mir bisher nicht berichtet. Ich könnte mich mit dieser Antwort zufrieden geben. aber Homophobie beschränkt sich ja nicht auf die sichtbarsten und gewalttätigen Handlungen. Homophobie, das bedeutet auch verletzende Worte, Zurückweisungen, abfällige Blicke etc. Sowohl wir Politiker als auch die Bürger von Le Havre wollen Freiheit und Respekt, damit unsere Stadt lebenswert für alle ist. Übers. UW)

„Je ne sais pas pourquoi ces associations ne sont pas présentes au Havre. Mais, si elles souhaitent s’implanter, elles seront les bienvenues.“
(Ich weiß nicht warum es keine LGBT-Gruppen in Le Havre gibt. Aber wenn sie sich grpnden wollen, sind sie willkommen. Übers. UW)

.

zuletzt aktualisiert 9. Juli 2017

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

9 Antworten auf „Edouard Philippe – Premierminister Frankreichs“

[…] Premierminister Edouard Philippe bezeichnete in seinem Ausstiegsplan am 28. April eine tracing App als wesentlichen Bestandteil. Das französische Parlament stimmte dem Einsatz der App am 27. Mai 2020 zu, am Folgetag auch der Senat. Unter Frankreichs Parlamentariern war der Einsatz einer Tracing App zuvor umstritten. Die Debatte über eine solche App war zuvor wegen Kritik an Grundrechte-Verletzungen vertagt worden. […]

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert