Zuletzt aktualisiert am 25. September 2024 von Ulrich Würdemann
Tanzdiele, Lazarett, Kino, Billardhalle. Der Lindenhofsgarten Oldenburg Nadorst hat eine bewegte über hundertjährige Geschichte. Und musste 2023 ebenso wie die bereits abgerissene Jahnhalle einem Neubau weichen.
Geschichte des Lindenhofsgarten Oldenburg
An der Nadorster Straße in Oldenburg (früher Friesische Heerstraße) eröffnete um 1900 der Lindenhof. Schon bald wurde er eines der beliebtesten Ausflugsziele der Oldenburger.
Ende des ersten Weltkriegs diente der Lindenhof (damaliger Wirt war Georg Strudthoff) als Reservelazarett. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er in den 1920er Jahren zum Hotel und Restaurant Lindenhof (unter dem Wirt Hermann Fischer). Später wird im Garten des Lindenhofs ein Anbau errichtet – zunächst für die Tanzdiele.
Ab dem 26. September 1936 ist der Lindenhof mit einer Obus-Linie ab Pferdemarkt erreichbar. Alle Obus-Linien wurden allerdings zwischen 1955 und 1957 zugunsten des autogerechten Umbaus der Stadt stillgelegt.
Lindenhof Lichtspiele und Capitol Kino
Am 29. August 1952 eröffnen im ehemaligen Tanzsaal des Lindenhofs die ‚Lindenhof Lichtspiele‚ mit der Operetten-Verfilmung ‚Die Försterchristl‚. Betrieben wurde das Kino bis 1962 von August Peter und Alfred Osterhaus. Beide waren auch Betreiber der Oldenburger Lichtspiele und Schauburg Lichtspiele. 700 (!) Zuschauer fanden in den Lindenhof Lichtspielen Platz.
1956 wurden die Lindenhof Lichtspiele für Cinemascope umgerüstet (breitere Leinwand). Betreiber war inzwischen die Erbengemeinschaft August Peter. Sie hielten das Kino bis Ende 1962 und übergaben es dann an die Capitol GmbH (Heinrich Hahnenkamp).
1969 übernahm Carl Born das Kino. Er war inzwischen größter Kino-Unternehmer in Oldenburg (allerdings nicht mit dem Wallkino Oldenburg). Born benannt es um in ‚Capitol im Lindenhof‚. Zuvor nahm er einen leichtem Umbau vor, Reduzierung auf 511 statt 700 Plätze mit mehr Beinfreiheit. Hintergrund: das vorige Capitol Kino in der Heiliggeiststrasse wurde 1969 geschlossen und abgerissen (für den Neubau Hertie).
Mitte 1978 folgte das ‚Aus‚ für das Capitol im Lindenhof Kino – Karl Born, inzwischen 76 Jahre alt, ging in Ruhestand.
Eine Tanzschule nutzte nun den Saal. Später folgten ein Café und (bis Ende August 2022) Richters Dart und Billard Center.
Im Februar 2021 wurde bekannt, das das Lindenhofsgarten-Areal im Ehnernviertel samt angrenzender vom VfL Oldenburg genutzter Jahnhalle (s.u.) abgerissen werden soll. Stattdessen soll ein Neubau-Komplex für Wohn- und Geschäftsräume (3 Häuser mit insgesamt 68 Wohnungen und einem Geschäft der Nahversorgung) errichtet werden (30% preisgebundene Wohnungen).
Der Abriss war ursprünglich für Sommer 2021 geplant, begann nach Verzögerungen aber erst Anfang 2023.
Der Lindenhofsgarten ist als Bebaungsplan Nr. 67 Teil des Sanierungsgebiets Untere Nadorster Strasse (Planungsstand online).
Mitte September 2024 stimmte der Bauausschuss dem Neubauprojekt Lindenhofsgarten zu.
Jahnhalle Oldenburg (Mai 1914 – Januar 2022)
Am 10. Mai 1914 – kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs – fand auf dem Nachbargrundstück die Grundsteinlegung der Jahnhalle statt. Die Einweihung dieser Turnhalle des damaligen TV Jahn Oldenburg erfolgte am 18. April 1920.
Der TV Jahn war einer der Vorläufer des VfL Oldenburg von 1894 (Chronik). Er wurde am 21. September 1894 gegründet – in eben der Gaststätte Lindenhof.
In den 1940er Jahren wurde die Jahnhalle zeitweilig bis zur Befreiung 1945 als Kriegsgefangenenlager für französische Kriegsgefangene genutzt [Katharina Hoffmann, Dissertation 1999].
Die Jahnhalle stand unter Denkmalschutz. Eine Sanierung lohne sich wirtschaftlich jedoch nicht, so die Behörden. Der Verein erhielt eine Abriss-Genehmigung und war bereit, die Halle nebst angegliederter Freifläche zu verkaufen.
Der Abriss erfolgte trotz breiter Kritik. Immer mehr historische Bausubstanz gehe in Oldenburg verloren, kritisierte selbst ‚Haus und Grund‘.
Der Abriss der Jahnhalle begann am 10. Januar 2022.