Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2023 von Ulrich Würdemann
Die militärische Stärke Russlands mag überwältigend erscheinen und vielleicht auch sein – Putin wird verlieren. Letztlich wird Putins Russland Verlierer seines eigenen Kriegs sein.
schwache wirtschaftliche Ausgangssituation
Helmut Schmidt sprach von Russland einst (in den 1970er Jahren) als „Obervolta mit Atomraketen“ [Obervolta seit 1984 Burkina Faso]. Ein noch heute gültiger Gedanke – Russland kann mit Atomraketen abschrecken, hat aber nur eine Wirtschaftsleistung deutlich unterhalb des Durchschnitts der OECD-Länder.
Russland ist weit entfernt vom selbst gesteckten Ziel, in Zukunft zu den fünf größten Volkswirtschaften der Welt zu gehören. Der Abstand ist mit Putins Krieg größer geworden.
‚Putin hat sein Ziel verfehlt. … Der wirtschaftliche Aufbau Russlands steht dramatisch in Frage.‘
Ekkehard Brose, Diplomat und u.a. an den Verhandlungen der Nato-Rusland-Akte beteiligt, am 7.3.2022
Ökonomisch gesehen ist Russland (anders als auf militärischem Gebiet) nur ein vergleichsweise schwaches Schwellenland, reich nur an Rohstoffen. Putin hat Russland von Europa entfernt.
Die Sanktionen zahlreicher Staaten der Welt gegen Putins Russland treffen die Wirtschaft Russlands schwer. Und Bemühungen westlicher Staaten, unabhängiger von Rohstoffen aus Russland (insbes. Gas, Öl, Steinkohle) zu werden, dürften eher zu einer Schwächung der Position der russischen Volkswirtschaft führen.
Militärische Stärke wird teurer
Militärisch gesehen ist Russland stark (siehe Helmut Schmidt oben).
Doch zahlreiche Staaten des Westens haben angesichts des expansiven gewalttätigen Verhaltens von Putins Russland erkannt, dass sie ihre eigenen militärischen Fähigkeiten ausbauen müssen.
Wenn der Westen, besonders die Nato- Mitgliedsstaaten in Rüstung investieren, wird Russland gezwungen sein mitzuhalten. Will es weiterhin militärisch in der ersten Liga spielen, wird Russland kostspielig nachrüsten müssen.
Kosten des Kriegs
Putins Krieg gegen die Ukraine verursacht Kosten. Kosten, die, da der Krieg länger als vermutlich seitens Russland erwartet dauert, weit über den Planungen liegen dürften.
Russlands Militär ist bereits jetzt mit umgerechnet 62 Mrd. US-$ Jahresetat das viert-teuerste der Erde (nach USA (778 Mrd. $), China, Indien). Kosten die steigen werden.
Okkupation ist teuer
Hinzu kommt, nicht nur der Krieg gegen die Ukraine kostet Geld. Sollte es zu einer teilweisen oder völligen Besetzung des Staatsgebiets der Ukraine kommen, müssten russische Truppen in hoher Anzahl im Land bleiben, schon aus Notwendigkeit purer Repression. Auch das kostet Geld.
Die von den Angreifern verursachten Schäden, gerade an zivilen Versorgungsstrukturen, müssen behoben werden.
Okkupation kostet viel Geld, insbesondere gegen den (vermutlich erbitterten) Widerstand der Ukrainer*innen. Geld das Russland aus eigener Wirtschaftskraft aufbringen muss.
Softpower Hilfsbereitschaft
Eine der Stärken: Hilfsbereitschaft für die Menschen aus und in der Ukraine.
Hilfsbereitschaft ist eine der drei Formen von Softpower (nach Joseph nye; Kultur, Konsum, Hilfe).
Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine wie auch Hilfe für die Menschen in der Ukraine, sie wirken im kleinen, langsam, unauffällig – aber umso mächtiger, wenn wir sie durchhalten. Schaffen Sinneswandel, soziale und kulturelle Bindungen, Verankerung der ukrasinischen Gesellschaft im Westen.
Putin hingegen mobilisiert vermutlich kaum oder keine Softpower – Putins ‚Waffen‘ sind eher Nationalismus, Imperialismus, Repression.
Putin wird verlieren … und die Rechnung zahlt …
Koten von Putins Krieg gegen die Ukraine, Kosten des Rüstungs-Wettlaufs, Kosten der Okkupation der Ukraine.
Putins Krieg gegen die Ukraine führt zu außerordentlich hohen Kosten für Russland.
Kosten, die ein Land zu stemmen hat, das wirtschaftlich eine schwache Basis hat, dessen Einnahmen erodieren, dessen Währung deutlich an Wert verlieren dürfte.
Kosten, die angesichts erodierender Einnahmen und umfassender Santionen wohl nur zu stemmen sind, indem die Bevölkerung Russlands ‚den Gürtel enger schnüren‘ muss. Repression, nicht nur zivilgesellschaftlich, sondern auch ökonomisch.
Krieg schafft keine ökonomischen Werte – Krieg schafft nur Kosten und Zerstörung.
Putins Krieg wird zu einer Verarmung der Bevölkerung Russlands führen.
Putin wird der Zukunftsperspektive seines Landes massiven Schaden zufügen.
Putin mag eventuell in der Lage sein die Ukraine mit der Gewalt seines Militärs zu besiegen. Putin wird dennoch verlieren.
Umso wichtiger ist es, nicht alle Brücken nach Russland abzubrechen, sondern – gerade für die Zeit eines Russland nach Putin – zivilgesellschaftliche Kontakte aufrecht zu erhalten.
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Putin wird auch persönlich zur Rechenschaft gezogen werden. Gerichte befassen sich bereits mit Ermittlungen zu der Frage: ist Wladimir Putin ein Kriegsverbrecher ?