Zuletzt aktualisiert am 16. September 2024 von Ulrich Würdemann
In Bremen befindet sich nahe dem Hauptsitz des Speditions-Konzerns Kühne + Nagel ein Mahnmal, das die Rolle des Unternehmens im Holocaust thematisiert, das Arisierungs-Mahnmal Bremen. Offizielle Einweihung war am 10. September 2023 (aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals).
Kühne + Nagel, 1890 in Bremen gegründet, ist ein weltweit aktiver und bedeutender Logistik-Konzern. Während der NS-Zeit hatte das 1890 gegründete Unternehmen eine Quasi- Monopolstellung für den Transport beschlagnahmter Möbel aus ‚unbewachten jüdischen Wohnungen‘ aus ganz Europa.
Kühne + Nagel leugnete lange Zeit seine Relevanz des Transportbetriebs bei der ‚Arisierung‘. Eine unabhängige Erforschung durch Externe Gutachter lehnt das Unternehmen weiterhin ab.
Bei dieser so genannten ‚M-Aktion‚ kam dem Unternehmen direkt und über Subunternehmen eine Schlüsselrolle zu (wenn es auch nicht das einzige hierbei beteiligte Logistik-Unternehmen war).
‚Die Firma ist somit mitverantwortlich für den Tod von Leuten, sie haben damit Geld verdient.‘
Wolfgang Dreßen, Historiker und Politikwissenschaftler, 2015 (online)
In Bremen – wo lange der Hauptsitz des Unternehmens war – entstand ein Mahnmal, das an den Raub jüdischen Eigentums während der NS-Zeit und die Profite erinnert. Unterhalb der Wilhelm-Kaisen-Brücke, direkt nahe dem Firmensitz, wurde an der Kaimauer in der Treppennische ein sechs Meter tiefer Schacht gebaut. Abgedeckt ist er mit Panzerglas.
Der Betrachter bemerkt oben von der Straße aus gesehen – nur Leere. Erst unten vom Uferweg wird erahnbar, dass dort einmal mehr war. An den Wänden werden Umrisse von Möbeln erahnbar.
Das Mahnmal wurde entworfen von Evin Oettinghausen (Siegerentwurf eines Gestaltungswettbewerbs auf Initiative der taz, 2016).
„Es füllt eine Leerstelle in der deutschen Erinnerungskultur.“
Frank Bajohr, Leiter Zentrum für Holocaust-Studien, Institut für Zeitgeschichte (IfZ) München, Wochen-taz 2.-8- September 2023
Im Jahr 2015 angestoßen und mit Recherchen befördert hatte die Debatte der ehemalige Kultur-Redakteur der taz (Bremen) Henning Bleyl (inzwischen Landesgeschäftsführer Heinrich-Böll-Stiftung). Zahlreiche weitere taz-Mitarbeiter:innen waren beteilgt.
Ursprünglich sollte das Mahnmal direkt am Firmensitz entstehen. Das Unternehmen lehnte ein Kaufangebot für den erforderlichen Teil des Grundstücks jedoch ab.
Das Arisierungs-Mahnmal Bremen wurde am 10. September 2023 offiziell eingeweiht.
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Klaus-Michael Kühne, Inhaber, soll 2015 einem Bericht der Vanity Fair zufolge die Veröffentlichung einer (selbst in Auftrag gegebenen und vom Handelsblatt Research Institute erstellten) Studie zur Firmengeschichte wegen unerwünschter Angaben zu Verhalten von Vater und Onkel in der NS-Zeit verhindert haben. Die Forscher sollen sich geweigert haben, von Kühne erwünschte Änderungen vorzunehmen.
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Das Arisierungs- Mahnmal Bremen thematisiert etwas, das manche gerne dort beließen wo es war – in Vergessenheit. Die Geschichte des Mahnmals ist beeindruckend.
Am Mahnmal stehend frage ich mich allerdings, versteht ein am Weserufer vorbei schlendernder Passant worum es geht? Bemerkt er ‚Schaufenster‘ und ‚Leerstelle‘? Hebt er den Blick, stellt er einen Zusammenhang mit dem naheliegenden Bremer Verwaltungssitz des Logistik- Konzerns her?
Würde eine schlichte Hinweistafel den Intentionen des Mahnmals so sehr schaden dass sie fehlt?
Eine Antwort auf „Arisierungs-Mahnmal Bremen – Kühne + Nagel und der Holocaust“
[…] Bremer Großunternehmen mit wenig aufgearbeiteter NS-Geschichte. An der Weser entsteht derzeit das Arisierungs-Mahnmal Bremen das sich mit der Verbindung des Logistiukkonzerns Kühne + Nagel und dem … […]