Zuletzt aktualisiert am 5. April 2024 von Ulrich Würdemann
Der in Oldenburg geborene Schriftsteller August Hinrichs war ein erfolgreicher Heimatdichter – und Nutznießer der NS-Politik und beteiligt an NS-Propaganda. Die ihm 1944 verliehene Ehrenbürgerwürde der Stadt Oldenburg wurde ihm 2015 aberkannt.
Von 1934 bis 1945 war Hinrichs Landesleiter der Reichsschrifttumskammer (damaliger Gau Weser – Ems). 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Er galt als „ein treuer Paladin des Führers“ (Spiegel 1993).
Hinrichs habe es, so der Schriftsteller Dr. Klaus Modick, beratendes Mitglied des Kulturausschusses (schriftliche Stellungsnahme bei den Debatten um die Frage der Aberkennung der Ehrenbürgerwürde), zu verantworten, dass zu seiner Amtszeit Carl von Ossietzky im KZ Esterwegen bestialisch gefoltert wurde und an den Folgen starb.
Hinrichs Stück ‚De Stedinge‘ über die Stedingerkriege wurde von 1935 bis 1937 als ‚Stück über den Untergang eines Volkes‘ auf der Nazi-Kultstätte ‚Stedingsehre‘ (Bookholzberg bei Oldenburg) aufgeführt. Hinrichs überließ die Rechte an seinem Stück der ‚Stiftung Stedingsehre‘.
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August Hinrichs starb am 20. Juni 1956. Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof Oldenburg.
Eine Informationstafel auf seinem Grab würdigt weiterhin den ‚Heimatschriftsteller‘ ohne auf seine Verwicklungen in der NS-Zeit einzugehen.
August Hinrichs – Ehrenbürger vol Oldenburg 1944 bis 2015
1944 wurde Hinrichs zum Ehrenbürger von Oldenburg ernannt. Er wurde als ‚Helfer Hitlers‘ gewürdigt.
„Hinrichs war Parteigenosse, Landesleiter der Reichsschrifttumskammer, hat sein gesamtes Werk zwischen 1932 und 1945 in den Dinst der Nazis gestellt.“
Klaus Dede (taz 1990)
Eine wissenschaftliche Untersuchung wurde 2012 bei der Universität Oldenburg in Auftrag gegeben.
Am 30. September 2015 beschloss der Rat der Stadt Oldenburg Hinrichs die Ehrenbürgerwürde wegen seiner Verbindungen zur NS-Ideologie abzuerkennen. Bei der Abstimmung votierten Grüne, Piraten, Linke sowie Teile der SPD-Fraktion für die Aberkennung, CDU und FDP sowie Teile der SPD dagegen.
Auch Oberbürgermeister Jürgen Krogmann stimmte gegen die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hinrichs.
Zuvor waren in den Jahren 1979, 1990 und 2001 drei Versuche (teils mit initiiert von Klaus Dede, dem Initiator des Oldenburger Erinnerungsgangs) gescheitert, Hinrichs die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen.
„Hinrichs war völkisch aus Überzeugung, Nazi aus Niedertracht und Gewinnstreben.“
Klaus Dede (taz 2001)
Der Stadtrat beschloss (mit 29 gegen 20 Stimmen) bereits im Sommer 2015, den Namen der August-Hinrichs-Straße beizubehalten. Das Schild soll allerdings durch eine Infotafel ergänzt werden.
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Der Nachlass von August Hinrichs wird in der Landesbibliothek Oldenburg verwahrt.
Seine Rolle in der NS-Zeit ist bis heute umstritten.
Mitte März 2024 teilte die August-Hinrichs-Bühne (AHB) in Oldenburg mit, zukünftig auf den Namen des umstrittenen Dichters zu verzichten. Der Theaterverein war 1939 von NS- Gauleiter Röver so benannt worden.
Auch Bemühungen des Oldenburgischen Staatstheaters dürften bei der jetzigen Umbenennung eine Rolle gespielt haben. Vorläufig lautet der Name bis auf weiteres ‚Niederdeutsche Bühne am Oldenburgischen Staatstheater‘.
Auch in der Gemeinde Garrel wird eine Umbenennung der bisherigen August-Hinrichs-Strasse überlegt. Und in Bösel läuft ein entsprechendes Gesuch eines Heimatforschers.
3 Antworten auf „August Hinrichs (1879 – 1956)“
[…] (Uraufführung 27.5.34) wurde das Volksschauspiel „De Stedinge“ des Oldenburger Heimatschriftstellers August Hinrichs (1879 Oldenburg – 1956 Huntlosen) sehr erfolgreich aufgeführt auf der 700-Jahr-Feier der […]
[…] des Heimatdichters August Hinrichs (vgl. […]
Ursprüngl. Bühnenstück von Georg Ruseler : Die Stedinger
Geschichtlicher Hintergrund:
Zwischen Hunte und Weser leben die Stedinger.
Im 12. Jh. hatten die Erzbischöfe als Herren Weststedingens Ansiedler aus Sachsen, Holland, Westfalen und Ostfriesland herangezogen. Diese deichten das bisher schutzlose Land ein und schufen damit neues Acker- und Weideland. Das urbar gemachte Bruchland wurde ihnen zugeteilt. Dafür mussten sie den Hollerzins und den Zehnten abführen.
Da es in Stedingen keine Regierungsform gab, entstand eine freie Bauernrepublik. Die Stedinger fühlten sich unabhängig.
Nachdem die Armut überwunden und Reichtum ins Stedinger Land eingezogen war, trachteten die Oldenburger Grafen und Bremer Erzbischöfe danach, das Stedinger Land zu beherrschen und weitere Abgaben einzutreiben. Zu diesem Zweck legten sie Zwingburgen an. Trotz ihrer Übergriffe mit Waffengewalt konnten sich die Stedinger wacker verteidigen und ihre Freiheit erhalten.
Schließlich erwirkte der Erzbischof von Bremen beim Papst den Kirchenbann und Kaiser Friedrich sprach die Reichsacht über sie aus. 1234 nun wurde das Kreuz gegen die Stedinger gepredigt. Es sammelte sich ein Kreuzzugsheer von 40.000 Mann. (Der Deutsche Ritterorden beteiligte sich nicht an dieser Menschenjagd auf die Stedinger, die angeblich Ketzer sein sollten.) Zehntausend Stedinger zogen ihnen entgegen, Männer, Frauen und Kinder. Bei Altenesch kam es zum Kampf. Das erbitterte Ringen, in dem viele tausend Kreuzfahrer fielen. Gegen Abend aber fiel Graf Dietrich von Cleve den ermatteten Bauern in die Flanke. Das bedeutete den Todesstoß gegen ein ganzes Volk.
An der Spitze der tapferen Stedinger standen die Führer Bolko von Bardenfleth, Thammo von Huntorp und Detmar tom Dyk. Ihnen begegnen wir auch in dem Stück von Georg Ruseler.
Fazit: Tatsächlich handelt es sich nicht um Nationalsozialismus, sondern um den Kampf der Stedinger Bauern gegen die Willkür der Kirche, also den Erzbischof! Ich habe ein mit Musik untermaltes Theaterstück aus der Ruseler-Version geschaffen! Dummerweise will auch das keiner aufführen – der Witz dabei ist, dass gem. Vorurteil bestimmter Leute die NS-Zeit damit zu tun habe. Dabei ist das total absurd!