Zuletzt aktualisiert am 15. November 2024 von Ulrich Würdemann
China ist seit einigen Jahren in zahlreichen Häfen und Terminals in Europa über staatliche Unternehmen beteiligt, teils als Mehrheits- oder alleiniger Eigner. Alle Investitionen sind Bestandteil einer größeren Strategie – der RBI (Road Belt Initiative) oder Neuen Seidenstraße.
Inzwischen kann China einen nicht unbeträchtlichen Teil von Europas Containerterminal – Kapazitäten kontrollieren oder beeinflussen.
In über 20 Häfen gibt es Beteiligungen von Unternehmen aus China. Die beiden größten Player dabei: Cosco und CMP (China Merchants Port), dazu die Reederei-Gruppe Hutchison Group (HPH Hutchison Ports Holding, Hongkong) sowie Terminal Link (Joint Venture von CMP (49% seit 2013) und der französischen CMA / CGM) und die Logistik-Gruppe CLG (China Logistics Group).
Zudem beginnt China sich über Bauprojekte in europäischen Häfen zu engagieren (via CCCC, siehe Triest).
„China verfügt über den größten staatlichen maritimen Cluster, ist im Seehandel weltweit führend und hat die größte nationale Handelsflotte.“
Jonathan Holding, Im Wettstreit um Konnektivität (in: Chinas neue Seidenstraße, APuZ 43-45 / 2022)
Darüber hinaus bemüht sich China auch bei Logistik-Informationssystemen seinen Einfluss auszubauen, so mit der eigenen Datenplattform Logink.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Griechenland
Piräus
Cosco kaufte 2009 zunächst die Hälfte der Anteile des Hafens Piräus. Cosco übernahm zuerst 51%, später (2016) 67% des Hafens von Piräus. Piräus ist damit direkt von China abhängig. Cosco ist in Piräus inzwischen Eigentümer des Terminals und Besitzer von Grund und Boden.
Piräus ist der größte Hafen Griechenlands und der dem Suezkanal und indirekt China nächstgelegene europäischer Hafen (Entfernung Shanghai – nördliche Adria ca. 8.600 Meilen, Shanghai – Hamburg ca. 11.000 Meilen).
Piräus ist seit dem Einstieg von Cosco zu einem zentralen Knotenpunkt der BRI (Belt and Road Initiative, ‚Neue Seidenstrasse‘) geworden.
Mehrere chinesische und internationale Konzerne verlagerten in der Folge ihren europäischen Logistik- Hauptsitz nach Piräus (u.a. Huawei, Hyundai, HP, Sony, ZTE).
Der Containerumschlag in Piräus stieg von 880.000 TEU im jahr 2010 auf 4,91 Mio. TEU im Jahr 2018. Inzwischen ist Piräus (2021; nach Rotterdam, Antwerpen und Hamburg; Umschlag in TEU) der viert-bedeutendste Containerhafen in Europa.
Thessaloniki
Im Hafen von Thessaloniki kontrolliert das chinesische Unternehmen CMP seit 2018 ein Terminal.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Malta
Terminal Link (das Joint Venture von CMP und CMA/CGM) ist seit 2013 mit 50% Anteilseigner des Freeport Terminal Malta.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Italien
In Italien im ligurischen Hafen von Savona erwarb Cosco im Jahr 2017 für 53 Mio. € einen 40%-igen Anteil am Vado Ligure Reefer Terminal (sowohl größtes Gefriergut-Terminal im Mittelmeer, als auch Container-Terminal).
Einen Anteil von 9,9% für 1,7 Mio. € erwarb zusätzlich Qingdao Port International Development.
Für den Hafen von Triest wurde zwischen Italien und China im März 2019 ein Memorandum unterzeichnet, das die Beteiligung der China Communications Construction Company (CCCC) am Hafen vorsah.
Geplant ist in dem für Öltanker bedeutenden Tiefseehafen der Bau eines neuen Multifunktions-Terminals.
Beteiligt an der Entwicklung des Hafens wurde dann aber die Hamburger HHLA, die im Oktober 2020 eine Mehrheitsbeteiligung von 50,01% am Multifunktions-Terminal übernahm.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Spanien
In Spanien kontrolliert Cosco über die Holding Noatum /COSCO SHIPPING Ports (Spain) Terminals, S.L.U. (51% Anteil Cosco) die Häfen in Bilbao (CSP Iberian Bilbao Terminal) und Valencia (CSP Iberian Valencia Terminal).
Cosco soll eine Beteiligung am Hafen von Las Palmas (Kanarische Inseln) halten.
Hutchison Port Holdings (HPH) Group ist alleiniger Inhaber des Barcelona Europe South Terminal (BEST).
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Polen
Am Hafen von Gdynia hält Hutchison seit Oktober 2004eine Mehrheits- Beteiligung (Feeder-Hafen Hutchison Ports Gdynia / Wolny Obszar Gospodarczy (WOG)).
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Frankreich
China Merchant Ports Holding CMP ist über seinen 49%i-gen Anteil an Terminal Link seit 2013 beteiligt an
- Port de Dunkerque – Terminal des Flandres
- Le Havre Terminal de France
- Le Havre Terninal Nord
- Terminal du Grand Ouest Montoir
- Terminal de Méditerranée EuroFos Fos sur mer (größtes Containerterminal Frankreichs)
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Belgien
Cosco hält über Cosco Shipping Ports CSP am Terminal Zeebrugge einen Anteil von 85,45 % (!). Am 27. Januar 2022 wurde mitgeteilt, dass die Laufzeit der Konzession um 15 Jahre bis 2055 verlängert wurde.
China Merchant Ports Holding CMP ist über seinen 49%i-gen Anteil an Terminal Link seit 2013 beteiligt an Antwerp Gateway. Zudem ist an diesem Terminal Cosco Shipping Ports CSP mit 20% beteiligt.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in den Niederlanden
Das Euromax Terminal Rotterdam ECT (Rotterdam World Gateway ist Teil der Hutchison Port Holdings (HPH) Group.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Großbritannien
Hutchison Port Holdings (HPH) Group ist alleiniger Inhaber des Harwich International Port sowie des Port of Felixstowe.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Schweden
Hutchison hält eine Beteiligung am Hafen von Stockholm.
chinesische Beteiligungen an Häfen und Terminals in Deutschland
In Deutschland sind chinesische Unternehmen in mehreren Häfen / Terminals engagiert.
Hamburg
Zudem wurde Anfang Dezember 2022 bekannt, dass die HHLA offensichtlich weitreicherende Kooperationen mit dem chinesischen Staatsunternehmen Cosco plant.
JadeWeserPort Wilhelmshaven
Der chinesische Staats-Konzern CLG plant, im JadeWeserPort Wilhelmshaven ein Logistikzentrum auf einer Fläche von 20 Hektar (!) zu errichten.
Duisburg
In Duisburg war Cosco mit 30 Prozent Gesellschafter eines neu geplanten 100 Mio. € teuren Bahn-Terminals (Duisburg Gateway Terminal; größtes Binnenland- Hafenterminals Europas).
In Duisburg endet ein Ast der Schienverkehrs- Seidenstraße ab Chongqing (Chongqing – Xinjiang – Europa – Zug). Die Verbindung über die Schien ist im Vergleich zur doppelt so viel Zeit benötigenden Route über See eine kosten- und zeitsparende Alternative.
Bereits Ende Juni 2022 wurden diese Anteile jedoch an die Duisburger Hafengesellschaft (50% Stadt, 50% Land) veräußert, wie bewusst erst Ende Oktober 2022 bekannt gemacht wurde. Über die Gründe sei Stillschweigen vereinbart worden, so der Duisburger Hafen.
Im Sommer 2023 wurde bekannt, dass sich stattdessen das Logistik-Unternehmen PSA (Singapur) mit 22% beteiligt.
Beteiligung Chinas an Häfen außerhalb Europas.
Peru: Hafen unter chinesischer Kontrolle – In Peru hat China den neu angelegten Hafen von Chancay (80 km nördlich von Lima) größtenteils selbst bezahlt (Kosten geschätzt 3,3 Mrd. €) – und darf in exklusiv nutzen. Der Hafen gehört Cosco Shipping Ports (60 prozent) und Volcan Compañía Minera (Peru).
5 Antworten auf „China in Europas Häfen“
[…] China ist seit einigen Jahren über staatliche Unternehmen in zahlreichen Häfen und Terminals in Eu…. Die Beteiligung in Hamburg ist Teil eines größeren Bilds. […]
[…] China ist über mehrere staatliche oder staatsnahe Unternehmen seit Jahren in zahlreichen Häfen und… […]
[…] China ist bereits jetzt über mehrere Staats- oder staatsnahe Unternehmen in zahlriechen Häfen und …. Bisher allerdings ist Cosco nicht im Ostseeraum als Anteilseigner aktiv. […]
[…] China ist bereits jetzt über mehrere Staats- oder staatsnahe Unternehmen in zahlriechen Häfen und …. […]
[…] Staats- und andere Logistik-Unternehmen wie Cosco (das wiederum zunehmend nach Beteiligung an Häfen und Terminals in Europa strebt) arbeiten mit […]