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Nawalnys Zelle im Straflager – Nachbau in Berlin 2023

Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2024 von Ulrich Würdemann

Ein Nachbau der Gefängniszelle von Alexei Nawalny (1976 – 2024) wurde seit 24. Januar 2023 vor der russischen Botschaft in Berlin gezeigt. Die Haftbedingungen, denen der russische Regimegegner ausgesetzt war, wurden hier zumindest erahnbar. Nawalny, einer der bekanntesten Putin- Kritiker in Russland, starb nach Angaben des russischen Strafvollzugsdiensts am 16. Februar 2024 im Alter von 47 Jahren in Haft.

Nawalnys Zelle - Gefängniszelle von Alexei Nawalny, Nachbau, Berlin Januar 2023
Gefängniszelle von Alexei Nawalny, Nachbau, Berlin Januar 2023

Der russische Jurist und Dokumentarfilmer Alexei Anatoljewitsch Nawalny (russisch Алексей Анатольевич Навальный) gründete 2011 die NGO ‚Stiftung für Korruptionsbekämpfung‚ (2021 verboten). Er war lange Zeit Anführer der Opposition gegen Putin und den Putinismus. Seit Ende 2013 war er Vorsitzender der (Mikro-) Partei ‚Russlands Zukunft‘. Nawalny vertritt nationalistische konservative Positionen.

Alexei Nawalny überlebte 2020 einen Giftanschlag in Tomsk. Er wurde in Berlin in der Charité behandelt. Bei seiner Rückkehr nach Russland wurde er verhaftet. 2021 wurde er zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Seit 2021 befand sich Nawalny in der Strafkolonie Melechowo (260 km nordöstlich von Moskau). Bisher 105 Tage davon musste er in einem so genannten ‚Strafisolator‚ (SchiSo) verbringen, einer besonderen Abteilung des Lagers.

„Dazu die ständigen Einweisungen in eine Strafzelle. Er ist jetzt zum zehnten Mal dort. Sie wollen es ihm so schwer wie möglich machen, denn seine Zelle ist dort zwei mal drei Quadratmeter groß. Es ist ein winziger Käfig für einen Mann seiner Größe. Es ist buchstäblich ein Käfig, in dem man sich nicht bewegen kann. Man kann nicht gehen, nur stehen oder sitzen. Man kann sich noch nicht einmal hinlegen.“

Kira Jarmysch, Sprecherin Nawalnys

Eine der im Straflager verwendeten Einzelzellen wurde 2023 in Berlin als Nachbau gezeigt.

Nawalnys Zelle - Nachbau, Brlin 2023
Einzelzelle Nawalny, Nachbau, Berlin 2023

„Nicht gut. Nachdem er den Giftanschlag knapp überlebt hat, sitzt er seit Januar 2021 wieder in Haft. Er befindet sich im Straflager Nr. 2 in Pokrow, etwa 100 Kilometer östlich von Moskau. Seit Mitte August 2022 ist er dort isoliert und in eine winzige Strafzelle gesperrt. Sie ist 2,5 mal 3 Meter groß, ein Zwinger. Wir haben ihn nachgebaut und Ende Januar hier vor der russischen Botschaft in Berlin aufgestellt. Damit man sehen kann, welchen Folterbedingungen Alexei in Haft ausgesetzt ist.“
„Einmal am Tag, um sich in einen Mini- Innenhof mit Mauern zu begeben, kaum größer als die Zelle. Aber dort sieht er wenigstens den Himmel.“

Leonid Wolkow, enger Mitarbeiter Nawalnys, auf die Fragen, wie es Alexei Nawalnys geht und wie oft er den Zwinger verlassen darf, Wochentaz 11.2.2023

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bezeichnete die Verhaftungen des Kreml-Kritikers Nawalny in den Jahren 2021 bis 2014 als ‚politisch motiviert‘, sie verstößen gegen die Menschenrechte.

Seit Ende 2022 berichten seine Unterstützer über zunehmende Gesundheitsprobleme Nawalnys. 600 russische Ärzte apellierten an Putin, Nawalny müsse Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Die Aktion ‚Nawalnys Zelle‘ in Berlin sollte die Forderung nach Freilassung Nawalnys unterstützt werden.

Initiiert hat die Aktion Oleg Nawalny, Bruder von Alexei. Er saß selbst dreieinhalb Jahre lang wegen Unterstützung seines Bruders in russischen Gefängnissen.

Die Installation war für vier Wochen in Berlin zu sehen.

Am Montag 10. April 2024 kam Nawalny erneut in Isolationshaft (aus der er erst Freitag zuvor entlassen worden war). Stand Ende April 2023 war er bereits 13 mal in der speziellen Strafzelle.

Am 4. August 2023 wurde Nawalny zu einer weiteren Haftstrafe von 19 Jahren verurteilt. Ende September 2023 wurden seine Haftbedingungen verschärft. Er musste nun ‚wegen Unverbesserlichkeit‘ für ein Jahr in Isolationshaft (EPKZT-Zelle; härteste Strafform in Strafkolonien).

Anfang Dezember 2023 berichtete Nawalny von neuen Anklagen gegen ihn.

Im Dezember 2023 wurde Nawalny in eine Strafkolonie in Sibirien (Strafkolonie Nr. 3, Charp Kreis der Jamal Nenzen, Halbinsel Jamal) verlegt.

Am 16. Februar 2024 teilte die Gefängnisverwaltung mit, Alexeij Nawalny sei in der Haft gestorben.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

2 Antworten auf „Nawalnys Zelle im Straflager – Nachbau in Berlin 2023“

[…] Innenpolitisch stehen im Putinismus die Stabilität von Staat und Gesellschaft an erster Stelle. Die öffentliche ordnung und ihre Stabilität haben Vorrang vor Menschenrechten und individuellen Freiheitsrechten (vgl. Umgang mit Regimekritikern wie Alexei Nawalny). […]

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