Zuletzt aktualisiert am 4. September 2023 von Ulrich Würdemann
Die Bezeichnung Putimismus beschreibt die ideologischer Grundlage und das politische System der Herrschaft Wladimir Putins in Russland ab 2000.
Der Osteuropa- Historiker Karl Schlögel betrachtet Putinismus 2023 als ‚etwas Spezifisches und Neues‘ und spricht von Putin als ‚fast schon eine synkretische Figur‘:
„Man denke an das berühmte Bild von ihm mit der Kerze in der Erlöserkathedrale in der Osternacht, an das mit dem mussolinischen Oberkörper auf dem Pferd, an seinen Auftritt 2010, als er ‚Blueberry Hill‘ sang und auf dem Klavier klimperte. Und dann wiederum die obessive, aus dem innersten herausbrechende Hassrede am Vorabend des Angriffs – ich glaube, dass der Putinismus eine neue Form darstellt, mit der wir bislang nicht zu tun hatten.“
Karl Schlögel, Interview SZ 4. Januar 2023
Schlögel weist darauf hin, in Diskussionen nicht ‚die russisch-sowjetisch-stalinistische Linie, das spezifisch russische Erbe‘ außer Acht zu lassen:
„Der Putinismus bedient sich aus einem eigenständigen historischen Fundus. Wohlbekannte Praktiken werden reaktiviert: Schauprozesse, erzwungene Selbstkritik, gezielte Tötungen, Entfesselung von Denunziation gegen ‚Volksfeinde‘ und ‚ausländische Agenten‘, Folter und das Lagersystem.“
Karl Schlögel, Interview SZ 4. Januar 2023
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2014 noch bezeichnet weist der Wirtschaftswissenschaftler Heinrich Vogel in sienem letzten Vortrag am 16. September 2014 Putinismus als ‚Betäubungsmittel‘:
„Putinismus ist wenig mehr als ein Betäubungsmittel“
Heinrich Vogel, Vortrag beim Internationalen Club La Redoute, Bonn e.V., Bonn, 16.09.2014
Er weist allerdings bereits auf eine ‚zwingende Kontinuität‘ hin
„Spätestens seit dem Jahr 2008 ist eine beschleunigte Reideologisierung der russischen Politik zu beobachten. Unter der Überschrift eines »spezifisch russischen Konservatismus« werden radikal-nationalistische und revisionistische Strömungen toleriert, für die sich zu-nehmend auch die offiziellen Medien öffnen. Die Geschichtsbücher sind im Sinne einer zwingenden Kontinuität autokratischer Herrschaft von Peter dem Großen über Stalin bis zu Putin bereits umgeschrieben.“
Heinrich Vogel, Vortrag beim Internationalen Club La Redoute, Bonn e.V., Bonn, 16.09.2014
„Das Geheimnis des Putinismus heißt Propaganda, Spin auf hohem professionellem Niveau.“
Heinrich Vogel, Vortrag beim Internationalen Club La Redoute, Bonn e.V., Bonn, 16.09.2014
Vogel weist auf eine Wechselwirkung hin:
„Ich wage es, einen Schritt weiter zu gehen mit der These, dass sich die Neokonservativen der USA und Russlands als wechselseitige Verstärker einer imperialen Weltsicht brauchen.“
Heinrich Vogel, Vortrag beim Internationalen Club La Redoute, Bonn e.V., Bonn, 16.09.2014
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der Begriff Putinismus
Geprägt wurde der Begriff Putinismus bereits kurz nachdem Putin von Jelzin die Macht übernahm.
Der russische Publizist Andrej Piontkowski definierte ihn in einem Artikel am 11. Januar 2000 als
„das höchste und letzte Stadium des Räuber-Kapitalismus in Russland“
Andrej Piontkowskis Definition von Putinismus, Januar 2000
Innenpolitisch stehen im Putinismus die Stabilität von Staat und Gesellschaft an erster Stelle. Die öffentliche Ordnung und ihre Stabilität haben Vorrang vor Menschenrechten und individuellen Freiheitsrechten (vgl. Umgang mit Regimekritikern wie Alexei Nawalny).
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5 Antworten auf „Putinismus“
[…] (Kreml-Berater Karaganow 2018). Autokratie, Orthodoxie und Patriotismus stehen im Mittelpunkt [vgl. Putinismus]. Den Menschen in Russland sei Stabilität wichtiger als Freiheit, so Jumaschew (deswegen seien […]
[…] Narochnitskaya – und dient letztlich dazu, als pro-Kreml-Organisation Putinsche Ideen [vgl. Putinismus] in Westeuropa populärer zu machen. Das IDC ist immer wieder Veranstaltungspartner von […]
[…] Der russische Jurist und Dokumentarfilmer Alexei Anatoljewitsch Nawalny (russisch Алексей Анатольевич Навальный) gründete 2011 die NGO ‚Stiftung für Korruptionsbekämpfung‚ (2021 verboten). Er war lange Zeit Anführer der opposition gegen Putin und den Putinismus. […]
[…] Politik als Krieg, Krieg als Mittel der Politik – Aleppo und der russische Einsatz in Syrien gelten als ein Ausdruck des Putinismus. […]
[…] Mit weitreichenden Konsequenzen auch für Europa. Profiteure der Entwicklung: Russland und sein Putinismus, und insbesondere Systemrivale China, aber auch weniger beachtete Staaten wie […]