Zuletzt aktualisiert am 6. Dezember 2023 von Ulrich Würdemann
‚Mein Vater wird gesucht‚ ist ein antifaschistisches Arbeiterlied von Hans Drach (Text) und Gerda Kohlmey (Musik).
Mein Vater wird gesucht
Ein Kind erzählt, wie sein Vater verschwunden ist – verfolgt und ermordet durch die SA.
In den einfachen Worten eines Kindes, in fünf Strophen ohne Refraim, erzählt der Schauspieler und Autor Hans Drach von politischer Verfolgung und Terror.
Drach schrieb das Lied 1935 als ‚Kinderlied aus dem Dritten Reich‘. Er schickte den Liedtext an Gerda Kohlmey, die – ebenfalls exiliert – in Prag lebte. Sie vertonte es 1936.
Geschichte des Lieds
In der DDR wird das Lied mehrfach veröffentlicht, u.a. auf ‚Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten‘ im Jahr 1970, 1973 im Rahmen der Kompilation ‚Hundert Jahre Deutsches Arbeiterlied – eine Dokumentation‘, 1979 auf der Kompilation ‚Unser Leben Im Lied – 30 Jahre DDR‘ und 1980 auf ‚Lied-Wort-Dokument Im Deutschen Antifaschistischen Widerstand 1933-1945‘ (alle Eterna).
Der Maler und Grafiker Werner Tübke (1929 – 2004) gestaltete 1980 eine Kreidelithographie auf Bütten für die Mappe „Lieder der Arbeiterbewegung“ des Ministeriums für Kultur der DDR.
Im Jahr 1977 veröffentlichte das Folk- Duo Zupfgeigenhansel (Pläne) das Lied, 1984 Herman van Veen (live).
Danger Dan brachte das Lied bei Konzerten seiner ‚Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt‘ – Tour 2022/23 instrumental zur Aufführung (meist durch das Jonathan Heck Quartett (Streicher), bei seiner Feier ’40 Jahre Danger Dan‘ durch ein 25-köpfiges Orchester).
Hans Drach (1914 – 1941)
Hans Eduard Drach wurde am 31. Mai 1914 in Genf geboren. Sein Vater Fritz Drach beteiligte sich beim Spartakus-Aufstand im Januar 1919 an der Besetzung der Verlagshäuser Ullstein und Mosse.
Nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte Hans Drach in die Sowjetunion. In Dnepropetrowsk gründete er gemeinsam mit anderen Künstlern 1935 das „Deutschen Gebietstheater Dnepropetrovsk“. Hier schrieb er auch den Text ‚Mein Vater wird gesucht‘.
1936 aufgrund angeblicher Spitzeltätigkeit vom NKWD verhaftet, wurde er am 16. Juni 1937 zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. In Folge des Hitler – Stalin – Pakts wurde Drach 1940 an das NS-Regime ausgeliefert. Aus dem Abschiebetransport:
„In den Männerabteilungen begannen sie zu singen, mit besonderer Begeisterung das Solowki-Lied, mit Text von einem jungen deutschen Schauspieler namens Drach, der mit im Transport war.“
Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Stuttgart 1985, zitiert nach Volker Mall: Entartet? – Musik in der Zeit des Nationalsozialismus (KZ Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen)
Nach Inhaftierung im KZ Sachsenhausen wurde er am 22. Oktober 1941 in das KZ Niederhagen (Wewelsburg) verlegt.
Am 10. Dezember 1941 starb Hans Dach dort, laut Todesbescheinigung durch die fiktive Todesursache ‚Selbstmord durch Erhängen‘. Drachs Urne wurde auf dem Waldfriedhof Güterfelde (Berlin Wilmersdorf) bestattet (vgl. Kreismuseum Wewelsburg].
Gerda Kohlmey (1912 – nach 1999)
Gerda Kohlmey geb. Sandberg wurde am 1. September 1912 in Berlin geboren.
Engagement im ‚Sozialistischen Schülerbund‘ (1927) und der Agit-Prop- Gruppe ‚Rotes Sprachrohr'(1930).
1938 emigrierte sie nach Prag, 1939 über Polen nach London. 1948 kehrte sie nach Deutschland in die spätere DDR zurück, arbeitete bei der DEFA und bei Radio Berlin International (RBI). 1949 bis 1952 war sie im ZK der SED als stellvertretende Leiterin Sektor Film tätig.
Verheiratet mit dem marxistischen Wirtschaftswissenschaftler Gunter Kohlmey (1913 Berlin Friedenau – 1999 Berlin Weißensee; Grab Berlin- Weißensee, Friedhof der Ev. Segensgemeinde), die er 1950 in Forst Zinna kennenlernte.
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Eine Antwort auf „Mein Vater wird gesucht (Drach / Kohlmey 1935/36)“
[…] antifaschistische Arbeiterlied ‚Mein Vater wird gesucht‘ (Drach / Kohlmeyer 1935) erlebte eine Aufführung mit 25köpfigem […]