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Parlamentswahl Frankreich 2024 – die Brandmauer hat gewirkt

Zuletzt aktualisiert am 18. August 2024 von Ulrich Würdemann

Parlamentswahl Frankreich 2024 – das Linksbündnis Nouveau front populaire hat die meisten Sitze errungen. Auf Platz zwei ‚Ensemble‘, das Bündnis um Präsident Macron, und – entgegen allen Erwartungen – erst auf Platz drei das rechtsextremistische ‚Rassemblement national‘ (früher ‚Front national‘) der Le Pens.

Rouget de Lisle, Komponist der Marseillaise, trägt das Lied erstmals vor (französisches Gemälde, 19. Jahrhundert) (wikimedia / public domain)
Rouget de Lisle, Komponist der Marseillaise, trägt das Lied erstmals vor (französisches Gemälde, 19. Jahrhundert) (wikimedia / public domain)

Die Brandmauer (‚barrage‘) hat nicht nur gehalten – sie hat gewirkt.

Das Linksbündnis NFP errang 182 Sitze, das Macron-Bündnis 168 und die Rechtsextremen des RN 143 Sitzen (sowie Les Republicains 46 Sitze).

Mit großer Mehrheit haben Französinnen und Franzosen gezeigt, was sie wollen (und was nicht).

Die Wahlbeteiligung erreichte im zweiten Wahlgang am 7. Juli 2024 mit 67,1% einen Rekordwert (66,7% im ersten Wahlgang), dies ist der höchste Wert seit den 1980er Jahren.

Die Bevölkerung sagte damit auch deutlich Stop dem rechtsextremistischen ‚Rassemblement national‘. Es konnte die Zahl der Sitze zwar deutlich steigern (zuvor 89, bis 2017: 2 (!)) – aber es wird deutlich, dass die Mehrheit Frankreichs nicht von ein Rechtsextremen regiert werden möchte.

Die absolute Mehrheit liegt bei 289 Sitzen – keine Gruppierung erreicht diese Schwelle. Die französische Nationalversammlung hat 577 Abgeordnete.

Die Regierungsbildung dürfte angesichts unklarer Mehrheit schwierig werden. Das politische System Frankreichs hat keinerlei Erfahrungen mit Koalitionen (blickt eher etwas amüsiert auf diese Deutschen und ihre ständigen Diskussionen zwischen Koalitionspartnern).

Kann es in Frankreich gelingen, dass sich Vertreter unterschiedlicher politischer Lager auf ein gemeinsames Regierungsprogramm einigen? Und wie tragfähig wird dies?

Eine Schlüsselposition kommt Francois Ruffin zu (ex LFI, vor dem 2. Wahlgang ausgetreten, der die NFP ‚geschmiedet‘ hatte) zu, sowie Raphaël Glucksmann (PS) und Marine Tondelier (Grüne).

Premierminister Attal reichte am Montag, wie am Wahlabend angekündigt, seinen Rücktritt ein. Präsident Macron lehnte diesen ab und bat Attal, bis auf weiteres geschäftsführend im Amt zu bleiben.

Vierzig Tage nach der Wahl hat Frankreich immer noch keinen neuen Premierminister, keine neue Regierung. Präsident Macron scheint eine Allianz seiner Partei mit den Republicains anzustreben – zwei verlierer der wahl, die gemeinsam keine eigene Merheit haben. Bisher führt weiterhin die vorherige Regierung die Geschäfte.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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