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Die Jugend von heute … – oder: kann man “ zu jung “ sein?

Zuletzt aktualisiert am 3. Februar 2018 von Ulrich Würdemann

Zu jung – oder: Die Jugend von heute …
Jugend als Argument – geht das? Als Argument nicht für, sondern gegen? Genauer: ist die Äußerung,  jemand sei „zu jung“ tatsächlich ein Argument? Oder nicht viel eher ein Schuss in den Ofen, wenn nicht gar in’s eigene Bein?
Einige persönliche Anmerkungen.

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Ein Preis wird verliehen. Eine Laudatio wird gehalten. Die Nominierung des Preisträgers gerät schon vorab in die Kritik, heftige Debatten folgen. Nachdem die Entscheidung trotz aller erregten Debatten faktisch steht, wird nun – der Laudator geprügelt. Mit dem ‚qualifizierten Argument‘, er sei zu jung.

Mit 24 Jahren sei man zu jung, eine Laudatio zu halten, wird in öffentlichen Stellungnahmen, in Artikeln vielfach verbreitet, behauptet. Warum? Man sei mit 24 Jahren zu jung, „um die Anfangszeiten des Kampfes gegen Stigmatisierung und Diskriminierung nach Auftreten der ersten Fälle von Aids erlebt zu haben„. Dieser Idee von Kritik nicht genug, wird auch gleich die eigene Teilnahme per offenem Brief abgesagt. Und mit vereinten Kräften (und vereinten medialen Möglichkeiten) das ganze zum „Eklat“ hochstilisiert. Selbstverständlich, ohne das Gespräch zu suchen, dafür aber in breitest möglicher Öffentlichkeit.

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Mir geht es hier nicht um die Frage, wer 2013 mit der Kompassnadel ausgezeichnet wird (dazu sind zur Genüge spannende Gedanken geäußert worden), oder welche Meinung ich selbst dazu habe. Mir geht es an dieser Stelle darum, wie wir mit einander umgehen.

  • Ist „zu jung“ ein valides Argument? Seit wann? Und welchen Inhalts?
    Gibt es keine besseren Argumente als das Alter?
    Ist das unsere ganz eigene Art der Alters-Diskriminierung?
  • Oder geht es eigentlich gar nicht um Laudatio und Laudator, sondern vielmehr eher (weiterhin) um den Laudierten?
    Nach dem Motto „wenn schon die Entscheidung, wer den Preis bekommt, unverrückbar feststeht, dann prügeln wir stattdessen auf den Laudator ein„? Werden hier gerade „Stellvertreter-Prügel“ ausgeteilt?

Ich frage mich, müssen wir eigentlich jede/n, der nicht unserer Meinung ist, möglichst gleich mundtot machen? (Denn was ist „zu jung“ anders als ein ‚Totschlag-Argument‚?) Und wenn’s mit Argumenten nicht mehr geht, dann halt diskreditieren?

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Warum mich das so ärgert?
Nicht wegen des Preises. Das sollen die in NRW unter sich ausmachen – schließlich ist es der Preis eines Netzwerks dieses Bundeslandes.

Sondern weil ich mich frage, wie wir mit jungen Menschen umgehen, die sich engagieren.

  • Wollen wir wirklich, dass jüngere Menschen sich engagieren, sich selbst aktiv (und das heißt auch: mit ihrer eigenen Meinung) einbringen?
  • Und sind wir dann auch bereit zu akzeptieren, dass sie ihre eigene Meinung haben, ihre eigenen Wege gehen – und das auch äußern?
    Auch wenn es unserer Erfahrung und Meinung widerspricht?
  • Gewähren wir Rechte, die wir für uns selbst ganz selbstverständlich in Anspruch nehmen, auch ‚Jüngeren‘?
  • Können wir die so oft und gerne geforderte Vielfalt und Diversität selbst auch aushalten und leben?

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Ist uns eigentlich bewusst, welches Signal wir gerade jüngeren, potentiell sich engagieren wollenden Menschen setzen, wenn wir jeden Versuch eigener Meinung, sofern er hörbar wird,  direkt mit welch auch immer (hoffentlich) wohl überlegten Argumenten tot machen?

Ist das unsere Vorstellung von ‚Nachwuchs-Förderung‘?

Sieht so Motivation aus?

Oder schaffen wir es, jungen Menschen Raum und Chance zu geben, sich zu entfalten? Sich auszuprobieren, eigene Wege zu gehen, einschließlich des Risikos sich auch zu verlaufen? (Wer sagt denn, dass wir ‚Alten‘ auf dem richtigen Weg sind?) Geben wir ihnen die Chance eigene Positionen zu finden – auch dann, wenn wir ihre Meinung zunächst nicht teilen?

Ich frage mich, ist es an der Zeit, dass einige ‚ältere Säcke‘ (mich eingeschlossen), die schon seit vielen vielen Jahren dabei sind, die die Aids-Krise von Beginn an mit erlebt haben, sich langsam eher zurück nehmen? Gelegentlich auch einmal bewusst, das Gefühl des vermeintlichen eigenen „Besser-Wissens“ aushaltend, den Mund zu halten? Und Jüngeren den erforderlichen Raum geben?

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Als die Aids-Krise begann, war ich selbst 23, 24 Jahre alt. Jahre folgten, die mich und meinen Lebensweg sehr beeinflusst, wohl auch geprägt haben. Vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit, dass die heute 24jährigen einen neuen Blick auf manche Dinge werfen. Und auch manchen Ballast über Bord werfen.

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Jugend, junges Lebensalter ist Chance für eine Stärke. Eine Stärke, Dinge anders sehen zu können als wir Älteren, die schon viele Jahre und Erfahrungen „auf dem Buckel haben“, Erfahrungen die uns manches Mal auch den Blick verstellen, einengen. Jugend beinhaltet die Chance zum frischen, unverbrauchten, ganz eigenen Blick.

Geben wir jungen Menschen mehr Chance. Mehr Freiraum. Halten wir ab und an im richtigen Moment unseren Mund und lassen sie ihren eigenen Weg gehen.

Und benutzen wir nicht ihr junges Lebensalter als Argument. Es ist keines, erst recht keines gegen sie.

Schließlich – es geht nicht nur um unsere Zukunft, die sie (mehr als wir) zukünftig gestalten werden.

Es geht vielmehr noch um ihre eigene Zukunft, die der heute Jungen – und sie haben  jedes Recht dazu, diese selbst gestalten zu wollen!

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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

31 Antworten auf „Die Jugend von heute … – oder: kann man “ zu jung “ sein?“

DANKE!!
..Du schreibst mir aus dem Herzen mit dieser klar differenzierenden Stellungnahme!! DAS genau trifft den Punkt!!

Ich entsinne mich gut an mein erstes Positiventreffen im Jahr 1998, da wurde mir -ich war 23 Jahre- von einigen Langzeitpositiven ernsthaft vorgehalten, dass ich noch keine Freunde an AIDS verloren hatte.
Ja, ich habe die großen Krisen und Debatten nicht miterlebt, ich habe keine Freunde durch HIV verloren, ich bin kein Rentner und kein Kunde der Aidshilfen – ist das ein Makel?
Weder möchte ich, dass sich junge Positive sich in Jungpositiventreffen separieren, noch dass die Langzeitpositive herablassend auf die anderen gucken.
Beides ist ein Ausdruck von Hilflosigkeit.

wenn wir uns gegenseitig vorhalten, „nicht genug“ positiv zu sein …wie wollen wir da gemeinsam und erfolgreich für unsere interessen eintreten?

sei froh, dass du die „zehn furchtbaren Jahre“ nicht miterlebt hast. Und nein, das ist kein Makel – sondern ein Glück.

„Du kannst es ja nicht wissen…“ ein Titel, den sich manche mal anhören sollten, bevor sie Dinge in die Welt tragen. Eine tiefe Weisheit. Das ist eben kein Fehler, sondern auch eine Chance, eigene Zugänge zu entwickeln. Damit aber auszuschließen, es also als Vorwurf zu formulieren, eröffnet diese Chance nicht, sondern verbaut sie. Das finde ich falsch. So kann das, was wir beim Runden tisch bemängelt haben, nämlich, dass es einen Dialog zwischen Generationen nicht gibt, der eigene Geschichte vermittelt und eigene Verletzungen auch darstellt und vielleicht nachfühlbar macht, nicht gelingen.
Ich kann die Entscheidung für den Spiegel noch immer nicht verstehen. Und verstehen ist an dieser stelle nicht nur rational. Aber ich werde nicht zuschauen, wie ein junger Mann, den ich für seinen Mut und seine unkoventionalität schätze, öffentlich geprügelt wird, wenn eigentlich andere zu prügeln wären. Und den Vorwurf kenne ich nur zu gut. Also Marcel, du wirst da eine Laudatio halten und wir können uns hinterher gerne streiten – vielleicht auch nicht, weil ich das jetzt noch nicht wissen kann, was du sagen wirst – über das, was du sagst. Alles andere ist müßig. Die Mutter, die ihrem Kind dieses Lied singt, hat im übrigen realisiert, dass es keinen Sinn hat, Leuten dieses Nichtwissen vorzuwerfen. Es erzählt eigentlich nur etwas über die, die ihn erheben und das hat mit eigenen Versäumnissen zu tun.

Zu jung gibt es nicht! – denn alter sagt garnichts über die Fähigkeiten, das Wissen oder die Erfahrung eines Menschen, auch eines als „jung“ bezeichneten aus. Jeder sammelt mit der Zeit seie Erfahrungen und und es kann gut sein (und muss auch gestattet sein!) seine Meinung aufgrund von wachsender Erfahrung zu verändern und zu diferenzieren, aber ein zu jung gibt es nicht!

Das Argument zu jung wird oft von jenen Bnutzt die selbst keinerlei bezug mehr zu Ihren frühen Jahren haben in denen Sie selbst vielleicht aus der Sicht anderer konfuse nicht gerechtfertigte und aus deren Blickwinkel falsche Meinungen vertreten haben. Jene die ernsthaft glauben sie hätten die Weißheit mit der Muttermilch aufgesaugt und sich womöglich auch mit den jungen dynamischen und oftmals auch energischen Stimmen konfrontiert, bedroht sehen. Bedroht von der neuen Generation die versucht sich Gehör und Geltung zu verschaffen. Dabei so meine ich kommt wenn die facktichen Argumenten alle ausgetrocknet und weggebrochen sind – gerne und viel zu oft das Argument zu Jung!

An sich ist dies ein Generationenkonflikt der uhr alt ist. In dieser Debatte wird er jedoch noch einmal höher gehängt da es hier um ein sehr sensibles Thema geht. Natürlich kann ein Junger HIV posotiver nicht nachvollziehen wie es ist reihenweise geliebte Menschen wie die Fliegen sterben zu sehn!
ABER DAS MUSS ER AUCH NICHT! Diese Bürde ist unserer Generation ( ich bin selber 24 und seit fast 5 Jahren in der Prävention tätig) glücklicherweise erspart geblieben. Das bedeutet aber nicht das ein Laudator nicht auch Erahnungen gute und schlechte gemacht hat, die ihn sehr wohl dazu befähigen aussagekräftige, ehrliche und genauso wahre Erlebnisse und Erfahrungen zu haben wie jemand der 50, 60 oder noch älter ist. Man muss nicht alles selbst erlebt haben um es ernsthaft glaubhaft und ehrlich schildern zu können. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ob durch persönliche Erfahrung, weitergabe durch dritte oder angelesenes Wissen. Qualifiziert in allen Fällen auf eine weise die würdigenswehrt ist. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und die auf diesem Wissen basierende eigene Meinung müssen unabhängig vom alter Gewicht haben.

Ich selber der ich negativ bin, hatte einen Partner der positiv war und auch hierfür musste ich mich im nachhingen rechtfertigen und mir vorwerfen lassen ich wüsste garnicht worauf ich mich da eingelassen hätte und ich währe zu jung um zu wissen was ich getan hätte…ich währe zu jung und naiv. Das die Beziehung heute nicht mehr existiert hat andere Gründe auf die ich hier nicht eingehen werden Nur soviel Eine Beziehung muss viele Steine überspringen und HIV ist nicht der Größte davon! Und ich würde es wieder tun!

Auch ich kann vieles nicht aus erster Hand berichten. Ich habe vielleicht einen weiteren zusätzlichen Blickwinkel. Aber das stuft meine Erfahrungen und meine Meinung nicht herab.
Und wenn wir auf diese Debatte bezogen hier einen Jungen Menschen haben der sich durch seinen persönlichen Umgang mit der Thematik so besonders und ehrenwert hervortut dann kann man ihn aus meiner sicht nur beglückwünschen. Beglückwünschen dafür das er den Mut gefunden hat so damit umzugehen und vielen ein Beispiel zu geben, und diesen vielen auch in Vertretung ein Gesicht.

Solches Engagement sollte mehr (und in diesem Fall ja auch geschehen) Ausgezeichnet anstatt niedergeknüppelt werden! Einerseits wird bewendet wie man IN SO JUNGEN JAHREN schon so souverän und selbstbewusst damit umgeht. Und wenn es dann daran geht auch einmal zu schwierigen Themen etwas sagen zu dürfen dann wird schnell zurückgepiffen und auf die fieseste und verletztenste weise zugetreten und unter anderem mit dem haltlosesten Argument das übrig bleibt… dem Alter!

Ich wünsche mir generell einen wertschetzenderen Umgang mit Jungen Menschen! Mehr Offenheit auch für „Junge Ideen“ und die Anerkennung auch „Junger Lebenserfahrung“
Ich bedauere sehr das ich in diesem Jahr keine Einladung habe um dieser Ladudazio beizuwohnen wünsche dem Laudator aber alles was Ihm Kraft, Stärke und Mut gibt seinen Weg weiter zu gehn und bin sehr gespannt!

„alter sagt garnichts über die Fähigkeiten, das Wissen oder die Erfahrung eines Menschen“ – da stimme ich dir zu!

und ja, es hat auch mit Generationen-Konflikten zu tun, das wird in der Debatte ja immer wieder deutlich. Ein Konflikt, den wir hier auch führen und aushalten müssen – um unserer Zukunft willen

„junge Lebenserfahrung“ ist eine schöne Formulierung 🙂

Das Argument „jemand sei zu jung für etwas“ ist unsäglich und zeigt nur Hilflosigkeit, eiigene Argumente zu haben. Noch schlimmer finde ich es als jemand, der auch Personalverantwortung trägt und sich zugleich aktiv in der Mitbestimmung enagagiert, wenn direkt oder indirekt zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter so diskutiert wird. Das halte ich für sehr grenzwertig und nicht akzeptabel.

vielleicht ist eine Reihenfolge zu beachten. In einer Situation von Personalverantwortung scheint mir zunächst das direkte persönliche Gespräch angeraten. Dann (aber höchstens dann, danach) mag es Situationen geben, in denen auch Öffentlichkeit (am besten persönlich angekündigt) angebracht ist. Meine Meinung.

Das Versöhnliche für den Blick nach vorne kann oft nur in der Jugend liegen – in der Jugend einer neuen Generation betroffener, ebenso in der Jugend einer neuen Generation berichtender. Die Vergangenheit nicht auszublenden, sogar einen Schlaglicht drauf zu werfen, so hatte ich Marcel von Anfang an verstanden. Dennoch auch eine Akzeptanz und Auszeichnung einer Veränderung zu respektieren, dass ist Ziel der Laudatio. Ein überwindbarer Graben, Gräben können nicht immer nur durch eine aktiv ausgesprochene explizite Entschuldigung überwunden werden. Zudem kommt in einer nachträglichen Betrachtung noch die Erwiderung des Spiegels (oft auch Dankesrede genannt) bei der Annahme des Preises in die Waagschale.
Lieber Marcel,
Ich hatte mal die Ehre auf Dich eine kurze Laudatio zu halten und das Glück, dass Deine Auszeichnung nicht im Ansatz so kontrovers war. Du hast den richtigen Gedankengang und Du hast den Blick nach vorne – dabei den Blick auf die Vergangenheit nicht ausblendend. Bleib so wie du bist 🙂

Ich mag und schätze an Jugend ja auch den rebellischen Blick, aber deine Formulierung „Das Versöhnliche für den Blick nach vorne“ ist schon klasse .-)
schöner Gedanke!

Also, ganz ehrlich… Zur plötzlichen NICHT-Teilnahme des Vorjahressiegers. Ich finde das zu diesem Zeitpunkt nur peinlich. Wann wurde er eingeladen? Letztes Wochenende? Plötzlich ist der Mann überrascht und ganz entsetzt darüber, dass der Spiegel ausgezeichnet wird und er als letztjähriger Preisträger auch anwesend sein soll?! Ich verstehe seine Argumente. Ich könnte mir auch ein anderes Medium für die Kompassnadel vorstellen. Und ich finde auch die Begründung des Schwulen Netzwerkes schwach. Aber, er hatte monatelang Zeit um sich zu äußern und/oder die Teilnahme abzusagen. Sich vier Tage vorher divenhaft über die Presse zu äußern, finde ich wenig souverän und stillos.

Aber, wo bleibt eigentlich der Aufschrei wegen des Vorgehens des Vorstands Menschen? Ein Mitglied des Vorstandes, der Institution in der Marcel angestellt ist, schreibt in einem offenen Brief seine Gedanken zur Kompassnadel und Marcel auf und schickt diesen Brief an Medien und wer weiß noch an wen. Nur nicht an Marcel? Was ist das denn? Der Vorstand soll vor seinen Leuten stehen und ihnen nicht mit so einer Aktion in den Rücken treten. Das ist ein Affront. Das ist eine bodenlose Unverschämtheit. Wenn er den Angestellten misstraut, dann hätte er die Laudatio selber halten können. Er hätte sich die Rede vorlesen lassen können und in gemeinsamen Gesprächen, seine Kritikpunkte anbringen können. Aber auch nicht VIER Tage vorher. Das macht mich so wütend. Würde mein Aufsichtsrat sich in dieser Form mir gegenüber verhalten…mir das Vertrauen so entziehen…welche Grundlage würde ich noch für eine Zusammenarbeit sehen?
Und das Argument einzufügen, er sei zu Jung, ist doch lächerlich. Das würde bedeuten, dass ich in Hamburg mit nicht einem 19 jährigem ehrenamtlichen Kollegen mehr arbeiten dürfte, weil er zu Jung für die AIDS-Hilfe ist. Man muss Tod und Leiden der damaligen Zeit nicht mitbekommen haben, um vernünftig in diesem Kontext arbeiten zu können. Es geht um Empathie. Es geht darum verstanden zu haben. Und es geht darum, mit Leidenschaft für eine Haltung zu kämpfen. Das spricht dieser Vorstand Marcel ab.
Eine Frechheit.
Ich werde mir das am Samstag anhören. Und ich bin mir so sicher, dass Marcel eine ausgewogene Rede halten wird, auf alle Punkte eingeht und keine Lobeshymne auf den Spiegel singt. Er wird phantastisch vorbereitet sein und viele Stunden Arbeit in diese Laudatio gelegt haben. Hat dieses Vorstandsmitglied jemals etwas von ihm gelesen? Apropos.. Lest Euch das Interview in dem aktuellen Pharmablättchen „Life HIV“ mit ihm durch. Er hat so Recht. Wenn wir so wenig wertschätzend mit (jungen) Menschen umgehen, werden wir sie verlieren. Das tut sich keiner zweimal an. Würde ich mich gegenüber meinen ehrenamtlichen Kolleg_innen in Hamburg so verhalten…dann würden uns nicht 160 Menschen unterstützen, sondern vielleicht fünf. Ehrlich…bei so einem Verhalten, sammelt sich Speichel auf meiner Zunge.

die Situation der Personalverantwortung, die du ansprichst, scheint mir auch besonders problematisch (bzw. das Verhalten in dieser Situation) – ist eine Frage, die der Verein intern zu klären haben wird

Bin gesapnnt auf deinen Bericht über Preisverleihung, Laudatio und Reaktionen 🙂

Das „zu jung“-Argument ist ja wohl sehr billig. Ich denke da gerade an die Wiederaufarbeitung des Dritten Reichs. Darf ich als „junger“ Mensch da keine Meinung zu haben, weil ich es nicht von Anfang an miterlebt habe? Wenn das so ist, haben wir also kein Problem mehr, weil ja alle zu jung sind um sich eine Meinung dazu zu bilden?

Zu jung, zu alt…
ist doch alles blödsinn.Marcel hat in seinen jungen Jahren wahrscheinlich mehr bewegt als viele andere, die vielleicht seit 20 Jahren positiv sind und sich seit dem nur verstecken. Erfahrung kommt nicht mit dem Alter sondern mit dem Tun. Martin Dannecker hatte seine gründe die Laudation zu verweigern, die viele nachvollziehen können, die die alten Zeiten miterlebt haben. Ich verstehe es und denke auch, warum ausgerechnet der Spiegel?
Marcel sieht die Sache aus einer ganz anderen Perspektive. Und das ist auch gut so. Das ist eben der Vorzug der Jungen, die Welt aus einem anderen Winkel betrachten zu können. Man entwickelt mit der Zeit gewisse Ansichten an, die heute nicht mehr unbedingt absolut sein müssen. Sicher mag der Spiegel seit einiger Zeit pro zu den Homo-Rechten schreiben und unsere Forderungen unterstützen. Genauso wahr ist aber dass er durch seine Aids-Artikel der frühen Jahre eher Stimmung auch gegen schwule gemacht hat. Jeder hat seine eigen Wahrheit, je nachdem wie er es erlebt hat. Man muss der Jugend das Recht lassen die Welt anders zu sehen wie die Alten, sie erleben die Welt auch anders.

„Das ist eben der Vorzug der Jungen, die Welt aus einem anderen Winkel betrachten zu können.“ – genau, da stimme ich dir voll zu. und diese Chance sollten wir auch aktiv nutzen statt sie zu diskreditieren

„Man muss der Jugend das Recht lassen die Welt anders zu sehen wie die Alten, sie erleben die Welt auch anders.“

Leben – die Welt ist permanent in einem Wandel begriffen. Wer Stillstand oder warten einfordert versteht wenig davon wie Leben funktioniert.

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