Zuletzt aktualisiert am 2. Juli 2024 von Ulrich Würdemann
Noch vor 20 Jahren war Bordeaux eine dunkle, grauschwarze Stadt. Abgase der letzten Jahrzehnte hatten Häuser, Kirchen, Baudenkmäler geschwärzt. Die Straßen verstopft von Verkehr, die wenigen oft nicht eben einladenden Plätze als Parkplätze missbraucht.
Völlig anders präsentiert sich Bordeaux heute: in den vergangen Jahren – besonders unter Bürgermeister Alain Juppé – hat sich die Stadt beeindruckend verändert. Sie betrieb massiv Stadterneuerung. Bordeaux ist zu einer strahlenden, jungen und sehr lebendigen Stadt geworden. Beeindruckende City, Flanieren am Fluss, wilde Atlantik-Strände – Bordeaux hat dem Touristen (auch dem schwulen) viel zu bieten.
Bordeaux – Weltkulturerbe und Moderne
Bordeaux, Hauptstadt der Region Aquitanien und Metropole des Südwestens, ist die neunt-größte Stadt Frankreichs. Der Großraum (mit umliegenden Kommunen, genannt CUB Communauté Urbaine de Bordeaux) kommt auf knapp 750.000 Einwohner und liegt damit auf Platz 6 der größten Stadträume in Frankreich.
Seit 2007 ist das annähernd 2.300 Jahre alte Bordeaux UNESCO-Weltkulturerbe, genauer der Stadtkern („Stein-Stadt“, das ‚Vieux Bordeaux‘, begrenzt von den Cours und der Garonne). 347 Denkmäler zählt die Stadt – und ist damit laut UNESCO das gebiet mit der höchsten Anzahl an Denkmälern.
In dem beeindruckenden Ensemble mit seinem grandiosen, fast vollständig erhaltenen historischen Bild der Stadt, lohnt das Herumstromern, Entdecken immer neuer interessante Ecken. Zunehmend interessant auch das ‚andere‘ Garonne-Ufer, zu erreichen über die beeindruckende pont de Pierre, die älteste Garonne-Überquerung, oder die ganz neue pont Chaban-Delmas.
Sich verändern und doch seine Identität zu bewahren – diese Gratwanderung hat die Stadt in den vergangenen 20 Jahren beeindruckend geschafft. Der PKW-Verkehr wurde im Innenstadtbereich weitgehend zurück gedrängt, wichtigstes Verkehrsmittel in der Innenstadt ist seit 2003 eine moderne neue Straßenbahn, die im UNESCO-geschützen Weltkulturerbe-Bereich der Innenstadt völlig ohne Oberleitung fährt. Massiv ausgebaut wurde das Radwege-Netz , in der Stadt aber auch im Umland bis zu den Atlantik-Stränden. Die meisten Häuser der Innenstadt wurden inzwischen saniert, strahlen wieder zwischen ocker und gelb. Viele Straßen wurden verkehrsberuhigt, Fußgängerzonen ausgeweitet, Plätze neu gestaltet. Veränderungen, die nicht immer problemlos waren, auch hier gab und gibt es Debatten über Verdrängung und Gentrifizierung – aber auch einen breiten Konsens, dass die Veränderungen insgesamt positiv für Bordeaux sind.
Die gesamte Innenstadt ist heute ein Revier für Entdeckungs-Spaziergänge durch die verschiedenen Viertel, Pausen und Café auf einem der vielen kleinen Plätzen, oder Staunen auf einem der größten unbebauten Plätze Europas, der place des Quinconces (125.000 m²), Entdecken bürgerlicher Wohnbezirke mit Parks und Boutiquen oder studentisch geprägter Vierteln – Bordeaux hat vier Universitäten und ist bereits seit 1441 Universitätsstadt.
Auf beeindruckende Weise hat Bordeaux sind in den vergangenen Jahren zum Wasser geöffnet, die Garonne in das Stadtleben zurück geholt: die Kai-Anlagen an der Garonne, die einst seit der Aufgabe des städtischen Seehafens meist leerstehenden Schuppen wurden teils abgerissen, stattdessen Plätze angelegt, Brunnen, Parks, während sich im nördlichen Teil in den sanierten Schuppen (auch aus dem früher als etwas bizarre nächtliche Cruising-Area bekannten Hangar 17) Geschäfte, Restaurants und Bars angesiedelt haben. Der Verkehr entlang der Uferstraße wurde stark eingeschränkt. Wo früher Stückgut-Frachter anlegten, stehen heute Angler und Touristen – oder Kreuzfahrschiffe legen an.
Bordeaux – Stadt der Lebensqualität
Touristen wie Bordelais (wie die Einwohner genannt werden) wissen Bordeaux auch als Stadt der Lebensqualität zu schätzen. Zuvorderst natürlich – der Wein, die Weingüter und Chateaux des Médoc (für deren Besichtigung sich übrigens im Gegensatz z.B. zur Champagne eine vorherige Anmeldung z.B. über Internet empfiehlt).
Ein besonderer Höhepunkt hier für Sportler: der ‚Marathon du Medoc‚ (der 2013 am 7. September stattfindet) – weit mehr als ’nur‘ ein weiterer Marathon-Lauf, geht es hier doch vielmehr darum, die verschiedensten Weingüter zu entdecken, auch in Form von Kostproben, und sich zwischendurch mit lokalen Spezialitäten wie Austern zu stärken. Gelaufen wird auch – aber für viele stehen doch Spaß und Genuss im Vordergrund (bei Interesse: sehr frühzeitige Anmeldung empfohlen!).
Regionale Spezialitäten stehen auch beim Essen im Vordergrund:
kleine Meeresfrüchte-Platte (Araignée, Austern, Amandes, Bulots)
Die Küche aus Bordeaux und den umliegenden Regionen hat viele Spezialitäten zu bieten, von Austern (huitres) und anderen (hierzulande oft weitgehend unbekannten) Meeresfrüchten bis zu Steinpilzen, Wild und Confits (keine Konfitüren, sondern in eigenem Saft eingelegtes Fleisch) – oder leckeren nur in der Region bekannten Desserts wie die Cannelés (ein nach Zimt und Vanille schmeckendes Eierteig-Gebäck):
Dünen, Strand und Wälder – schwules Strandleben bei Bordeaux
Die Region Aquitanien, deren Hauptstadt Bordeaux ist, ist auch bekannt für ihre nahezu unendlichen Strände: goldgelber Sand, kilometerlange Strände, Sonne pur, Atlantik – die Strände des Medoc sind als Paradies bekannt, für Badende und Wanderer, besonders aber für Wellenreiter, Surfer (‚la grande glisse‚). Nicht umsonst finden hier jeden Sommer Wettkämpfe nationaler und internationaler Surf-Meisterschaften statt (bes. sehenswert die ‚Lacanau pro‘ in Lacanau-Océan).
Bordeaux selbst liegt zwar etwa 50 km von der Atlantik-Küste entfernt – zahlreiche Strände der nahen ‚Cote d’Argent‘ sind jedoch dank guter Straßen- und brauchbarer Bus-Verbindungen gut erreichbar – darunter auch einige entdeckenswerte schwule Strände 🙂 .
Der bekannteste unter den schwulen Stränden ist sicherlich die ‚Plage du Porge‘, der schwule Strand von Le Porge Océan – er gilt als „der“ Strand der Schwulen aus Bordeaux und der gesamten Region. Bis weit in den Herbst hinein tummeln sich hier sonnenhungrige Schwule auf einem riesigen Strandareal nördlich des Hauptstrands (Richtung Lacanau Océan) am Strand, baden in der Brandung (Vorsicht – Baines!), beobachten die Surfer – oder promenieren am Strand. Direkt hinter dem Strand: Dünen und direkt anschließende Kiefern-Wälder, die nicht nur schattige Liegeplätze bieten, sondern auch riesige Areale und verschwiegene Winkel fürs Cruising und mehr als ausreichend Spielfläche für spannende Begegnungen bieten.
Der Strand von Le Porge ist nicht der einzige schwule Strand Aquitaniens. Nahe dem mondänen Badeort Arcachon, der von Bordeaux gut über die Autobahn oder mit dem Zug erreichbar ist, und nahe der beeindruckenden Dune du Pyla (der größten Wanderdüne Europas) ist auch die plage de la Lagune eine Entdeckung wert (Tipp: das Restaurant zwischen Parkplatz und Strand lohnt zum Abschluss des Abends einen Besuch). Zudem sind in der Region zahlreichere kleinere Strände, überwiegend von Einheimischen genutzt, zu entdecken.
Clubs, Saunen, CSD – schwules Leben in Bordeaux
Nach einem heißen Tag am Strand ab unter die Dusche – und das schwule Leben von Bordeaux entdecken. Zahlreiche Cafès, Bars und Clubs warten auf Entdeckung, am Wochenende bieten diverse Parties Möglichkeiten Bordeaux und die Bordelaiser kennen zu lernen. Mit der Tram oder zu Fuß sind fast alle Lokalitäten bequem zu erreichen.
Und falls das Wetter einmal nicht so mitspielt: auch mehrere schwule Saunen finden sich in der Stadt, die einen Besuch immer wieder wert sind. Teils haben sie zudem besondere Aktionen, z.B. Motto-Veranstaltungen für die Liebhaber besonderer Fetische, oder Parties zum CSD.
Wobei – der Begriff ‚CSD‘ (oder Christopher Street Day) ist in Frankreich wenig bekannt, hier heißt es ‚Lesbian and Gay Pride de Bordeaux‘. Jedes Jahr findet eine Parade statt, der ‚Marche des Fiertés‘ (‚Parade des Stolzes‘), dieses Jahr nahmen am 8. Juni über 5.000 Personen an der Parade teil.
Nützliche Adressen:
– das Lesben- und Schwulenzentrum Girofard: ‚Centre Lesbian Gay Bi Trans Bordeaux – Aquitiane Le Girofard‘
– Aides, die französische Aidshilfe-Organisation, Büro für das Department Gironde Aides Gironde in Bordeaux, 6 quai de Paludate.
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praktische Tipps:
Bordeaux ist gut zu erreichen per Bahn (Bahnhof St. Jean, ab Paris mit TGV in ca. 3 Stunden), per Flugzeug (Flughafen Bordeaux Merignac) oder per Auto.
Um die Sehenswürdigkeiten von Bordeaux zu erkunden, leistet die Mobil-App der Stadt ‚Bordeaux Monument Tracker‘ des Office de Tourisme wertvolle Dienste.
Der schwule Strand bei Le Porge Océan ist von der Innenstadt etwa 55 km entfernt, und am besten mit dem PKW zu erreichen (großer Parkplatz vorhanden).
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Modifizierte Version eines Artikels, den ich für queer.de geschrieben habe; dort ist er am 27.7.2013 erschienen unter dem Titel Bordeaux – die Schöne mit den wilden Stränden.
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Aktualisierung
07.11.2013: seit Ende Oktober 2013 bot bietet das Office de Tourisme auch eine Bordeaux Stadtführung schwul lesbische Geschichte an.
Und auf der Garonne besteht seit Mai 2013 ein Schiffs-Fährverkehr, das BatCub.
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50 Antworten auf „Bordeaux – Weltkulturerbe zwischen Fluß und Meer“
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[…] titelt die Regionalpresse. Wegen eines homophoben Überfalls sind am 21. September 2012 in Bordeaux drei junge Männer verurteilt […]
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[…] ist sie bei Touristen äußerst beliebt – auch wenn sie sich als Nahverkehrs-Angebot für Bordeaux erst durchsetzen muss: Bat’Cub (für bateaux de la CUB, CUB = Großraum Bordeaux), die neue […]
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[…] des kompletten Zitats, das in dieser Tafel in der Fußgängerzone von Bordeaux (nahe der Oper) im Ausschnitt wiedergegeben […]
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