Zuletzt aktualisiert am 2. April 2022 von Ulrich Würdemann
30. September 1981: Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich – am 30. September 1981 stimmte nach der Nationalversammlung auch der Senat der Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich offiziell zu. Seit 2007 ist die Todesstrafe in Frankreich zudem per Verfassung verboten.
Bis 1981 konnte in Frankreich die Todesstrafe vollzogen werden – mit der Guillotine, dem 1789 in der französischen Revolution vom dem Arzt Joseph-Ignace Guillotin ‚erfundenen‘ Fallbeil. Mit Dekret vom 20. März 1792 wurde seine Guillotine zum einzigen Hinrichtungsmittel für zum Tode Verurteilte bestimmt – ein Dekret, das 1981 noch in Kraft war. Vollstreckt wurde die Todesstrafe in Frankreich letztmalig am 10. September 1977 (Hinrichtung Hamida Djandoubi mit der Guillotine in Marseille).
„Jedem zum Tode Verurteilten wird der Kopf abgeschlagen“
(französische Verfassung ab 1791)
1981: Todesstrafe in Frankreich wird abgeschafft
Schon Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing war ein erklärter Gegner der Todesstrafe – ohne dass er jedoch deren Abschaffung umsetzte. Erst Francois Mitterrand zog 1981 in den Präsidentschafts-Wahlkampf u.a. auch mit dem Versprechen, die Todesstrafe abzuschaffen, falls er gewählt werde.
Mitterrand siegte, wurde am 10. Mai 1981 zum vierten Präsidenten der fünften Republik ernannt. Justizminister Robert Badinter (der auch bei der Abschaffung des Strafrechts gegen Homosexuelle in Frankreich eine bedeutende Rolle hatte) trieb die Bemühungen um die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich sofort zügig voran.
„Demain, grâce à vous, la justice française ne sera plus une justice qui tue. Demain, grâce à vous, il n’y aura plus, pour notre honte commune, d’exécutions furtives, à l’aube, sous le dais noir, dans les prisons françaises. Demain, les pages sanglantes de notre justice seront tournées.“
(„Morgen wird dank Ihnen die französische Justiz keine Justiz mehr sein, die tötet. Im Morgengrauen unter dem schwarzen Himmel wird es zu unsererer gemeinsamen Schande in französischen Gefängnissen dank Ihnen keine verstohlenen Hinrichtungen mehr geben. Morgen werden die blutigen Seiten unserer Justiz umgeschlagen sein.„)
(Robert Badinter am 17.9.1981)
Robert Badinter hielt eine aufsehen erregenden Rede vor der Nationalversammlung am 17. September 1981. Schon am Tag darauf erhielt er eine breite Mehrheit für seinen Gesetzesvorschlag, der mit 363 zu 117 Stimmen angenommen wurde. Am 30. September 1981 stimmte der Senat offiziell zu (160 zu 126 Stimmen) – die Todesstrafe in Frankreich ist abgeschafft (als letztes Land in West-Europa). Das Gesetz Nr. 81-908 trat am 9. Oktober 1981 formal in Kraft.
Todesstrafe in Frankreich – per Verfassung verboten
Am 3. Mai 2002 unterzeichnete Frankreich das Protokoll Nr. 13 der Europäischen Menschenrechts-Konvention, das die ausnahmslose Abschaffung der Todesstrafe vorsieht.
Seit 19. Februar 2007 ist die Todesstrafe nicht nur abgeschafft – in der französischen Verfassung findet sich seitdem ein Verbot der Todesstrafe. Artikel 66 (1) lautet seitdem prägnant
„Nul ne peut être condamné à la peine de mort.„
(Niemand darf zur Todesstrafe verurteilt werden.)
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Ganz vorbei ist es mit der Gedankenspielen zur Todesstrafe in Frankreich noch nicht. Marine Le Pen, Vorsitzende des rechtsextremen Front National, spricht sich namens der Partei immer wieder für die Todesstrafe aus, fordert 2012 und erneut 2015 nach dem Terro-Anschlag auf ‚Charlie hebdo‘ ein Referendum über deren Wiedereinführung.
Alle Gesetzesanträge zur Wiedereinführung der Todesstrafe in Frankreich (insgesamt mehr als 25) scheiterten bisher deutlich. Auch wenn rechtsextreme Politiker in Frankreich (wie noch 2022 der rechtsextreme Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour) immer wieder damit polarisieren …
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Assemblée nationale: Robert Badinter: „L’abolition de la peine de mort“ – Discours à l’Assemblée nationale : 17 septembre 1981 (auch hier)
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5 Antworten auf „Todesstrafe in Frankreich – Abschaffung am 30.9.1981“
[…] betont der ehemalige französische Justizminister Robert Badinter (dem Frankreich u.a. die Abschaffung der Todesstrafe sowie wir Schwulen die Abschaffung des Sonderstrafrechts gegen Homosexuelle verdankt). Badinter […]
[…] angenommen wurde. Am 30. September 1981 stimmte der Senat offiziell zu (160 zu 126 Stimmen) – als letztes Land in West-Europa schaffte Frankreich die Todesstrafe ab. Am 9. Oktober 1981 trat das Gesetz Nr. 81-908 formal in […]
[…] Todestrafe: Giscard bezeichnet sich zwar als Gegner der Todesstrafe, unternimmt aber in seiner Zeit als Präsident keine konkreten Schritte zu deren Abschaffung. Im ‚loi sécurité et liberté‘ (Gesetz über Sicherheit und Freiheit) vom Februar 1981 hat Justizminister Alain Peyrefitte zwar ursprünglich die Abschaffung der Todesstrafe mit vorgesehen, nimmt dies aber auf Druck gaullistischer Abgeordneter zurück. Erst unter seinem Nachfolger Mitterrand schafft Justizminister Robert Badinter die Todesstrafe in Frankreich 1981 ab. […]
[…] oft polemisch formulierten Positionen und Parolen, mit dem Kokettieren der Wiedereinführung der 1981 abgeschafften Todesstrafe in Frankreich bot und bietet er ihnen eine neue […]
[…] ist seit 1966 verheiratet mit Robert Badinter. Der Jurist, Politiker und ehemalige Minister setzte in Frankreich u.a. die Abschaffung der Todesstrafe sowie des Strafrechts gegen Homosexuelle […]