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Frankreich

die Russland-Connection der Homogegner

Zuletzt aktualisiert am 1. November 2024 von Ulrich Würdemann

Die Gegner der Homoehe vernetzen sich auch in Europa zunehmend. Aktionen in Deutschland wirken wie nach Fahrplan aus Frankreich, und in beiden Ländern gibt es zunehmende Verbindungen zu extremen Homo-Gegnern aus Russland. Im Mittelpunkt der Russland-Connection der Homogegner: das ‚Institute of Democracy and Cooperation‘ (IDC) in Moskau / Paris / New York:

Schaltstelle der Russland-Connection der Homogegner : das IDC Paris

In Frankreich steht im Mittelpunkt des Kampfes gegen die Homoehe die Gruppierung ‚manif pour tous‘ (mpt). Die ‚manif pour tous‘ (mpt) und ihre Gruppierungen haben teils enge Kontakte zu russischen Kanälen.

Im Zentrum der Russland-Connection der Homogegner dabei: das ‚Institute of Democracy and Cooperation‘ /  ‚Institut de la democratie et de la cooperation‘ (IDC) in Moskau, Paris und New York.

Das IDC ist ein Thinktank, der 2008 gegründet wurde und offiziell von russischen Geschäftsleuten und NGOs finanziert wird. Es wird in Paris geleitet von der ehemaligen (2008 nicht wieder gewählten) Duma-Abgeordneten Natalia Narochnitskaya – und dient letztlich dazu, als pro-Kreml-Organisation Putinsche Ideen [vgl. Putinismus] in Westeuropa populärer zu machen. Das IDC ist immer wieder Veranstaltungspartner von Rechspopulisten und Rechtsexremisten in Frankreich (wie auch in Deutschland).

Natalia Narochnitskaya im Februar 2012 (Foto: wikimedia / Premier.gov.ru)
Natalia Narochnitskaya im Februar 2012 (Foto: wikimedia / Premier.gov.ru, cc by 4.0)

Natalia Narochnitskay – premier.gov.ruCC BY 4.0

Narotschnitzkaya ist (wie der Ideologe und zweitweise als ‚Putisn Einflüsterer‘ bezeichnete) Igor Dugin Mitglied der rechtsextremen Denkfabrik Isborsk Club.

Natalia Narotschnizkaja – Direktorin des IDC Paris

Natalia Narotschnizkaja, die Direktorin des IDC Paris, gibt sich gerne arglos, was Lesben- und Schwulenrechte angeht. Über die Situation Homosexueller in Russland stellt die nationalistische (ex- Rodina) Politikerin fest

Niemand greift die Rechte der Schwulen an, wir sind alle sehr froh, dass die rigiden Gesetze aus der Sowjetzeit abgeschafft wurden.

Natalia Narotschnizkaja

Eine bemerkenswerte Äußerung – die angesichts aktueller Berichte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nur als realitätsfern bezeichnet werden kann.

So sieht die reale Politik des IDC und konkret des IDC Paris unter ihrer Leitung auch anders aus.

Das IDC veranstaltet ‚Runde Tische zur Verteidigung der Familie‘, über die berichtet wird mit Fotos, auf denen Russland von Demonstranten der Homoehe-Gegner der ‚manif pour tous‘ via Transparent um Hilfe gebeten wird, die französische Demokratie sei in Gefahr.

Gern gesehene und von Narochnitskaya freudig begrüßte Rednerin auf Veranstaltungen dieses Instituts ist z.B. (neben der ‚unvermeidlichen‘ Mizulina) immer wieder die französische explizite Aktivistin gegen die Homoehe Béatrice Bourges.

Im ideologischen Mittelpunkt von Veranstaltungen des IDC immer wieder die putineske Behauptung, die „individuellen Freiheiten des liberalen Westens“ trügen mit ihrer „kulturellen, moralische  und politischen Dekadenz“ bereits „die Saat ihrer eigenen Zerstörung in sich„, die wahre „Bedrohung“ liege in der „homosexualistischen Ideologie“ der „Beziehungen zwischen Sexualität, Familien und ‚Gender‘“ [vgl. hierzu auch 2mecs: „Aufklärung leben – konservative gegenaufklärung verhindern„]

John Laughland – Studiendirektor des IDC Paris

‚Studiendirektor‘ des IDC Paris ist der u.a. gerne von Russia Today zitierte britische euroskeptische christlich-konservative Journalist John Laughland.

Laughland, der auch schon in Leipzig vor Homoehe-Gegnern sprach, bemerkte „angesichts des letzten Röchelns des politischen Systems in Frankreich“ könne das Gesetz über die Homoehe in diesem „verrotteten Regime“ „der letzte Tropfen sein, der die Fünfte Republik zum Brechen bringt„.

Seine Ablehnung der Homoehe begründet er, sie Ehe sei „unlösbar verknüpft mit dem Recht eine Familie zu begründen„, es gehe darum, „die traditionelle Familie“ zu verteidigen. Die Situation in Russland bezeichnet er in dieser Hinsicht gerne – wegen des Konzepts der ‚traditionellen Familie‘ – als „hoffnungsvoll„.

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In Frankreich scheinen die Homogegner willige Unterstützer und Lehrmeister in Russland gefunden zu haben. Ähnliches könnte sich auch in Deutschland abzeichnen.

Zu den vom Russlanddeutschen Mathias Ebert gegründeten ‚besorgten Eltern‘, die gegen sexuelle Vielfalt und Schulaufklärung demonstrieren und dazu auch Béatrice Bourges einladen, konstatiert queer.de „Auffällig ist ein starker Russland-Bezug„. Ebert selbst (der auch mit der rechtsextremen und manif-pour-tous-Aktivistin Farida Belghuel sowie auf Veranstaltungen des evangelikalen Radikalpredigers und Aids-Leugners Sasek auftritt) bemerkt dazu in einem Interview mit einer vom Verfassungsschutz beobachteten antisemitisch-islamistischen Internetseite „Wir stehen übrigens bereits international mit Bewegungen im Kontakt, die gegen das gleiche Problem kämpfen (Frankreich, Schweiz, Holland, Russland…)„. Der LSVD Sachsen kommentiert „Die Argumentation der „Besorgten Eltern“ erinnert daher stark an das russische Antihomosexualitätsgesetz“. IDC-Paris-Direktorin Narotchniskaya schreibt bereits für ‚Compact‘, das Magazin des J. Elsässer, IDC-‚Studiendirektor‘ Laughland (der des öfteren mit Elsässer auftritt) sprach auf einem Compact-Kongress in Leipzig.

Vergleicht man Aussagen, Texte, Sprache und Wortwahl russischer Politiker/innen, von Aktivist/innen gehen die Homoehe in Frankreich, und neuerdings Ähnlichem aus Deutschland, könnte man fast den Eindruck einer Russland-Connection der Homogegner gewinnen. Das Gefühl könnte sich einstellen, ein Teil der Agenda der Homogegner in Frankreich und Deutschland werde ideologisch und strategisch in Russland geschrieben.

Lohnenswert also auch für Entwicklungen in Deutschland, die Russland-Connection der Homo-Gegner hierzulande wie auch in  Frankreich immer wieder wachsam im Blick zu behalten.

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Nachtrag
10.02.105: Andreas Kemper spricht in einer Untersuchung für die Friedrich-Ebert-Stiftung von einem Geschlechterkonservatismus‘, den er als ‚Familialismus‘ bezeichnet und unter Verweis auf den französischen Philosophen Michel Foucault folgendermaßen kennzeichnet:

„Familialimus“ meint nicht eine Ausrichtung auf Familie generell, sondern er bezieht sich auf ein sehr eingeschränktes, bevölkerungsbiologisch-nationales und normatives Familienbild. Familien, die diesem Leitbild nicht entsprechen, wie Alleinerziehende, nichtdeutsche Familien, finanzschwache Familien und sogenannte Patchwork- bzw. Regenbogenfamilien, werden marginalisiert, wenn nicht sogar bekämpft. Entsprechend richtet sich der Familialismus auch gegen individuelle Lebensentwürfe, die keine Elternschaft vorsehen. Der Familialismus ist zudem national orientiert, gekoppelt an eine nationale Bevölkerungspolitik, Michel Foucault würde hier von „Biopolitik“ sprechen.

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lesenswert:
Andreas Kemper: Keimzelle der Nation Teil 2 – wie sich in Europa Parteien und Bewegungen für konservative Familienwerte, gegen Toleranz und Vielfalt und gegen eine progressive Geschlechterpolitik radikalisieren. Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Dezember 2014 (pdf, zu Russland und dem IDC vgl. Kap. 2.1.4)

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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

8 Antworten auf „die Russland-Connection der Homogegner“

[…] Hinzu kommt: Konservative Familien-‘Ideale’ propagieren, die “individuellen Freiheiten des liberalen Westens” denunzieren, Toleranz und Vielfalf ablehnen, Eintreten gegen eine vermeintliche “staatliche Frühsexualisierung“, “homosexualistischen Ideologie” und “Genderismus” als Bedrohung für die Gesellschaft darstellen – auch die Homogegner vernetzen sich zunehmend und erhalten international Unterstützung (vgl. hierzu z.B. 2mecs “die Russland-Connection der Homogegner“). […]

Mehr Russland Connection: http://de.wikipedia.org/wiki/Olaf_Latzel

In Olaf Latzels St Martini Kirche in der Bremer Innenstadt wurden beim Christival 2008 auch Homoheiler Workshops veranstaltet.
Ebenso trifft sich dort eine Russlanddeutsche Gemeinde, wie eine Recherche am Schwarzen Brett der Kirche ergab. Die St Martini Gemeinde soll inzwischen ca 2000 aktive Gläubige umfassen, nicht grade wenig für so eine kleine Kirche.

http://de.wikipedia.org/wiki/Olaf_Latzel

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