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Die Denver Prinzipien 1983

Zuletzt aktualisiert am 13. Juni 2023 von Ulrich Würdemann

Denver Prinzipien 1983

Vom 9. bis 12. Juni 1983 traf sich in Denver eine Gruppe AIDS-Kranker (diesen Namen hatte die Krankheit die sie hatten damals allerdings noch nicht) während des Jahrestreffens der US-amerikanischen ‚National Gay and Lesbian Health Conference‘. Erstmals waren damit Aids-Kranke nicht nur Gegenstand von Diskussionen, sondern direkt selbst beteiligt.

Die Konferenz verabschiedete die ‚Denver Prinzipien‚:

Denver – Prinzipien

Erklärungen des „Advisory Committee of People with AIDS“

Wir verurteilen alle Versuche uns als „Opfer“ abzustempeln, ein Ausdruck, der Scheitern impliziert. Ebenso sind wir nur manchmal „Patienten“, ein Wort, das Passivität, Hilflosigkeit und Abhängigkeit von der Fürsorge anderer suggeriert. Wir sind „Menschen mit AIDS“.

Empfehlungen an alle

  1. Helft uns im Kampf gegen diejenigen, die uns unsere Jobs wegnehmen und uns aus unseren Wohnungen hinauswerfen wollen; gegen diejenigen die sich weigern, uns zu berühren oder uns von unseren Geliebten, unseren Freunden und Gleichgesinnten trennen wollen. Es gibt nämlich keinerlei Hinweis darauf, das AIDS durch alltägliche soziale Kontakte übertragen werden kann.
  2. Macht Menschen mit AIDS nicht zum Sündenbock. Gebt uns nicht die Schuld an der Epidemie. Zieht keine verallgemeinernden Schlüsse über unsere Lebensstile.

Empfehlungen an Menschen mit AIDS

  1. Setzt euch zusammen und wählt Eure eigenen Vertreter. Stellt Euch selbst Eure Aufgaben und entwickelt Eure eigenen Strategien. Sprecht selbst mit den Leuten, die in den Medien arbeiten.
  2. Macht von eurem Recht Gebrauch, an allen Entscheidungsprozessen, vor allem in den Vorständen Eurer Hilfsorganisationen, mitzuwirken.
  3. Engagiert Euch auf allen AIDS Veranstaltungen und tut dies gleichberechtigt mit anderen Teilnehmern. Tauscht mit ihnen Erfahrungen und Erkenntnisse aus.
  4. Praktiziert Safer Sex, um eure Partner und Euch selbst nicht zu gefährden. Wir sind der Meinung, dass Menschen mit AIDS eine ethische Verantwortung haben, ihre potentiellen SexualpartnerInnen über ihren Gesundheitszustand zu informieren.

Empfehlungen an das Personal im Gesundheitswesen

  1. Seid offen, vor allem gegenüber Euren Patienten mit AIDS.
  2. Macht die Theorie, die ihr über die Ursachen von AIDS habt, deutlich und diskutiert sie mit Euren Patienten, da dies Eure Behandlungsmethoden und Eure Pflege beeinflusst.
  3. Sprecht über Eure Gefühle bezüglich AIDS (z.B. Eure Ängste, Befürchtungen, Hoffnungen usw.) und befasst Euch nicht nur intellektuell damit.
  4. Setzt Euch gründlich mit Euch selbst und mit Eurer Haltung gegenüber AIDS auseinander.
  5. Behandelt Menschen mit AIDS immer als vollwertige und selbstverantwortliche Personen. Sprecht über psychosoziale Probleme genauso wie über medizinische Fragen.
  6. Redet mit Menschen mit AIDS, auch über ihre Sexualität – gefühlvoll und ohne auszuweichen. Dazu braucht ihr Informationen über die Sexualität von Schwulen, besonders von Menschen mit AIDS.

Rechte der Menschen mit AIDS

  1. Wir haben das Recht auf ein lebenswertes Dasein, auf ein gefühlsmäßig und sexuell voll befriedigendes Leben, wie jeder andere Mensch auch.
  2. Wir haben das Recht auf hochwertige medizinische Behandlung und qualifizierte soziale Unterstützung in jeder Hinsicht, ohne jegliche Diskriminierung aufgrund unserer sexuellen Orientierung, unseres Geschlechtes, unserer medizinischen Diagnose, des sozialen Status oder unserer ethnischen Herkunft.
  3. Wir haben das Recht auf Aufklärung über alle medizinischen Vorgänge und Risiken, auf Wahl oder Verweigerung einer Behandlungsmethode, auf Weigerung an wissenschaftlichen Forschungen teilzunehmen. Wir haben dieses Recht, ohne gleichzeitig riskieren zu müssen, die qualifizierte medizinische Behandlung zu verlieren. Wir haben das Recht, selbstverantwortlich Entscheidungen über unser Leben zu treffen.
  4. Wir haben das Recht auf Privatsphäre, auf die vertrauliche Behandlung unserer medizinischen Daten. Wir haben das Recht auf menschlichen Respekt und auf die Wahl unserer wichtigsten Kontaktpersonen.
  5. Wir haben das Recht, in Würde zu sterben – und zu LEBEN.

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siehe auch:
ACT UP New York: The Denver Principles 1983
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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

5 Antworten auf „Die Denver Prinzipien 1983“

[FRN:] Für eine Politisierung der Medizin - Unterschiedliche Verletzlichkeiten nach class and race und Möglichkeiten ihrer Aufhebung - Die Linke in ihrer ganzen Vielfaltsagt:

[…] Die Den­ver Prin­zi­pi­en 1983 […]

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