Zuletzt aktualisiert am 8. Juni 2024 von Ulrich Würdemann
Von 1979 bis 1995 existierte in Hamburg das Café Tuc Tuc – insbesondere in der ersten Hälfte der 1980er Jahre war das ehrenamtliche Kollektiv-Projekt eine Institution im schwulen Leben der Stadt.
Sechs schwule Männer aus dem Kreis um die HAH (Homosexuelle Aktion Hamburg) gründeten 1979 das Café Tuc Tuc. Am Ostersamstag 14. April 1979 war Eröffnung. Endlich gab es eine Alternative zu klemmigen und kommerziellen Orten.
Mit dem Café Spund hatte in Hamburg fünf Jahre zuvor am 3. September 1974 Deutschlands erstes schwules Tages-Café eröffnet.
Das Café Tuc Tuc allerdings war ab 1979, ähnlich wie das ‚Andere Ufer‚ in Berlin Schöneberg, in Hamburg das erste schwule Café ohne Klingel und abgedunkelte oder verdeckte Fenster, sondern frei einsehbar. Und es war ein nicht-kommerzielles Lokal und über den Konsum und Spaß hinaus Raum für Politik und Experimente jeglicher Art.
Das Café und die darüber liegenden Räume war über Spaß hinaus auch ein politischer Ort. Hier wurde 1980 der Protestzug nach der Aufdeckung der Spitzel- und Rosa Listen-Affäre (‚Hamburger Spiegel-Affäre‘) geplant.
In den Räumen über dem Tuc traf sich Schwusel, die Gruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher, hier wurde auch die Schwusel Zeitung mit produziert.
Doch nicht alle schätzten offenbar das Café. „‚Alternativ bis zur Bewusstlosigkeit‘, titelte Rudi Finkler (1981 mit Hans-Georg Stümke Herausgeber des Buchs ‚Rosa Winkel, Rosa Listen‘) boshaft seinen Artikel 1981 in der HomoZeitschrift Du & Ich über das Tuc Tuc.
Im Tuc Tuc sahen hörten feierten wir den (1980 von Gunther Schmidt gegründeten) Hamburger Tuntenchor (1980 – 1981), die Alsterelsen, später Georgette Dee oder ‚Familie Schmidt‚ (ich hab jetzt noch „wetten das ist Frau Witten?“ in den Ohren klingen). Lange bevor 1988 das Schmidt Theater eröffnete …
Effi Effinghaus zog dann mit Kai Reineke Ende 1986 aus dem Café aus. Und übernahm zum 1. Januar 1987 von Ella Gnosa in St. Georg das 1947 gegründete und noch heute existierende Café Gnosa. Effi (1950 geboren) starb am 23. Dezember 1995 im Alter von 45 Jahren an den Folgen von Aids.
Das Tuc Tuc machte 1995 endgültig dicht – die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft Saga als Vermieterin hatte wegen Mietschulden gekündigt. Die Zeiten hatten sich geändert … das Front (1983 – 1997) war längst der heißeste Ort der Stadt …
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Eine Würdigung von Effi zum 70. Geburtstag:
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9 Antworten auf „Café Tuc Tuc (1979 – 1995)“
[…] dazu. Schräge Unterhaltung, die damals nicht so ganz ‚meine‘ war (schräges eher im Tuc Tuc). Und knackige Jungs. Überhaupt, machte Pauline vielleicht Theater, um an die knackigen Jungs […]
[…] sich im JuZ St. Georg (Stiftstr.), später dann in den Räumen in der ersten Etage über dem ‚Tuc Tuc‘ in der Oelkersallee 5, wie auch das Titelbild der „SCHWUSEL-Zeitung Nr. 2/83“ […]
Hallo Ulli & Vielen Dank für die Würdigung des TUC TUC. Es war wirklich 1 tolle und wichtige Zeit dort.
Peter aus Hamburg
(Ich hoffe, es geht Dir gut 🙂
Hi,
schön so von dir zu lesen 🙂 – ja, das Tuc war für mich ein wichtiger Punkt auf meinem Wegf, hat (schöne) Spuren hinterlassen
[…] der ‘Männerschwarm’ unweit des (längst legendären) Tuc Tuc erwies sich hierbei für mich bald eine wahre […]
[…] die „kommerzielle Schwulenszene“. Sondern traf sich in den Schwulengruppen, privat, im Tuc Tuc oder […]
[…] weit entfernt lag der schwule Buchladen Männerschwarm (1981 eröffnet), auch das 1979 gegründete Café Tuc Tuc war schnell […]
[…] und dabei auch die ehemaligen Esso-Häuser mit der ‚Kiez-Tanke‘, kurz das legendäre Café Tuc Tuc, sowie die zweite ‚Spiegel-Affäre‘, die Überwachung von Schwulen auf Klappen durch […]
Ich bin Christian Buck. Ich habe mit 6 anderen Schwulen aus dem Umfeld der HAH das Tuc eröffnet. Auch wir haben einen Namen. Volker Uhlig. Jürgen Kanje. Wilfried Zech. (Sahajo) Christian Buck (Zwieback) Dieter Scholl (Rita) Thilo Hauk. Wir waren aus der Alternativ – und Anarchoszene. Die H A H hat sich aufgespalten in Lust Fraktion und Politfraktion. Letztere hat dann das Magnus Hirschfeld Centrum eröffnet. Das Leben des Alternativen wurde mehr und mehr überlagert durch schwule Kleinkunst als Maske für Eitelkeit und Darstellungssbeduerfnis. Alle aus der ersten Gruppe sind nach ca 2 bis drei Jahren nach und nach ausgestiegen. Dann kamen Kai und Effi und Frank und Gerda Greuslich. Das anfänglich Alternative trat mehr in den Hintergrund und wurde durch Kultur ersetzt.