Zuletzt aktualisiert am 24. April 2020 von Ulrich Würdemann
Jean Le Bitoux , aus Bordeaux stammender französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der französischen Schwulenzeitschrift Gai Pied, ist am 20. April 2010 im Alter von 62 Jahren verstorben.
Jean Le Bitoux
Am 16. August 1948 in Bordeaux geboren, war Jean Le Bitoux eine zentrale Person der französischen Schwulenbewegung. Während der Studentenunruhen im Mai 1968 nahm er an der Sorbonne an Debattten zur ‚Homosexuellenfrage‘ teil, schloss sich bald einer Schwulengruppe in Paris an (nachdem er in maoistisch orientierten Gruppen eine „ausgeprägte Homophobie“ festgestellt hatte).
Zu Beginn der 1970er Jahre gründete er in Nizza eine Regionalgruppe der ‚Front homosexuel d’action révolutionnaire‘ (FHAR; damals bedeutendste Schwulengruppe Frankreichs, Sitz in Paris). Bei den Wahlen 1978 traten mit Le Bitoux sowie Guy Hocquenghem erstmals überhaupt in Frankreich zwei offen schwule Kandidaten an, beide stellten ihre Forderung nach Abschaffung des noch aus der Vichy-Zeit stammenden Sonderstrafrechts für Homosexuelle in den Mittelpunkt. Kurze Zeit später gründet er die ‚Groupe de libération homosexuelle-politique et quotidien‘ (GLH-PQ), die bald Gruppen in mehreren Städten Frankreichs hat.
1979 gründete Jean Le Bitoux zusammen mit Gérard Vappereau und weiteren Freunden das erste offen am Kiosk erhältliche französische Schwulenmagazin Gai Pied (der Name wird in der Küche seines Appartments vom Philosophen Michel Foucault ‚erfunden‘). 1983 scheidet er, nach ökonomischen wie auch editorischen Differenzen in eine Minderheitsposition geraten, wieder aus. Der Gai Pied entwickelt sich anschließend in eine eher kommerzielle Richtung. Später erklärte er dazu
„Der Gai Pied ist in die Falle des Konsumismus getappt, der Desinformation, des Parisertums. Das einzige wöchentliche Schwulenmagazin der Welt in den 19890er und 1990er Jahren ging unter, weil es auf sein soziales Projekt verzichtet hat.“
Yves Navarre et Jean Le Bitoux à la manifestation pour les droits gays et lesbiens, Paris 4 avril 1981. – Claude TRUONG-NGOC (User:Ctruongngoc) – CC BY-SA 3.0
Jean Le Bitoux weiß selbst seit 1986 von seiner Infektion mit HIV; in einer TV-Sendung auf TF1 (François de Closets) macht er am 2. Mai 1988 sein Positiv-Sein erstmals öffentlich. Ab 1985 engagierte Le Bitoux sich im Kampf gegen Aids. Er arbeitet bei der nach dem Tod von Foucault von drei Freunden (Daniel Defert, Frédéric Edelamnn, Jean-Florian Mettetal) 1984 gegründeten französischen Aidshilfe-Organisation Aides mit. Bereits im Juli 1982 hatte er im Gai Pied das erste Gespräch mit einem Aids-Kranken veröffentlicht, das in Frankreich publiziert wurde.
Zudem arbeitet er auch für internationale Presse wie das Journal of Homosexuality (New York), Tels Quels (Brüssel) oder den legendären Rosa Flieder (Nürnberg).
Besonders setzte Le Bitoux sich für das Gedenken an von den Nazis verschleppte Homosexuelle ein. Er war Gründer und Präsident der ‘Fondation du mémorial de la déportation homosexuelle‘, die sich für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Frankreich einsetzt. Le Bitoux, ausgebildeter Journalist, war u.a. Ko-Autor des Buches “Moi, Pierre Seel, déporté homosexuel”(zusammen mit dem von den Nazis wegen Homosexualität in das Lager Schirmeck deportierten, 2005 verstorbenen Pierre Seel).
Jean Le Bitoux starb am 20. April 2010 spätabends nach langer Krankheit. Nach Einäscherung auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise wurde seine Asche seinem Wunsch folgend zu Füßen eines Baobab-Baumes im Dorf Pesseribougou (Mali) beigesetzt (aus diesem Dorf stammt sein letzter Partner Ladri Diarra).
In Gedenken an Jean Le Bitoux wurde die Bibliothek des ‚Centre LGBT Paris-Île-de-France‘ nach dem Aktivisten benannnt. Seit 15. März 2014 trägt ein Platz in Montreuil-sous-bois seinen Namen.
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21 Antworten auf „Jean Le Bitoux (16.8.1948 – 20.4.2010)“
[…] Erlebnisse sprechen. Aus seinen Erzählungen und Berichten entsteht in Zusammenarbeit mit dem im April 2010 verstorbenen Jean LeBitoux, Gründer des ‘Gai Pied‘, das Buch “Ich, Pierre Seel, deportiert und […]
[…] Jean Le Bitoux, französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der fra…. Le Bitoux war eine der zentralen Persönlichkeiten der französischen Schwulenbewegung und auch im Kampf gegen Aids engagiert. Le Bitoux hinterließ u.a. ein über 40 Kartons umfassendes persönliches Archiv. […]
[…] wurden als Kranke betrachtet und lebten außerhalb ihrer Nischen versteckt und zurückgezogen. Bis Jean Le Bitoux (damals Journalist bei ‘Liberation’) und Gérard Vappereau den Gai Pied gründeten. Plötzlich […]
[…] Initiative MDH unter Leitung von Jean Le Bitoux fordert die Errichtung eines ‘Memorial de la Déportation Homosexuel’. Nachdem es vergleichbare […]
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[…] auf, die Öffentlichkeit auf das Thema Hämophilie aufmerksam zu machen. Jean Le Bitoux, französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der […]
[…] – 2005), Daniel Guérin, Anne-Marie Grélois, Pierre Hahn, Laurent Dispot, Hélène Hazera, Jean Le Bitoux, René Schérer, Patrick Schindler und Yves […]
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[…] erstmals auch die Vereinigung ‚Les Oublié.e.s de la Mémoire‘ teil. Die 2003 u.a. von Jean Le Bitoux (1948 – 2010) gegründete Gruppierung widmet sich der offiziellen Anerkennung Homosexueller als Opfer der […]
[…] Badinter, Bernanrd Kouchner, Pierre Boulez, Claude Mauriac, Thierry Voeltzel, Hervé Guibert, Jean Le Bitoux und natürlich Daniel […]
[…] Stillen engagierte sich Cadinot auch gelegentlich – so habe er, berichtet Jean le Bitoux, in den 1990ern den ‚Gay Pride de Paris‘ finanziell […]
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[…] zu verlieren.Unter dem neuen ‚Präsidenten‘ von Fréqunce Gaie, Didier Varrod, beginnt Jean Le Bitoux eine regelmäßige Nachrichtensendung namens ‚Droit de […]
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[…] früher hatte die Initiative MDH unter Leitung von Jean Le Bitoux die Errichtung eines ‘Memorial de la Déportation Homosexuel’ gefordert. Nachdem es […]
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