Zuletzt aktualisiert am 4. November 2022 von Ulrich Würdemann
Besuch in der Vergangenheit – Delmenhorst Tristesse in der Provinz
Delmenhorst – einst ein halbwegs blühendes Regionalzentrum. Eine Stadt, deren Politiker und Einwohner allen Ernstes glaubten, der selbst gegebene Titel „Industriestadt im Grünen“ mache ihre Stadt liebens- und lebenswerter.
Eine Stadt, die einst von drei oder vier Industrien lebte, von Wolle (Nordwolle), Kork, Jute und Linoleum. Industrien einer längst vergangenen Welt, heute wenig bedeutend. Daneben geprägt war durch drei große Kasernen, zahlreiche Behörden und Ämter. Später dann Mode (Delmod et al.). Vergangenheit. Industrieller und politischer Wandel führten zum Niedergang auch der Stadt selbst, nicht nur ihrer Industrien und einst prägenden Strukturen.
Nur noch vereinzelte Rudimente blieben. Selbst die Ruinen der ehemaligen Werke, oft Schmuckstücke der Industriearchitektur vergangener Jahrhunderte, wurden weitgehend geschliffen, abgerissen, aus dem Stadtbild verbannt. Schamhaft fast, als gelte es die Spuren des Unvermögens städtischer Politik, die allzu sichtbaren Beweise des Niedergangs zu tilgen. Kreisfrei zu bleiben wurde zum größten Erfolg städtischer Politik.
Die Fußgängerzone der Kleinstadt, für die Geschichten erzählende Kaufmannshäuser und imposante Kinopalast-Fassaden (‚Schauburg‘ Abriss Saal 1979, ‚Einsturz‘ Fassade 28.6.1980) weichen mussten. Anfang der 70er Jahre geschaffene einstige Zierde der ‚City’, ist diese Fußgängerzone heute kaum mehr als ein bedrückendes Abbild des Niedergangs. Eine Tristesse von Waschbetonplatten-Chic und Karstadt-Beton, dekoriert mit Glücksspielstätten, Billigläden und Fastfood-Verkauf. Größe ‚Perle’ dieser Innenstadt die Filiale einer weltweit agierenden Textilkette, die billig in Südostasien genähte Textilien teuer an trendige junge Leute verkauft.
Und ein Stückchen Flussufer, das dem Marktplatz ein wenig Charme zurück geben soll.
Delmenhorst – traurige ‘Perle der Provinz’ …
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Kleine Nachträge, nach Jahren:
[2013] Sehe ich heute die Delmenhorster Innenstadt, den erschreckenden Leerstand, die Apathie und das Desinteresse („da kann man eh nichts machen, so ist Delmenhorst halt„), ist die Formulierung Delmenhorst Tristesse noch gelinde …
[2022] Ich spürte früh, noch ohne etwa damals genau sagen zu können wie ich das meine, „hier gehör ich nicht hin“. Dieses Gefühl einer Fremdheit ist bis heute geblieben. Auch wenn hier einst das Paradies meiner Kindheit war …
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18 Antworten auf „Delmenhorst Tristesse in der Provinz“
[…] Delmenhorst, ‘Tristesse in der Provinz‘. Und doch, einmal sollte Delmenhorst Geschichte machen. Eine Geschichte, die angesichts der jüngeren Entwicklungen an den Finanzmärkten (wieder) in die Zeit passt: […]
[…] ‘ Landheim Immer der evangelischen Jugend Delmenhorst’ liegt etwa 15 km von Delmenhorst (meiner Geburtsstadt) entfernt im ‘Havekoster Sand’ (Gemeinde Ganderkesee, Landkreis […]
[…] Delmenhorst, ‘Tristesse in der Provinz‘. Und doch, einmal sollte Delmenhorst Geschichte machen. Eine Geschichte, die angesichts der jüngeren Entwicklungen an den Finanzmärkten (wieder) in die Zeit passt: […]
[…] Ort meiner Geburt und Jugendjahre, jene trostlose Kleinstadt-Tristesse, die für sich einst mit ‘Industriestadt im Grünen‘ warb, diesen Ort empfinde ich schon lange nicht mehr als meine ‘Heimat’ (habe ich es je?), […]
[…] Nein Danke”. Und also, da es ziemlich nahe zu meinem Geburts- und bis 1977 Wohnort Delmenhorst lag, auch in Auseinandersetzung mit und Protest gegen das Kernkraftwerk Unterweser oder AKW […]
[…] Jahren zahlreiche aufgestellt. Der ‚Wegweiser über 700 Jahre deutsche Heimat‘ in Delmenhorst wurde 1963 errichtet. Er war gedacht als Denkmal der Vertreibung und an die […]
[…] gelegentlichen Besuchen in der tristen Kleinstadt führt der nachmittägliche oder abendliche Weg gelegentlich an den Rand der kleinen Stadt, über […]
[…] Besuch in der tristen Kleinstadt, in der ich Kindheit und Jugend verbrachte, der ich mit 18 entfloh. Verwandte und Bekannte zum Weihnachtsessen, schöne und anstrengende […]
[…] Wardenburg ist eine Gemeinde südlich von Oldenburg, nahe meinem Geburtsort Delmenhorst. […]
[…] einigen Wochen war ich in Delmenhorst, meiner Geburtsstadt, die mir längst so fremd geworden ist. Nur weniges ist mir noch nah an Delmenhorst. Darunter, ganz […]
[…] Ich hatte eine glückliche Kindheit. Die ersten sechs Jahre meines Lebens – kein anderer Begriff als ‘Paradies’ kommt mir in den Sinn. Meine Eltern wohnte in einer kleinen Dachgeschoss-Wohnung, draußen am Kleinstadtrand. […]
[…] Rockpalast Delmenhorst befand sich in Delmenhorst auf der Oldenburger Strasse 112 am Rand des Tiergartens – jenes um 1560 angelegten […]
[…] Norddeutschlands, einst für mich schwer erreichbares Ziel gelegentlicher Wochenend-Ausflüge aus heimatlicher Tristesse, ist für mich meist höchstens noch Umsteige-Station nach elterlichen […]
[…] sich u.a. 2007 eine Ausstellung im Nordwestdeutschen Museum für Industriekultur auf der Nordwolle Delmenhorst. Die Kulturetage Oldenburg widmete ihre Proiduktion ‚Visionen für einen Unort‘ 221 der […]
[…] löste sich 1974 auf, gab aber vorher noch letzte Konzerte, so auch am Max-Planck-Gymnasium in Delmenhorst, das ich damals als Schüler besuchte – und so mein erstes Konzert erlebte. Die Band spielte […]
[…] Ort seiner Herkunft, zu seiner Schwester Clara, entpuppt sich als wenig mehr als Rücksturz in die Tristesse in der Provinz, aus der er geflohen […]
[…] selten fuhren wir in Kindheitstagen von Delmenhorst nach Oldenburg. Besuchten Tante […]
[…] Lehrerin und ihr engagierter Vater. All das gehört zu meinen Erinnerungen an die Jugend in Delmenhorst.Geschichten die nicht alle glücklich endeten. Von denen ich aber leider zu wenig und zu ungenau […]