Zuletzt aktualisiert am 1. August 2024 von Ulrich Würdemann
Adrian Pourviseh, geboren 1985 in Koblenz, ist Entwicklungsökonom, Aktivist – und Autor der graphic novel ‚Das Schimmern der See – als Seenotretter auf dem Mittelmeer‘, in der er über drei Tage Rettungseinsätze im Mittelmeer berichtet.
Der Deutsch-Iraner Adrian Pourviseh studierte Orientwissenschaften sowie Entwicklungsökonomie und war in Klimaforschungsprojekten tätig.
Seit 2019 engagiert sich Adrian Pourviseh in der Seenotrettung. Von drei Tagen eines Einsatzes der Sea Watch 3 handelt seine graphic novel ‚Das Schimmern der See‘ – ein illustriertes Tagebuch, das auf intensive und zugleich nüchtern erzählte Weise eindrücklich über das unermessliche Leid von Flüchtenden im Mittelmeer in Seenot erzählt.
Grundlagen sind sein Tagebuch über Rettungseinsätze, Interviews sowie seine Fotografien.
Nüchtern berichtet er z.B. von Protokollen, mit denen die Retter sich versuchen auf alle denkbaren Situationen eines Rettungseinsatezs vorzubereiten (was konkret z.B. heißt, erst alle Menschen mit Rettungswesten zu versorgen und dann aus dem Wasser zu retten – oder auch, in welcher Reihenfolge Menschen aus dem Wasser gerettet werden, um größtmögliches Überleben zu sichern).
Gerade das nüchterne Erzählen professionellen Handelns der Retter, fast dokumentarisch, ist eine der großen Stärken – und das intensive eindrückliche Erzählen dramatischer Szenen, z.B. wenn Boote kentern, wenn Menschen in die Dunkelheit abtreiben, wenn nicht alle gerettet werden können.
Erfahrungen, die auch Adrian Pourviseh selbst stark prägen und traumatisiert haben. ‚Sie haben Dantes Inferno erlebt‘, habe seine Traumatherapeutin bemerkt, berichtet er.
Im Nachwort erläutert Pourviseh, warum er das Geschehen im Mittelmeer nicht als ‚Flüchtlingskrise‘ sieht, sondern als Krise der Solidarität. Und welche Verantwortung auch Deutschland hat.
‚Das Schimmern der See‘ wurde realisiert auch über crowd funding und am 27.9.2023 veröffentlicht. Es ist sein Debut als graphic novel Autor.
Im September / Oktober 2022 war er „Land in Sicht“-Stipendiat des Hessischen Literaturrats.
Vgl. auch der Kurz-Comic von Adrian Pourviseh – Das Transitcamp
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Seenotrettung wird gelegentlich (z.B. von Italiens ultrarechter Regierungscheffin Meloni) der sogenannte ‚Pull-Effekt‚ vorgworfen (Rettungseinsätze würden Flucht geradezu ermöglichen, menschen erst zur Flucht über das Mittelmeer ermuntern).
Einer aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Miogrationsforschung zufolge gibt es diesen behaupteten Pull-Effekt nicht [Nature.com 03. August 2023: Search-and-rescue in the Central Mediterranean Route does not induce migration: Predictive modeling to answer causal queries in migratio research]