Zuletzt aktualisiert am 8. Juli 2023 von Ulrich Würdemann
1975 gründeten Volker Bruns und Peter von Hedenström in Berlin den Verlag Rosa Winkel. 1978 übernahm Egmont Fassbinder, am 26. Juli 1945 in Kippenheim (bei Lahr, Baden) geboren, die Leitung (bis 1981 zusammen mit Hans Hütt).
‚Rosa Winkel‘ war der erste Verlag in Deutschland nach 1945, der sich speziell schwulen Themen widmete.
Egmont Fassbinder, Cousin des Filmemachers Rainer Werner Fassbinder, war zuvor schon 1971 Gründungsmitglied der Homosexuellen Aktion West-Berlin.
Der Verlag Rosa Winkel bestand bis 2005. Egmont Fassbinder starb am 15. Mai 2023 (Urnenbeisetzung 7. Juli 2023, Alter Matthäus Kirchhof).
Rosa Winkel: was einst das Kennzeichen der (männlichen) Homosexuellen in den KZs der Nazis war, wurde in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts auch zu einem Kennzeichen schwulenpolitischen Engagements (das in Zeiten des Regenbogens langsam in Vergessenheit gerät) – und der ‘Rosa Winkel’ wurde zum Namen eines kleinen engagierten Verlags.
„Wer den ‚Rosa Winkel‘ trägt, zeigt damit: Ich lasse mich nicht aus der Öffentlichkeit drängen, ich ‚oute‘ mich selbst; ich bin homosexuell / lesbisch / schwul und wehre mich gegen Unterdrückung und Diskriminierung.“
Egmont Fassbinder über den Namen des Verlags
‘Rosa Winkel’ war der erste schwule Verlag (West-)Deutschlands. Was heute selbstverständlich scheint, war damals ein großes Wagnis. Schon bald wurde ‘Rosa Winkel’ zu einem Verlag, der international bedeutende Autoren publizierte, aber auch viele Sachbücher im Programm hatte, die wichtige Impulse in die westdeutsche Schwulenbewegung gaben.
Im Verlag Rosa Winkel erschienen wichtige Bücher wie ‚Drei Milliarden Perverse‚, ‚Elemente einer homosexuellen Kritik‚ oder ‚Schwule Regungen, schwule Bewegungen‚, zudem der Rechtsratgeber ‚Recht schwul‘ und der Medizinratgeber ‚Sumpffieber‚.
2005 das Aus
Der Verlag Rosa Winkel war 2005 kurz vor dem Aus. Seit 2001 erschienen keine neuen Publikationen mehr, seit 2005 war das Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht.
Mit einer Initiative versuchte der Hamburger „Männerschwarm Verlag“ (hervorgegangen aus dem Schwulen Buchladen Männerschwarm) eine Rettungsaktion dieses schwulenpolitisch früher so bedeutenden Verlags.
Grundlage: ein Großteil des Verlagsprogramms war noch vorhanden (nur nicht mehr im ‘Verzeichnis lieferbarer Bücher’ gelistet). Der Hamburger ‘Männerschwarm Verlag’ schlug vor, die Restbestände zu sichten, wieder lieferbar zu machen und zu bewerben. Hierdurch könne ein wichtiges Projekt der Schwulenbewegung (und vor allem: dessen publizierte Bücher) weiter für die Öffentlichkeit erreichbar sein.
2006 / 07 übernahm der Männerschwarm Verlag den verbliebenen Buchbestand, die Bücher waren wieder erhältlich.
16 Antworten auf „Verlag Rosa Winkel (1975 – 2005)“
[…] Der Rosa Winkel, das Symbol, mit dem Homosexuelle in den KZs der Nazis gekennzeichnet worden sind, wurde Ende der 1970er Jahre auch zu einem Symbol der Schwulenbewegung. Selbst ein Verlag, ein ambitioniertes Projekt der Schwulenbewegung, benannte sich nach diesem Symbol, der inzwischen leider eingegangene Verlag Rosa Winkel. […]
[…] 2001 auch auf deutsch: in der ‘Bibliothek Rosa Winkel’ (des inzwischen nicht mehr existierenden Verlags Rosa Winkel) unter dem Titel Karl “Heinrich Ulrichs: Leben und Werk” (lieferbar über Männerschwarm, […]
[…] (Herausgegeben von Willi Frieling) erschien 1985 im (leider inzwischen nicht mehr bestehenden) Verlag Rosa Winkel. “Das Gefühl der Stagnation schwuler Bewegungen ist so verbreitet, daß es mir an der Zeit […]
[…] (Herausgegeben von Willi Frieling) erschien 1985 im (leider inzwischen nicht mehr bestehenden) Verlag Rosa Winkel. “Das Gefühl der Stagnation schwuler Bewegungen ist so verbreitet, daß es mir an der Zeit […]
[…] im Umfeld von Schwulenbewegungen entstandenen schwulen Buchläden schließen müssen. Mit Rosa Winkel ist ein Verlag geschlossen worden, der einst im Zentrum der Schwulenbewegung stand, ohne dessen engagiertes Verlagsprogramm […]
[…] nicht der einst bedeutende Verlag Rosa Winkel zahlreicher schwulenpolitisch und emanzipatorisch bedeutender Werke steht zur Versteigerung […]
[…] 2001 auch auf deutsch: in der ‘Bibliothek Rosa Winkel’ (des inzwischen nicht mehr existierenden Verlags Rosa Winkel) unter dem Titel Karl “Heinrich Ulrichs: Leben und Werk” (lieferbar über Männerschwarm, […]
[…] nicht der einst bedeutende Verlag Rosa Winkel zahlreicher schwulenpolitisch und emanzipatorisch bedeutender Werke steht zur Versteigerung […]
[…] (Herausgegeben von Willi Frieling) erschien 1985 im (leider inzwischen nicht mehr bestehenden) Verlag Rosa Winkel. „Das Gefühl der Stagnation schwuler Bewegungen ist so verbreitet, daß es mir an der Zeit […]
[…] im Umfeld von Schwulenbewegungen entstandenen schwulen Buchläden schließen müssen. Mit Rosa Winkel ist ein Verlag geschlossen worden, der einst im Zentrum der Schwulenbewegung stand, ohne dessen engagiertes Verlagsprogramm […]
[…] 2001 auch auf deutsch: in der ‘Bibliothek Rosa Winkel’ (des inzwischen nicht mehr existierenden Verlags Rosa Winkel) unter dem Titel Karl “Heinrich Ulrichs: Leben und Werk” (lieferbar über Männerschwarm, […]
[…] Bernhard Diekmann und Francois Pescatore veröffentlichten ihr Buch “ Elemente einer homosexuelle Kritik “ 1979 im Verlag rosa Winkel. […]
[…] Rechtsratgeber für Schwule“ erschien erstmals 1982 in einer Auflage von 5.000 Exemplaren im Verlag Rosa Winkel in Berlin. Er war Karl Heinrich Ulrichs gewidmet, der auf dem Deutschen Juristentag 1867 erstmals […]
[…] Die Textsammlung “ Drei Milliarden Perverse “ erschien erstmals 1973 in Frankreich unter dem Titel „3 Milliards de pervers“, in Deutschland dann 1980 im Verlag Rosa Winkel. […]
[…] 1978 erschien erstmals „Sumpffieber – Medizin für schwule Männer„ im Verlag Rosa Winkel, ein Ratgeber zu schwuler Gesundheit, der schnell sehr beliebt wurde und in den folgenden Jahren […]
[…] Egmont Fassbinder (langjähriger Leiter Verlag Rosa Winkel) […]