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Kulturelles

Klappenkultur bei Ebay?

Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2019 von Ulrich Würdemann

Neulich, in einem Café. Auf dem Rückweg von der Toilette stöbere ich in den dort aufgestellten Kulturprospekten und Gratis-Postkarten. (Übrigens, warum diese Kombination von Kultur und Klo besteht, ist mir wirklich unerklärlich…).

Zwischen Werbung für irgendwelche Spektakel, neue kalorien-, fett- und geschmackfreie Softdrinks und männlichkeitsstrotzenden Rauchwaren-Promotions entdecke ich dies:

Klappenkultur ?
Klappenkultur ?

Mein Blick bleibt sofort hängen. Ganz klar, eine Klappe. Wie hübsch, auch noch als Teekännchen, was an den Spitznamen ‘Teehäuschen’ erinnert, den Klappen bei vielen früher hatten. Oder an ‘Kaffeekännchen’, jene gern karikierte Körperhaltung, die einige homosexuelle Herren doch so wenig männlich wirken lassen kann.Allerdings, „Genau, was ich will“, dieser Aufdruck irritiert mich doch. Klar, Klappen fand ich eine Zeit lang eine ganz spannende Angelegenheit. ‘Genau was ich will’ – das wäre eine nicht unzutreffende Beschreibung für viele meiner Bremerhavener Studientage, die ich mehr auf der Klappe am Deich als in den Hörsälen verbrachte.

Aber dass die jetzt so öffentlich dafür werben? Und überhaupt, wer wirbt denn da für Klappen?
Irgend etwas kann da doch nicht stimmen.

Ich nehme eine der hübschen Karten aus dem Ständer, drehe sie um – und muss schallend lachen. „Drei zwei eins – meins!“ lese ich.
Ich bin auf eine Ebay-Werbung hereingefallen…

Den kleinen Hinweis ‘Souvenirs’ auf dem Haus habe ich übersehen, fühle mich ertappt. Typisch schwul, alles siehst du gleich durch die Sex-Brille. Und doch, ich muss noch lachen als ich an unseren Tisch zurück gehe, meinem Begleiter die Karte zeige.
Klappen – genau was ich will! Drei zwei eins – Meine! Also los meine Herren…

Und für die heterosexuellen Leser von Onda Maris, die mit dem Begriff Klappe vielleicht nichts anfangen können, nicht mehr assoziieren als ein loses Mundwerk: ‘Klappen’ werden jene öffentliche Bedürfnisanstalten genannt, die von manchen Schwulen gerne zur Kontaktaufnahme (und mehr) genutzt werden. Beziehungsweise genutzt wurden, denn die meisten öffentlichen Bedürfnisanstalten sind (offiziell natürlich aus Kostengründen) längst geschlossen oder durch Atom-Klos ersetzt worden, die schwule Klappenkultur ist langsam am Aussterben.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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