Zuletzt aktualisiert am 11. September 2024 von Ulrich Würdemann
Auf die Synagoge in Oldenburg wurde am Mittag des 5. April 2024 ein Brandanschlag verübt. Am 6. Mai veröffentlichte die Polizei ein Foto des mutmaßlichen Täters. Erste Hinweise gingen bereits ein. Für Hinweise, die zur Identifizierung des Täters führen, ist eine Belohnung ausgesetzt.
Vor die Tür der Synagoge in Oldenburg Leo-Trepp-Strasse wurde am Freitag 5. April 2024 kurz nach 13 Uhr ein Brandsatz geworfen. Das Feuer wurde von zwei Hausmeistern des gegenüberliegenden Kulturzentrums PFL sofort entdeckt und gelöscht. Verletzt wurde niemand. An und über der Tür sind deutliche Brandspuren zu sehen.
„Wir hatten Glück, es wurde schnell eingegriffen.“
Jens Rodiek, Polizei Oldenburg, Pressesprecher
Inzwischen (11. April) setzte die Polizei eine Belohnung aus und schaltete ein Portal für Hinweise frei.
Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Derzeit werden Spuren ausgewertet. Das Gebäude wird laut Gemeinde videoüberwacht, so dass vermutlich Videoaufnahmen der Tat vorliegen.
Bisher (8.4.24) fehlt von dem Täter oder den Tätern jegliche Spur.
Nach dem Täter wird mit einem Großaufgebot gefahndet, eine Ermittlungsgruppe unter Leitung des Staatsschutzes wurde eingerichtet. Die Hintergründe der Tat sind bisher unklar, so die Polizei. Ein antisemitischer Hintergrund komme in Betracht.
Die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge wurden verstärkt.
Inzwischen haben sich mehrere Zeugen gemeldet.
Ein Vertreter der jüdischen Gemeinde (die drittgrößte in Niedersachsen) zeigte sich erschüttert, dass es in Oldenburg einzelne hasserfüllte Personen gebe. Er betonte, man werde an den bisherigen Gewohnheiten wie auch Veranstaltungen festhalten. Die Oldenburger Synagoge sei noch nie Ziel eines derartigen Angriffs gewesen.
„Wir sind sehr erschrocken, dass es offenbar auch in Oldenburg einzelne Personen gibt, die so einen Hass verspüren. … Wir werden uns in keiner Weise in unserem Betrieb einschränken lassen.“
Michael Stahl, Zweiter Vorsitzender der Jüdischen gemeidne oldenburg
Jürgen Krogmann, Bürgermeister der Stadt, zeigte sich erschüttert über den Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg.
„“Unsere volle Solidarität gilt der jüdischen Gemeinde und unsere Unterstützung den Ermittlungsbehörden.“
Jürgen Krogmann, Bürgermeister von Oldenburg
Angriffe auf Synagogen sind Angriffe auf uns alle““Unsere volle Solidarität gilt der jüdischen Gemeinde und unsere Unterstützung den Ermittlungsbehörden.“
„Angriffe auf Synagogen sind Angriffe auf uns alle.“
Am Freitag 5. April 2024 um 20 Uhr fand eine spontane Mahnwache statt, an der sich Hunderte beteilgten.
Am Sonntag 7. April 2024 nahmen Hunderte Menschen an einer Solidaritäts- Kundgebung auf dem Julius-Mosen-Platz teil.
Claire Schaub-Moore, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Oldenburg, dankte für die ‚überwältigende Solidarität‘
„Diese Stärke ist viel größer als das, was vor unserer Synagoge passiert ist.“
Claire Schaub-Moore, 7. April 2024
Der Rat der Stadt Oldenburg verabschiedete am Montag 15. April eine Solidaritätserklärung mit der Jüdischen Gemeinde Oldenburg.
„Antisemitismus darf in Oldenburg keinen Platz haben. Wir wollen und werden dem Antisemitismus in unserer Stadt und über ihre Grenzen hinaus entschieden entgegentreten und wir wollen alles dafür tun, dass unsere jüdischen Mitbürger*innen sicher in Oldenburg leben und sich hier auch sicher fühlen können.„
Solidaritätserklärung mit der Jüdischen Gemeinde Oldenburg, am 15.4.2024 verabschiedet von Oberbürgermeister Krogmann, Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU und BSW, Gruppe FDP/Volt sowie Einzelratsmitgliedern Vally Finke und Andreas Sander
Am 9. Mai 2024 (11:00 bis 13:00 Uhr) veranstaltet die Gemeinde einen ‚Tag der offenen Synagoge‘ mit Gesprächen und einer Führung.
Das Amtsgericht Oldenburg ordnete auf Antrag der Staatsanwaltschaft eine Öffentlichkeitsfahndung an, Fotos des mutmaßlichen Täters wurden am 6. Mai 2024 veröffentlicht.
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Mitte Juli 2024 wurde erneut ein Anschlag auf die Synagoge Oldenburg verübt. Nahe dem gebäude sprühten Unbekannte eine Parole die auch von der SA verwandt wurde, auf eine Rampe. Der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf.
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In den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge von Oldenburg sowie die kleine jüdische Schule zerstört. Alle Oldenburger Juden wurden von SA-Männern verhaftet.
Leo Trepp (1913 – 2010) war damals (1936 bis 1938) Rabbiner in Oldenburg und erlebte die Pogrome gegen Oldenburger Juden. An ihn erinnert die Leo-Trepp-Strasse, an der die heutige Synagoge Oldenburg liegt.
Der Novemberpogrome, der Zerstörung der Synagoge und der Deportation der Oldenburger Juden 1938 wird in Oldenburg jährlich u.a. mit einem Erinnerungsgang gedacht. In seiner Rede beim Erinnerunsggang 2023 betonte Bürgermeister Jürgen Krogmann ‚Nie wieder ist jetzt!‘.