Zuletzt aktualisiert am 27. Oktober 2015 von Ulrich Würdemann
Rosa von Praunheim wird 70 – und Magazine, Feuilletons, TV-Sender und nicht zuletzt Schwule jubeln. Messias in rosa … Alle jubeln? Nein … eine kleine Schar reibt sich nachdenklich die Augen, erinnert sich.
Rosa von Praunheim stand für Emanzipation, besonders mit seinem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“. Und Rosa stand für eine nicht eben emanzipatiorische Haltung – mit seiner jahrelang immer wieder deutlich gemachten Haltung zu Aids, Aids-Prävention und HIV-Positiven.
Ich kann mich gut erinnern, welche Kontroversen, welche Proteste Rosa und seine Haltung zu Aids auslösten, als er, zurück aus den USA, meinte uns mit paternalistischem und beserwisserischem Gestus seine vor Moral triefende Vorstellung von Aids-Politik und -Prävention aufzudrängen. Dass ich einmal gegen Rosa protestieren würde, lange konnt ich’s mir nicht vorstellen – aber bei diesen Filmen und dieser Haltung war’s soweit. Als Rosa von Praunheim seinen Film in Köln vorstellte, gab es doch tatsächlich lautstarke Proteste, auch zu Rosas Irritation und Verärgerung … es waren die Zeiten von ACT UP, und Ulli konnte, wollte seinen Mund nicht halten.
In seinem Beitrag „Der Antipode wird 70“ auf dem Blog der Deutschen Aids-Hilfe bringt Dirk Hetzel heute die Situation auf den Punkt:
„Genauso wie Praunheims großartige Kampfansage aus den 70er – „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ – noch heute gilt, hat auch sein Schlagwort aus den 80er Jahren Gültigkeit bewahrt; „Ein Virus kennt keine Moral.“
Warum in alles in der Welt hat man jedoch bis heute das Gefühl, dass viele Äußerungen Praunheims zum Thema HIV mehr von moralinsaurer Bevormundung als von respektvoller Zugewandtheit geprägt sind?“
Lesen!
Dirk Hetzel / DAH-Blog 25.11.2012: Der Antipode wird 70