Zuletzt aktualisiert am 19. April 2023 von Ulrich Würdemann
ACT UP – international sorgten ab Ende der 1980er Jahre Aids-Aktionsgruppen mit mediengängigen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen, mit neuen Formen des Aktivismus für Druck auf Politik, Medizin und Öffentlichkeit, die Aids-Krise und vor allem die Situation von Menschen mit HIV und Aids ernster zu nehmen und zu handeln.
ACTUP entstand im März 1987 in New York. Knapp drei Wochen nach der Gründung, am 24. März 1987 trat ACT UP New York erstmals mit einer Aktion öffentlich in Erscheinung: auf der Wall Street vor der Trinity Church forderten Demonstranten schnellere Medikamenten-Zulassung, Abschaffung von Doppelblind-Studien, sowie die schnellstmögliche Verfügbarkeit von Medikamenten für Menschen mit Aids, und zu vertretbaren Preisen (AZT). Bereits kurze Zeit später verkündet die FDA, das Verfahren der Medikamenten-Zulassung zu beschleunigen. Im Kern von ACT UP war immer die gewaltfreie Aktion (nonviolent direct action).
In Deutschland wurde die erste Gruppe 1989 in Berlin gegründet. Die ‚Blütezeit‘ der deutschen Gruppen endete im wesentlichen 1993.
ACT UP Ur-Vater Larry Kramer
ACTUP entstand nicht „aus dem nichts“ heraus. Besonders wichtig und einer der Vor-Denker (der Aktionsform) war insbesondere Gene Sharp, der Vater der ‘gewaltfreien Aktion’ als Form politischen Engagements.
Eine der zentralen Personen bei der konkreten Entstehung war der US-Autor und Aktivist Larry Kramer.
Kramer trug im März 1987 gemeinsam mit anderen wesentlich zur Gründung von ACTUP New York bei. Douglas Crimp, Professor für Kunstgeschichte, zufolge [1] gab Kramer den Auslöser für die Gründung, indem er auf einer Versammlung im Lesbian and Gay Community Services Center in New York die Anwesenden fragte
„Do we want to start a new organization devoted to political action?„
Zwei Tage später wurde die Gruppe in New York gegründet.
Schon einige Jahre zuvor hatte Larry Kramer mit seiner ‚Wut-Rede‘ 1,112 and counting für Aufsehen gesorgt und Teile der New Yorker Schwulenszene versucht wachzurütteln.
Zahlreiche bekannte Aktivsten und Künstler engagierten sich insbesondere in den USA bei ACTUP – neben dem Autor Larry Kramer z.B. der Film-Historiker und Schwulen-Aktivist Vito Russo, und der Schriftsteller und Rundfunksprecher Michelangelo Signorile. Die Auseinandersetzung von Kunst mit Aids und Aids-Aktivismus thematisierte in Europa erstmals die Ausstellung ‚Vollbild Aids‘ 1988 – und 2013/14 rückblickend, analysierend die Ausstellung Love Aids Riot Sex.
ACT UP in Deutschland
Ab 1988 kam es auch in Deutschland zu vielfältigen Aktionen, zahlreiche Gruppen gründeten sich.
Ich (Ulli, der eine der 2mecs) war selbst aktiv bei ACT UP Köln sowie bei den Koordinationen in Deutschland und in Europa. Über meine persönlichen Erinnerungen an das Entstehen in Deutschland, an erfolgreiche Aktionen, aber auch an das Ende und dessen mögliche Gründe habe ich in einer Mini-Serie berichtet:
Meine persönlichen Erinnerungen an die ACT UP Jahre erzähle ich in dem 2017 erschienenen Buch „Schweigen = Tod, Aktion = Leben – ACT UP in Deutschland 1989 bis 1993“.
Was führte zur Entstehung von ACT UP, aus welcher Stimmung und gesellschaftlichen Situation heraus bildeten sich die Gruppen? Wie sah ACT UP in Deutschland aus, in welchen Städten gab es Gruppen, wie wurde kooperiert, welche Aktionen wurden durchgeführt? Was war besonders an der Gruppe, in der ich mich engagierte, ACT UP Köln?
Und was war das besondere an der wohl erfolgreichsten und bekanntesten Aktion in Deutschland, Proteste im Dom zu Fulda im September 1991 (denen eine Aktion am Dom in Frankfurt voran gegangen war, die später auch ACT UP Paris analog in Notre Dame durchführte)?
Ist ACTUP ein aus den USA übernommenes Konzept? In welchem Verhältnis standen ACT UP Deutschland und die Gruppen in den USA?
Wie kam es zum Ende von ACT UP in Deutschland? Warum lebte ACT UP Paris so viel länger, überlebte 2015 sogar eine Insolvenz? Welche Faktoren führten zum schleichenden Niedergang der meisten Gruppen? Und aus heutiger Sicht – hat sich mehr als kurzfristig etwas bewegt? Nach ACT UP – was bleibt?
Nebenbei, ACT UP war (auch) Mode: die zeitweise sehr beliebten (und gut verkauften) ACT UP T-Shirts hatten für uns mehr als ‘nur’ die Funktion einer Mode, sie waren für uns wie für nahezu alle Gruppen (ebenso wie die Buttons) wichtige Finanzierungs-Quelle.
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Zahlreiche der Mitstreiter in Deutschland sind an den Folgen von Aids verstorben, so Andreas Salmen, Ingo Schmitz, Frank Rauenbusch (geb. Schwarz), Ernst Meibeck und Ovo Maltine.
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Einige der Errungenschaften von ACTUP in Deutschland wirken bis heute fort, so insbesondere die Positiven-Beteiligung an Aids-Kongressen, die 1990 noch ein Skandal war und heute Normalität ist. Erste wichtige Meilenstein waren dabei der 3. Deutsche Aids-Kongress in Hamburg 1990, bei dem sich HIV-Positive und Aids-Kranke (gegen den Willen der Kongress-Veranstalter) erstmals Zutritt verschafften (Fotos), sowie der 4. Deutsche Aids-Kongress in Wiesbaden 1992, bei dem erstmals HIV-Positive auf dem Podium standen (ebenfalls ungebeten), und gegen die damalige Bundesgesundheitsministerin protestierten.
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Warum war ACT UP so wichtig, bedeutend für heutige Lebensrealitäten? Michelangelo Signorile hat es kurz auf den Punkt gebracht:
Aktivismus hat uns voran gebracht, nicht schwuler Mainstream.
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Unter diesem Link sind alle 2mecs-Texte zum Thema ACT UP zu finden.
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[1] vgl. Douglas Crimp with Adam Rolston: Aids DemoGraphics, Seattle 1990
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82 Antworten auf „ACT UP Aids-Aktivismus“
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[…] in dem Slogan „Schweigen = Tod“ (Silence = Death). Er wurde zu einer der Kern-Aussagen von ACT UP, der Aids-Aktions-Gruppe, die Larry Kramer 1987 mitbegründete. Das Schweigen bringt Kramer auch […]
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[…] in Deutschland – eine Podiumsdiskussion am 19. Januar 2014 beschäftigt sich mit ACT UP und den Geschichten des Aids-Aktivismus in Deutschland. Als einer der Zeitzeugen bin ich Gast […]
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[…] 55 (1981 – 1983), Redakteur der Positiven-Zeitung ‘Virulent‘, und 1989 Mitbegründer von ACT UP in […]
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[…] Absicht sei nicht, einen ACT UP – internen Konflikt zu verursachen. Er habe sich lange Gedanken gemacht über seine Situation und […]
[…] für die Schwulen bezeichnet? Nein, sagte Donna Summer einige Jahre später in einem Brief an ACT UP, der nun erstmals vollständig bekannt […]
[…] Crimp berichtet und denkt nach über den Umgang der Kunst mit dem Thema Aids, von Benefizzen bis zu aktivistischen Künstlergruppen wie ‚General Idea‘ oder ‚Gran Fury‘, Kunst in der Nähe von ACT UP. […]
[…] lässt uns verrückt werden – spitzte ACT UP Paris die Proteste zu. ACT UP beklagte mangelndes Fachwissen und Inkompetenz im Ministerium, das erst am Vorabend bei einem […]
[…] machte ACT UP Paris eine Aktion in Notre Dame. Eine Aktion, natürlich ungenehmigt (wer hätte die denn […]
[…] Aktivisten der Aids-Aktionsgruppe ACT UP haben eine Bareback-Party in der Stadt mit Aktionen […]
[…] 20 Jahren war sie auf ihrem Höhepunkt, die ACT UP – Bewegung. „Aids Coalition To Unleash Power“, unter diesem Motto fanden sich von […]
[…] Regierung auffordert, Truvada® baldmöglichst zur HIV-Prävention zuzulassen. ACT UP Paris hingegen protestiert gegen dien […]
[…] in unseren Gesellschaften beinhaltete, konkretisiert am Beispiel der sozialen Bewegung „Act-Up„. Es ist einigermaßen Unfug in einer Rezension über eine Geschichts-Dokumentation, […]
[…] Aids-Aktionsgruppe(n) ACT UP feiern 25 Geburtstag: am 24. März 1987 – vor 25 Jahren – fand die erste ACT UP – […]
[…] Kramer ist u.a. Mit-Begründer von ‚The Gay Men’s Health Crisis‘ (GMHC) sowie ACT UP New York. Elton John sei, so sein Lebenspartner David Furnish, durch das Stück Kramers […]
[…] vor den Büros eines Pharma-Multis. Aus Europa und den USA kennt man dieses Bild seit ACT UP. Doch dieser Konflikt mit dem Pharma-Multi Abbott findet im thailändischen Bangkok statt. […]
[…] 24. März 1987 – vor 25 Jahren – fand die erste ACT UP – Demonstration in New York statt. Aids-Aktivisten legten den Verkehr auf der Wall Street vor […]
[…] In Wirklichkeit hieß diese Organisation ‚Gay Men’s Health Crisis‘ (GMHC) und war die erste Organisation in den USA, die Menschen die von Aids betroffen waren geholfen hat. Da sich GMHC nach der Gründung vor allem mit Hilfeleistung, Unterstützung und Auskünfte an und für schwule Männer beschäftigte und sich nicht mit der politischen Dimension der Krise auseinandersetzen wollte, kam es zu einem Konflikt zwischen dem damaligen Vorsitzenden Paul Popham (Bruce Niles) und Larry Kramer (Ted Weeks). Was das Schauspiel nicht zeigt, aber in Wirklichkeit passierte, war dass Larry Kramer danach im Jahr 1987 eine radikal politische Organisation gründete: ‚AIDS Coalition to Unleash Power‘, kurz ACT UP. […]
[…] Signorile hat eine klare Antwort. Er betont die Bedeutung von Aktivismus anhand von Beispielen wie ACT UP und der US-Aids-Politik oder Protesten gegen den Umgang des US-Militärs mit […]
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[…] ACT UP Paris ruft zur Teilnahme auf mit einem Plakat, das einige Wege (und implizit Erfolge) der Prävention thematisiert: […]
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[…] de la Concorde in Paris mit einem riesigen Kondom. 1999 wurde Emma Cosse die erste Präsidentin von ACT UP Paris, die hetero und HIV-negativ ist. Bis 2001 blieb sie Präsidentin von ACT UP – und sorgte […]
[…] in Anger: A History of ACT UP is the first feature-length documentary about how ACT UP (the AIDS Coalition to Unleash Power), a […]
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[…] die ACT UP Gruppen in Deutschland waren nicht allein mit ihrem Protest gegen die Haltung der katholischen […]
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