Aids-Zeiten : HIV & Aids 1997 – 2007

Zuletzt aktualisiert am 5. Juni 2022 von Ulrich Würdemann

1997

Die US-amerikanischen CDC berichten, dass erstmals die Zahl der jährlichen AIDS-Toten gesunken ist.
Anfang des Jahres sieht sich die DAH deutlichen Kürzungen der Bundeszuwendungen (minus 750.000 DM) ausgesetzt.

Januar
Am 22. Januar stirbt Oliver Köppchen an den Folgen von Aids. Er engagierte sich in der Aids-Hilfe Bonn und  war maßgeblich am Aufbau bundesweiter Selbsthilfestrukturen für HIV-infizierte Bluter beteiligt. Er war Mitglied des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Aufklärung des ‚Blut-Skandals‘.

März
Am 14. März lassen die FDA mit Nelfinavir (Viracept) erstmals eine Proteasehemmer sowohl für die Anwendung bei Erwachsenen als auch bei Kindern zu.

April
Delavirdin, ein NNRTI, wird in den USA unter dem Handelsnamen Rescriptor zugelassen.

Juni
Am 11. Juni geben die FDA ein Public Health Advisory heraus, in dem erstmals auf ein mögliches Auftreten von Diabetes und Hyperglykämie bei Anwendung von Proteasehemmern hingewiesen wird.

September
Combivir, ein Kombinationsprodukt als AZT und 3TC, erhält am 26. September in den USA die Zulassung.

November
Fortovase, eine neue Formulierung des Proteasehemmers Saquinavir, mit der höhere Plasmaspiegel erreicht werden sollen, wird am 7. November in den USA zugelassen.

1998

AIDS-Forscher Jonathan Mann und seine Frau Dr. Mary-Lou Clements-Mann kommen beim Absturz des Fluges Swissair 111 ums Leben.
Der ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius wird wegen früherer dubioser Methoden bei der Untersuchung von Blutproben vor Gericht gestellt. Er wird von der politischen Verantwortung freigesprochen.
Gugu Diamini, südafrikanische AIDS-Aktivistin, wird von Nachbarn erschlagen, nachdem sie im Fernsehen erzählt hat, dass sie HIV-positiv ist.

Juli
Die 12. Welt-AIDS-Konferenz wird am 28. Juli in Genf unter dem Titel „Bridging the gap“ eröffnet (bis 3.8.). Erstmals sind Menschen mit HIV und Aids auf allen Ebenen der Vorbereitung und Durchführung beteiligt.
Das neue Transfusionsgesetz regelt erstmals in Deutschland seit dem 7. Juli 1998 die ordnungsgemäße Gewinnung von Blut und Blutprodukten sowie die sichere Anwendung von Blutprodukten.

September
Efavirenz, ein NNRTI, erhält am 17. September unter dem Handelsnamen Sustiva die Zulassung in den USA.

Dezember
Abacavir wird am 17. Dezember in den USA unter dem Namen Ziagen für die Behandlung bei Erwachsenen und Kindern zugelassen.

1999

Auf der Bundespositivenversammlung in Nürnberg wird zum ersten Mal die Idee thematisiert, Treffen für junge HIV-Positive zu initiieren.

März
Mit einer ergänzenden Zulassung wird ein PCR-Test (Amplicor) verfügbar, dessen untere Nachweisgrenze der Viruslast nicht bei 400, sondern bei 50 Kopien liegt.

April
Am 15. April erhält der Proteasehemmer Amprenavir die beschleunigte Zulassung in den USA.

Mai
Remune, der von einem Team um den verstorbenen Jonas Salk entwickelte experimentelle therapeutische Impfstoff, scheint keine klinischen Vorteile (längeres und länger erkrankungsfreies Leben) zu bringen. Eine laufende große Studie wird im Mai 1999 vorzeitig abgebrochen, nachdem sich kein Nutzen für die Teilnehmer abzeichnet.

Juni
Vom 2. bis 5. Juni findet der 7. Deutscher AIDS-Kongress in Essen statt; erstmals sind HIV-Community-Vertreter an Planung und Durchführung eines deutschen AIDS-Kongresses direkt beteiligt.

Oktober
Angesichts ihrer desolaten Eigenmittel-Situation stellt die Deutsche AIDS-Hilfe zum 1. Oktober die finanzielle Unterstützung des DrogengebraucherInnen-Selbsthilfe-Netzwerks JES ein.
Am 30. Oktober 1999 stirbt Detlev Meyer in Berlin an den Folgen von Aids. Er war einer der wenigen offen schwulen Autoren in Deutschland (u.a. „Biographie der Bestürzung“). Er schrieb auch die die DAH, u.a. „Ich ließ dich los nach ein paar schönen Jahren“.

2000

Februar
Am 23. Februar wird in Frankreich als erstem Land weltweit die neue Formulierung von Didanosin (Handelsname Videx) als Kapsel zugelassen.

April
150.000 DM Schmerzensgeld zahlt die Medizinische Hochschule Hannover nach einem Vergleich an eine 28jährige Verwaltungsangestellte, die als 13jährige bei einer Operation mit HIV infiziert wurde. Bei der Entfernung einer Geschwulst am Oberschenkel wurde ein Knochenspan eingesetzt, der von einem HIV-infizierten Drogengebraucher stammte. Die Ärzte hatten argumentiert, die Möglichkeit einer Infektion des Knochengewebes sei damals noch nicht bekannt gewesen.

Mai
Fünf große Pharmakonzerne haben den Vereinten Nationen zugesagt, Staaten Afrikas den Zugang zu anti-HIV-Medikamenten günstiger zu ermöglichen.
Am 10. Mai 2000 erlässt US-Präsident Bill Clinton eine Verfügung, nach der die USA nicht mehr mit Maßnahmen gegen afrikanische Länder vorgehen, die die Spielräume internationaler Abkommen wie des TRIPS ausnutzen, um die Gesundheitsversorgung von HIV-Infizierten und AIDS-Kranken zu verbessern.

Juli

Über 5.000 Wissenschaftler und Ärzte aus über 50 Ländern in aller Welt, unter ihnen ein Dutzend Nobelpreisträger, haben am 10. Juli in einer gemeinsamen Erklärung bekräftigt, dass HIV die Ursache von AIDS sei. Anlass für die Erklärung ist u.a. das Verhalten von Südafrikas Staatspräsident Mbeki, der Sympathien für die Thesen der AIDS-Kritiker um Peter Duisberg hatte erkennen lassen.
Das Schweigen brechen – „Break the Silence“ ist das Motto der 13. Internationalen AIDS-Konferenz, die vom 9. bis 14. Juli 2000 im südafrikanischen Durban stattfindet.
Am 17. Juli 2000 beschäftigt sich erstmals (insbesondere auf Betreiben von Richard Holbrooke) der Welt-Sicherheitsrat in einer besonderen Sitzung mit HIV und Aids und verabschiedet dazu die Resolution Nr. 1308 (pdf).
Ich stehe hier vor Ihnen, weil ich reich bin„, mit diesem Worten weist Edwin Cameron auf eines der größten Probleme im Kontext von AIDS in Afrika hin. „Meine Anwesenheit zeigt die Ungerechtigkeit von AIDS in Afrika. Auf einem Kontinent, in dem 290 Millionen Menschen täglich mit weniger als einem Doller auskommen müssen, kann ich mir die monatlichen Behandlungskosten von rund 400 Dollar leisten.

Juli
Am 29. Juli findet in der Zeche Carl in Essen erstmalig ein Treffen junger Positiver im Alter von ? bis 29 statt.

September
In den USA wird am 15. September Kaletra (Lopinavir plus Ritonavir) zugelassen.
Das wissenschaftliche Beratungsgremium der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) lehnt Mitte September mit einem Votum von 7 : 6 Stimmen einen Antrag ab, mit dem Schwule zukünftig wieder zu Blutspenden zugelassen werden sollten.

Oktober
Seit 1. Oktober 2000 gilt in den Niederlanden ein neues Gesetz, demzufolge Prostitution als Beruf anerkannt wird.

November
In den USA wird am 14. November Trizivir zugelassen.
Als erstes Land der Welt haben die Niederlande Ende November 2000 die aktive Sterbehilfe legalisiert. Mit großer Mehrheit (104 gegen 40 Stimmen) verabschiedet das niederländische Parlament am 28.11.2000 eine entsprechende Gesetzesvorlage. Die Zustimmung der zweiten Kammer gilt als sicher.

Dezember
Die internationale Organisation Ärzte Ohne Grenzen hat anlässlich des Welt-AIDS-Tages 2000 die Pharmakonzerne aufgefordert, die Preise für wenig entwickelte Staaten per sofort um 95% zu senken.
In der Europäischen Union werden zukünftig für die Durchführung von Studien zu neuen Medikamenten an Menschen einheitliche Bestimmungen gelten. Mitte Dezember 2000 billigt das Europäische Parlament in letzter Lesung einen Richtlinien-Entwurf des EU-Ministerrats.
Am 1. Dezember 2000 stirbt in Berlin Hans „Napoleon“ Seyfarth im Alter von 47 Jahren an den Folgen von AIDS.
Die Vereinten Nationen beschliessen auf einer Sondersitzung die Gründung des ‚Global Funds to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria‘

2001

Die AGAV (gegr. 1992) benennt sich um in ‚Arbeits-Gemeinschaft AIDS-Versorgung‘, da immer mehr Mitglieder sich auch in stationärer Pflege und Versorgung engagieren.

Januar
Die Europäische Union hat Glaxo Wellcome die Zulassung für die Dreierkombi-Pille Trizivir erteilt. Trizivir besteht aus AZT, 3TC und Abacavir.
Die südafrikanische Vereinigung der Pharmaunternehmen geht gegen einen Gesetzesvorschlag der südafrikanischen Regierung vor. Die Regierung Südafrikas plant, mithilfe eines neues Gesetzes den Import generischer Versionen von HIV – Medikamenten sowie deren Herstellung im Land zuzulassen.
Im schwedischen Stockholm steht ein 31jähriger positiver Mann vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, trotz Wissens um seine HIV-Infektion ungeschützten Geschlechtsverkehr mit mindestens neun Frauen gehabt zu haben.
Zu Beginn des Jahres 2001 tritt in Deutschland das neue Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Kraft. Mit ihm werden das bisherige Bundesseuchengesetz, das Geschlechtskrankheitengesetz sowie einige weitere Verordnungen abgelöst. Neben anderen Erkrankungen wie Syphilis ist nun auch HIV als hauptsächlich sexuell übertragbarer Krankheitserreger aufgeführt (nicht namentliche Meldung).

Februar
In einer Reaktion auf die Klagen von Pharmakonzernen gegen Südafrika hat der indische Generika-Hersteller Cipla der Ärzteorganisation ‚Ärzte ohne Grenzen‘ angeboten, eine Dreierkombi zu Kosten von 350 US-$ pro Patient und Jahr zur Verfügung zu stellen – umgerechnet also eine Kombi für weniger als 1$ pro Tag.
Die dänische Regierung plant eine Verschärfung der Gesetzeslage für Menschern mit HIV: die juristische Verfolgung von Positiven, die durch ungeschützten Sex HIV übertragen, soll wesentlich erleichtert werden.

April
Südafrika kann generische Versionen von AIDS-Medikamenten vertreiben, das entsprechende Gesetz bleibt in Kraft. Mitte April kommt es überraschend zu einer Einigung zwischen 39 Pharmakonzernen, die eine Klage gegen Südafrika angestrengt hatten, und dem Staat Südafrika.

Juni
Am 1. Juni 2001 stirbt Nkosi Johnson im Alter von 12 Jahren an den Folgen von AIDS. Weltweit bekannt geworden war der südafrikanische Junge während der Welt- AIDS-Konferenz in Durban, als er mit seiner Botschaft ans Mikrofon trat „Wir sind normale menschliche Wesen. Wir können laufen, wir können sprechen.
Vom 25. bis 27. Juni 2001 befassen sich die Vereinten Nationen (UN) auf einer eigens hierfür einberufenen Vollversammlung ausschließlich mit der HIV-Infektion und den weltweiten Folgen. Es ist das erste Mal in den 56 Jahren seit Gründung der UN, dass sich eine UN-Versammlung ausschließlich einer Krankheit widmet. Die Versammlung beginnt mit einer Schweigeminute für die 22 Millionen Menschen, die bisher an den Folgen von AIDS verstorben sind. Nach intensiven und teilweise emotionsgeladenen Debatten einigen sich die Teilnehmer am Abschlusstag auf ein gemeinsames Konzept im Kampf gegen AIDS. Sie verabschieden eine Abschlussdeklaration („declaration of commitment“), in der alle 198 UN-Mitgliedsstaaten erklären, eigene Programme gegen die weitere Verbreitung von HIV zu entwickeln und zu finanzieren.

Juli
Parallel zum 8. Deutschen AIDS-Kongress findet vom 4. bis 7. Juli 2001 in Berlin die Veranstaltung „Positive Begegnungen“ statt

Oktober
In einer Rede vor der United Nations University in Tokio am 2. Oktober 2001 weist UNAIDS-Direktor Peter Piot auf den Zusammenhang zwischen AIDS und Sicherheit hin. Die Anschläge vom 11. September in New York und Washington hätten die ganze Welt schockiert. Auch wenn zwischen den Ursachen des Terrorismus und den Auswirkungen von AIDS auf die Sicherheit Welten liegen würden, sei es doch wichtig darauf hinzuweisen, dass AIDS inzwischen zunehmend auch zu einem Sicherheitsrisiko werde.
In den USA wird am 26. Oktober das Nukleotidanalog Tenofovir (Viread) zugelassen.

Dezember
Der BGH hat erneut über eine Anfang der 90er Jahre geschaltete Anzeige des Textilherstellers Benetton zu befinden, in der ein menschliches Gesäß abgebildet war, das mit dem Schriftzug „H.I.V. – positiv“ gestempelt war. Doch auch in der zweiten Runde unterliegt der Verlag Gruner & Jahr – der BGH untersagt die Anzeige erneut als wettbewerbswidrig. Die Anzeige diene auch dazu, die Not der AIDS-Kranken zum wirtschaftlichen Vorteil des Konzerns auszubeuten, urteilt der BGH.

2002

14. Internationaler AIDS-Kongress in Barcelona

Januar
Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria der Vereinten Nationen wird in Genf angesiedelt sein. Dies beschließt das Leitungsgremium bei seiner Sitzung im Januar in Brüssel.
Elton John erhält den ‚Hero Award‘ der U.K. Coalition of People Living with HIV and AIDS.
Am 29. Januar 2002 verstirbt Dr. David Barry, einer der Mit-Erfinder des ersten zugelassenen AIDS-Medikaments, AZT. Barry war auch Gründer und Chef (CEO) der Pharmafirma Triangle, die ebenfalls AIDS-Medikamente entwickelt, sowie Vorsitzender der Intercompany Collaboration on AIDS Drug Development.

Februar
Am 7. Februar 2002 wird Tenofovir (Handelsname Viread) von der EU-Medikamentenbehörde EMEA für alle 15 EU-Mitgliedsstaaten zugelassen. In den USA war Viread bereits am 26.10.2001 zugelassen worden.
Die frühere Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth, von 1988 bis 1998 auch Bundestagspräsidentin, wird am 17.2.2002 65 Jahre alt. Als Bundesgesundheitsministerin prägte sie wesentlich die AIDS-Politik der BRD.
Der Terrence Higgins Trust, Großbritanniens größte ehrenamtlich arbeitende HIV-Organisation, startet eine große Kampagne gegen die US-Einreisebestimmungen.
Am 14. Februar räumt US-Forscher Robert Gallo öffentlich ein, dass tatsächlich das Labor von Luc Montaignier die entscheidenden Arbeiten bei der Entdeckung des HI-Virus 1983 machte. Ein 18jähriger Streit geht damit endgültig zuende. Am gleichen Tag teilen Gallo und Montagnier der Öffentlichkeit die Gründung einer von beiden getragenen neuen Internationalen Organisation mit, des Gallo/Montagnier Program for International Viral Collaboration.
Auf der RetroConference (24. bis 28. Februar 2002 in Seattle) wird ein Poster vorgestellt, in dem wohl erstmals ein Biss als Ursache für eine HIV-Übertragung dokumentiert wird.

März
Indiens Gesundheitsminister C. P. Thakur kündigt an, Indien werde Positiven zukünftig die Einreise verwehren.
Tibotec-Virco wird von dem Pharmakonzern Johnson & Johnson übernommen.
Das Bundessozialgericht bestätigt in einem Urteil, dass gesetzliche Krankenkassen die Kosten für Medikamente nicht übernehmen müssen, für die zu der verwendeten Indikation keine Zulassung besteht. Ausnahmen sollen aber z.B. bei lebensbedrohlichen Erkrankungen weiterhin möglich sein.

April
Ab 1.4.2002 sind Apotheker in Deutschland verpflichtet, 5,5% der Medikamente zu importieren. Durch diese Importquote sollen die Kosten für Medikamente gesenkt werden.
Frank C. Moore II, ein bekannter New Yorker Maler, stirbt am 21. April im Alter von 48 Jahren in Manhattan. Moore war wesentlich daran beteiligt, aus einer roten Schleife (dem „Red Ribbon“) ein internationales Zeichen zum Kampf gegen AIDS zu machen.

Mai
Am 22. Mai 2002 stirbt Annette Kayser, Mitgründerin und langjährige Leiterin der DHIVA, an den Folgen von Aids.

August
Vom 29. August bis 1. September findet in Bielefeld die 10. Bundespositivenversammlung unter dem Motto: „Alles bleibt anders“ statt. Zeitgleich findet die fünfte Bundesversammlung für An- und Zugehörige statt. Schirmherrin ist Prof. Dr. Rita Süssmuth

2003

Belgische Forscher berichten, HIV-2 sei vermutlich bereits in den 1940er Jahren in Guinea-Bissau von Mangaben auf den Menschen übergegangen.
Zahlreiche Pharmakonzerne reduzieren im Laufe des Jahres 2003 die Preise ihrer Aids-Medikamente für weniger entwickelte Staaten. Dennoch bleiben wirksame HIV-Medikamente für Millionen Positive weltweit unerreichbar.
März
In den USA wird am 15. März der Fusionshemmer Enfuvirtide (T-20, Handelsname Fuzeon) zugelassen.

Mai
In Hamburg findet vom 14. bis 17. Mai der 9. Deutsche und 14. Österreichische AIDS-Kongress statt. Erstmals veranstalten damit die beiden nationalen AIDS-Gesellschaften einen gemeinsamen AIDS-Kongress.

Juni
Am 20. Juni 2003 wird in den USA der neue Proteasehemmer Atazanavir (Reyataz) zugelassen (pdf).

Juli
In den USA wird am 20. Juli der NRTI Emtricitabine (Emtriva) zugelassen.

August
Am 4. August stirbt Hans-Peter Hauschild an den Folgen von Aids. Früher Sekretär einer Anti-Apartheid-Organisation, beteiligt am Aufbau der Frankfurter Aids-Hilfe, Landesvorstand der hessischen Aids-Hilfe,  ab 1990 Vorstand der DAH.

Dezember
Anlässlich des Welt-Aids-Tags verkündet die Welt-Gesundheits-Organisation WHO ihren Plan ‚3 by 5‘ – bis Ende 2005 sollen drei Millionen HIV-Infizierte in Ressourcen-armen Staaten eine antiretrovirale Therapie erhalten.

2004

Die EU setzt einen ‚Think Tank on HIV/AIDS‘ ein.

Januar
Nach langen Verhandlungen kann die brasilianische Regierung (nach Drohungen der Produktion eigener generischer Versionen) deutliche Preisreduzierungen von Aids-Medikamenten durchsetzen.

Mai
5 bulgarische Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt werden in Libyen zum Tod verurteilt. In einem seit 2000 laufenden umstrittenen Verfahren wird ihnen vorgeworfen, bewusst die Infektion libyscher Kinder mit HIV in Kauf genommen zu haben. Erst 2006 kommen sie nach internationalen Interventionen frei.
Am 24. und 25. Mai findet in Berlin der 1. Internationale Fachtag Hepatitis C statt, veranstaltet von DAH, akzept e.V. und Labas.

August
Vom 26. bis29. August findet in Kassel die 11. Bundespositivenversammlung unter dem Motto: „Zukunft positiv?!“ parallel mit der 6. Bundesversammlung der An- und Zugehörigen (BVA) statt.

2005

Nelson Mandela gibt bekannt, dass sein Sohn Makgatho im Alter von 54 Jahren an den Folgen von Aids gestorben ist.
Gegen Jahresende wird deutlich, dass der ehrgeizige ‚3 by 5‘-Plan der WHO gescheitert ist.

2006

Januar
Rock-Sänger Bono (U2) kündigt die Gründung einer neuen Marke an. ‚Product Red‘ soll helfen über Merchandise-Programme Geld für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose zu sammeln.
In den USA wird mit Atripla die erste einmal tägliche Dreier-Kombi in einer Pille zugelassen. Zugleich arbeiten erstmals zwei Pharmakonzerne bei der Herstellung eines Medikaments zusammen.
Am 16. Januar 2006 stirbt in Berlin Prof. Dr. Meinrad A. Koch. Gemeinsam mit Rita Süssmuth unterstützte er 1983 die Gründung der Deutschen Aids-Hilfe. 1987 wurde er erster Leiter des AIDS-Zentrums im Bundesgesundheitsamt. Ihm ist mit zu verdanken, dass sich in den Debatten der 1980er Jahre eine Linie der Toleranz, Aufklärung und Forschung durchsetzte.

Juni
In den USA wird am 20. Juni Darunavir (Prezista) zugelassen.

Juli
In den USA wird am 12. Juli Atripla zugelassen.
Am 18. Juli stirbt Roland Bergmann nach langer Krankheit in Nürnberg. Er gründete u.a. die Hetero-Gruppe der Berliner Aids-Hilfe und war Gründungsmitglied des Bundesweiten Netzwerks der Menschen mit HIV und Aids und des Trägervereins Netzwerk plus e.V.

August

16. Internationale Aids-Konferenz in Toronto
Der Proteasehemmer Prezista (Darunavir) erhält die EU-Zulassung.
Vom 24. bis 27. August finden in Leipzig zum ersten Mal die „Positiven Begegnungen – Konferenz zum Leben mit HIV/AIDS“ statt.

2007

Juni
In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden in Europa ruft der Pharmakonzern Roche den PI Nelfinavir (Viracept) zurück, nachdem chemische Verunreinigungen festgestellt wurden. Die USA, Kanada und Japan sind von dem Rückruf nicht betroffen (dort wird die Substanz von Pfizer produziert).

August
In den USA wird mit Maraviroc (Handelsname Selzentry) am 6. August der erste CCR5-Hemmer zugelassen.

September
Der CCR5-Hemmer Celsentri (Maraviroc) erhält die EU-Zulassung.

Oktober
In den USA wird am 12. Oktober der Integrasehemmer Raltegravir (Handelsname Isentress) im beschleunigten Zulassungsverfahren (fast track) zugelassen.

Dezember
Atripla wird in der EU zugelassen.
Mit Isentress (Raltegravir) erhält der erste Integrase-Hemmer die EU-Zulassung.

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Serie Aids-Zeiten:
Aids-Zeiten : HIV & Aids 1980 – 1986
Aids-Zeiten : HIV & Aids 1987 – 1996
Aids-Zeiten : HIV & Aids 1997 – 2007
Aids-Zeiten : HIV & Aids 2008 – 2012

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Text von ondamaris auf 2mecs 19. Februar 2017, zuletzt aktualisiert 2012