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Berlin

Irgendein Sonntag Abend

Sonntag früher Abend. Einer der Momente, für die ich diese Stadt liebe. Nach regnerischem Tag scheint endlich verhalten die Sonne. Leicht verpeilt, ganz leicht nur nach 3 Becks, komme ich aus dem Lab. Guten Sex gehabt, viele Leute da, einige wenige Bekannte, niemand zickig, sie wissen weswegen sie dorthin gehen. Spaß gehabt. An DDR-Hinterlassenschaften, Neuem Deutschland und Plattenbauten vorbei zum Ostbahnhof. S-Bahn zur Warschauer, dort rüber zur U-Bahn. Ein längst abgelegter Bekannter eilt vorbei, erwidere seinen flüchtigen „Hi Hi“ Gruß. In der U-Bahn gut gelaunte Menschen. Ein Uniformierter, aussehend wie was Fliegendes, fühlt sich unberechtigterweise von einem jungen Südeuropäer angerempelt, verzichtet aber mit säuerlicher Mine darauf, etwas zu sagen.

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Erinnerungen

Tales of Mystery

Im Zug nach Köln. ‚Tales of Mystery and Imagination’ – nach bestimmt zwanzig Jahren höre ich dieses Album von ‚The Allan Parsons Project’ wieder, und oft in den letzten Tagen. Versinke erneut in dieser Musik meiner Jugend. Stehe wie­der in einer dieser Dorf-Discos, die Rockpalast oder ähnlich hießen. Tanze, wie hypnotisiert, für mich und doch unter Freunden, jeder glück­lich und frei. Die riesige Eiche in der Mitte der Scheune, abwechselnd angestrahlt von blau grün roten Scheinwerfern [ja, war Disco-Licht noch eine einfa­che Sache, nix Lasershow]. The dream is never ending. Wie schön diese Musik wieder zu hören. Wie frappierend immer wieder das Erleben, dass einzelne Gerüche Worte Musikstücke ganze Schwälle von Erinnerungen auslösen können, Bilder die so intensiv so leuchtend vor meinem geistigen Auge stehen, dass ich beinahe glaube in ihnen zu sein, wieder der Ulli von damals, im Rockpalast, tanzend, zu den ‚Tales of Mystery and Imagina­tion’.

Diese sich immer stärker, immer pulsierender aufbauende Spannung, be­gleitet von Regen – Schauer laufen mir den Rücken runter, Spannung steigt immer mehr, beinahe unerträglich werdend, blau grün alles, dann, endlich, Stroboskop, Pulsieren, eine warme Erleichterung in Rot, eine Me­lodie die mich trägt, überströmende Glücksgefühle… könnte euch allen um dern Hals fallen …. (Rise and Fall of the House of Usher – Arrival) Tränen des Glücks stehen mir in den Augen. Endgültiger Klimax und langsame Auflösung in der ‘Pavane’ – komm, jetzt brauch ich ein Ein­becker. If my mind could be set free… Bilder von damals …

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Kulturelles

Jeanne Moreau über kontrollierte Menschen

„Sind sie nicht furchtbar? Die kontrollierten Menschen? Mit ihren sensationellen Schutzhaut? Nein, ich kann nicht im Namen dieser Menschen sprechen, verstehen Sie? Sie interessieren mich nicht. Dies sind Menschen, die nicht wirklich lieben können. Ich habe deshalb immer einen großen Bogen um die Kontrollierten gemacht! Mein Gott!“

Jeanne Moreau über den Film ‚Die Zeit, die bleibt‘ (Regie Francois Ozon), SZ 15./16./17. April 2008
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Kulturelles

Jeanne Moreau über Leben und Tod

„In ‚Die Zeit, die bleibt‘ geht es um den Tod. Und darum dass Leute immer sterben können – oft nicht erst, wenn sie alt sind. Die junge Leute heute sterben z.b an Aids, nachdem sie lange krank waren. Wunderbare Freunde von mir sind an Aids gestorben. Andererseits können wir sehr alt werden und dann sterben, ohne vorher krank gewesen zu sein. Der junge Mann in dem Film verzichtet auf eine Chemotherapie und lebt in der Zeit, die ihm bleibt, sagen wir wie ein Gesunder. Er beschäftigt sich weniger mit seinem naheden Tod – sondern zum ersten Mal wahrhaftig mit seinem Leben.“

Jeanne Moreau über den Film ‚Die Zeit, die bleibt‘ (Regie Francois Ozon), SZ 15./16./17. April 2008
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unterwegs

Winterschlaf

Mittags, plötzlich scheint der Himmel nach dem tristen Grau des immer noch andauernden Winters ein wenig blau zu zeigen, Spuren von Sonne. In einem plötzlichen Anfall von Wahnsinn beschließe ich, mein Motorrad aus dem Winterschlaf zu erwecken. Na ja, der ADAC muss doch helfen, dann geht’s zu einer kleinen Tour auf die Autobahn, Richtung Dessau – Leipzig. Auch wenn ab und an tatsächlich Sonne zu sehen ist, welche Täuschung. Die Temperaturen sind lausig, ohne Heizgriffe würden mir jetzt die Finger längst abgefallen sein. Durchgefroren komme ich nach eineinhalb Stunden wieder zuhause an.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Lech Kaczynski Berlin 2006 – LGBT Proteste in der HU am 9. März 2006

Donnerstag, 9. März 2006 – Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski ist in der Stadt, hält zum Abschluss seines Staatsbesuchs auf Einladung des Instituts für Europarecht der Humboldt-Universität (HU) eine Rede über das „Solidarische Europa“ im Audimax.

Genau jener Kaczynski, der sich schon als Bürgermeister von Warschau bei Schwulen und Lesben nicht nur in Polen einen zweifelhaften Ruf u.a. dadurch erworben hat, dass er Schwulen- und Lesbendemos verboten hat, oder Homosexualität auf alle mögliche Art und Weise verunglimpfte. Inzwischen hat er es zum Staatspräsidenten gebracht, irritiert selbst konservative deutsche Politiker durch zutiefst europaskeptische, manchmal europafeindliche Äußerungen.

Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 1
Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 1

Das Audimax, in dem Kaczynski sprechen soll, ist abgeriegelt, einzig eine Videoübertragung im Kinosaal ist offiziell zugänglich. Nach einer vom LSVD initiierten Demonstration vor dem Haupteingang der HU verschaffen sich einige schwule Aktivisten dennoch Eintritt in das Audimax, protestieren lautstark gegen die Verweigerung von Grundrechten für Schwule und Lesben in Polen. Hindern Kaczynski zunächst erfolgreich am Reden, ein Redakteur der ‚Siegessäule’ wirft ihm auf dem Podium vor, er „verhetze das polnische Volk, er schüre den Katholizismus“ (was auch immer er damit meinte).

Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 2
Lech Kaczynski Berlin 2006 HU Proteste LGBT 2

Nach seiner Rede, aufgrund einer Frage aus dem Auditorium, kommt Kaczynski nicht umhin, sich doch noch zur Homosexualität zu äußern. Die Förderung der Homosexualität, meint er, führe doch in letzter Konsequenz dazu, dass die Menschheit aussterben müsse.

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Nachdenkliches

15 Jahre

Fünfzehn Jahre ist Jean-Philippe nun schon verstorben. Was mir immer noch zwar nicht wie gestern aber doch wie vor einigen Monaten, höchstens wenigen Jahren vorkommt, ist realiter nun schon 15 Jahre her. Werden wir uns wiederse­hen? Hast du deine Ruhe gefunden?
Sitze im Park bei uns um die Ecke, habe ein Bündel Rosenduft-Räucherstäbchen für Jean-Philippe angezündet. Tot, nicht mehr da, das ist immer noch so schwer verständlich, so schwer fassbar für mich.

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Frankreich Lacanau

Strandgedanken

Lacanau, Le Porge. Etwa auf halbem Weg zwischen Gironde-Mündung und dem Becken von Arcachon. Endlose Sandstrände, selbst bei Flut wohl 10 bis 15 Meter breiter Sandstreifen. Eine Dünenkette, die landseitig in niedrige Krüppelkiefer-Landschaften übergeht, bevor nach etwa 30 Metern der Kiefernwald beginnt, der sich kilometerweit ins Landesinnere erstreckt.

Eine erst vor wenig mehr als 100 Jahren künstlich entstandene Landschaft, die Kiefernwälder angelegt zur Siche­rung und Befestigung, aber auch Nutzbarmachung der zuvor riesigen, oft weit über 10 km breiten Sand- und Dünenlandschaften. Die wenigen Orte, aus langer Erfahrung um Aggressivität und Rauheit von Meer, salziger Luft und winterlichen Stürmen in der Regel mindestens zehn Kilometer vom Strand entfernt in Rich­tung Landesinneres gelegen, erst Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts wurden kleine zugehörige Küsten-Bade-Städtchen vorgelagert am Meer angelegt.

Die Künstlichkeit der Landschaft – die Kiefern oft Hunderte von Metern lang in Reih und Glied gesetzt, keinerlei natürliche „Un-“ Ordnung – beeinträchtigt den­noch nicht ihren enormen Reiz auf mich. Drei Wochen hier, und ich wünsche mir manches Mal, die Welt bestünde nur aus Kiefernwäldern mit ihrem kilometerlan­gen Farbenspiel von grau-braunen und allen möglichen Grün-Schattierungen von frisch, vor Jugend strotzend gelb-grün bis dem Alter sich beugenden Dunkelgrün bis Hellbraun. Der Kontrast zwischen diesen beiden Farben, den nur wenig vari­ierenden Gelbtönen des Sands, der Dünen, dem blau des Himmels, wechselnd von klar leuchtendem hellblau an Sonnentagen über schmutziges graublau an trüben, regnerischen Tagen bis zu allen denkbaren gelb-orange Tönen während der abendlichen, jedes Mal wieder mit Begeisterung bestaunten Sonnenunter­gänge.

Dazu, wie ein ständiger, unbeeinflussbar vorhandener Hintergrund, das Rauschen des Meeres, mal in meditativ-friedlicher Gleichmäßigkeit, zu Vollmond oder an stürmischen Tagen auch mit fordernder, manchmal aggressiver Kraft. Immer dabei aber mit der Klarheit, ich (das Meer) bin so unendlich groß, so un­endlich viel, so unendlich unfassbar weit, du (Ulli) nur ein kleines winziges Einzi­ges – also nimm dich, deine Sorgen und Probleme nicht so wichtig, sie sind un­bedeutend angesichts dieser Größe und Ewigkeit. Meditative Klarheit des Meeres, dazu ruhige, angenehme Farbenspiele von gelb, blau und grün, ohne jegliche Hektik – das wird wohl immer Faszinosum und Reiz dieser Landschaft für mich sein.

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HIV/Aids

Oswald T. Weber

Oswald Tex Weber
geboren am 16. April 1932
gestorben am 23. Juli 1998

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Fotografie Ulli

was is

was is ?! Juli 1995 Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0
was is ?! (Juli 1995; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)