einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
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Am Aschermittwoch 28. Februar 1990 starb Jean-Claude Letist an den Folgen von Aids. Jean Claude Letist (1946 – 1990) war einer der bedeutendsten schwulen Aktivisten in Köln in den 1970er und 80er Jahren. Die Traueranzeige für Jean-Claude Letist löste auch eine politische Aktion aus …
Die größte Lokalzeitung Kölns weigerte sich damals jedoch, eine Traueranzeige zu drucken mit den Worten „Ein beispielgebendes schwules Leben hat sein Ende gefunden“. Das Wort „schwul“ in einer Traueranzeige? Undenkbar! Einzig denkbarer Kompromiss sollte das Wort ‚homosexuell‘ sein. Aber genau das war der entscheidende Unterschied …
zensierte Traueranzeige Jean Claude Letist – ohne das Wort ’schwul‘
Was dann passierte, und wie die Trauerfeier für Jean-Claude am 12. März 1990 und eine Aktion danach dazu führten, dass bald „schwul“ und „lesbisch“ auch in Traueranzeigen benutzt werden durften, darüber erzähle ich in diesem Video:
Stonewall Momente – Jean Claude Letist Traueranzeige
Das Video entstand für die Kurzfilm-Reihe ‚Stonewall Momente‘ im Rahmen des Projekts ‚queer as german folk‚. #querasgermanfolk ist ein Gemeinschaftsprojekt des Goethe-Instituts Nordamerika mit dem Schwulen Museum* Berlin sowie der Bundeszentrale für politische Bildung bpb.
Drei Tage nach der Trauerfeier für Jean-Claude gründete sich am 15. März 1990 ACT UP Köln. Viele von uns nahmen an der Aktion im Verlagsgebäude am 12. März teil. Sie war sozusagen der Auftakt für ACT UP Köln …
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Jean-Claude Letist war für mich ein Vorbild und Ansporn. Von der Gründung und Eröffnung des Schwulen- und Lesbenzentrums SchuLZ bis zu zahlreichen Reisen mit ‚Homoreizen‚ (auf denen sein Sprachgenie immer wieder besonders hilfreich war), von nächtlichen Momenten am Aachener Weiher bis zu aufgeregten politischen Debatten im Bundesverband Homosexualität BVH – er war Inspiration, Herausforderung und – liebenswert.
Ach Gutemiene …
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Zwei kleine Fehler haben sich in dem Video eingeschlichen: natürlich war die Währung damals noch DM und nicht Euro. Und mein Vorname schreibt sich mit einem ‚l‘ – Ulrich … 😉
Watt en Schlick 2019 – Chillen, feiern, tanzen, alles direkt am Wattenmeer. Seit 2014 geht das in Dangast beim Kultur- und Musikfestival Watt en Schlick, ganz zauberhaft direkt am Strand unterhalb des Kurhaus Dangast. 6.000 Besucher kamen 2019.
Watt en Schlick 2019 – das Festival am Schlick
Watt en Schlick 2019 Festival
Es ist eines der kleineren, und eines der neueren Festivals in Deutschland: Watt en Schlick in Dangast.
2012 hatte Initiator Till Krägeloh die Idee, und 2014 war es soweit, das erste Festival ging über die Bühne. Krägeloh hatte zuvor jahrelang im Kurhaus Dangast gearbeitet, war aber nie vorher selbst auf einem Festival.
Und der Erfolg des Newcomers kam schnell – bereits 2017 wurde das Festival beim Helga auf dem Reeperbahn-Festival als bestes Festival Deutschlands ausgezeichnet.
2019 fand die sechste Ausgabe #WeS19 vom 2. bis 4. August statt. U.a. traten Sophie Hunger, Moop Mama, Irma, Fatoni, Lars Eidinger, The Black Seeds, Say Yes Dog, Mavi Phoenix, Die Goldenen Zitronen, das Golden Dawn Arkestra, Dendemann und Bilderbuch auf.
Watt und Schlick Fest 2019 – Fotos
Sophie Hunger beim WeS 2019 LGoony Moop Mama bei Watt en Schlick Fest 2019 (mein Favorit …)Dendemann bei Watt en Schlick Fest 2019 Fatoni und Keno (Moop Mama) bei WeS 2019 Mavi Phoenix bei WeS Fest 2019 Till Krägeloh, der Initiator des Festivals
Watt und Schlick
Watt, das ist jene Fläche im Gezeitenbereich an Küsten, die bei Ebbe trocken fällt. Der Begriff Watt soll vom Ostfriesischen abstammen – weil man durch diese Flächen waten muss.
Hat Watt einen besonders hohen Ton-Anteil, wird es rutschig – und wird Schlick oder Schlickwatt. Schlickwatt ist meist nur in geschützten Bereichen und in Buchten zu finden (so eben am Jadebusen in Dangast / Norddeutschland).
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Vor 40 Jahren waren die Festivals, die ich besuchte, kleine Veranstaltungen mit wenigen Hundert Besucher_innen (siehe Umsonst und Draußen Wardenburg 1979). Inzwischen sind viele Festivals Großveranstaltungen mit mehreren Zehntausend Teilnehmern.
Wie angenehm, dass Dangast mit WeS noch ein Festival mit überschaubaren Dimensionen und fast ‚familärer‘ Atmosphäre ist.Und wie wunderbar 2019 zu erleben wie friedvoll das Miteinander ist, fast erinnert es mich an …
... die Utopie, die wir damals in Wardenburg hatten … umsonst, und draußen und frei … wie der Wind so frei …
…und ich hoffe wir sehen uns 2020 2021 wieder … beim #WES21 in Dangast … 🙂 [nach der Absage Watt en Schlick Fest 2020 aufgrund der Coronavirus Pandemie]
Die Bremer Stadtmusikanten – Interpretation 2019 : mit seiner Installation pinpointing progress interpretiert Maarten Vaanden Eynde vor der Kunsthalle Bremen das bekannte Märchen ‚Die Bremer Stadtmusikanten‘:
Die Bremer Stadtmusikanten 2019 – pinpointing progress von Maarten Vaanden Eynde vor der Kunsthalle Bremen , Foto & Bearbeitung Ulli Würdemann 2019
Die Installation pinpointing progress von Maarten Vaanden Eynde war Teil der Sonderausstellung „Tierischer Aufstand“. Sie wurde in der Kunsthalle Bremen vom 23. März bis 1. September 2019 gezeigt. Zuerst war die Installation 2018 auf der Biennale Riga RIBOCA zu sehen. Riga ist Partnerstadt von Bremen.
Der belgische Künstler Maarten Vaanden Eynde wurde 1977 in
Leuven geboren. Er lebt und arbeitet in Brüssel. 2017 gewann Eynde den
Publikumspreis des Belgischen Kunstpreises BOZAR Brüssel.
Die Ausstellung in Bremen wird gezeigt anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung des Märchens ‚Die Bremer Stadtmusikanten‚ durch die Gebrüder Grimm. Ihr Grab befindet sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg.
„Der Mensch lebt umso entspannter, je mehr er Kontakt zu seinen Schattenseiten hat und diese annehmen kann.“ „Frei ist aber eher jemand, der von sich nicht verlangt, perfekt sein zu müssen.“ „Zu sich mit seinen Ängsten und Schwächen zu stehen, eröffnet den Weg zu einer echten Selbstsicherheit. Sie ist leiser als die mittels Dominanz-Getöse erzeugte, aber dafür tief und menschlich. Selbstakzeptanz statt Selbstoptimierung.“ Prof. Willi Butollo, Psychologe, Interview in der SZ 4.7.2019
Sie sieht Freiheit nicht nur als Willens- oder Wahlfreiheit,
„In dem Verhältnis von Politik und Freiheit handelt es sich nicht um die Willens- oder Wahlfreiheit, das ‚liberum arbitrium‘, das zwischen Vorgegebenem, dem Guten und Bösen, eine Entscheidung trifft“
Hannah Arendt, Freiheit und Politik, in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I, München 1994
Arendt sieht Freiheit vielmehr als Handlungsfreiheit.
Freiheit als positive Freiheit, als Möglichkeit etwas Neues zu schaffen:
„die Freiheit, etwas in die Wirklichkeit zu rufen, das es noch nicht gab“
Hannah Arendt, Freiheit und Politik, in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I, München 1994
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Arendt schrieb, autoritäre Herrschaft beginne in der Schule – Bildung müsse deswegen darauf abzielen, junge Menschen zu selbständigem Denken und Urteilen zu erziehen.
Er gilt als ältestes erhaltenes steinernes Exemplar seiner Art – der Roland von Bremen aus dem Jahr 1404.
Der Bremer Roland ist eigentlich älter als die heute bekannte Figur. Bereits aus dem Jahr 1366 ist bekannt, dass in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai eine damals hölzerne Roland-Figur verbrannte. 1404 wurde sie aus Kalkstein neu geschaffen und auf dem Marktplatz (und damit gegenüber dem Bremer Dom) aufgestellt.
Roland von Bremen im Dezember 2015
Das Schwert gilt als Zeichen kaiserlichen Rechts. Der Reichsadler betont den Anspruch Bremens auf seinen Rang – ebenso wie die Schild- Umschrift ‚Vryheit‚.
Der Roland blickt – gen Dom, um dem Bischof zu zeigen, wer ‚in der Freien und Hansestadt das Sagen hat‘? Oder gen Ostertor, um die ankommenden Händler zu begrüßen?
Seit 2004 ist der Bremer Roland in das UNESCO Welterbe aufgenommen. Bereits seit 1973 steht er unter Denkmalschutz.
Der Bremer Roland vor dem Rathaus im Juli 2019
Der Kopf der Bremer Statue wurde bei Restaurierungsarbeiten 1983 durch eine Kopie ersetzt, da er durch Umwelteinflüsse zerstört zu werden drohte.
Das Original ist seit 1986 im Focke Museum in Bremen zu sehen:
Kopf des Bremer Roland von 1404 bis 1983 (seit 1986 im Focke Museum Bremen)
Die Weisse Rose Hamburg war eine der bedeutenden Gruppen des Widerstands gegen das NS-Regime in Hamburg. Sie gilt als ‚Hamburger Zweig‘ der Münchner Widerstandsgruppe Weißen Rose. Bedeutendstes Mitglied in Hamburg war Hans Leipelt (1921 – 1945). Traute Lafrenz (geb. 3.5.1919 – 6.3.2023 Meggelt, Charleston) hatte wesentliche Bedeutung als Verbdinungsmitglied zur Münchner Gruppe.
An die Weiße Rose Hamburg erinnert im Hamburger Stadtteil Volksdorf ein Denkmal.
Denkmal Weisse Rose Hamburg (Hamburg Volksdorf) mit Hinweis auf die Gedenkveranstaltung am 25.2.2023
Die Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus Weiße Rose entstand in München 1942 um die Studenten Hans und Sophie Scholl und Alexander Schmorell. Im ersten Halbjahr 1943 wurde die Gruppe aufgedeckt, zahlreiche Mitglieder ermordet.
Bereits ab 1942 engagierten sich auch in Hamburg zwei Gruppen von Studenten und Eltern gegen das NS-Regime. Die Münchner Gruppe um die Geschwister Scholl hatte starke Impulse in die Hamburger Gruppe. Auch wenn sie älter ist, wird die Hamburger Gruppe oft als Hamburger Weiße Rose bezeichnet.
„Ja, es ist wahr: Als ich, involviert in die zwischen München und Hamburg verzweigte ‚Weiße Rose‘, am 19. April 1945 in Hamburg vor dem Volksgerichtshof stand, angeklagt der Vorbereitung zum Hochverrat, der Feindbegünstigung, des Rundfunkverbrechens, der Wehrkraftzersetzung und, damit nicht genug, auch noch der Verabredung eines Sprengstoffverbrechens, da war ich 17 Jahre alt.“
Thorsten Müller, ‚Ich war im Widerstand‘. in: Löwenthal / von zur Mühlen: Widerstand und Verweigerung in Deutschand 1933 bis 1945, Berlin Bonn 1982
Weiße Rose Hamburg
Die Weiße Rose Hamburg war generationsübergreifend und umfasste ungefähr 50 Personen (Freundes- und Familienkreise, mit teils unterschiedlichen Motivationen).
Maßgebliche Person war der Chemie-Student Hans Leipelt. Ein wichtiger Ort für die Gruppe war die Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“ und deren Juniorchef Reinhold Meier.
Mehrere Gruppenmitglieder hatten persönliche Kontakte zur Müncher Gruppe Weisse Rose.
Gedenkveranstaltung Weisse Rose, Volksdorf 25. Februar 2023
Hans Leipelt (1921 – 1945)
Hans Leipelt wurde am 18. Juli 1921 in Wien geboren. Er war gut vernetzt in Kreisen des Widerstands gegen das NS-Regime in Hamburg. Nach massiven Schikanen an der Universität Hamburg wechselte er nach München an das dortige Chemische Institut.
Part of sidewalk monument near Munich University, depicting White Rose member Hans Leipelt – Nicoasc – Lizenz CC BY-SA 4.0
Leipelt war auch die wesentliche Kontaktperson der Gruppe zur Münchner Widerstandsgruppe Weiße Rose. Mit den Geschwistern Scholl war er gut befreundet.
Nach der Ermordung von Mitgliedern der Münchner Weißen Rose beschlossen sie, deren Arbeit fortzuführen:
„Ganz spontan entschlossen wir: Wir müssen das weitermachen.“
Marie-Luise Schultze-Jahn (1918 – 2010), Freundin von Hans Liepelt
Ab 1943 wurde die Gruppe unter anderem vom Gestapo-SpitzelMaurice Sachs (eigentlich: Maurice Ettinghausen) ausspioniert. Dieser war wesentlich an der Aufdeckung der Widerstandsgruppe beteiligt. Sachs, französischer Schriftsteller der in Hamburg lebte, war früher Sekretär von André Gide und eng mit Jean Cocteau befreundet.
Hans Leipelt wurde am 8. Oktober 1943 festgenommen. Im Oktober 1944 folgte der Prozeß in Donauwörth, Leipelt wurde zum Tod verurteilt.
Hans Leipelt wurde am 29. Januar 1945 in München – Stadelheim mit dem Fallbeil ermordet.
Der Name ‚Weiße Rose Hamburg‘ wurde von den Mitgliedern der damaligen Gruppe selbst nicht verwendet. Er entstand erst nach Kriegsende (vermutlich erstmals 1948 vom VVN verwendet).
Denkmal Weiße Rose Hamburg Volksdorf
Der damalige Ortsausschuss-Vorsitzende von Volksdorf Dr. Martin Meier-Siem (SPD) erreichte 1977, dass ein Platz in der nach Verlegung des Ferck’schen Hofes neu gestalteten Mitte Volksdorfs sowie das angrenzende Einkaufszentrum nach der Weißen Rose benannt wurden.
Zudem wurde eine Skulptur bei dem Hamburger Maler und Bildhauer Franz Reckert (1914 – 2004) in Auftrag gegeben. Die über 2 Meter hohe weiße Muschelkalk-Skulptur wurde am 1. Juni 1978 eingeweiht.
Denkmal Weisse Rose in Hamburg Volksdorf
Meier-Siem erinnerte sich 1977 an die Beweggründe für die Benennung:
„Wir entschieden uns schließlich dafür in dem Bewußtsein, daß die Erinnerung an die Taten und das Opfer des Kreises der Weißen Rose in der Öffentlichkeit viel zuwenig lebendig ist und daß man sie nicht wachhalten kann mit Zeichen an wenig besuchten, meist friedhofsähnlichen Gedenkstätten.“
Dr. Martin Meier-Siem 1977 in der ‚Zeit‘
1981 wurde das Denkmal ergänzt um eine Tafel mit den Namen der hingerichteten Mitglieder der Münchner Weißen Rose. 1993 wurden die Namen von acht ermordeten Mitgliedern der Hamburger Weißen Rose auf einer neuen Tafel ergänzt.
Gedenktafel am Denkmal Weisse Rose in Hamburg Volksdorf
2006/07 wurde die Skulptur während der Bauarbeiten einer Umgestaltung auf einen Bauhof ausgelagert. Seit Mai 2007 hat sie ihren neuen Standort im Eingangsbereich der Fußgängerzone. Im Januar 2012 wurde eine (blaue) Informationstafel ergänzt, die in deutscher und englischer Sprache über die Skulptur informiert.
In Hamburg Wilhelmsburg erinnert an Hans Leipelt eine nach ihm benannte Straße.
In meinen Bremerhavener Jahren gab es sie noch, die Straßenbahn von Bremerhaven. 1982 stellte sie ihren Dienst ein.
Straßenbahnwagen (Juni 2019; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)
Bereits 1881 bekam Bremerhaven eine Pferdebahn – elektrifiziert ab 1908 als Straßenbahn. Im Jahr 1949 fuhren 6 Straßenbahn-Linien in Bremerhaven. Nach 101 Jahren war dann am 30. Juli 1982 endgültig Schluß – die letzte Straßenbahn-Linie wurde auf Busbetrieb umgestellt. Über eine Wiedereinführung der Straßenbahn Bremerhaven wurde merhfach diskutiert – bisher ohne positives Ergebnis.
Reste der ehemaligen Straßenbahn von Bremerhaven sind heute noch zu entdecken – bei einer Zugfahrt von Bremerhaven nach Bremervörde. Dort stehen im Bahnhof von Heinschenwalde (Hipstedt) drei Wagen der ehemaligen Straßenbahn Bremerhaven:
Wagen der ehemaligen Straßenbahn Bremerhaven Ende Oktober 2024 (Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)
Vom Sommer 1979 bis Sommer 1982 lebte ich in Bremerhaven (nachdem ich kurz vorher noch eine Reise nach London machte, als erste Reise alleine, im Marquee Club erstmals Clash hörte – London calling).
Ulli 1977, in der Nähe von Bad Segeberg
Bremerhaven feierte damals gerade das 150jährige Bestehen, wovon noch 2019 ein Wandbild im Hauptbahnhof kündet:
1977: 150 Jahre Bremerhaven (Foto: 2019)
Die Stadt hatte damals noch nicht eine so beeindruckende Skyline wie 2019:
Bremerhaven Skyline 2019
Grund für den Umzug nach Bremerhaven: ich studierte an der dortigen Hochschule. Erinnerungen an Bremerhaven 1979 bis 1982 – an die Hochschule, an schwule und andere Kneipen, an Lieblingsorte und mein beginnendes politisches und schwulenpolitisches Engagement.
Ulli in Bremerhaven im April 1981 (Foto: U-K. Bäcker)
Die ‚Hochschule Bremerhaven‚ hatte damals ihren Hauptsitz im Gebäude der ehemaligen Seefahrtschule Bremerhaven (Bussestrasse, am Anleger der Blexen-Fähre):
Hochschule ex Seefahrtschule Bremerhaven
Die ‚Seefahrtschule Geestemünde‚ ging 1916 aus der 1879 gegründeten Navigationsschule hervor. Das heutige Gebäude wurde 1952 errichtet als Ersatz für das 1944 ausgebrannte Bauwerk. Ab 1953 begann die Kapitäns-Ausbildung, die 1960 in den Neubau an der Columbusstrasse verlegt wurde. Ab 1968 kurzzeitig Seefahrtsakademie, wurde die frühere Seefahrtsschule 1970 umbenannt in Hochschule für Nautik Bremen mit Institut Bremerhaven. Im Sommer 1973 beendeten die ersten Diplom-Nautiker ihre Ausbildung.
die ehemalige Seefahrtsschule Bremerhaven, früher Hauoptsitz der Hochschule Bremerhaven (heute AWI)
Mit der Ausflaggung einer zunehmenden Zahl von Schiffen in Billigflaggen-Staaten sank ab Mitte der 1970er Jahre die Zahl der Studienbewerber als Nautiker. Dem drohenden Abwärtstrend und der diskutierten kompletten Verlegung der Ausbildung nach Bremen entzog sich die Schule durch Entwicklung zweier neuer Studiengänge, Betriebs- und Versorgungstechnik sowie Transportwesen.
Am 1. September 1975 wurde die Hochschule Bremerhaven gegründet. Nautiker wurden noch bis 1984 ausgebildet. Im Sommer 1976 nahm der neu eingerichtete Studiengang Transportwesen seinen Betrieb auf.
Ulli 2019 auf der Blexen – Fähre, im Hintergrund das ffrühere Hauptgebäude der Hochschule Bremerhaven
Ein Jahr später, im Sommer 1977 begann ich hier das Studium, das ich im Sommer 1982 beendete.
Der Neubau auf dem Gelände der früheren Karlsburg-Brauerei (Grundsteinlegung 1983, Architekt Gottfried Böhm, Köln) wurde 1985 fertiggestellt und 1989 sowie 2005 erweitert. Derzeit hat sie etwa 3.000 Studierende.
Neben der Blexen-Fähre legten damals die ‚Butterfahrten‘ ab – manche anstrengende oder nervende Vorlesung schwänzten wir, indem wir eine kurze einstündige Tour mit dem Butterschiff in die Wesermündung machten, zollfrei Alkohol und Tabak kaufen …
Etwas südlich von Bremerhaven lebte mein ‚Lieblings-Prof‘, bei dem ich auch meinen Abschluss machte. Vom direkt vor seinem Haus liegenden Deich blickte man – direkt auf das gegenüber liegende ‚Kernkraftwerk Unterweser‘ aka AKW Esenshamm. und das AKW Stade war auch nicht weit.
Wohnungen
Ulli Januar 1982
Nach einem ersten selbst gemieteten Zimmer in Delmenhorst kurz nach meinem 18. Geburtstag war Bremerhaven ein großer Schritt in ein Leben auf eigenen Füßen. Er begann mit einem Zimmer in der Grazer Straße – über einer Großraum-Disco …
ex Tivoli Bremerhaven
In diesem Gebäudekomplex Tivoli an der Grazer Straße befand sich seit 1927 ein Groß-Kino, das mit zeitweise 1.261 Plätzen größte Kino von Bremerhaven: das Tivoli. Nach Ausbombung am 18.9.1944 wurde es am 16. April 1949 neu eröffnet. Im Saal gastierten u.a. Heinz Erhard (1954), Caterina Valente (1955) sowie Zarah Leander, Marika Rökk, Evelyn Künnecke, Peter Frankenfeld und Charlie Rivel. Am 2. April 1964 wurde das Tivoli geschlossen.
Im Saal des Tivoli befand sich später die Großraum-DiscothekChristopher of Bremen (danach auch: Mayflower / ab 1985 bis 5.4.1995 Enterprise), die Platz für über 2.000 Gäste bot.
Tivoli – Komplex Bremerhaven Grazer Strasse 2019, früher Kino später Großraum-Discothek
Seit 2018 arbeitet Beate Kühnau, die Betreiberin der bereits seit 1982 bestehenden Bar Blattlaus und nach Versteigerung mit Paul Steffens (ehem. ‚Disco-König‘ von Bremerhaven) neue Besitzerin des Gebäudes, an einem Konzept zur Reaktivierung des Tivoli, seit 2022 unterstützt von einem gemeinnützigen Verein.
In diesem Komplex hatte ich mein erstes Zimmer in Bremerhaven – ganz oben (siehe Foto). Es war laut, an Wochenenden extrem laut. Die Musik der Discothek Christopher of Bremen war nicht zu überhören.
Ich wohnte nicht lange hier, zog bald mit einem Komilitonen in eine WG, später dann in meine erste eigene Wohnung – praktischerweisde nicht weit entfernt von meinem ‚zweiten Wohnzimmer‘, dem Wally.
Erdgeschoß unten rechts – hier war mein erstes WG-Zimmer in Bremerhaven …
Hier im Vakuum verbrachten wir viele ungezählte Nächte, Liebslingsbeschäftigung nachdem Gabi die Bar offiziell geschlossen hatte: Cocktails erfinden – einer hinter der Theke mixte was ihm gerade einfiel, alle mussten trinken … Die Folgen waren umwerfend …
das ehemalige Vakuum, ca. 1982 (Foto: privat)
Atlantis Kino, Hafenstraße 144
Das Atlantis Kino in der Hafenstrasse in Bremerhaven verbinde ich ganz besonders mit einem Film – der Rocky Horror Picture Show. Diesen Film sah ich hier unzählige Male, und nicht nur als ‚braver Kinobesucher‘, sondern mit Bier, Reis werfend und mit singend … Diese Vorführungen waren Feste …
Das Atlantis Kino wurde am 18. April 1954 in der Hafenstraße 144 (erste Etage im damaligen Hotel Norddeutscher Hof) eröffnet. Das Kino für maximal 250 Gäste galt damals als ein Kino „im Stil eines kleinen Studios“.
1957 bis 1983 wurde das Atlatins Kino vom Bremerhavener Kino-Unternehmer Theo Marseille betrieben (der u.a. Ende der 1960er Jahre auch das Wall-Kino in Oldenburg übernahm).
Das Atlantis Kino wurde 2002 geschlossen. Nach der Schließung des Aladin Kinos war es bis zur endgültigen Schließung im April 2007 noch einmal in Betrieb.
Das Gebäude wurde 2012 abgerisen, hier befindet sich 2019 ein Parkplatz.
Karls Minerva war etwas besonderes. Eine einfache Eck-Kneipe mit langgezogenem Tresen, dahinter ein zweiter Gastraum mit Billard. Und Karls Minerva lag, wie das Gildestübchen, bei meinen ersten beiden Wohnungen in Bremerhaven gleich um die Ecke …
Karl, der Wirt, war damals wohl in seinen 50ern. Und ein echter Grantler. Karl konnte unbequem sein, laut, und wen er nicht mochte, dem zeigte er dies deutlich. Aber Karl war gleichzeitig auch ‚eine Sele von Mensch‘
Dieses Weihnachten 1980 habe ich in bleibender Erinnerung. An dem Abend, an dem das Foto mit mir im Minerva entstand, überzeugte mich Karl. Nein, er faltete mich regelrecht zusammen. Ich solle mich mal zusammenreissen, Weihnachten nicht alleine in ’ner Kneipe rumhängen sondern – zu meinen Eltern fahren und ihnen endlich sagen das ich schwul bin. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg … Karl sei dank … 😉
schwule Kneipen in Bremerhaven – Gildestübchen
Eigentlich war es … mir anfangs echt unangenehm, das Gildestübchen. Ältere Herren saßen am Tresen, tranken Bier ohne ein Wort zu sagen. Dazu Musik aus der Jukebox. Betrat ein junger Mann das Lokal, setzte sich ebenfalls an die Theke, hatte er bald ein oder zwei oder drei Bier vor sich stehen, offeriert von freundlich erwartungsvoll dreinschauenden Herren. Und noch vor dem ersten Schluck mindestens eine Hand auf dem Obverschenkel oder ..
Auch wenn ich oft im Gildestübchen war (nun ja, es gab eben in Bremerhaven nicht viel Alternativen neben Minerva und Black 8) – genau Situationen wie diese waren für mich einer der Gründe, 1981 eine Gruppe mit zu gründen (die SAB Schwule Aktion Bremerhaven, für die ich auch mein erstes Flugblatt schrieb), in der sich Schwule anders begegnen, und aktiv werden könnten
Und außerdem gab es in Bremerhaven gottseidank gut besuchte Klappen …
Straßenbahn Bremerhaven
In meinen Bremerhavener Jahren gab es sie noch, die Straßenbahn von Bremerhaven. 1982 stellte sie ihren Dienst ein.
von Bremerhaven nach Hamburg
Schon bald entdeckte ich, Bremerhaven hatte gerade in schwuler Hinsicht halt sehr wenig zu bieten, Hamburg für mich. Ausgehen, tanzen, Freunde treffen … und (nicht nur) Übernachten in der (längst legendären) schwulen Sauna Club Uhlenhorst. Oft fuhr ich mit meinem froschgrünen Fiat …
Ulli mit seinem froschgrünen Fiat 127, auf dem Land in der Nähe von Bremerhaven
Meist aber nahm ich den Zug. Bis Anfang der 1990er Jahre gab es zunächst eine Verbindung von Bremerhaven über Bremervörde nach Stade, von dort weiter nach Hamburg, bedient mit Schienenbus.
Schienenbus „wie damals“, 2019 EVB Bahnhof Bremervörde
Bald aber gab es zu akzeptablen Zeiten ab Bremervörde nur noch den Bahnbus, und am 25.9.1993 wurde der Personenverkehr Bremervörde – Stade endgültig eingestellt. Seitdem besteht eine Verbindung der EVB (die die Strecken übernommen hat) über Buxtehude.
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