Autor: Ulrich Würdemann
einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
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Sterben und Tod
Sterben und Tod finden im Bewusstsein unseres Alltags kaum einmal statt. Wir wollen gut aussehend sein, fit und gesund, und wenn schon älter werdend dann zumindest gepflegt und adrett.
Das Thema Tod hatte 2018 mehr Bedeutung in meinem täglichen Leben als in den Jahren zuvor. Nach Jahren der Aids-Krise, in denen in den schlimmsten Jahren Tod beinahe täglich auch mit Thema war, war es ruhiger geworden. Gelegentlich starben Verwandte, Bekannte, nur sehr selten jemand der mir sehr nahe war.
Im vergangenen Jahr ist mein Vater nach langer Krankheit gestorben. Diese Zeit hat bei mir auch dazu geführt, mich an mein eigenes Erleben des Todes eines geliebten Menschen zu erinnern.
Die Begegnung mit dem Tod ist eine radikale Erfahrung
Die Begegnung mit dem Tod ist eine radikale Erfahrung. Die Radikalität dieser Erfahrung wurde mir brutal bewusst bei der Einäscherung von Jean-Philippe, der 1990 an den Folgen von Aids starb.
Paris, Cimetière du Père-Lachaise, Trauerhalle. Der Sarg mit seinem Leichnam steht zu Beginn der Trauerfeier auf der Bühne. Doch schon während der Zeremonie, abgehalten seinem Wunsch entsprechend von Mönchen eines japanischen buddhistischen Ordens, entgleitet der Sarg sanft nach unten. Ein schwarzes Loch im Boden verschluckt ihn. Auf seltsame Weise sehen es alle, doch niemand scheint Notiz zu nehmen. Die Zeremonie geht ungerührt weiter.
Jean-Philippe wird im Verlauf der Trauerfeier zeitgleich eingeäschert. Wir sitzen oben in der Trauerhalle, nehmen Abscheid. Eine Etage tiefer wird sein Körper verbrannt.
Am Ende der Trauerfeier, angekündigt von einem dezenten Gong, tritt ein leer dreinblickender Krematoriums-Angestellter aus der Kulisse. Überbringt Jean-Philippes Mann die Urne, in einem neutralen Papp-Karton verpackt.
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Die Radikalität dieser Erfahrung war damals, 1990, im körperlichen Sinn ein KO-Schlag für mich.
Irgendwie muss ich, in Tränen aufgelöst, nach draußen geflüchtet sein. Irgendwie. Nach langer Zeit der Suche fand mich Sylvain hinter Büschen auf einem Grab hockend, zitternd, in Tränen.
„Ich weiß“, sagte er nur, zog mich hoch, nahm mich in den Arm. Bugsierte mich zu seinem Wagen, und zum Rest der Trauergesellschaft, die in Jean-Philippe und Syriacs Wohnung beisammen saß.
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Natürlich ist mir bewusst dass Jean-Philippe nicht mehr am Leben ist. Aber er ist weiterhin Teil meines Lebens. Nicht permanent, nicht einmal oft. Doch es gibt diese Momente in denen wir uns ganz nahe sind, auch so viele Jahre nach seinem Tod.
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Ich weiß nicht einmal ob es ein Grab gibt, noch ob es nicht bereits wieder eingeebnet wurde (Jean-Philippe starb 1990). Ich habe nur eine einzige Photographie von ihm in der Wohnung, an meiner ‚Wand der Freunde‘.
Eine Grabstätte als Ort der Erinnerung brauchte ich selbst für mich, für mein gedenken nie. Mein Gedenken findet in mir statt. In meinem Seelengarten.
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Roland Barthes spricht (in Die helle Kammer) von einem ‚Gerinnungsmoment‚ der Photographie. Doch in diesem Photo an meiner ‚Wand der Freunde‘ ist für mich nichts geronnen. Es ist einfach Erinnerung an einen schönen Urlaub zusammen. Nicht mehr, nicht weniger.
Wenn es so etwas wie einen Gerinnungsmoment gibt, dann ist es dieser eine Augenblick im Krankenhaus.
Von diesem Moment habe ich kein Photo, benötige auch keines.
Dieser Moment ist direkt in meiner Erinnerung.
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Wer sich für meine Zeit mit Jean-Philippe interessiert – ich habe darüber 2012 eine kleine siebenteilige Mini-Serie von Texten geschrieben, die hier zu finden sind: Jean-Philippe – Einige Tage mit dir
stürmisches Wetter
mein Rolodex Archiv des Grauens
Seit vielen Jahren steht er dort, in ruhigen Ecke. Unverändert, nicht mehr benutzt. Bewusst habe ich mich einst entschieden, ihn so wie er damals war stehen zu lassen.
Nichts mehr zu verändern. Keine neuen Kontakte mehr hinzuzufügen. Keine Karten verstorbener Freunde entfernen.
So ist er zu einem Gedächtnis geworden.
Wie ein eingefrorener Moment meines damaligen sozialen Seins.
Und wie ein furchtbares Rolodex Archiv des Grauens.
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Die aufgeschlagene Karte meines damaligen Rolodex zeigt die Karte von Michael Callen (1955 – 1993). Der Sänger, Songwriter und Aids-Aktivist starb am 27. Dezember 1993 an den Folgen von Aids.
1983 war Michael Callen einer der drei Herausgeber der ersten Broschüre, in der das HIV-Risiko vermindernde Sex-Verhaltensweisen für Schwule bejahend propagiert wurden – die Erfindung des safer sex.
Bekannt wurde Michael Callen u.a. durch das Aids-Musical zero patience (1993).
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Die Rolodex Rollkartei (benannt nach rolling index) besteht aus auf einer Achse befestigten Karteikarten. Sortiert wurden sie alphabetisch, getrennt durch Index-Karten mit Reitern.
Der Rolodex wurde 1956 von Arnold Neustadter (1910 – 1996) in Zusammenarbeit mit dem dänischen Ingenieur Hildaur L. Neilson, Mitarbeiter in Neustadters Firma Zephyr America, entwickelt. Vorläufer war ein ähnlich konzipiertes Gerät namens Wheeldex. In den Verkauf kam der Rolodex ab 1958.
In Zeiten vor Handys und Online- Adressverzeichnissen galt der Rolodex lange als beste (und elegante) Möglichkeit, Adressen zu organisieren.
Ente gut, alles gut
Alles Gute zum Neuen Jahr 2019 – Happy New Year – Bonne Année
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2mecs Frank & Ulli vous souhaitent une bonne et heureuse année 2019 !
2mecs Frank & Ulli wünschen für 2019 Glück und Gesundheit !
Pros Niejohr !
Frohe Weihnachten 2018 … Joyeux Noël 2018 …
… wünschen … souhaitent … 2mecs Frank und Ulli 🙂
Strandgut
Gischt
Hingabe – sich einem Menschen rückhaltlos hingeben, sich ihm aus eigenem freien Entschluss öffnen und vorbehaltlos zuwenden.
Hingabe ist ein Begriff, der oft Unbehagen auslöst. Assoziationen von Fremdbestimmung, Ausgeliefertsein, Selbstverlust weckt. Der Begriff berührt Hoffnungen, aber auch Ängste und Tabus.
Was bedeutet Hingabe? Und in welcher Beziehung steht sie zu Liebe, zu Sexualität, und zu Freiheit?
Versuch einer Eingrenzung
Hingabe meint sich jemandem zu öffnen und zuzuwenden. Mehr als ’nur‘ Zugewandtheit. Sich einem Menschen hingeben. Sich ihm widmen. Meint Offenheit. Den eigenen Schutzpanzer ablegen.
Sie scheint ein wenig jenseits des Verstandes zu liegen. Freiwillige Abgabe von Kontrolle. Freiwillige Nacktheit [vgl. Liebe und Verletzlichkeit].
Hingabe setzt einen Partner voraus. Zu ihr gehört immer auch ein Hinnehmen.
Hingabe meint, dass ich den anderen annehme so wie er ist. Sie macht sich nicht an Äußerlichkeiten fest. Sie hat als Voraussetzung für mein eigenes Hingeben an den anderen, dass ich mich selbst annehme
Hingabe ist ihrem Wesen nach freiwillig. Erfolgt aus eigenem Willen nach eigener überlegte Entscheidung in Freiheit [vgl. Freiheitsbegriff bei Hannah Arendt]. Sie kann dabei auch eigene Befreiung sein
Sie entsteht aus freien Stücken, aus in einem in der Person selbst ruhenden Bedürfnis heraus. Sie muss nicht explizit erfolgen. Auch unausgesprochene Hingabe ist möglich.
Hingabe ist das Gegenteil jener kruderweise auf die Ebene menschliche Begegnung übertragenen neoliberalen Markt-Denkweise, derzufolge ich mich „rar machen“ sollte, damit der andere mich mehr begehrt (wie ein Produkt, dessen Preis mit sinkender Verfügbarkeit steigt). Die Hingabe sagt ’siehe, hier bin ich, mit Haut und Haaren – nimm‘ mich, ich gebe mich dir hin, nimm‘ mich wie du begehrst‘.
Hingabe kann wechselseitig sein. So wie ich mich hingebe, völlig öffne, kann ich auch das sich Hingeben des Partners annehmen.
Hingeben beinhaltet ein Geben und Erfüllen ohne Erwartung, ohne Forderung. Bedeutet Loslassen bzw. Überwinden eigener Ängste, Erwartungen, Begierden.
Ohne Erwartung? Vielleicht doch die eine Hoffnung: im sich Hingeben aufgefangen zu werden.
Hingabe Liebe Beziehung
Hingabe hat etwas beidseitiges – sie setzt immer den anderen voraus, der Hingeben annimmt. Sie ist eine mögliche Dimension einer Beziehung zwischen Menschen. Sie setzt emotionale Bindung voraus.
Als Grundlagen hat Hingabe Dankbarkeit und Vertrauen, in den anderen, aber auch in sich selbst.
Hingeben im Kontext von Liebe meint: der Liebende, der sich schenkt.
Hingabe kann ein Schritt sein. Zu mehr Nähe, mehr Intensität, mehr Wahrhaftigkeit. Wie eine Verwandlung.
Hingabe und Dominanz
Hingabe bedeutet nicht die Aufgabe des Selbst. Hingeben ist per se nicht Unterwerfung. Kann aber in Fortführung oder Umdeutung zu deren freiwilliger Form führen. [vgl. hierzu auch ‚Im Reich der Sinne‘, Nagisa Oshima 1976]
Hingabe und Dominanz – in welchem Verhältnis stehen sie? Und wie verträgt sich dies mit dem Ideal einer gleichberechtigten Partnerschaft?
Im Kontext von Dominanz kann ’sich hingeben‘ auch meinen ’sich jemandem ergeben‘. Einvernehmlich Asymetrie statt Gleichberechtigung. Ein Partner ist dominant, ein Partner unterwirft sich, ist devot, submissiv – aus Lust sich hinzugeben. Dem Partner Macht zu geben. Aus Vertrauen. Aus Liebe. Aus Freiheit.
Verletzlichkeit und Stärke
Ein naher und doch ungeliebter Verwandter der Hingabe ist die Verletzlichkeit. Wenn ich Angst habe verletzt zu werden, wird Hingabe schwerer bis unmöglich. Wenn ich mich hingebe, mich schenke, mache ich mich verletzlich. Freiwillige Verletzbarkeit. Vertrauen, in den anderen wie in mich selbst, mindert Angst, macht Angst beherrschbar – oder ganz entbehrlich.
Vertrauen ist eine Grundlage von Hingabe. Hingeben ohne begründetes Vertrauen, gar ins völlig Ungewisse wäre wohl nahe an Torheit. Die Hingabe wird möglich im Vertrauen darauf, liebevoll aufgefangen zu werden. Sie findet im Rahmen eines vertrauensvollen „wir“ statt
So wie sie Verletzlichkeit mit sich bringen mag, baut Hingeben gleichzeitig auf Stärke auf. Eigene Stärke als Basis der Hingabe. Selbstablehnung würde die Fähigkeit dazu beinträchtigen. Vertrauen, Erfahrung eigener Möglichkeiten und Stärke machen es umgekehrt leichter, Schutzmechanismen vertrauensvoll abzulegen, Risiken einzugehen, und sich hinzugeben. Das ‚ich‘ überwinden – und dabei ganz selbst sein. Nahe am Wesentlichen
Antagonisten der Hingabe sind zum Beispiel Routine, Langeweile, Desinteresse. Was geschieht wenn Hingabe fehlt, wenn eine Liebesbeziehung ambitionslos wird, wenn Bemühen fehlt und Routine einkehrt, hat Ian Curtis (Joy Division) in ‚Love will tear us apart‚ eindrücklich besungen.
Glück ist Liebe. Nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.
Hermann Hesse, Über die Liebe
Hingabe und Geschlechterrolle
Wie steht es um das Verhältnis – ist Hingabe weiblich? Ist sie unmännlich?
Historisch wurde Hingeben lange als eine weibliche Eigenschaft betrachtet. Besonders deutlich brachte dies Fichte (s.u. Hingabe und Freiheit) zum Ausdruck, der damit vermutlich den gängigen Geschlechterrollen-Verständnis seiner Zeit gerecht wurde.
Die Zuschreibung der weiblichen Rolle an diese Verhaltensweise mag resultieren aus einem dichotomen Verständnis von Penetration als aktiv und passiv sowie dem Reduzieren weiblicher Sexualität auf ein vermeintlich passives Verhalten
Der Mensch, egal welchen biologischen Geschlechts, der sich einem anderen hingibt, kann sich körperlich weitgehend oder völlig passiv verhalten. Er kann aber auch selbst in seiner Hingabe, zu der er sich aktiv entschlossen hat, selbst körperlich aktiv verhalten.
Hingeben ist eine Möglichkeit, wie zwei Menschen mit einander agieren. Hingabe ist nicht weiblich. Sie ist nicht männlich. Sie ist menschlich.
Hingabe und Sexualität
In welchem Verhältnis stehen Sexualität und Hingabe? Sex ohne Hingeben sei ‚reiner Matratzensport‘, sagen die einen. Hingabe, womöglich sich verlieren geht nicht einher mit ‚Sex auf Augenhöhe‘, entgegnen andere.
Sich fallen lassen, den Kopf abschalten, Hemmungen ablegen, Leidenschaft statt Vernunft, ist das allein schon Hingabe (in sexuellem Kontext)?
Oder kommt zumindest das Fokussieren auf den anderen hinzu? Das weitgehende Außerachtlassen eigener Begierden und Gelüste? Die Auflösung der Ich-Bezogenheit zugunsten des ‚du‘ und eines ‚wir‘. Das Ausrichten der eigenen Aufmerksamkeit auf den anderen, seinen Körper, sein Agieren? Ohne Nachdenken, ohne eigene Kontrollinstanzen? Und ohne ‚Gegenleistung‘? Eine auf den anderen gerichtete Selbstvergessenheit?
„Es gibt eine männliche Passivität die so ausgeprägt ist, dass sie sich in … der absolut entspannten Erwartung des Körpers [ausdrückt], seine Rolle zu erfüllen, seinen Sinn, Lust zu geben und zu empfangen.„
Jeanne Moreau in der Rolle der ‚Lisiane‘ in Querelle (R.W. Fassbinder)
Hingabe ist asymetrisch.
Ein Mensch gibt sich dem anderen Menschen hin.
Wie kann Hingabe, wie kann diese Asymetrie passen in eine Zeit, in der die (auch sexuell) ausgewogene gleichberechtigte, ebenbürtige Beziehung das proklamierte Ideal ist
Ein Widerspruch, der nur vermeintlich existiert. Hingabe findet in einer Konstellation statt, die einvernehmlich ist. Sie findet freiwillig statt. Sie drückt das Verhältnis zweier Menschen aus, sei es im konkreten sexuellen Akt, sei es in ihrer Beziehung mit einander.
Sich hingeben wie auch Hingabe annehmen kann der Ausdruck der Autonomie zweier frei von Fremdbestimmung handelnder Menschen sein.
Sexualität und Hingabe stehen in einem engen Verhältnis. Hingabe ermöglicht die Überwindung von Ich-Bezogenheit. Und kann ein möglicher Ausdruck von Autonomie, der Eigengesetzlichkeit in Freiheit handelnder Menschen sein.
die Frage der Freiheit
Eine Frage bleibt: kann wer sich hingibt noch frei sein? Kann ein Wesen der Freiheit zugleich Hingabe leben? Verletzt sich Hingeben nicht doch den Gedanken der Autonomie?
In welchem Verhältnis stehen Hingabe und Freiheit? In keinem guten, denken Philosophen wie Fichte und Immanuel Kant. Der sich hingebende Mensch gebe seine Freiheit auf, denken Fichte wie auch Kant, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten.
Johann Gottlieb Fichte denkt, die Frau werde mit ihrer geschlechtlichen Hingabe Mittel zum Zweck des Mannes. Der Frau sei der Trieb angeboren, durch Hingabe an den Mann ein eigenes natürliches Bedürfnis zu erfüllen. Dem der Mann mit Großmut begegne.
Hingabe sei ein passives Verhalten, betont Immanuel Kant. Genuß, angewiesen auf das Genießbare und damit in einer Abhängigkeit, sei generell ein passives Verhalten. Hingeben sei Passivität. Sei eine Abgabe menschlicher Freiheit.
Der lebenslange Junggeselle Kant ist der Ansicht, der Mensch der sich einseitig einem anderen hingibt, verliere Persönlichkeit und Menschenwürde. Er mache sich selbst [kantianisch ein schweres Vergehen] vom Subjekt zum Objekt. Hingabe widerspricht nach Kant der Menschenwürde.
Anders als Fichte, der den Freiheitsverlust ’nur‘ beim sich hingebenden Menschen (i.e. bei Fichte die Frau) sieht, betont Kant zudem, nicht nur der sich Hingebende, sondern beide Partner verlören ihre Freiheit, ihre Würde. Machten sich zum ‚Genußobjekt‘ für den jeweils anderen.
Einzig unter der Bedingung, dass dieser ‚Erwerb als Sache wechselseitig‘ ist, werde ihrer beider Persönlichkeit wieder hergestellt. Nehmen beide Partner wechselseitig die hingebende Rolle ein (die Fichte noch einzig bei der Frau sieht), nur dann könne Hingabe unter Wahrung der Menschenwürde möglich sein.
Kant und Fichte zum Trotz bleibt die Frage ist offen: ist Hingabe in Freiheit möglich?
Einzig und allein durch Hingabe kann man die absolute Wahrheit erkennen.
Buddha, Tibetisches Buch vom Leben und Sterben (Sogyal Rinpoche)
Ja, es kann Hingabe in Freiheit geben.
Und wenn Hingabe mit Kant notwendig Selbstaufgabe, Objekt-Werden bedeuten sollte – ist dann eine Beziehung, in der einer der Liebenden sich dem anderen schenkt, überhaupt als Sich-Begegnen zweier freier Menschen denkbar, möglich?
Ja. Denn Hingabe ist Freiheit – oder: Hingabe kann Freiheit sein.
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(Paul Gauguin, 1848 – 1903)
„Die große Herausforderung des Lebens liegt letztlich darin, die Grenzen in dir selbst zu überwinden und soweit zu gehen, wie Du Dir niemals hättest träumen lassen.„
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Für Jan
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