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Kulturelles

Fassbinders Querelle – “Identität, die den Tod als Möglichkeit mit einbezieht”

Er war sein letzter Film, und sein Meisterwerk: die Verfilmung des Romans “Querelle de Brest” von Jean Genet. Der Film “Querelle” wurde 1982 gedreht und erstaufgeführt am 16. September 1982.

Rainer Werner Fassbinder, geboren am 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen,  starb am 10. Juni 1982 in München. Juliane Lorenz, Cutterin seiner letzten 14 Filme und langjährige Gefährtin (und seit 1992 alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin der in Berlin ansässigen Rainer Werner Fassbinder Foundation RWFF), fand ihn morgens um 4 Uhr tot in seiner Wohnung.

Das Leben von Rainer Werner Fassbinder wird derzeit unter der Regie von Marco Kreuzpaintner verfilmt, der zusammen mit Gerrit Hermanns auch das Drehbuch verfasst.

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Einer der stärksten Filme von Fassbinder, der mich am meisten beeindruckt, ist sein (je nach Zählweise 41. oder 45. und) letzter Film: „Querelle„.

Der Film “Querelle” wurde 1982 in den Berliner CCC-Studios gedreht und erstaufgeführt nach Fassbinders Tod am 16. September 1982.

28 Jahre später, im Jahr 2009 kommt der Film neu heraus und in die Kinos – frisch restauriert. In die Kinos? Ja – in Frankreich, und scheinbar nur dort. Zudem erschien der Film in Frankreich am 20. Oktober 2009 auch als DVD mit umfangreichen Extras.

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In seinem letzten Interview (mit Dieter Schidor) sprach Fassbinder von Genets Querelle als dem „Stoff, der etwa dem entspricht, den ich selber erfinden würde, wenn ich erfinden würde.

„Bei „Querelle“ geht es um den Entwurf einer möglichen Gesellschaft, die nach aller Ekelhaftigkeit wunderbar ist. …
Homosexualität ist aber in „Querelle“ auch gar kein Thema. Das Thema ist die Identität eines Einzelnen und wie er sich diese verschafft. Das hängt damit zusammen, wie Genet sagt, daß man, um vollständig zu sein, sich selber noch einmal braucht. Darin gebe ich Genet vollkommen Recht.

Ulrich Behrens analysiert 2005 auf ‚Filmzentrale‘

„Im magischen Dreieck von Macht (Seblon, Mario), Geld (Nono, Querelle) und Sexualität (als Unterwerfungs- und Integrationsstrategie) offenbart sich Macht als Organisationsprinzip von Gesellschaft, die – ganz im Foucaultschen Sinne – weniger das Instrument einer herrschenden Klasse repräsentiert, als das Zentrum, um das sich eine ganze Gesellschaft samt ihrer Geschichte und damit auch den Mythen, die sich um diese Geschichte bilden, gruppiert. …
Die Entmachtung des weiblichen Prinzips, repräsentiert durch Lysiane, kontrastiert mit einer Suche nach Identität, die den Tod, das heißt die vollkommene Identität, permanent als Möglichkeit einbezieht.“

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Ich kann mich gut erinnern, als ich damals 1982 in Hamburg zum ersten mal Fassbinders „Querelle“ sah. Genets 1947 geschriebenen ‚Querelle de Brest‘ hatte ich zuvor mehrfach gelesen, doch es blieb das Gefühl, den Roman nicht verstanden zu haben. Und dann. Fassbinder verfilmt Querelle. Ich ging aus dem Kino, mit dem tiefen Gefühl ‚er hat ihn verstanden‘, und – er hat ihn zuende gedacht.

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„Jemand muss sich in die tiefsten Tiefen dieser Gesellschaft begeben, um sich für eine neue zu befreien oder sich befreien zu können. Dass jemand, der das tut, wie auch immer faszinierend ist, ist klar.“
(Rainer Werner Fassbinder in seinem letzten Interview mit Dieter Schidor)

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Gilles: „Komisch, wie schnell wir Freunde geworden sind.
Querelle: „Wir waren Freunde von Anfang an.

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Die Film-Welt des Querelle, eine Welt, in der Frauen weitestgehend außen vor sind. Selbst Lisiane, die einzige Frau mit Sprechrolle im Film, wirkt wie in einer anderen Welt.

Lisiane stand immer mehr außerhalb des Spiels
(off)

du bist doch bloß eine Frau
(Querelle, angetrunken, zu Lisiane auf die Frage „was ist mit mir“)

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Passivität und Hingabe

Es gibt eine männliche Passivität die so ausgeprägt ist, dass sie sich in … der absolut entspannten Erwartung des Körpers [ausdrückt], seine Rolle zu erfüllen, seinen Sinn, Lust zu geben und zu empfangen.
(Lisiane)

Ich weiß, dass ich dabei nichts riskiere. Es gibt absolut keine Gefühlsregung, die die Reinheit meines Spiels trübt. Dabei ist keine Leidenschaft. Es ist nur ein Spiel ohne Schwere. Zwei Männer, beide stark und vergnügt, wobei der eine davon sorglos, ohne Umstände zu machen, dem anderen seinen Hintern überlässt.
(Nono)

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Nein, als „Fassbinders am schwersten zugänglichen Film„, wie die Kritik damals formulierte, empfinde ich Querelle nicht. Als bewundernswertesten.

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Querelles Einvernehmen mit sich selbst war unzerstörbar

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weil ich eine todbringende Wunden in mir habe
(Querelle / Brad Davis)

Brad Davis starb 1991, 9 Jahre nach Fertigstellung des Films, nach langer Aids-Erkrankung an einer absichtlichen Überdosis Drogen

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Immer noch irritierend, dass Querelle in Deutschland nicht verfügbar ist, weder für das Kino noch als Konserve (und wie gut, dass es Fassbinders Querelle in Frankreich, sogar restauriert, als DVD gibt, und zudem mit deutschem Ton).

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Lesezeichen:
„In den Tiefen der Gesellschaft“ – Interview mit Rainer Werner Fassbinder. in: Evangelischer Filmbeobachter, Nr. 17, September 1982 (pdf)
Ulrich Behrens: „Querelle – Ein Pakt mit dem Teufel“

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Kulturelles

Runge Farbkugel (1810)

Philipp Otto Runge (geb. 23.7.1777 Wolgast, gest. 2.12.1810 Hamburg) schuf 1810 das erste dreidimensionale Farbsytem: die Runge Farbkugel .

Nach Runge sind fünf Farben Bestandteil aller Farbmischungen: blau, gelb und rot sowie schwarz und weiß. Runge stellte diese 1810 in Form einer Kugel dar – wobei schwarz und weiß als ‚Pole‘ fungieren, während die drei subtraktiven Primär-Farben (und ihre Mischfarben) sich um den ‚Äquator‘ gruppieren. Zum Norden hin werden sie duch zunehmendes Weiß heller, zum Süden durch zunehmendes Schwarz dunkler.

Runge Farbkugel (Foto der Animation im Rungehaus Wolgast)
Runge Farbkugel (Foto der Animation im Rungehaus Wolgast)

Zu der Zeit, als er diese Farbkugel entwickelte, war Runge in engem Konktakt mit Goethe. In einem Brief an Goethe formulierte Runge am 21. November 1807 erstmals seine Idee, die Farben in Form einer Kugel darzustellen. 1810 veröffentlichte er schließlich sein Werk „Farbenkugel oder Konstruktion des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zueinander und ihrer vollständigen Affinität; mit angehängtem Versuch einer Ableitung der Harmonie in den Zusammenstellungen der Farben„.

Eine Animation der Runge Farbkugel ist zu sehen im Runge-Haus Wolgast .

Farbenkugel Runge, Nachbau (1971), Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Foto 2023)
Farbenkugel Runge, Nachbau (1971), Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Foto 2023)

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Auch sehenswert in Wolgast: das Eisenbahndampffährschiff Stralsund sowie die Hans Poelzig Sparkasse Wolgast 1930/31

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Grabstein für Philipp Otto Runge in Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
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Fotografie Ulli

multi selfie

 multi selfie August 2013 Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0
multi selfie (August 2013; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)
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Frankreich

Lille

Die nordwestfranzösische Großstadt Lille (über 220.000 Einwohner) ist Teil der Region ‚Eurométropole Lille-Kortrijk-Tournai‘. 2004 war die Stadt Kulturhauptstadt Europas (gemeinsam mit Genua).

Lille Palais des Beaux Arts
Palais des Beaux Arts

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Homosexualitäten Paris

Drei Milliarden Perverse , Diekmann / Pescatore 1980 – wiedergelesen nach 33 Jahren

Drei Milliarden Perverse “ – unter diesem Titel veröffentlichten Bernhard Diekmann und Francois Pescatore 1980 eine Sammlung von Texten, die in Frankreich erstmals 1973 veröffentlicht wurden [1].

Die Texte waren in Frankreich kollektiv, ohne Angaben von Autoren der einzelnen Beiträge [3] entstanden – dürften jedoch überwiegend aus dem engeren Umfeld des Front Homosexuel d’Action Révolutionaire (FHAR) [2] entstammen.

Vierzig Jahre alte „Schwule Texte“ – was haben uns “ Drei Milliarden Perverse “ heute noch zu sagen?

Drei Milliarden Perverse (Diekmann / Pescatore, Verlag rosa Winkel 1980)
Drei Milliarden Perverse (Diekmann / Pescatore, Verlag rosa Winkel 1980)
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Politisches

Aktivismus als Form politischen Handelns

Aktivismus als Form politischen Handelns – in ‚das System‘ hinein gehen, es reformieren, oder von außen protestieren, mit Aktionen auf Missstände aufmerksam machen und verändern?
Was ist ein Aktivist? Was ist Aktivismus? Führt er zum Ziel, oder eher der integrationistische Weg? Aktivismus als Gegenmodell zum passiven Hinnehmen:

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Aktivismus – das ist was?

Der Duden bestimmt Aktivismus als

aktives (1) Verhalten, [fortschrittliches] zielstrebiges Handeln, Betätigungsdrang„.

Ein Aktivist wird bei Wiktionary definiert als

oft politisch engagierte, zielbewusst handelnde Person„.

Der Philosoph Karl Popper (1902 – 1994) bezeichnete die Haltung des Aktivisten als

„die Neigung zur Aktivität und die Abneigung gegen jede Haltung des passiven Hinnehmens.

Karl Popper, in: Das Elend des Historizismus

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Aktivismus – Geschichte eines Begriffs

Der deutsche Philosoph Rudolph Eucken (1846 Aurich – 1926 Jena) propagierte einen nach-kantianischen „neuen Idealismus“. Er bezeichnete ihn auch als „schöpferischen Aktivismus“ (ab 1907, Aktivierung der gemeinsamen schöpferischen Kraft aller Menschen).
Der Begriff erfuhr bald eine Wandlung und wird verwendet als Bezeichnung für politisches Handeln.

Ende der 1960er und in den 1970er Jahren entstanden mit den ‚neuen sozialen Bewegungen‚ (Frauenbewegung, Schwulenbewegung, Umweltbewegung) vielfältige Formen von Aktivismus. Sie waren oft gekennzeichnet von einer Kombination aus dem Übernehmen als wirksam etablierter Strategien der Organisation und neuen offenen, demokratischen Handlungsformen.

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Aktivismus als politisches Handlungskonzept

Auf konkrete Missstände und Defizite hinweisen, auf konkrete Veränderung bestehender Verhältnisse hinwirken, mit diesen Anliegen ist Aktivismus eine Form politisches Handelns.

Michel Foucault beschäftigte sich intensiv mit dem Machtbegriff und der Analyse von Machtverhältnissen. Er zeigt bei der Frage des politischen Handelns, des Infragestellens vorhandener Machtverhältnisse auf die (seiner Ansicht nach den Machtverhältnissen bereits innewohnenden, „wesenhafter Antagonismus„) Handlungsmöglichkeiten der „widerspenstigen Freiheit„, die Machtbeziehungen ändert [2].

Foucault sieht Kritik als Mittel, sich von der Macht eines anderen zu befreien und sich frei in Bezug auf eine Sache zu verhalten.

„Aber zugleich muß die Freiheit sich einer Machtausübung widersetzen, die die letztlich danach trachtet, vollständig über sie zu bestimmen.“

Miche3l Foucault, Subjekt und Macht, S. 287

Hannah Arendt beschreibt den in ihrem handlungs-orientiertes Politikverständnis wesentlichen Begriff ‚ziviler Ungehorsam‚:

wenn eine Reihe von Menschen in ihrem Gewissen übereinstimmen und sich diese Verweigerer entschließen, an die Öffentlichkeit zu gehen und sich Gehör zu verschaffen.

Hannah Arendt, Rede ‚Ziviler Ungehorsam‘, S. 71

Einer der Väter der ‘gewaltfreien Aktion’ als Form politischen Engagements ist der US-Politikwissenschaftler Gene Sharp. Macht ist Sharp zufolge das Ergebnis einer Übereinkunft. Ausüben von Macht setzt das stillschweigende Zustimmen der (oft ‘schweigenden’) Mehrheit voraus.
Wer nicht mehr schweigt, bekommt Werkzeuge in die Hand, Gesellschaft so zu gestalten, dass sie im Interesse der Menschen ist. Mittel der Wahl dazu ist Sharp zufolge die ‘gewaltfreie Aktion’ (Gewaltfreiheit war später auch eines der wesentlichen Merkmale der Aids-Aktionsgruppen ACT UP).

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Aktivismus – Attentismus – Aktionismus

Das Spannungsfeld wäre damit definiert :

  • Aktivismus: nicht untätig abwarten, aber auch nicht in formelle politische Prozesse (als Teilnehmer) hinein gehen, sondern über z.B.  Öffentlichkeitsarbeit und Demonstrationen, über Aktionen aktiv werden.
  • Attentismus: dem gegenüber wäre Gegenpol zum Aktivist der Attentist (attendre frz. = abwarten): jemand der untätig bleibt, abwartet, in Passivität verharrt.
  • Aktionismus: Eine Fehlentwicklung des Aktivismus wäre der Aktionismus – die Aktionen geraten zum Selbstzweck, ein Ziel wird nicht mehr erkennbar. (Übersetzt in Zeiten des Internet: Follower alleine sind noch kein politisches Handeln)

(Nebenbei, der Begriff ‚Aktivismus‘ wird gelegentlich auch in anderen Kontexten verwandt. Kurt Hiller gründete eine (dem Expressionismus nahestehende) pazifistisch-sozialistische Bewegung, die er ‚Aktivismus‘ nannte, die eine „Aktivierung des Geistigen zur Herbeiführung einer neuen Menschheitsära“ [1] zum Ziel hatte. Mit-Denker und -streiterin waren u.a. Magnus Hirschfeld und die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Hedwig Dohm.)

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Aktivismus oder Integrationismus – was führt zum Ziel?

Ist Aktivismus geeignet, gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken? Oder ist es sinnvoller, sich integrationistisch  ‚in das System‘ zu begeben?

Der US-Schriftsteller, Radio-Moderator und Schwulenaktivist Michelangelo Signorile hat eine klare Antwort. Er betont die Bedeutung von Aktivismus anhand von Beispielen wie ACT UP und der US-Aids-Politik oder Protesten gegen den Umgang des US-Militärs mit Homosexuellen:

„Aktivismus hat uns vorangebracht, nicht der schwule Mainstream“ (Artikel Michelangelo Signorile)

Soziale Bewegungen stehen immer wieder vor der sich ewig wiederholenden und immer wieder neue Auseinandersetzung hervorrufenden Frage: hinein gehen in’s System, es verändern? Oder von außen kritisieren und Neues schaffen? Welcher Weg führt zum Ziel?
Ist der Integrationist erfolgreich, der in’s System hinein geht, mitmacht, dessen Positionen damit zunächst akzeptiert und es eventuell schafft, von innen etwas zu verändern?
Oder ist es zielführender, autonom eigene Position zu entwickeln und sich zu bemühen, diese zu realisieren, ggf. in Protest gegen ‚das System‘ von außen?

Mit dem Strom, oder gegen den Strom, was führt zum Ziel?

in or out – das Beispiel Aids-Aktivismus

Auch bei Aids stellte sich diese Frage immer wieder. Gerade beim Aids-Aktivismus und seinen Projekten und Resultaten wurde dabei ein Wechselspiel zwischen integrationistischem Weg und autonomem Vertreten von Positionen deutlich.

Aktivismus : ACT UP Aktion beim 3. Deutschen Aids-Kongress Wiesbaden 1992
Aktivismus : ACT UP Aktion beim 3. Deutschen Aids-Kongress Wiesbaden 1992 – Aktivisten besetzen das Podium aus Protest gegen die damalige Bundesgesundheitsministerin

Anfang der 1990er Jahre weigerten sich die Veranstalter von Aids-Konferenzen (nicht nur in Deutschland), Menschen mit HIV und Aids, und auch Vertreter von Aidshilfen an Aids-Kongressen teilnehmen zu lassen. Damals war es vermutlich der schnellere und damit auch effizientere Weg, den ACT UP gegangen ist: nicht (nach einigen vorangegangenen, kläglich gescheiterten Versuchen) weiter auf Dialog, Bitten und Gespräche mit Kongresspräsidium und Veranstalter setzen. Sondern stattdessen durch konkrete Aktionen unser Aussperren, unsere Ausgrenzung erfahrbar, erlebbar (auch medial) machen. Und sie mit dieser Aktion zugleich zu durchbrechen.
Einige Aktionen, einige Aids-Kongresse, und einige Jahre später nahmen HIV-Positive und Aids-Kranke, Aidshilfen und andere Organisationen an Kongressen teil. Nach und nach erhielten sie auch Rederecht (zuerst in Form einer Podiums-Besetzung), später Mitbestimmungs-Möglichkeiten. In den folgenden Jahren etablierte sich die Zusammenarbeit, wurde Positiven-Beteiligung im Genfer Prinzip festgeschrieben und schriftlich vereinbart, und ist heute Normalität.

Aktivismus (hier in Form von ACT UP) war vermutlich die geeignete Form politischen Handelns, auf die ursprüngliche Ausgrenzung und Diskriminierung hinzuweisen und sie zu durchbrechen. Integationismus, Gespräche und Verhandlungen mit Veranstaltern, Vereinbarungen waren auf den Anfangs-Schritten des Aktionismus aufbauend die geeigneten Wege, darauf aufbauend die erzielten Erfolge auszubauen und langfristig zu sichern.

Aktivismus und Integrationismus müssen nicht in Widerspruch zu einander stehen – bei geschicktem Agieren können sie sich sinnvoll ergänzen und gemeinsam als sehr zielführende Strategien erweisen.

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Tucholsky

„Im Übrigen gilt in Deutschland derjenige,
der auf den Schmutz hinweist,
für viel gefährlicher als derjenige,
der den Schmutz macht.“
Kurt Tucholsky

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[1] Kurt Hiller: Der Aufbruch zum Paradies. Ein Thesenbuch. München 1952
Vgl. auch: Kurt Hiller Gesellschaft: Aktivismus und Expressionismus – Der Literat greift in die Politik ein
[2] „Das Machtverhältnis und das Aufbegehren der Freiheit sind also nicht zu trennen …; im Zentrum der Machtbeziehung stecken die Widerspenstigkeit des Wollens und die Intransitivität der Freiheit, die diese Machtbeziehung ständig ‚provozieren‘.“ (Michel Foucault, Warum ich Macht untersuche, 1987, S. 256) Ähnlich in ‚Analyse der Macht‚ (Hg. Daniel Defert), Frankfurt am Main 2005, S. 257.

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Das Thema Aktivismus war eines der Themen des Summerbreak 2013, das unter dem Motto „Mit oder gegen den Strom?“ vom 15. bis 18. August 2013  im Waldschlößchen stattfand. In Vorbereitung auf den Workshop „Solidarität endet nicht am eigenen Horizont“, den ich dort gemeinsam mit Marcel Dams angeboten habe, ist dieser Text entstanden.

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Mein eigener Aktivismus? Der erwachte wohl unter anderem bei einem umsonst und draußen Festival – bei dem ich lernte, wenn du etwas ändern willst, pack mit an. Handele.

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Wäre eigentlich der Gegenpart des Aktivist der Inaktivist?

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Kulturelles

Jüngling mit Möwe (Fritz Fleer 1955)

Jüngling mit Möwe – Skulptur von Fritz Fleer (1921 Berlin – 1997 Hamburg) am Alsterufer (Binnenalster zwischen Kennedy- und Lombardbrücke)

Jüngling mit Möwe (Fritz Fleer 1955) – Foto

Jüngling mit Möwe , Fritz Fleer 1955
Jüngling mit Möve , Fritz Fleer 1955

Der Bildhauer Fritz Fleer wurde am 21. November 1921 in Berlin geboren. Er starb am 6. Juni 1997 in Hamburg.

Die Plastik des Möwen-Jünglings schuf Fleer, Schüler von Edwin Scharff (1887 – 1955; ab 1946 Professor an der Hamburger Landeskunstschule), im Jahr 1955.

Fleer war im Nachkriegs-Deutschland einer der gefragten Künstler für ‚Kunst am Bau‘ (in Hamburg besonders für die SAGA, von der allein er 16 Aufträge erhielt). Zudem arbeitete er viel für Kirchengemeinden.

Von Fleer stammen auch die – weitaus bekannteren – ‚Speerträger‘ vor den ‚Grindel-Hochhäusern‘. Werke von Fleer finden sich über Hamburg hinaus auch in Braunschweig, Hannover, auf Helgoland und in Schleswig.

Fleer war 1972 einer der Mitbegründer der Lichtwark-Gesellschaft.

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Politisches

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung (1983)

Recht auf informationelle Selbstbestimmung : Jeder hat das Recht, selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten zu bestimmen (Datenschutz-Grundrecht). Basierend auf dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (Volkszählungs-Urteil) aus dem Jahr 1983. Als Grundrecht nicht explizit im Grundgesetz erwähnt. Artikel 8 der EU-Grundrechte-Charta schützt personenbezogene Daten.

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Recht auf informationelle Selbstbestimmung

Das Bundesverfassungsgericht formuliert 1983 einen „Schutz des Einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner persönlichen Daten“ (Leitsatz 1).

„Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen. Einschränkungen dieses Rechts auf „informationelle Selbstbestimmung“ sind nur im überwiegenden Allgemeininteresse zulässig. Sie bedürfen einer verfassungsgemäßen gesetzlichen Grundlage, die dem rechtsstaatlichen Gebot der Normenklarheit entsprechen muss.“ (Leitsatz 1, 2)

Das Bundesverfassungsgericht leitet dieses Recht auf informationelle Sebstbestimmung ab aus Art. 2 Abs. 1 (allg. Handlungsfreiheit) in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz (Menschenwürde).

Bundesverfassungsgericht, ‚Volkszählungs-Urteil‘ vom 15.12.1983

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EU-Grundrechte-Charta Artikel 8 „Schutz personenbezogener Daten“

(1) Jede Person hat das Recht auf Schutz der sie betreffenden personenbezogenen Daten.

(2) Diese Daten dürfen nur nach Treu und Glauben für festgelegte Zwecke und mit Einwilligung der betroffenen Person oder auf einer sonstigen gesetzlich geregelten legitimen Grundlage verarbeitet werden. Jede Person hat das Recht, Auskunft über die sie betreffenden erhobenen Daten zu erhalten und die Berichtigung der Daten zu erwirken.

(3) Die Einhaltung dieser Vorschriften wird von einer unabhängigen Stelle überwacht.

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BVerfG, Urteil des Ersten Senats vom 15. Dezember 1983, 1 BvR 209/83 u. a. – Volkszählungs-Urteil
Charta der Grundrechte der Europäischen Union (html)
Amtsbaltt der Europäischen Union: Erläuterungen zur Grundrechte-Charta der EU (pdf)

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Politisches

Öko – Scheinheiligkeit mit Terrassenheizstrahler

Terrassenheizstrahler (‚Heizpilze‘) – sind beliebt, praktisch (wenn’s in Hamburg im Sommer abends mal wieder kühl wird). Und – sind alles andere als umweltfreundlich.

Und dennoch findet man dieses Bild immer wieder, auch in Hamburg:

Terrassenheizstrahler auf der Terrasse eines Restaurants in Hamburg
Terrassenheizstrahler auf der Terrasse eines Restaurants in Hamburg
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Hamburg Homosexualitäten

Homophobie in Russland – Proteste bei CSD Hamburg

Homophobie in Russland 2013: In Russland werden Homosexuelle verfolgt, gejagt, diskriminiert. Die Zahl der Hetzjagden, Übergriffe und Gewalttaten gegen Schwule steigt. Positiv oder auch nur neutral über Homosexualität zu sprechen kann einem unter Putin verabschiedeten und seit 30. Juni 2013 in Kraft getretenen Gesetz gegen „Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen“ zufolge bestraft werden. Organisationen von Schwulen, Lesben, Queers werden gegängelt, in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Paraden und CSDs werden verboten.

Gegen Homophobie in Russland protestierten (ähnlich wie bei zahlreichen anderen CSDs in Deutschland, z.B. auch beim CSD München 2013) auch zahlreiche Teilnehmer/innen (unter ihnen junge Lesben und Schwule aus Russland)  der Parade auf dem CSD in Hamburg (Hamburg Pride) am 3. August 2013:

CSD Hamburg: Proteste gegen Homophobie in Russland (Fotos)

Homophobie in Russland Proteste bei der Parade CSD Hamburg 2013
Homophobie in Russland Proteste bei der Parade CSD Hamburg 2013