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Berlin

die Erich Mühsam Bank im Tiergarten Berlin

Wege, die ich häufig mache, gehe ich nach einiger Zeit leider (wie sicher viele Menschen) mit einer gewissen Unachtsamkeit für die kleinen Dinge des Alltags.

So fiel mir auch erst vor einigen Tagen im Tiergarten ein Denkmal für Erich Mühsam (6. April 1878 Berlin -10. Juli 1934 KZ Oranienburg) auf. Wie oft bin ich schon daran vorbei gelaufen, habe es nicht bemerkt (es muss wohl mindestens seit der Sanierung des Gaslaternen-Museums stehen):

Erich Mühsam Bank im Berliner Tiergarten
Erich Mühsam Bank im Berliner Tiergarten

Zwar mag es etwas bizarr erscheinen, dass gerade die Energiewirtschaft den Schriftsteller und Anarchisten Erich Mühsam bemüht, für Werbezwecke, und dann mit einer Park-Bank.

Andererseits, Mühsam setzte sich schon 1903 auch mit der Homosexualität auseinander – da ist die Bank gerade in ‘guter Nachbarschaft’ …

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Erich Mühsam wurde 1934 im KZ Oranienburg ermordet. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.

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Berlin Hamburg

schwules Leben in Hamburg und Berlin – Über Schreckgespenster und Verführer

„Reich & schön vs. Arm, aber sexy“, unter diesem Titel macht die Februar-Ausgabe des Hamburger Szene-Magazins „hinnerk“ groß auf.

Mit dem Ausbau der ICE-Strecke sind Hamburg und Berlin nur noch 90 Minuten voneinander entfernt. Diese neue Nachbarschaft scheinen immer mehr Schwule (von Lesben spricht der Artikel erstaunlicherweise nicht) zu nutzen, um anregende Wochenenden in Berlin zu verbringen.

Berlin gegen Hamburg, Hamburg gegen Berlin – ‘hinnerk’ malt munter ein ‘Berliner Schreckgespenst’ an die Wand, stilisiert Berlin zum ‘schwulen Verführer per se’.
Als Beispiel herhalten muss u.a. das Hamburger Ledertreffen, dem (wegen Besitzerwechsels) die Haupt-Attraktion namens Cap San Diego abhanden gekommen ist. Berlin profitiere, mit dem Folsom, das ja nur vier Wochen später stattgefunden habe.
Noch schlimmer, ‘hinnerk’ malt als ‘schlimmstes Szenario’ an die Wand „Hamburg geht zwischen den beiden Fetischtreffen (Ostern und September) unter“. Hamburg geht unter, Berlin als Sturmflut für die wackere Hansestadt. Und dann gleich ganz Hamburg, nicht etwa ‘nur’ die Hamburger Fetisch-Szene, so als sei die geballte Attraktivität von Ostertreffen und Folsom der Ruin für eine gesamten Großstadt.

Natürlich fragt der Artikel auch nach dem ‘warum’ der Hamburger Berlin-Flucht. „Hamburg kennt keine Ekstase“ wird als Begründung (wohl nicht ganz zu Unrecht) spekuliert. Der Hamburger Reichtum und seine ungerechte Verteilung kurz angerissen. Allein, wie es um die Hamburger Schwulen-Szene(n) aussieht, wird kaum hinterfragt. Hamburger Gastronomen, so der Artikel banal, gäben den blauen Seiten sowie Berlin die Schuld an der Gästeflaute am Wochenende. Statt einmal danach zu fragen, was sie (und für welches Geld) welchen Gästen an Angeboten machen.

Dabei sei Berlin doch eigentlich gar nicht so toll, wird klischeehaft Hamburger Kühle mit Berliner Pampigkeit aufgerechnet. Mitregiert von „Pleite“ und „SED-Nachfolgern“. Aber Berlin habe noch mehr zu bieten, „überzogenen Icke-Wahn“, „Ignoranz gegenüber dem Rest der Republik“ und „Selbstbezogenheit“. Berlin als „Koloss“, der „hartnäckig am Glauben an die seelige Insellage fest“ hält, diese Stadt die gewohnt sei an „reichlich Subventionen“ und „ungeahnte soziale Biotope“ züchte. Eben eine Stadt, die „keine Visionen für die Zukunft“ habe.

Ob man bzw. die Hamburger Szene(n) mit solch klischeehaften Plattitüden dem Phänomen der Attraktivität der Berliner Szenen(n) beikommen werden? Ein Teil der Analyse (‘Berlin als Homo-Metropole, von der schon lange keine Impulse mehr ausgehen’) mag nicht gerade unzutreffend sein, allein, reicht das, erklärt das alles?
Und – wie steht es mit Impulsen aus Hamburg? Auch deren Zeit scheint doch schon sehr lange vorbei zu sein. Der Autor meint, Hamburg könne sich stolz „schwulengeschichtlich … als Vorreiter der späteren ‘Homo-Ehe’ sehen“ – na klasse … Hier kommt wohl eher die Hamburger Bürgerlichkeit auch der Schwulenszene(n) treffend zum Ausdruck.

Da kann man anscheinend als Autor die Leistungsschau nur damit resümieren, Berlin sei ja auch „Hauptstadt der Spatzen“…
Einzig einmal kommt der Artikel zum Kern des Problems, wenn er Wowereits Sympathien (mit geschmacklosen Anspielungen zwischen Champagner und Natursekt) kommentiert mit „dergleichen übersteigt die hanseatische Vorstellungskraft natürlich bei weitem“. Genau.

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Berlin

Immer noch Weihnachtspause

Weihnacht 2006, Berlin Unter den linden
Weihnacht 2006, Berlin Unter den linden

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Berlin

Ein normaler Abend am Rand der Homo-Autobahn

Die ganze Community is doch eh scheiße“, sagt der klonig-strunzige Mit-Dreißiger am Nachbartisch. Klagt in drei Sätzen schnell über ‘Kommerz-Kacke’, ‘nur rumf*cken sonst nix’ und ‘sind doch alles nur Ego-Shooter hier’. Dass er selbst Teil dieser Szene(n!) ist, auch dazu beitragen könnte dass schwules Leben anders, vielfältiger aussieht, scheint ihm entgangen zu sein. Vielleicht liegt’s am leckeren polnischen Bier.

Der recht korpulente junge Mann hingegen, der mir auf dem Klo begegnet, scheint sehr zufrieden. Schwarzes T-Shirt, kurze Haare mit angedeutetem Iro, Lederhose. Seine Begleiter im gleichen Look, etwas sm-iger gekleidet. Da wo er herkomme könne er nicht so rumlaufen, sich öffentlich so frei geben. Berlin sei schon eine tolle Stadt.

Am Tisch rechts unterhalten sich, sichtlich gelockert nach einigen Bierchen, drei Männer und eine Frau, alle Ende 30 Anfang 40. Juxen rum, lachen laut, nehmen sich in den Arm. Schwul? Lesbisch? Hetero? Nicht ersichtlich. Nicht wichtig.

Etwas zu schnelle Musik. Etwas zu laute Gäste. Insgesamt nette Stimmung dennoch. Benze rasen bei dunkelrot über die Kreuzung. Vorgezogene Kreuzungsknaller.

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Berlin Kulturelles

Ich schlafe aber mein Herz wacht

Freitag Abend war ich für zweieinhalb Stunden nicht auf diesem Planeten. Sondern im Imperium Messiaen-Symeonidis.

Mit Nick abends ins Eisler, zum Klavierabend. Angekündigt ist Messiaen, von dem ich bisher zwei Stücke im Eisler hörte, mochte.

Wellenflug
Wellenflug

Nur wenige Gäste, obwohl wir (erst mussten wir noch in den Wellenflug auf dem Weihnachtsmarkt) reichlich spät ankommen. Gut dreißig Zuhörer, von denen einige in der Pause gehen.

Ein Komponist, ein Werk. Prodromos Symeonidis spielt auf dem Klavier Olivier Messiaens ‘Vingt regards sur l’Enfant Jesus ‘ (zwanzig Betrachtungen über das Jesus-Kind).

Zunächst bemerke ich bei Nick einige Irritationen, er hatte vermutlich ‘klassischere’ Klaviermusik erwartet. Dann scheint es auch bei ihm zu klicken.
Sitzen nebeneinander.
Augen geschlossen.
Irgendwann ist Pause, gottseidank nur kurz. Weiter.
Mir ist bald, als spiele Symeonidis in meinem Kopf, überall in meinem Kopf. Nein, wenn ich genauer beobachte, da gibt es keinen Kopf, keinen trennenden Schädel drum herum mehr. Meine Wahrnehmung ist überall im Raum, Wahrnehmung und Musik füllen alles aus.
Wie aus einem anderen Universum kehre ich langsam zurück, irgendwann abends kurz vor halb zehn, als der Beifall beginnt.

Prodromos Symeonidis
Prodromos Symeonidis

Manchmal ist Bescherung schon vor dem 24.12. – früher, und völlig unverhofft …

Weitere Informationen über Olivier Messiaen auch auf http://www.oliviermessiaen.org
Informationen zu Prodromos Symeonidis auf http://symeonidis.de/ , u.a. mit MP3-Hörproben, auch von einer Messiaen-Aufnahme.

Nachtrag 17.12. mittags angesichts der Frage eines Lesers, was denn nun der Titel bedeuten solle:
“Je dors, mais mon coeur veille” (Ich schlafe, aber mein Herz wacht) ist für mich die schönste, poetischste der zwanzig Betrachtungen.

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Berlin Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Denkmal: was wird realisiert?

Neues im Streit um das Denkmal: der LSVD Berlin-Brandenburg fordert die Realisierung entsprechend dem Entwurf der Künstler.

Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen - Bauschild 2006
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – Bauschild 2006

In Berlin wird ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen geplant. Über die konkrete Form der Realisierung hatte es zuletzt heftigen Streit gegeben.

Die Mitgliederversammlung des LSVD Berlin-Brandenburg hat am 28.10.2006 eine Resolution beschlossen. In ihr wird gefordert, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Sinne des Bundestagsbeschlusses und in Form des preisgekrönten Entwurfs des Künstler-Duos Elmgreen/Dragset zu realisieren.

Unter den Erstunterzeichnern der Resolution finden sich nur Personen männlichen Vornamens. Über eine Berücksichtigung irgendwelcher bei der Diskussion am 29.8. vorgebrachten Argumente oder ebenfalls diskutierter Lösungsmöglichkeiten enthält die Rersolution keine Angaben.

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Text 21. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin

Nachgefasst: Anti-Gewalt-Projekt

Wozu ist das Berliner Anti-Gewalt-Projekt da? Diese Frage stelle ich mir langsam immer mehr, nach Erfahrungen mit dem Berliner Anti-Gewalt-Projekt Maneo.

Über den Überfall auf einen Mann auf einem Cruising- Platz und bisherige Ermittlungen der Polizei habe ich ja bereits geschrieben.

Selbstverständlich habe ich den Überfall auch beim schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo, dem Berliner Anti-Gewalt-Projekt gemeldet, sowohl telefonisch als auch auf deren Website. Schon das Telefonat mit dem Maneo-Mitarbeiter verläuft etwas irritierend. Ich erwarte nach dem kurzen Berichten des Vorfalls irgendwelche Nachfragen nach Details, die aber so gar nicht kommen. Auf meine eigene Nachfrage erfahre ich dann zumindest, der zuständige Projektleiter sei „derzeit in Urlaub“.
Ich hinterlasse meine Telefonnummer und gebe die Details, die ich dennoch für berichtenswert hielt, auf der Maneo-Internetseite an. Hier findet sich ein ausführlicher Fragebogen. Unter Punkt 29 folgt dann auch „Stehst Du uns für Rückfragen zur Verfügung?“ Ja, klar, wieder gebe ich brav meine Rufnummer an. Und höre nichts.

Maneo schreibt selbst über seine Arbeit: „Maneo ist das Schwule Überfalltelefon Berlin. Der Name Maneo steht dafür, dass wir Betroffenen von Gewalt Mut machen wollen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Mit unseren Angeboten richten wir uns an Schwule und Bisexuelle, ob sie beleidigt oder körperlich angegriffen wurden, ob sie von schwulen- feindlicher oder häusliche Gewalt betroffen waren – auch an Partner, Angehörige und Zeugen, denn auch sie können großen Belastungen ausgesetzt sein.“
Das hört sich gut an – aber entspricht die Realität diesem selbst formulierten Anspruch?

Weiter lese ich „Jedes Anliegen nehmen wir ernst. Mit jedem, der sich an uns wendet, erarbeiten wir individuelle Lösungswege.“
Ah ja. Na, ich habe davon nichts gemerkt, gottseidank war ich „nur“ Zeuge, nicht Betroffener. Aus dem Bekanntenkreis erfahre ich aber von zwei Fällen, in denen Opfer antischwuler Gewalt auffallend ähnliche Erfahrungen gemacht haben – der „Fall“ wird aufgenommen, und das war’s (siehe auch Kommentare zum ersten Posting). „Wende dich vertrauensvoll an uns“ lese ich auf dem Maneo-Plakat – und frage mich, ja, mit dieser Erfahrung, wie denn? Das war nicht vertrauenerweckend …

Nicht vertrauenerweckend – denn wie soll ich bei solchen Erfahrungen zukünftig Opfern antischwuler Gewalt ruhigen Gewissens empfehlen, sich ‘vertrauensvoll’ an Maneo zu wenden?

Ich beginne, mir die Frage zu stellen. Was sagt mir das Verhalten von Maneo? Geht es hier wirklich darum, den Opfern von antischwuler Gewalt zu helfen? Oder ist das eigentliche Ziel vielleicht vielmehr, eine möglichst gute Statistik zu bekommen? Auf dass mit gut dokumentierten Fällen antischwuler Gewalt die eigene Verhandlungsposition gestärkt wird? Oder gar die Finanzierung der eigenen Projektstellen gesichert werden kann? Immerhin, selbst die Internetseite von Maneo spricht ja auffallend deutlich von „Gewalterfassung“.

Für reines Statistik-Futter ist mir meine Zeit zu schade – ich frage mich langsam immer mehr, ob ich zukünftig Fälle noch bei Maneo melden soll.
Ja, ich weiß, es gibt zahlreiche Fälle, in denen die Polizei Täter und Fälle ermittelt hat – allein die Opfer sind unbekannt, melden sich nicht. Was soweit führen kann, dass eine Strafverfolgung wesentlich erschwert wird. Natürlich haben da schwule Anti-Gewalt-Projekte ihren Sinn.
Aber so? Ausschließlich als ‘Statistik-Agentur’ zur Registrierung von Fällen? Das ist mir zu wenig. Vor allem vom eigentlich ehrenwerten „ersten schwulen Überfall-Telefon Deutschlands“ (immerhin gegründet 1990).

Schließlich, welchen Sinn hat ein Anti-Gewalt-Projekt noch, das so offensichtlich desinteressiert wirkt?
Oder umgekehrt: machen schwule Anti-Gewalt-Projekte eigentlich Sinn? Und wenn ja, mit welchen Zielen und Aufgaben?

PS. ein guter Übersichtsartikel zu Gewalt gegen Schwule findet sich hier.
Und Dank an Patrick von [queer moments] in dessen Posting über Matthew Sheppard ich auf diesen Link stieß.

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Nachgefasst: Berlin ein Uhr nachts

In der Nacht vom 22. auf den 23. September wurde ich Zeuge einer antischwulen Gewalttat. Darüber habe ich ja in Berlin ein Uhr nachts bereits geschrieben.

Am 12. Oktober finde ich in meinem Briefkasten zwei Schreiben der Polizei, eine „Vorladung zur Lichtbildvorzeigedatei“ sowie eine Vorladung zur Zeugenaussage.
Immerhin, die Polizei reagiert, entgegen meinen Erwartungen.
Ich erinnere mich, in einer ähnlichen Situation vor vielen Jahren in Köln bekam ich (ebenfalls als Zeuge) nur nach vielen Wochen ein kurzes Schreiben, die Ermittlungen gegen Unbekannt seien eingestellt. Hier, immerhin das Gefühl sie versuchen die Täter ausfindig zu machen.
Das schwule Antigewalttelefon hingegen hat sich bisher noch nicht gemeldet, weder auf meine telefonische Meldung noch auf die Angaben auf ihrer Website hin.

16. Oktober. Der Einblick in die Lichtbildvorzeigedatei verläuft eher wie das Hornberger Schießen. Dass ich mich an Größe, Statur, ungefähres Alter erinnere interessiert nicht, na und Gesichter hab ich im Dunkeln (es war 1 Uhr nachts) auf zehn Meter Entfernung kaum erkennen können. „Ja dann… “, und schon war ich wieder draußen.

23. Oktober. Zeugenvernehmung in einem Gebäude, das alle Behauptungen, Berlin gebe zu viel Geld aus, Lügen strafen möchte (so marode wirken Flure und Treppenhäuser).
Schon auf dem Weg in die zweite Etage fällt mein Blick auf den Etagenflur auf ein blaues Plakat, zwei sich küssende Fussballspieler. Daneben, noch größer, ein Plakat für die Respect Games.

Ein freundlicher Beamter nimmt meine Aussage auf, fragt zwischendurch nach “können wir ‘schwul’ schreiben, oder ist Ihnen eine andere Formulierung lieber?”. Ich bin erstaunt über die respektvoll-aufmerksame Behandlung und nach 30 Minuten wieder draußen. Nicht dass große Hoffnungen bestehen, die Täter ausfindig zu machen. Aber immerhin habe ich den Eindruck, die Polizei nimmt den Vorfall ernst, ermittelt soweit das möglich ist.

Übrigens, vom schwulen Antigewalttelefon hab ich bisher immer noch nichts gehört. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

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Eine Malve aus Polyamid – Maria de Buenos Aires

Samstag Abend im Saalbau Neukölln. Zufällig hatte ich Wochen vorher in der U-Bahn Hinweise auf das Festival ‘25 Jahre Berliner Kammer-Oper’ entdeckt – und auf Piazzollas ‘ Maria de Buenos Aires ’.

Nach leckerem Essen im Rix Schlange stehen vor der Treppe – die wir, wegen der sehr aufgedrehten Heizung leider ziemlich verschwitzt, knapp zwei Stunden später munter aufgekratzt wieder hinunter gehen.
Dazwischen eineinhalb Stunden, in denen ich so vollkommen in das Geschehen auf der Bühne abgetaucht bin wie lange nicht mehr.

María de Buenos Aires – eine Geschichte um María und die ständige Wiedergeburt des Tango, auch als Allegorie auf die Unsterblichkeit der Liebe.
Stimmlich und darstellerisch begeisternd Yamil Borges als María und Jonathan de la Paz Zaens als El Cantor, etwas (stimmlich) schwächer finden wir beide nur Enrique Keil als El Duende. Im einfach und schlicht gehaltenen Bühnenbau eine Intensität an Darstellung Choreographie Musik Stimmen, die mich völlig abtauchen lässt, völlig „drin“ sein – obwohl ich kaum ein Wort verstehe, der Ulli spricht leider kein spanisch :-( .

Warum nur, fragen wir uns hinterher, ist diese ‘Tango Operita’ in Deutschland so wenig bekannt, wird so selten aufgeführt? Auch jetzt, als Wiederaufnahme anlässlich des Festivals, wurde sie nur dreimal gegeben.

Allerdings – wer Tango und die Musik von Piazzolla mag: ‘María de Buenos Aires’ kommt ab Januar 2007 in der Komischen Oper Berlin zur Aufführung.

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Berlin

Zu braun in Wusterhausen …

Morgens. Immer noch schönstes Spätsommer-Wetter in Berlin.

Spontan entschließe ich mich zu einer Motorrad-Tour, gen Südosten von Berlin, um den Müggelsee und angrenzende Seen.

unterwegs mit der CBF
unterwegs mit der CBF

Genieße die ruhige, unaufgeregte Landschaft.

Stopp in Königs Wusterhausen. Besuch und Führung im Schloss des „Soldatenkönigs“.

Im Ort auffallend viele junge Männer mit T-Shirts, auf denen Aufdrucke prangen wie ‘White Power’ oder ähnliche nazistische Sprüche und Symboliken.
Mir scheint, die tragen das so selbstverständlich, wie ich damals ‘Atomkraft – nein Danke’ getragen habe. Sind wir schon soweit, dass das heute für das gleiche gehalten wird? Statt demokratischem Bürgerprotest heute Nazi-Parolen? Die Selbstverständlichkeit erschreckt mich, auch, dass niemand etwas sagt an der Supermarkt-Kasse, niemand protestiert gegen das Nazi-Logo auf dem T-Shirt vor mir in der Warteschlange.
Ist das schon Selbstverständlichkeit geworden? Normal und akzeptiert? Mir wird übel, ich gehe zum Motorrad und verlasse den Ort schnellstmöglich, fahre weiter.

Ulli
Rast am Müggelsee / Rübezahl

Durchgerüttelt von mit Asphalt notdürftig geflickten Kopfsteinpflaster-Straßen freue ich mich auf eine wohlverdiente Entspannung im ‘Rübezahl’, mit Blick auf den Müggelsee …