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Erinnerungen Hamburg HIV/Aids

ACT UP Aids Kongress Hamburg 1990: ‘Nicht über uns, mit uns’ – HIV-Positive und Aids-Kranke verschaffen sich Zutritt

Aktion ACT UP Aids Kongress Hamburg 1990 wird zum Meilenstein der Positivenbeteiligung an Aids-Kongressen – was heute Normalität ist, war 1990 für manche ein Skandal (siehe auch Artikel 2mecs 17.01.2013: Positiven-Beteiligung an Aids-Kongressen – vor 20 Jahren ein Skandal, heute Normalität ).

ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker

1990: ‚Nicht über uns, mit uns‘ – 3. Deutscher Aids Kongress Hamburg 1990: HIV-Positive und Aids-Kranke verschaffen sich Zutritt

Vom 24. bis 27. November 1990 fand in Hamburg der 3. Deutsche Aids-Kongress statt. Es waren die Früh-Jahre der Aids-Krise, auch die Anfänge der Konferenzen zu HIV und Aids. Ich kann mich gut an die Zeit damals erinnern: es wurde im Medizinsystem zwar viel über uns gesprochen, aber nur selten mit uns.

Doch wir wollten mitsprechen – Teilnehmer, nicht nur ‚Gegenstand‘ sein. Vom Objekt zum Subjekt werden. Nicht über uns – mit uns! Die Aktionen wurden zu einem Meilenstein des Aids-Aktivismus:

'Gegen eine AIDS-Politik der LEHRen Taschen - ACT UP Proteste gegen die Aidspolitik der damaligen Bundesgesundheitsministerin Lehr (Foto © Florian Wüst, 1990 )
‚Gegen eine AIDS-Politik der LEHRen Taschen – ACT UP Proteste gegen die Aidspolitik der damaligen Bundesgesundheitsministerin Lehr (Foto © Florian Wüst, 1990 )

Einen guten Anlass bot der 3. Deutsche Aids Kongress in Hamburg 1990. Wir (d.i. insbesondere Mitglieder verschiedener ACT UP – Gruppen sowie Vertreter der Aids-Hilfe Hamburg) bemühten uns, Zugang zum Kongress zu erhalten, suchten den Dialog mit dem damaligen Kongress-Präsidenten.

Professor Manfred Dietrich, damals Vorsitzender der Deutschen Aids-Gesellschaft DAIG und in dieser Funktion Kongress-Präsident (und 2002 in den Ruhestand verabschiedet, späterer Honorarkonsul der Republik Uganda), reagierte kühl und abweisend. „Dies ist ein Kongress für Experten“ und „dies ist ein wissenschaftlicher Kongress„. Das waren stereotyp immer wieder Antworten die wir zu hören bekamen, wenn es um die Möglichkeit der Teilnahme für HIV-Positive und Vertreter aus dem Aidshilfe-Bereich ging. Der Arzt, der seit 1983 am Hamburger Tropen-Institut HIV-Positive behandelte, grenzte diese von einem Kongress, bei dem es um eben sie ging, schlicht aus.

Doch dieses mal nahmen wir diese Ausgrenzung nicht mehr hin. Schließlich waren wir es, die mit HIV infiziert waren, die an Aids erkrankten, die keine Medikamente hatten, die Angst hatten zu sterben, die ihre Freunde und Lover sterben sahen. Wir wollten endlich mitreden.

Wir (insbesondere ACT UP Hamburg, Ernst Meibeck und Klaus Knust sind mir auch hier in besonderer Erinnerung) besorgten Krankenhaus-Betten sowie ‚medizinisch‘ aussehende Kleidung (Kittel etc.). Und am Tag der Kongresseröffnung standen wir plötzlich und unangekündigt vor dem Eingang des Hamburger Kongresszentrums CCH. Die überrumpelten Einlass-Kontrollen ließen uns verdutzt passieren – wir waren drin, einige Medien-Vertreter mit uns im Schlepptau.

Schnell war nicht nur die ‚Krankenhaus-Betten-Installation‘ vor dem Eingang des Kongresses aufgebaut, mit der wir auf die schwierige Situation bei der Pflege Aids-Kranker aufmerksam machen wollten. Ein Krankenbett schaffte es auch in den Kongress, darin ACT UP Aktivisten, als ‚Aids-Kranke‘ geschminkt und mit Infusionsschläuchen ‚verkabelt‘, anklagend stand nahe der Teilnehmer-Registrierung. Im Konferenzgebäude war ein improvisierter Stand von ACT UP, mit vorbereiteten Info-Tafeln, die neben dem Pflege- und Versorgungsnotstand u.a. den damaligen ‚Marlboro-Boykott‘ thematisierten, mit einer Geldsack-Aktion (siehe Fotos unten) die Preispolitik bei AZT angriffen, oder von uns als verharmlosend empfundene Aids-Kampagnen kritisierten.

Wir sind nicht das Problem, wir sind Teil der Lösung“, war unsere Maxime. Zwar nahmen wir noch nicht aktiv an den Veranstaltungen und Diskussionen teil, erst recht nicht an der Planung des Kongress-Programms – aber der erste Schritt war demonstrativ getan, wir waren ‚drin‘.

In der Nullnummer der bundesweiten Positivenzeitung ‚Virulent‚ (Februar 1991) berichtet Michael Fischer †, Partner von Andreas Salmen:

So genügte es auch den Veranstaltern des 3. AIDS-Kongresses in Hamburg im November vergangenen Jahres, in ihrer Einladung „auf die Nöte infizierter Menschen und ihrer Umgebung“ hinzuweisen. Auf die Idee, Positive oder Vertreter ihrer Organisationen aktiv am Kongress zu beteiligen, kam den Verantwortlichen [sic] mit ganz wenigen Ausnahmen nicht – wozu auch, wahrscheinlich hätten sie nur gestört.
Das haben sie denn auch wirklich. Vertreter aller zur Zeit in Deutschland existierenden ACT UP – Gruppen aus Berlin, Bonn, Hamburg, Köln und München organisierten während der gesamten Kongressdauer einen Stand und versuchten mit einigen „direkten Aktionen“ Kritik zu üben. …
Der spektakuläre Höhepunkt fand am Montagmorgen statt, als sich die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Lehr anschickte, eine Rede zu halten. Ungefähr zwanzig ACT UP – Aktivisten stürmten mit Trillerpfeiffen und Transparenten das Podium und erzwangen so eine kurze Rede, in der die AIDS-Politik der Bundesregierung kritisiert wurde. …
Auf einem sonst eher langweiligen Kongreß ist es so den Mitgliedern von ACT UP gelungen, berechtigte Forderungen von Positiven vorzutragen und ihnen auf diesem Weg Öffentlichkeit zu sichern. Denn, so lautet das Motto der Gruppe: SCHWEIGEN = TOD.“

Mehr zu den ACT UP – Aktionen beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in dem Buch Schweigen = Tod, Aktion = Leben – ACT UP in Deutschland 1989 bis 1993

Fotos der ACT UP Aktionen beim 3. Deutscher Aids-Kongress Hamburg 1990

ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP Proteste 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP  protestiert gegen Pflegenotstand, 1990 Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
Protest gegen Pflegenotstand,  1990 Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg, Bildmitte Andreas Salmen (neben mir) © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
ACT UP beim 3. Deutschen Aids-Kongress 1990 in Hamburg © Foto U.K. Bäcker
Stand von ACT UP, rechts Andreas Salmen (Foto © Florian Wüst, 1990 )
Stand von ACT UP, rechts Andreas Salmen (Foto © Florian Wüst, 1990 )
 Stand von ACT UP beim Aids-Kongress 1990 in Hamburg (Foto © Florian Wüst, 1990 )
Stand von ACT UP beim Aids-Kongress 1990 in Hamburg (Foto © Florian Wüst, 1990 )
Geldsack-Aktion gegen die AZT Preispolitik. ACT UP 1990 in Hamburg (Foto © Florian Wüst, 1990 )
Geldsack-Aktion gegen die AZT Preispolitik. ACT UP 1990 in Hamburg (Foto © Florian Wüst, 1990 )
'Gegen eine AIDS-Politik der LEHRen Taschen - ACT UP Proteste gegen die Aidspolitik der damaligen Bundesgesundheitsministerin Lehr (Foto © Florian Wüst, 1990 )
‚Gegen eine AIDS-Politik der LEHRen Taschen – ACT UP Proteste gegen die Aidspolitik der damaligen Bundesgesundheitsministerin Lehr (Foto © Florian Wüst, 1990 )
Foto © Florian Wüst, 1990
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Hamburg Homosexualitäten

Stonewall Hamburg 1982 und 1983 – Schwulen- und Lesben-Demonstrationen, getrennt oder gemeinsam?

Stonewall Hamburg – Schwule und Lesben gehen auf die Straße, in Hamburg Anfang der 1980er Jahre unter dem Namen „Stonewall“, der an die Aufstände Schwuler gegen Polizei-Willkür und Unterdrückung in New York 1969 erinnert, die vom Stonewall Inn ausgingen. Der ersten „Homosexuellen Aktionswoche“ (auch: „Hamburger Stonewall-Aktionswoche“) 1980 mit der erfolgreichen Abschluss-Kundgebung (1.500 Teilnehmer/innen) und einer breit durch die Medien gehenden Aktion gegen Rosa Listen und Schwulen-Überwachung (‚Hamburger Spiegel-Affäre‚) folgten weitere unter dem Namen ‚Stonewall‘ in den folgenden Jahren.

Die zweite Hamburger ‚Stonewall-Demonstration‘ fand 1981 statt, während des Deutschen Evangelischen Kirchentags (mit verdoppelten Teilnehmer/innen-Zahlen). Allerdings stand Stonewall 1981 (‚Hamburger Lesben- und Schwulenwochen, 14. – 27. Juni 1981) auch für eine weitere Entwicklung: Streit unter den Veranstaltern. Stonewall 1980 war noch von einem breiten Bündnis Hamburger Schwulen- und Lesbengruppen (dem HLSV Hamburger Lesben- und Schwulenverbund) veranstaltet worden. 1981 brach jedoch ein Konflikt [letztlich der darum, wie ‚alternativ‘ oder wie ‚angepasst‘ Schwulen-Bewegung sein solle] offen aus – eine Gruppe um Corny Littmann, Teile des Hamburger Tuntenchors, der HAH sowie anderer spaltete sich ab und veranstaltete vom 14. bis 27. Juni 1981 die ‚Lesben- und Schwulentage Interschwul. 1981 gab es zwei Schwulen- und Lesben-Demonstrationen: Stonewall 1981 und Interschwul.

Der Wechsel von Stonewall ’82 (unter dem Motto „Für das Recht auf Homosexualität„, Veranstalter UHA) zu Stonewall ’83 (Motto: „Für die Vielfalt der Liebe – gegen Diskriminierung„) stand dann auch für den großen Schritt von einem einzigen Veranstalter wieder zu einer Gemeinschaftsveranstaltung vieler Hamburger Lesben- und Schwulengruppen.
Die „Schwusel-Nachrichten“ (Nr. 2/1983) vermelden:

„Stonewall ’83 wird zum ersten Mal von ALLEN Schwulen- und Lesbengruppen Hamburgs organisiert und durchgeführt. Bisher war es die UHA, die organisierte, Programme erstellte, Gruppen ansprach, Öffentlichkeitsarbeit machte und sich überhaupt um den ganzen Kram, der zu solchen Wochen gehört, kümmerte.
Dieses Jahr wird alles anders?
Trotz der großartigen Arbeit der UHA zu Stonewall in den letzten Jahren ist es ein guter Schritt, wenn das Forum Hamburger Lesben und Schwule (FHLS) jetzt die ganze Vorbereitung in die Hand nimmt.“

Stonewall Hamburg 1983: Für die Vielfalt der Liebe - gegen Diskriminierung
Stonewall Hamburg 1983: Für die Vielfalt der Liebe – gegen Diskriminierung

Doch der Wechsel vom Einzel-Veranstalter UHA zum Forum FHLS 1983 verlief weitaus nicht ohne Reibungen:

Die Zusammenarbeit mit der UHA hätte besser sein können; sie hat uns nicht ihre Erfahrung konstruktiv zur Verfügung gestellt, aber dafür sind viele (neue) Ideen gekommen, die diese Schwulen-, Lesben-, Transi-, Pädo- Wochen bunter und vielleicht auch interessanter machen als zuvor.“

Stonewall 1983 Programmheft
Stonewall 1983 Programmheft

Der Name ‚Stonewall‘ blieb den Hamburgern noch einige Jahre erhalten für Schwulen- und Lesben-Demonstrationen. 1989 allerdings musste Bea Trampenau (Schwusel, Intervention e.V.) die Teilnehmer/innen [wie Bernd Rosenkranz in ‚Hamburg auf anderen Wegen‘ berichtet] auffordern, sich zu verteilen – damit der Demonstrationszug nach mehr Teilnehmern aussähe. Das Konzept vieler Wortbeiträge, Grußbotschaften und Statements aller denkbaren Gruppierungen ging zunehmend an den Interessen Hamburger Schwulen und Lesben vorbei.

1992 wurde ein Neu-Anfang gestartet – zunächst rein schwul, ohne Lesben-Beteiligung. Auch der Name ‚Stonewall‘ wurde gestrichen – von nun an hieß es statt Stonewall Hamburg schlicht ‚Christoper Street Day‘ (CSD), 1992 unter dem Motto ‚Das Wärmste im Norden‘.

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Der Konflikt, der 1981 um ‚Stonewall‘ offen zutage trat, befasste sich letztlich mit der Frage, soll Schwulen- und Lesbenpolitik Alternativen aufzeigen, experimentieren, Chancen des ‚Andersseins‘ nutzen (auch zu dem preis,. dass sich nicht alle Homosexuellen darin wiederfinden) – oder soll Schwulen- und Lesbenbewegung möglichst viele Homosexuelle mit einbeziehen, und entsprechend weniger radikal, angepasster, bürgerlicher sein, auch in Auftreten und Angeboten? Vertreter beider Linien schafften es 1981 nicht mehr, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, Unterschiede zu leben und dennoch Gemeinsamkeiten zu nutzen. Statt Gemeinsamkeiten wurde oft Trennendes kultiviert, zelebriert.

Dieser Konflikt (der nicht nur in Hamburg die damalige bundesrepublikanische Schwulenbewegung beschäftigte) durchzog in den Folgejahren viele Hamburger schwulenbewegte Prozesse. Auch die Gründung des Magnus-Hirschfeld-Zentrums 1982 durch eine einzige Gruppe ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Ein Konflikt, der viele Resourcen band, viele Energien verbrauchte und viele Aktive zermürbte.

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Hamburg

Frohe Weihnachten – Joyeux Noël – Merry Christmas

Allen unseren Freunden, Bekannten und Verwandten Frohe Weihnachten – Joyeux Noël – Merry Cristmas 🙂

Frohe Weihnachten 2012
Frohe Weihnachten 2012

Einige Blicke in unseren Weihnachtsbaum:

er ist gut gelandet ...
er ist gut gelandet …


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Hamburg Homosexualitäten

Die Hamburger ‚ Spiegel-Affäre ‚ 1980 – Polizei-Überwachung von Klappen aufgedeckt

Spiegel-Affäre Hamburg: Polizei überwacht Schwule auf Klappen durch Einweg-Spiegel – In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1980 zerschlagen Schwule in Hamburg auf der Klappe am Spielbudenplatz einen Überwachungsspiegel, die Polizei muss die Existenz und Führung von ‚Rosa Listen‘ einräumen.

Rosa Listen‚ waren ein zentrales Element der Erfassung und Verfolgung von Homosexuellen. Polizei und Verfassungsschutz sammelten Daten über Homosexuelle, legten systematische, fortlaufend ergänzte und ausgewertete Karteien Homosexueller an – sie führten so genannte ‚Rosa Listen‚.

Basis dieser ‚Rosa Listen‘ war neben Razzien in Bars u.a. die Überwachung von Treffpunkten Homosexueller, u.a. Parks und öffentliche Toiletten (aka Klappen).

Ihren ‚Höhepunkt‘ erreichten die ‚Rosa Listen‘ vermutlich in der NS-Zeit nach der Verschärfung des Paragraphen 175 mit der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität’ – über 33.000 Personen seien in ihren Karteien erfasst, teilt das ‚Jahrbuch‘ 1939/40 mit; für die Zeit ab 1940 sprechen Historiker von 41.000 bis 95.000 erfassten Männern. Die ‚Rosa Listen‘ wurden zur Basis einer umfangreichen Verfolgung und Bekämpfung Homosexueller.

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Hamburg Homosexualitäten

MHC Magnus Hirschfeld Centrum Hamburg Eröffnung 14. Mai 1983

Am 14. Mai 1983 wurde das MHC „Magnus Hirschfeld Centrum“ in Hamburg eröffnet. Im Herbst 1982, vor 30 Jahren, wurde es geplant und seine Förderung beim Hamburger Senat beantragt.

Das Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) in Hamburg wurde am 14. Mai 1983 (in den Räumen einer früheren Bäckerei am Borgweg) eröffnet. Heute ist es eines der wenigen noch existierenden Schwulen- und Lesben-Zentren.

Am 30. Mai 2013 feierte das Magnus Hirschfeld Centrum in Hamburg sein 30jähriges Jubiläum unter dem Motto „30 Jahre Einsatz für queere Emanzipation“.

MHC Magnus Hirschfeld Centrum : Förderungs-Antrag an den Hamburger Senat

Der von der UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative) sowie Intervention gestellte Antrag (60 Seiten plus Anhang) auf Anlauf- und Folgefinanzierung erläutert die Notwendigkeit eines Schwulen- und Lesbenzentrums folgendermaßen:

„Bedingt durch die fortbestehende Diskriminierung sind Homosexuelle Frauen und Männer in besonderem Maße auf umfassende Kontakte untereinander und auf gegenseitige Hilfer angewiesen. …
Die traditionellen ‚Treffpunkte‘ für Homosexuelle, die sich urwüchsig als ‚Nachtkultur‘ aus der gesellschaftlichen Stigmatisierung gleichgeschlechtlich liebender Menschen ergeben haben (Kneipen, Parks, Klappen) können diesem Bedürfnis nur in sehr eingeschränktem Maß Rechnung tragen, da sich hier verständlicherweise einseitige Umgangsformen ergeben, die lediglich bestimmte Aspekte des homosexuellen Menschen ansprechen können. Besonders deutlich treten diese Umgangsformen an jenen ‚Treffpunkten‘ hervor, die mehr oder weniger häufig Kontrollen der Polizei unterliegen (Parks, Klappen). In Folge der begonnenen Emanzipation homosexueller Bürgerinnen und Bürger hat sich das Bedürfnis nach einer Veränderung dieser Situation zunehmend entwickelt.“

In dem von Horst Parow (UHA) und Dieter Jarzombek (Intervention) unterzeichneten Antrag vom Oktober 1982 wird eine Kombination aus Kommunikations- und Beratungs-Zentrum skizziert. Wesentliche Mitstreiter waren damals auch Hans-Georg Stümke (1941 – 2002) und Hans-Georg Floß (1951 – 1993).

Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Seite 1
Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Seite 1
Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Inhaltsverzeichnis
Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Inhaltsverzeichnis

Wesentlicher Teil des Antrags war ein von Hans-Georg Floß (*1952, † 7.1.1993 an den Folgen von Aids) erstellter Bericht über den damaligen ‚Stand des Beratungsangebots für homosexuelle Männer in Hamburg‚, der wesentlich auf (s)einer 1981 an der Universität Hamburg (Fachbereich Psychologie) erstellten Diplomarbeit beruhte.

MHC : Namenspatron Magnus Hirschfeld

Bereits von Beginn an war vorgesehen, das Zentrum nach Magnus Hirschfeld zu benennen:

„Um seine Verdienste und seinen großen persönlichen Einsatz für die Verwirklichung der Menschenrechte der Homosexuellen vor 1933 zu ehren wird vorgeschlagen, der Einrichtung den Namen ‚Dr. Magnus Hirschfeld – Zentrum‘ zu geben.“

Das Magnus Hirschfeld Centrum besteht seit 1983 und bis heute, mit der UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative e. V.) als alleinigem Trägerverein. Es bezeichnet sich heute als ‚Hamburgs lesbisch-schwules Zentrum für Beratung, Kommunikation, Kultur und Jugend‘.
Der Verein Intervention e.V., im September 1982 von Lesben und Schwulen gemeinsam mit dem Ziel einer Beratungsstelle gegründet, war an der Gründung des MHC mit beteiligt, arbeitete jedoch bereits ab 1983 (dem Jahr der Eröffnung des MHC) eigenständig in St. Georg. Intervention e.V. „unterstützt seit 1993 fast ausschließlich und exklusiv lesbenspezifische Angebote“ (Selbstdarstellung) und ist Träger des JungLesbenZentrums und des Lesbentreffs in Hamburg.

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An den Gesprächen im Vorfeld der Planung und Beantragung des Magnus Hirschfeld Centrums nahmen auch Vertreter anderer Hamburger Lesben- und Schwulengruppen zeitweise teil. Alle scheiterten, zogen sich zurück. Die Mitarbeit von Schwusel (Selbsthilfegruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher im Alter bis ca. 25 Jahre) im MHC scheiterte letztlich, in meiner Erinnerung, vor allem daran, dass die UHA von ihrer dominierenden und allein entscheidenden Position nicht abweichen wollte.

Der Namens-Patron Magnus Hirschfeld war schon damals nicht unumstritten. Die Debatten um Magnus Hirschfeld führten u.a. mit dazu, dass sich das im März 1985 eröffnete (und seit Mitte 2003 nicht mehr existierende)  Kölner Lesben- und Schwulen-Zentrum nach langen Debatten nicht nach Magnus Hirschfeld benannte, sondern nach einem öffentlichen Namens-Wettbewerb schlicht den Namen ‚SCHULZ‚ (für Schwulen- und Lesben-Zentrum) erhielt.

Das Magnus Hirschfeld Centrum wurde von einer einzigen dominierenden Gruppe geplant und gestaltet. Es hätte Möglichkeiten zur Einbeziehung eines breiteren Spektrums von Hamburger Lesben- und Schwulengruppen gegeben (zum Beispiel in Form des damals existierenden ‚Forum Hamburger Lesben und Schwule‘ (FHLS). Das Kölner Lesben- und Schwulen-Zentrum SCHULZ schaffte es einige Jahre später, trotz einer starken Stellung der ‚gay liberation front‘ (glf) eine Trägerstruktur zu finden (Emanzipation e.V.), die eine Einbeziehung breiter Kreise der Kölner Lesben- und Schwulenszenen ermöglichte.

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Ulli 4.8.2012

Ulli 4. 8. 2012
Ulli 4. 8. 2012

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Mispel-Probleme

Unsere geliebte Mispel macht Probleme … schon das zweite Jahr … 🙁

Im Frühjahr ganz normales Austreiben, oppulente Blüte. Doch die Blätter werden nicht satt dunkelgrün wie früher, bleiben bei einem hellen grün … und bekommen bald teilweise rote Zeichnungen. Derzeit sieht sie so aus:

Im Herbst letzten Jahres hat die Mispel ihre Blätter viel zu früh verloren, kaum Früchte bis zur Reife getragen.

Die bisherigen Ratschläge von Gartenfreunden und Gärtner/innen waren erfolglos:

  • das trockene Frühjahr / der nasse Sommer letztes Jahr (dieses Jahr war’s anders – der Mispel gehts nicht ebsser)
  • das sind Wühlmäuse (Befund: negativ)
  • zu karger Boden (Mispel ist nicht sher anspruchsvoll; Düngen; keine Änderung)
  • das ist ein Pilz (komplett Laub letztes Jahr entfernt, verrbannt, keine Änderung).

Weiß jemand Rat?

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Hamburg Homosexualitäten

Ludwig Meyer: Jude, schwul, NS-verfolgt – & nicht entschädigt

Ludwig Meyer wird 1903 als Sohn einer jüdischen Familie von Vieh- und Fleischhändlern geboren. Zwar soll auch Ludwig den Familenbetrieb der „en-gros-Schlachterei“ fortführen – doch nach der Lehre geht er 1923 für ein Jahr nach Berlin. Erst 1930 kommt er nach Bielefeld zurück, arbeitet nun im Familienbetrieb und wird bald dessen Mitinhaber.

Am 17. Oktober 1936 wird Ludwig Meyer von der Gestapo verhaftet – im Rahmen der ‚Sonderaktion gegen Homosexuelle in Bielefeld‘. Meyer wird wegen Vergehens nach (dem erst kurz zuvor verschärften) Paragraph 175 angeklagt und zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt.

Im Dezember 1937 wird der Familie das Ausüben des Schlachterhandwerks verboten – das Aus für den Betrieb. Ludwig Meyer wird arbeitslos – und ist als Jude auch chancenlos auf dem Arbeitsmarkt in Nazi-Deutschland.

Am 2. Juni 1938 wird Ludwig Meyer in ‚Vorbeugehaft‘ genommen. Im September 1938 wird er nach Buchenwald deportiert. Nach fünf Jahren Aufenthalt im KZ Buchenwald wird er im Mai 1943 in das KZ Auschwitz verlegt, später in das KZ Mauthausen.

Ludwig Meyer überlebt jahrelange KZ-Haft und NS-Verfolgung. Nach der Befreiung von Mauthausen am 8. Mai 1945. Er kehrt kurz darauf, völlig mittellos, in seine Heimatstadt Bielefeld zurück. Im Mai 1946 wird Ludwig Meyer als rassisch Verfolgter anerkannt.

1949 steht Ludwig Meyer erneut vor Gericht – nach dem unverändert in der NS-Fassung weiter gültigen Paragraphen 175. Wegen ‚unzüchtiger Handlungen‘ wird er zu 5 Wochen Gefängnis verurteilt. Die Bielefelder Wiedergutmachungsstelle plant daraufhin, seine Anerkennung als rassisch Verfolgter zu widerrufen, diese habe er aufgrund seiner Homosexualität verwirkt. Die jüdische Kultusgemeinde, in der Meier seit der Befreiung 1945 Mitglied ist, interveniert vergeblich. Sein Verfolgten-Status wird zunächst aberkannt. Meyer gewinnt ein Einspruchs-Verfahren, doch die Stadt Bielefeld legt Widerspruch ein. Als er wegen Betrugs und Bestechlichkeit im Amt zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt wird, verliert er den Status als rassisch Verfolgter. Erst 1956/57 „kamen alle Entschädigungs- und Rentenangelegenheiten zu einem positiven Ausgang“, wie Niko Evers in der taz resümiert.

1953 eröffnet Ludwig Meyer gemeinsam mit seinem Freund Günter Heidemann eine der ersten Schwulenkneipen Hannovers, das ‚Wielandseck‚ in der Glockseestrasse. 1960 gibt er die Kneipe ab, zieht später nach Hamburg.

Im April 1975 meldet die Hamburger Lokalpresse „wieder ein Mord auf St. Pauli: Rentner erschlagen“, das Opfer sei „homosexuell veranlagt“ gewesen. Ludwig Meyer wird Opfer eines Raubmords, sein Leben fand im Alter von 71 Jahren ein gewaltsames Ende.

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Berichtet hat die Geschichte von Ludwig Meyer der Journalist Niko Ewers vom ‚Bielefelder Stadtblatt‘ (einer aus der 1970er Protestbewegung entstandenen alternativen Zeitung, die 2001 nach 25 Jahren in Insolvenz ging) in der taz.

Als Theaterstück umgesetzt wurde das Schicksal Ludwig Meyers in dem Stück „Schlachter-Tango“ (2010; Konzept: Michael Grunert) das 2012 in Bielefeld (mit Förderung durch die hms Hannchen Mehrzweck Stiftung) erneut aufgeführt wurde.

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In der Gedenkstätte Buchenwald erinnert seit 2006 ein Gedenkstein an die homosexuellen NS-Opfer.

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Lesezeichen
Niko Ewers: Homosexuell und Jude – Leben und Verfolgung des Bielefelders Ludwig Meyer, dessen Leidensgeschichte nach siebenjähriger KZ-Haft noch nicht zuende war. in: Capri, 13. Jg. 2001 (H. 30), S. 35 – 41
taz 02.09.2000: Nicht verfolgt?
Theater-Labor im Tor 6: Schlachter-Tango

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Nachtrag
26.06.2012
: Das ‚Wielandseck‘ war Anfang der 1960er Jahre, in Zeiten des ‚Tanzverbots‘ für Schwule in Hamburg (1961 hatte das Verwaltungsgericht Hamburg das vom Ordnungsamt angeordnete Tanzverbot in Lokalen für Homosexuelle bestätigt), auch Zufluchtsort für Hamburger Homosexuelle, wie Mico Kaletta (Besitzer der ältesten Schwulensauna Deutschlands, der Vulkan in Hannover) berichtet (pdf):

Im Wielandseck hingen Plakate `heute kommt der Bus aus Hamburg. Wir begrüßen die Hamburger, seid alle pünktlich ́. Gegen 20 Uhr kam der Reisebus um die Ecke und die hannoverschen Tunten begrüßten die Hamburger Tunten, sogar mit Rosen. Es wurde getanzt und gefeiert, bis der Bus am nächsten Tag nur noch halbvoll nach Hamburg zurückfuhr.

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Hamburg Italien

etruskischer Analverkehr

Analverkehr im Museum?
Sag mal, siehst du auch, was ich sehe?
Grinsend steht Frank vor einem Tuffstein-Relief im Hamburger ‚Museum für Kunst und Gewerbe‘.
Nun, die Darstellung bietet nicht so arg viele Möglichkeiten der Interpretation,
auch wenn bemerkenswerterweise gerade hier der museale Erläuterungstext fehlt …

Etruskischer Analverkehr ?
Etruskischer Analverkehr ?

Etruskischer Analverkehr ?
Etruskischer Analverkehr ?

(wir haben leider versäumt, im Bestands-Katalog des Museums nähere Angaben nachzuschlagen …)

男同

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Hamburg Homosexualitäten

schwule Sauna Club Uhlenhorst 1969 – 1987

Eine der Legenden des schwulen Lebens in Hamburg ist das „CU„, die schwule Sauna Club Uhlenhorst .

Der ‚Club Uhlenhorst‚, liebevoll abgekürzt ‚CU‚ , befand sich mitten in Wohlstands-Hamburg an der Adolfstrasse 25 (inzwischen umbenannt, seit Februar 1986: Herbert-Weichmann-Strasse), Ecke Auguststr., eher unauffällig gelegen in einem Viertel sehr nahe der Alster. Großzügige Häuser, eingezäunte Gärten, nichts ließ den nicht Eingeweihten hier auf einen der einst ‚heißesten Orte Hamburgs‘ schließen. Ein schmaler Gang führte zum Eingang im Souterrain. Nicht wesentlich mehr als eine unauffällige Tür – und dahinter ein schwules Eldorado.

Das CU war eine schwule Sauna, und weit mehr als das. Es war zu Zeiten seiner Eröffnung die größte schwule Sauna Europas. Großzügige Schwimmhalle mit großem Schwimmbecken (mit den Pool säumenden griechischen Statuen), ausgedehnte Ruhebereiche, Gartenterrasse, Kabinen mit Cruising-Labyrinth, Solarien, Bar mit Imbiss-Möglichkeit. Zudem bot das CU eine Übernachtungsmöglichkeit (für ein geringes Aufgeld konnte man Ruhekabinen mieten), praktischerweise direkt mit Möglichkeit zum zwischenzeitigen Verlassen der Sauna.

Die Sauna selbst warb in Anzeigen mit ihrer umfangreiche Ausstattung

„Täglich 24 Stunden geöffnet. Finnische Sauna, russisches Dampfbad, Schwimmhalle, Jetstream Massage, Hot Whirl-Pool Jacuzzi, Gartenterrasse, Liegewiese, Tischtennis, großes Sonnenstudio, TV … Alles im Eintrittspreis inbegriffen … Außerdem über 50 Einzel- Privat-Kabinen (Übernachtungsmöglichkeit), Erfrischungs- und Snack-Bar, Frühstück ab 4 Uhr“

Werbeanzeige Club Uhlenhorst

Wolfgang Voigt schreibt 1981 in ‚Hamburg Ahoi!‚ über das ‚CU‘, „das goldene Ghetto in der Adolfstraße, dem sich keiner von uns so leicht entzieht“:

„Als stilbildendes Vorbild für viele Betriebe im Land könnte man die Uhlenhorst-Sauna ansehen, die sofort nach der Reform [von 1969; d.Verf.] eröffnet wurde – eine geniale Verknüpfung von Bar, klassischem Dampfbad, Klappe und Stundenhotel.“

Wolfgang Voigt über das CU

Arno Zedler berichtet (ebenfalls in ‚Hamburg Ahoi!‘) auf bemerkenswerte Weise über seine „Erinnerungen an den ‚Club Uhlenhorst'“.

Betrieben wurde der ‚Club Uhlenhorst‘ von Harald Tangermann (7.12.1932 Hamburg – 27.3.1998 Hamburg) und Peter Daun (19.6.1941 – 15.12.1987; ehemaliger Polizist und Seemann, den Tangermann 1968 in Berlin kennengelernt hatte). Erste Planungen begannen bereits 1968, 1969 fand die Eröffnung statt.

Gelegen war die Sauna in ihrem damaligen Wohnhaus in Uhlenhorst nahe der Außenalster.

Das Wandgemälde in der großen Schwimmhalle hatte extra für diesen Ort Tom of Finland entworfen und realisieren lassen (den beide 1968 auf Vermittlung von Gerhard Pohl kennengelernt hatten).

das Tom of Finland Wandbild im ehemaligen Club Uhlenhorst (Foto © Rinaldo Hopf 2020)

Aufgrund ihres großen Erfolgs warb das CU in Anzeigen bald mit dem Motto „Der internationale Treffpunkt mit Weltruf – Sauna, Freizeitclub und Bar – täglich 24 Stunden geöffnet“

Tangermann und Daun gründeten, inspiriert durch den Erfolg des CU, im Oktober 1974 in Hamburg auch eine Leder-Bar, den legendären nach Tom of Finland benannten ‚Tom’s Saloon‚ (den sie bis zum Verkauf 1977 gemeinsam betrieben).

Der ‚Club Uhlenhorst‘ schloss nach 18 Jahre 1987 für immer seine Pforten. Als Gründe wurden offiziell Probleme mit dem Ordnungsamt sowie mit den Nachbarn (Lärm) angegeben.

Das Haus wurde später umgebaut, das ehemalige riesige Wandgemälde von Tom of Finland exisitiert leider nicht mehr.

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Harald Tangermann starb 1998, Peter Daun bereits 1987. Ihre gemeinsame Grabstätte befindet sich in Hamburg auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf.

Grab von Harald Tangermann und Peter Daun Club Uhlenhorst Toms Saloon Pit
Grab von Harald Tangermann und Peter Daun (Foto April 2019)

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Allein die Eröffnung des CU bereits 1969 und dessen Planung schon 1968 sind bemerkenswert.

Die Zeit des ‚Nachseptember‘ – gerade erst war am 1. September 1969 die Liberalisierung des Paragraphen 175 in Kraft getreten. Am 1. Oktober erschien erstmals das Homosexuellen-Maganzin ‚Du & Ich‘. Und in Hamburg eröffnet aus dem Nichts die größte Sauna für Homosexuelle in Europa.

Respektabilität nach außen bewahren und gleichzeitig im Innern Freiräume schaffen – dieser Gedanke der Homophilen-Bewegung der 1960er Jahre mag sich auch in Nachklängen noch im CU gespiegelt haben.

Und zugleich war die Eröffnung, auch nur kurz nach dem Höhepunkt der Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg der frühen 1960er Jahre, ein Schritt vorher unbekannten Ausmaßes für schwules Leben in Hamburg.

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1981 – ich lebte in Bremerhaven, war mitten im Studium – verzeichnete mein Kalender erstmals den Adress-Eintrag „Club Uhlenhorst, Adolfstr. 25, HH, Tel. 040 / 225954″.

Die schwule Sauna Club Uhlenhorst, kurz ‚das CU‘ – ein Angebot, dass ich als junger Student und direkt nach dem Studium damals viel und gern nutzte. Ähnlich wie die ebenfalls legendäre schwule Sauna Continental Opera in Paris

Bei meinen zahlreichen Wochenend-Visiten in Hamburg Anfang der 1980er Jahre konnte ich so das Angenehme mit dem Zweckmäßigen verbinden. Ein oder mehrere Sauna-Besuche, Freunde treffen, in Bars und Discos gehen, Party machen. Und Sex Sex Sex. Und vielleicht einige Stunden schlafen, im CU ging das unkompliziert, zumal es sonntags morgens auch noch leckeres Frühstück gab.

Für mich war es einst eine wichtige Station, das CU …

Später, mit aufkommendem New Wave, wurde die ‚griechelnde‘ Optik des CU ‚unmodern‘ – ‚coolere‘ Orte wie das (ebenfalls längst legendäre, 1983 eröffnete) Front oder die im Herbst 1982 eröffnete Pool Sauna waren nun ‚in‘ …