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Letter for the Queen – Königliche Post, Hamburg 2012

Königliche Post - Letter for the Queen
Königliche Post – Letter for the Queen
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Hamburg Homosexualitäten

Interschwul 1981 Hamburg Lesben- und Schwulentage

Mein erster CSD: Interschwul 1981

Interschwul – das klingt heute nach Kreuzung aus italienischem Fußballclub und früherem ostdeutschen Wessi-Einkaufsparadies, nur homosexueller. War aber: eine Ur-Ahnin der heutigen CSDs.

1980 hatte es in Hamburg eine gemeinsame Veranstaltung gegeben, getragen vom HLSV – dem ‚Hamburger Lesben- und Schwulenverband‘: Stonewall 1980. 1981 klappte dies nicht – eine Gruppe (rund um Teile des Tuntenchors [siehe ‚Liebe Schrillgänse‚] und der HAH) spaltete sich ab. So gab es 1981 vom 14. bis 27. Juni die

Lesben- und Schwulentage Interschwul

Ich war damals wohl das was man ‚jungschwul‘ nannte, viel unterwegs, umtriebig, und homopolitisch naiv bis unerfahren. Ich lebte noch in Bremerhaven, hatte gerade begonnen, Hamburg und seine schwulen Szenen für mich zu entdecken. Und landete, angezogen von einem Plakat, bei ‚Interschwul‘.

Ich stolperte mehr in einen Herrn Littmann, durfte im ’schwulen Piratenradio Stintfang‘ unsere noch recht neue „Schwule Aktion Bremerhaven“ vorstellen, und (nicht nur) die wohl größte Schokoladen-Osterhasen-Sammung der damaligen Welt bewundern. Ich lernte viele spannende, Menschen kennen, mir neue Ideen und (schwule) Lebensweisen sowie Projekte wie den neu gegründeten schwulen Buchladen ‚Männerschwarm‘, der bald zu meiner ‚homopolitischen Bildungsstätte Nr. 1‘ wurde. Ich entdeckte mir bis dahin verborgene Welten und Möglichkeiten – und machte viele Bekanntschaften, die mein Leben mit prägten. Interschwul ’81 – für mich ein wichtiger Schritt in eine bewegte schwule Welt, in der ich mich bald wohl fühlte.

1982 und 1983 folgte dann jeweils Stonewall Hamburg

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‚Mein erster CSD‘, diese Eingangsworte treffen also zu, was den Anlass betrifft. Und sind doch so völlig in die Irre leitend – denn mir scheint fast, es sind zwei völlig verschiedene Welten. Wo Schwule und Lesben heute möglichst ‚gleich‘ sein wollen, ‚genau so wie die Heterosexuellen‘, war Common Sense damals (unter der Mehrzahl der Jungs und Männer, mit denen ich zu tun hatte), die Chance des ‚Andersseins‘ zu nutzen, kreativ sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu sehen, wie der ‚Makel‘ zur Chance werden kann, zum Freiraum für Experimente, vor denen andere schon immer gewarnt hatten. Wo heute der Sinn des CSD-Lebens manchmal darin zu bestehen scheint, zwischen Bratwurst und überteuertem Bier gelangweilt zur nächsten Party zu steuern, war damals Experimentieren, andere Wege gehen angesagt.

Mit ist bewusst, dass hier romantische Erinnerungen eines älter werdenden schwulen Mannes mitschwingen, teils vielleicht auch verklärend. Und dass ’sich die Zeiten geändert haben‘.
Wenn ich mir heutige CSDs anschaue, wundere ich mich oft, fühle mich erinnert an eine frühere Rubrik ‚dafür haben wir nicht gekämpft‘.
Ein Blick zurück kann manchmal hilfreich sein. Die Erinnerung an ‚Interschwul ’81‘ (und teils auch die folgenden Hamburger Stonewalls) zeigt, es ging auch anders …

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Stonewall '83: Für die Vielfalt der Liebe - gegen Diskriminierung
Stonewall ’83: Für die Vielfalt der Liebe – gegen Diskriminierung
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Hamburg Homosexualitäten

Schellfischtunnel – einst beliebter Ort schwulen Cruisings

Der Altonaer Hafenbahn-Tunnel (im Volksmund ‚ Schellfischtunnel ‚ genannt) war bis 1992 wichtiger Bestandteil des Hafenbetriebs. Und er war einst in Hamburg ein bei Schwulen, besonders in der schwulen Lederszene, beliebtes Cruising-Gebiet.

Er ist der älteste Eisenbahntunnel in Norddeutschland, der ‚ Schellfischtunnel ‚. Ab 1874 wurde er gebaut, am 18. Januar 1876 eröffnet. Er verbindet den Altonaer Bahnhof mit den erheblich tiefer liegenden Anlagen des Neumühlener Kais und des Fischereihafens. Zur Überwindung des Höhenunterschieds ist der zur Elbe gelegene Teil des Schellfischtunnels eine lang gezogene Rampe.

Die Geneigte Ebene in Altona um 1855, Ölgemälde von Georgine Fries
Die Geneigte Ebene in Altona um 1855 (weit vor dem Bau der Schienenwege), Ölgemälde von Georgine Fries

Schellfischtunnel – hafenseitige Einfahrt

Die Lage des hafenseitigen Eingangs zum Schellfischtunnel zeigt gut das Modell ‚Hafenanlagen in Hamburg und Altona‘. Dieses Modell entstand für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1900 in Paris.

Das Modell ist im Museum für Hamburgische Geschichte zu sehen:

Eingang zum Schellfischtunnel (Modell 'Hafenanlagen in Hamburg und Altona, 1900)
Eingang zum Schellfischtunnel (Modell ‚Hafenanlagen in Hamburg und Altona, 1900)

Der Schellfisch-Tunnel war die einzige unterirdische Güterverkehrs- Schienenstrecke im Hamburger Raum.

Schellfischtunnel, Einfahrt Hafen Altona
Schellfisch-Tunnel, Einfahrt Hafen Altona, Mai 2012

Bedeutung des Schellfischtunnels

Der ‚Schellfischtunnel‘ (bahndeutsch ‚Bauwerk T33‘) war Bestandteil der Altonaer Hafenbahn, die ausschließlich für den Güterverkehr genutzt wurde. Eine umfangreiche Sanierung des Tunnelgewölbes von 1876 erfolgte in den 1930er Jahren.

Im Zweiten Weltkrieg dienten die Tunnel vielen Altonaer Bürgern als (inoffizieller) Luftschutzraum.

Noch in den 1950er Jahren wurde der Tunnel erweitert, eine Expressgut-Abfertigung mit Tunnelerweiterung entstand im Ostteil des Altonaer Bahnhofs.

Schienenanlagen Hafenbahn Altona
Schienenanlagen Hafenbahn Altona

Nach 1945 verlor der Handel mit Frischfisch zunehmend an Bedeutung. Der 1911 aufgenommene elektrische Betrieb im Tunnel (eine der ersten elektrifizierten Strecken in Deutschland überhaupt) wurde 1954 wieder eingestellt. Stattdessen wurden wieder Dampfloks eingesetzt, ab 1956 auch Dieselloks.

Doch das Verkehrsvolumen auf der Altonaer Hafenbahn ging immer weiter zurück. Die Zahl der Beschäftigten sank von einst 16 auf 1978 nur noch 2 Mitarbeiter. 1978 stellte die Deutsche Bahn den Betrieb ein. Das Hamburger Amt für Strom- und Hafenbau übernahm den Betrieb der Altonaer Hafenbahn bis zum Beginn der 1990er Jahre.

Der Schellfischtunnel wurde bis 1992 genutzt, wobei die Einstellung des Güterverkehrs bereits 1989 erfolgte. Zuletzt hatten nur noch zwei bis drei Transporte pro Monat stattgefunden.

Mit Abwanderung der letzten Nutzer  (zuletzt noch durch ‚Protank‘, ‚Transthermos‘) wurde die Altonaer Hafenbahn aufgegeben. Seit dem 30. September 1992 ist der Tunnel geschlossen.

Immer wieder standen in den vergangenen Jahren Überlegungen im Raum, den Tunnel zu reaktivieren (z.B. für den öffentlichen Nahverkehr). Keine davon war bisher erfolgreich.

Cruising im Schellfischtunnel

Andere Nutzer ‚entdeckten‘ den Schellfischtunnel nach 1945 für sich – der seit 1895 gut 960 m lange Tunnel wurde (gemeinsam mit der nahe gelegenen Klappe an der Großen Elbstraße) zu einem beliebten Schwulen-Treffpunkt.

Cruising im Schellfischtunnel‘ – insbesondere für Ledermänner ab Ende der 1960er bis in die 1980er Jahren war der Schellfisch-Tunnel ein beliebter und ‚heißer‘ (wenn auch nicht besonders ‚wohlriechender‘) Treffpunkt. Und ein sicherer Treffpunkt, galt er doch als sicher vor Überfällen und Polizei-Razzien. Ein Zeitzeuge:

„Anfang der 70-er Jahre bin ich häufig zum Schellfischtunnel gefahren. Lernte ich in der knatschengen Klappe einen Lederkerl kennen, gingen wir in den dunklen Tunnel. Dort ging es dann zur Sache. Das einzig Störende war der bestialische Fischgestank. Am Rande der Schienen standen Tonnen und Kisten mit Fischresten, die auch massenhaft Fliegen anzogen.“

Zeitzeuge, zitiert in Rosenkranz / Lorenz: Hamburg auf anderen Wegen. 2. Auflage Hamburg 2006

Auch Touko Laaksonen, der seine internationale Karriere in Hamburg begann, Malereien für Schwulensauna Club Uhlenhorst (CU) und die Bar Tom’s realisierte und später als Tom of Finland bekannt wurde, kannte bereits in den 1960er Jahren den Schellfischtunnel …

die Zeit nach dem Bahnbetrieb im Schellfischtunnel …

Seit Mitte der 1990er Jahre entsteht auf dem früheren Hafengebiet ein modernes Büro- und Geschäftsviertel. Der Bahnsteig am südlichen Ausgang des Schellfischtunnels ist inzwischen integriert in das Gebäude ‚elbberg campus @altona‘.

Zugänglich ist der 961 Meter lange Schellfischtunnel heute nicht mehr – außer einmal im Jahr am ‚Tag des offenen Denkmals‘ (zweites September-Wochenende; Info). Dann finden Führungen durch den Tunnel statt (Anmeldung empfohlen).

Schellfischtunnel, Einfahrt Hafen Altona
Schellfischtunnel, Einfahrt Hafen Altona, Mai 2012

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Nachtrag 2024: inzwischen werden regelmäßig Führungen (‚Hamburger Unterwelten‘) angeboten.

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Hamburg Kulturelles

Karl Opfermann 1891 – 1960

Für das 1903 bis 1931 für den ‚Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband‘ errichtete Kontorhaus in Hamburg entwarf der Bildhauer Karl Opfermann 1930 sechs Figuren – jeder ein überlebensgroßer Bronzejüngling. Sie stehen außen an der dem Holstenwall zugewandten Fassade je auf einem Kragstein.

Karl Opfermann Figuren 1930

Das Kontorhaus steht seit 2003 unter Denkmalschutz. In den Jahren von 1965 bis 2005 hieß es DAG-Haus. Seit 2005 trägt das Gebäude den Namen Brahms-Kontor.

Bronzejüngling (Jünglingsfigur von Karl Opfermann am Brahmskontor, Hamburg)
Bronzejüngling (Jünglingsfigur von Karl Opfermann Ludwig Kunstmann (1877 Regensbirg – 1961 Hamburg) am Brahmskontor, Hamburg, Foto 2012)

Karl Opfermann (1891 – 1960)

Karl Opfermann wurde am 28. September 1891 in der damaligen
Rødding Kommune in Nordschleswig geboren. Nach einer Jugendzeit in Flensburg studierte er an der Kunstgewerbeschule Hamburg.

Er war befreudet mit Ernst Barlach. Opfermann war (wie u.a. Eduard Bargheer) Mitglied der Künstlergruppe Hamburgische Sezession (1919 bis 1933). Ab 1932 unterhielt er ein Atelier in der Villa Ohlendorff in Hamm. Diese Villa wurde 1872 bis 1874 von Architekt Martin Haller (auch Architekt der Laeiszhalle) für den Kaufmann (größter Guano-Importeur) Heinrich Ohlendorff errichtet, der privat in Volksdorf auf seinem Gut lebte (heute Ohlendorffsche Villa). Die Villa in Hamm wurde ab 1930 (bis zur Zerstörung 1943 bei einem Luftangriff) als Künstlerhaus der Sezession genutzt.

In der NS-Zeit wurden einige Werke Opfermanns als ‚entartete Kunst‘ beschlagnahmt. Er arbeitet in dieser Zeit u.a. an der Ausstattung von Kasernen (auch Hitler-Büste).

Opfermann starb am 7. März 1960 in Ahrensburg, wo er seit 1948 lebte. Er wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.

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Hamburg Homosexualitäten

Harry Pauly – Pauline Courage (1914 – 1985)

Harry Pauly: zu einer meiner bemerkenswertesten Erinnerungen an das schwule Hamburg Anfang der 1980er Jahre gehört Pauline. Pauline Courage. Pauline Courage und ihr Theater, ihre Stücke in der ‚Kellerbühne‚. Pauline Courage, das war ‚bürgerlich‘ Harry Pauly.

Am 23. September 1914 in Berlin geboren, entdeckte Harry Pauly schon als Junge seine Liebe zum Theater, zunächst ab 1929 mit der kleinen (anfangs heimlich gespielten) Rolle als ‚Lausejunge‘ am ‚Theater am Nollendorfplatz‚ (Piscator / ‚Militärmusik‘) in Berlin.

Harry Pauly (Foto: United States Holocaust Memorial Museum)
Harry Pauly (Foto: United States Holocaust Memorial Museum)

In den 1930er Jahren spielte Harry Pauly in zahlreichen Stücken auf verschiedenen Bühnen überwiegend in Berlin, u.a. Volksbühne, Schloßparktheater, Lessing-Theater. Zudem hat er kleinere Rollen in mehreren Filmen (‚Gräfin Mariza‚, Richard Oswald; ‚Liebe will gelernt sein‚, Hans Steinhoff; ‚Flüchtlinge‚, Gustav Ucicky; ‚Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt‚, Harry Piel; ‚Eine Siebzehnjährige‚ Arthur Maria Rabenalt). 1937 wurde er mit seinem ‚Gastspielunternehmen Harry Pauly‚ jüngster Theaterchef Berlins.

In der NS-Zeit wurde Pauly mehrfach aufgrund von §175 verhaftet (erstmals 1936) und mehrfach verurteilt, kam u.a. für 15 Monate in das KZ Neusustrum, das berüchtigte ‚Lager V‘ der ‚Emslandlager‘. Über Neusustrum, das ‚vergessene Lager der Homosexuellen‘, berichtet Pauly (zitiert in Hans-Georg Stümke ‚Homosexuelle in Deutschland‘, 1989; ausführliche Erinnerungen auch in Stümke/Winkler/ Rosa Winkel, Rosa Listen S. 298 – 301 & 312 – 316), dass  „ca. 20% schwul waren und auch in anderen, umliegenden Lagern viele Homosexuelle gefangen waren.“ Pauly selbst kommt 1943 nach erneuter Verhaftung in ein Strafbatallion.

Harry Pauly erinnerte sich später an die Prozesse u.a.

„Ich erinnere mich da auch noch an einen Berliner Richter, der in die Schwulengeschichte eingegangen ist. Der hieß Sponer und war ein einmaliges Schwein. Wenn der Schwule abzuurteilen hatte, dann fielen die Strafen immer ganz besonders hart aus.“

Die NS-Zeit war 1945 vorbei – die Diskriminierung der Homosexuellen jedoch nicht. Der von den Nazis 1935 verschärfte Paragraph 175 bestand weiter.

Im Nachkriegs-Berlin ist Harry Pauly u.a. Direktor des Apollo-Theaters an der Schönhauser Allee (mind. 1948, s.u.) und spielt auf verschiedenen  Bühnen. Legendär soll seine 500 Mal gespielte Version von ‚Charlys Tante‚ gewesen sein:

Harry Pauly als 'Charleys Tante' am ABC-Theater Berlin (aus: Presseheft 'Paulines Geburtstag')
Harry Pauly als ‚Charleys Tante‘ am ABC-Theater Berlin (aus: Presseheft ‚Paulines Geburtstag‘)

Bereits im Jahr 1946 war Harry Pauly Direktor des ABC-Theaters in Berlin Spandau Hakenfelde, wie ein Plakat einer Märchen-Aufführung 1946 belegt, auf das mich freundlicherweise die Tochter der damaligen Ballettmeisterin Ingeborg Kurth aufmerksam machte. Dort wurde 1946 das „Märchen vom braven Johannes und der bezaubernden Prinzessin“ gegeben, unter der Direktion von Harry Pauly. Für das Jahr 1948 verzeichnet das Berliner Adressbuch „Apollo-Theater Direktion Harry Pauly, Büro: Charlottenburg, Schloßstr. 67“.

Nach politischen Problemen mit der SED (in Folge seiner geplanten Inszenierung der Operette ‚Die Rose von Stambul‚) flüchtete Harry Pauly 1952 nach West-Berlin. Harry Pauly erinnert sich 1979:

„Wie wir die ‚Rose‘ spielen wollten, da hat man mir im Osten gesagt: Herr Pauly, Adenauer steht mit der Türkei besser als wir. Setzen Sie das Stück erstmal ab. Ich bin ja sehr schnell erregbar, und das brachte mich auf den Entschluß zu flüchten. Ich mußte sogar flüchten, weil ich ziemlich ausfallend wurde. Ich habe den ganzen SED-Apparat doch ziemlich in Aufregung gebracht. So bin ich dann noch durch’s Brandenburger Tor gekommen, sonst wäre ich vielleicht heute noch im Knast.“

(aus: Presseheft ‚Paulines Geburtstag‘)

Von 1952 bis 1973 war Harry Pauly in der Gastronomie tätig. 1954 heiratete er, bekam einen Sohn (der später in den USA lebte). Anfang der 1960er Jahre zog er nach Hamburg. 1961 wurde er in Itzehoe auf Grundlage des §175 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt (den größten Teil hatte er, wie Stümke/Finkler berichten, bereits in der U-Haft abgesessen).

In Hamburg pachtete er 1973 eine Kneipe in einer Parallelstraße der Reeperbahn (Kastanienallee 22), machte daraus den ‚MC Club‚ (MC = Mutter Courage). Und er begann, bald den darunter liegenden Keller zu nutzen: Harry Pauly eröffnete dort 1976 sein eigenes kleines (wirklich sehr kleines) Theater, die ‚Kellerbühne‚.
Der schwule Stadtführer Hamburg ahoi! stellt es (in der ersten Auflage 1981) so vor: „Paulines Kellertheater – das war der MC-Club – wird meist von Stammpblikum besucht.

Das Haus Kastanienallee 22, bis 1982 Sitz des ' mc Club', Ende Februar 2014
Das Haus Kastanienallee 22, bis 1982 Sitz des ‚ mc Club‘, Ende Februar 2014

Paulines dort gespielte Stücke hatten so bezaubernde wie anregende Titel wie „Skandal in Baden-Baden„, „Tumult im Hotel Sacher„, „Die Bestie von Notre Dame„, das bekannte „Mutter Grimm“,Das Millionending„, mit dem er auch auf Deutschland-Tournee ging; oder zuletzt, in Sri Lanka entstanden, (1982) „Hilfe, meine Schwiegertochter ist ein Mann„.

Harry Pauly selbst über sein Theater:

„Die Jungs haben da so richtig ihrn Spaß bei und können auch al so richtig lachen, denn von zuhause haben sie ja meistens nicht so viel mitbekommen. Denn so richtige Männerfreundschaften wie Rudi [i.e. Rudi Schumacher, d.Verf., s.u.] und ich das hatten, das kennen die nicht. Die gehen hin und wieder mal anschaffen und haben mal ne kleine Freundschaft, mehr kennen die nicht. Und hier bei uns im Theater, da fühlen sie sich so richtig wohl, wie, wie in einer Familie.“

‚Paulines Geburtstag‘, zitiert nach Presseheft
Harry Pauly 1978 (Presseheft 'Paulines Geburtstag')
Harry Pauly 1978 (Presseheft ‚Paulines Geburtstag‘)

Harry Pauly spielte u.a. in der Musical-Inszenierung „Männer sind die besseren Frauen“ (1978 als Buchhalter Tabaro, Inszenierung Peter Ahrweiler, im Operettenhaus Hamburg, nach „Ein Käfig voller Narren„) und in TV-Filmen wie „Revolution“ (Wolfgang Schleif 1976) oder „Ein Mann fürs Leben“ (1980) mit Manfred Krug mit.

Corny Litmann berichtet (in ‚Hamburg mit anderen Augen‚, Hamburg 2007), Harry Pauly habe 1980 auch die erste der beiden Klappen-Spiegel – Aktionen (‚Spiegel-Affäre‘) am Spielbudenplatz aktiv unterstützt:

„Pauline Courage reichte uns einen schweren Hammer heraus, und wir sind dann runter in die Klappe unter dem Spielbudenplatz an der Taubenstraße. Mit dem Hammer haben wir nacheinander auf den Spiegel eingeschlagen.“

Corny Littmann

Ein Denkmal gesetzt bekam Harry Pauly bereits Ende der 1970er Jahre, mit dem 1977 bis 1979 entstandene Film „Paulines Geburtstag oder Die Bestie von Notre Dame“ von Fritz Matthies (Regie und Drehbuch). Paulys langjähriger Weggefährte Rudi Schumacher erlitt während der Dreharbeiten des Films am Premierenabend des Stückes „Die Bestie von Notre Dame“ einen Herzinfarkt und starb.

1982 musste Pauline sowohl Kneipe als auch Bühne schließen. Er lebte weiterhin in Hamburg (in der 1. Etage über dem MC-Club), hielt sich aber mit seinem Lover oft in Sri Lanka (Negombo) auf, wo er ein Feriendomizil besaß. „Da lebe ich mit zwei Boys und einer großen Anzahl junger Männer, die alle freundschaftlich zu uns stehen“ (zitiert nach Hamburg ahoi! 1981). Häufig hatte er bei seinen Hamburg-Aufenthalten Gastauftritte, so auch im TucTuc, Kampnagel oder im 1983 eröffneten MHC.

Harry Pauly starb am 13. April 1985 in Hamburg an einem Lungenödem. Die Trauerfeier fand im Krematorium des Friedhofs Ohlsdorf statt.

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Dank für freundliche Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen u.a. an Frau Späth und Eric Jauch!

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Paulines Theater, das war viel Klamauk, rüschige Kostüme, oft eher billige Garderoben, und doch ein wenig erinnernd an das was Trude Herr in Köln auf der Bühne anstellte, ein Schuss schwules Boulevard-Theater (Volks-Theater?) dazu. Schräge Unterhaltung, die damals nicht so ganz ‚meine‘ war (schräges eher im Tuc Tuc). Und knackige Jungs. Überhaupt, machte Pauline vielleicht Theater, um an die knackigen Jungs ranzukommen? Die zogen sich nämlich so oft aus in seinen Stücken …  😉

Von Paulines Geschichte erfuhr ich erst nach meinem ersten Besuch in dem kleinen Keller-Theater.

Damals konnte ich mit dieser Art Theater nicht viel anfangen – und bin doch froh, dass Freunde mich hierhin ‚mitgeschleppt‘ hatten. Bin froh, dieses kleine Theater noch erlebt zu haben, bevor Pauline es dicht machen musste und gen Süden reiste. Und bin besonders froh, diesem Menschen mit dem so bemerkenswerten Leben begegnet zu sein.

Harry Pauly, Pauline Courage – ich denke, er und sein Theater hätten längst ein Denkmal auf dem Kiez verdient.

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siehe auch
Harry Pauly im United States Holocaust Memorial (html)
Harry Pauly (Pauline Courage), Jahrgang 1914, Strafbatallion. in: Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: Rosa Winkel – Rosa Listen. Hamburg 1981, S. 312 ff.
Eric Oluf Jauch: Freie schwule Theaterszene. in: Hamburg ahoi!, 1. Auflage, Berlin 1981
Strafakte gegen Harry Pauly u.a.: Landesarchiv Berlin: A Rep. 358-02, Nr. 44324
Paulines Geburtstag oder Die Bestie von Notre Dame – Presseheft, 1979
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Der Tag danach …

Alstervergnügen 2012: Der Tag danach … Die Alster hat (nach vollen Tagen auf dem Eis) wieder ihre Ruhe …

Alstereisvergnügen 2012 - der Tag danach ...
Alstereisvergnügen 2012 - der Tag danach ...

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Alstereisvergnügen 2012 – Tag 2

Tag 2 des Alstereisvergnügens 2012: Voll war’s, sehr voll wurde es …

Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Massenalstereisvergnügen
Massenalstereisvergnügen

… und das Foto mit den ‚Piraten auf dem Eis‘ nach der Demo gegen ACTA is leider nix geworden 🙁 …

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Alstereisvergnügen 2012

Wie schon das Alstervergnügen 2010, so gibt es 2012 ein Alstereisvergnügen 2012 auf dem Eis (nur der Aussenalster!):

Alstereisvergnügen 2012
Alstereisvergnügen 10.2.2012
Alstereisvergnügen im Gegenlicht 10.2.2012
Alstereisvergnügen im Gegenlicht 10.2.2012

Ab Freitag, 10.2.2012, 12:00 Uhr gibt’s offiziell (und erstmals seit 1997) wieder ein (Aussen-) Alstereisvergnügen mit genehmigten Verkaufsständen am Ufer der Aussenalster in Hamburg.

Vorgänger des Alstereisvergnügen 2012 – 1997 und 2009

Zuletzt gab es im Januar 1997 genehmigte Verkaufsstände im Rahmen eines wochenendlichen Alstereisvergnügens, damals noch auf der zugefrorenen Alster. Eine Million Menschen sollen damals auf dem Eis gewesen sein.

Im Winter 2009/10 gab es erstmals Verkaufsstände am Alsterufer, mit zehntausenden Besuchern.

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Hamburg Homosexualitäten

Pool Sauna Hamburg – ehemalige schwule Sauna abgerissen

Lang lang ist’s her, da gab es in Hamburg schwule Saunen die hießen ‚Club Uhlenhorst‚ und später auch ‚ Pool Sauna ‚. Längst gibt es beide nicht mehr. Das Gebäude, in dem sie sich einst befand, wurde Ende 2011 abgerissen.

Pool Sauna – ehemaliges Gebäude abgerissen

abgerissen - das Gebäude der früheren schwulen Pool Sauna
abgerissen – das Gebäude der früheren schwulen Pool Sauna

Die ‚Pool-Sauna‘ wurde im Herbst 1982 in Hamburg eröffnet (Pulverteich 25). Sie wirkte damals wie ein ‚Gegen-Entwurf‘ zum stilistisch inzwischen etwas verstaubt wirkenden ‚Club Uhlenhorst‘ mit seinem griechelnden Ambiente, ein Hauch ‚New Wave‘ in der schwulen Sauna-Kultur.

Anzeige für die 'Pool Sauna', 1982
Anzeige für die ‚Pool Sauna‘, 1982

Lange hielt die ‚Pool-Sauna‘ sich nicht – nach wenigen Jahren wurde sie geschlossen. Später beherbergte das Gebäude mehrere Jahre lang einen Hetero-Club – eine schwule Sauna siedelte sich bald gleich nebenan an, die ‚ Dragon Sauna ‚.

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Fröhliche Weihnacht 2011

Frohe Weihnachten und einen guten Start in’s Jahr 2012 wünschen

Frank und Ulli

… bei uns hat die Fee des bunten Kitsches dieses Jahr bei der Baum-Gestaltung hilfreich zur Seite gestanden ;-))