„Als Mittel- und Bezugspunkt einer großen ländlichen Region hat Oldenburg den Anspruch und die Aufgabe, eine Heimat für Homosexuelle zu sein„,
sagt – der Oberbürgermeister von Oldenburg.
Nun, „Heimat für Homosexuelle„, die Formulierung klingt für mich befremdlich. Möchte ich das?
Allein, hinter der mir befremdlich klingenden Formulierung steckt für die Provinz immer noch Bemerkenswertes.
Prof.Dr. Gerd Schwandner, der Oberbürgermeister Oldenburgs, begründet:
„Zu einer aufgeklärten Gesellschaft gehört ein Toleranzbegriff, der Vielfalt als Normalität begreift. Und wir können nicht genug dafür tun, diesen Gedanken weiterzutragen und mit Leben zu füllen.„
Und ergänzt
„Der hohe Anteil von Lesben und Schwulen an unserer Bevölkerung verdeutlicht das; wir verstehen ihn als Kompliment. Und zwar als eins, das immer wieder neu verdient sein will.„
Ob in Oldenburg Homosexuelle nun besser leben?
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Eine Aussage, die man sich von so manchen Bürgermeister auch größerer Städte wünschen würde.
Schon in Deutschland, umso mehr in einigen Nachbar-Staaten (erinnert sie nur daran, dass andere gerade glauben den CSD für 100 Jahre verbieten zu können).
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„Alles außer gewöhnlich.“
Ein schönes Motto für einen CSD – wo sich viele doch gerade danach recken, so gewöhnlich und angepasst wie möglich sein zu ‚dürfen‘.
„Wir müssen nicht der Norm entsprechen, um ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein„,
sagt 2012 das Programmheft für den CSD Nordwest. Sein Motto: „Alles außer gewöhnlich!“
Mögen einige über diesen Satz nachdenken . . . und das Potential, das in ihm steckt …
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Ich erinnere mich. 1980 / 81 begann mein schwules Leben – in Oldenburg, in eben jenen Oldenburg.
Gerade frisch zuhause ausgezogen, entdeckte ich hier erstmals, was so alles möglich war.
Dass manch untergründig schlummernde Sehnsucht durchaus erfüllbar war.
Hatte einen ersten Lover. Raphael.
Ein guter, liebevoller Start in’s schwule Leben, an den ich mich noch heute gern erinnere.
Und Erinnerung an eine Zeit, in der (in meinen Freundes- und Bekanntenkreisen) Maxime nicht war „wir wollen sein wie die“ [Heteros], sondern primäre Idee war, die Chancen und Möglichkeiten des Anderssseins kreativ für den eigenen Lebensweg zu nutzen. Wir wollten nicht der Norm entsprechen …
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NWZ online 13.06.2012: Oldenburg möchte Homosexuellen gute Heimat sein CSD Nordwest, dort Link zum Programmheft (als pdf) mit dem Grußwort des Oberbürgermeisters
Analverkehr im Museum?
‚Sag mal, siehst du auch, was ich sehe?‚
Grinsend steht Frank vor einem Tuffstein-Relief im Hamburger ‚Museum für Kunst und Gewerbe‘.
Nun, die Darstellung bietet nicht so arg viele Möglichkeiten der Interpretation,
auch wenn bemerkenswerterweise gerade hier der museale Erläuterungstext fehlt …
Transgenialer CSD 2012 Berlin „Lasst es glitzern! Antifaschistisch – queerfeministisch – antirassistisch – solidarisch“ – unter diesem Motto findet am 23. Juni 2012 in Berlin der ‚Transgeniale CSD‘ statt.
Transgenialer CSD 2012 Berlin
Er ist „die kleine Schwester“ des ‚großen‘ Berliner CSDs, die beiden haben ein nicht eben geschichts- und spannungsarmes Verhältnis (das sich derzeit gelassen desinteressiert gibt, „wir haben uns bisher gar nicht damit beschäftigt“). Und er hat bereits eine jahrelange Geschichte: der erste ‚Transgeniale CSD‘ fand bereits 1998 statt.
Braucht Berlin zwei CSDs? Warum braucht es überhaupt einen ‚Transgenialen CSD‘, wo es doch in Berlin schon den ’normalen‘ CSD gibt?
Diese Frage haben die Organisatoren des Transgenialen CSD klar beantwortet:
„Und wir haben ja auch einen ganz anderen Ansatz: Der große CSD will sich anpassen und in der Normalität ankommen dürfen – der Transgeniale CSD will den Normalzustand an sich verändern!“ („Die Normalität verändern“, in: Siegessäule 06/2012, S. 34)
Der Transgeniale CSD sieht sich bewusst in der Tradition der Stonewall-Aufstände:
„Die Kämpfe um das Stonewall Inn in der Christopher Street in New York im Juni 1969 waren ein Aufstand gegen Repression und homophobe, rassisitische und transphobe Ausgrenzung und der Ursprung der CSD-Bewegung. Der Transgeniale CSD sieht sich in dieser Tradition. Anpassung, Kommerzialisierung, (Homo)nationalismus und Pathologisierung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen sind für uns nach wie vor ein Grund für Widerstand und den Versuch, solidarisch Gegenmacht zu entfalten angesichts institutioneller und alltäglicher Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt hier und weltweit.“
Transgenialer CSD 2012 – ‚Lasst es glitzern …‘ (Quelle: TCSD)
Transgenialer CSD 2012 – sehen wir uns?
Treffpunkt 13 Uhr, Elsenstr./Am Treptower Park (vorm Treptower Park Center) 18 Uhr: Abschlusskundgebung am Heinrichplatz: Bühne mit Redebeiträgen, Performances, Musik und Infoständen
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braucht Berlin zwei CSDs ? – wie der transgeniale CSD entstand
Die Entstehungsgeschichte des transgenialen CSD reicht zurück in das Jahr 1997. In der Grundsatzdebatte über den Berliner Haushalt 2017 hält der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende und populistischer Scharfmacher der Partei Klaus Landowsky eine Rede, die einen Eklat auslöst. Er polemisiert gegen die Grünen sowie die damalige PDS
„Wo Müll ist, sind Ratten, und wo Verwahrlosung herrscht, ist Gesindel.“
Die Rede geht als ‚Rattenrede‘ in die Geschichte ein.
Der Berliner CSD stößt zu dieser Zeit zunmehmend auch auf Kritik aus den Szenen. Entpolitisierung und zunehmende Kommerzialisierung sind die wichtigsten Vorwürfe. Hierauf reagierend und das Thema der ‚Rattenrede‘ aufgreifend, wollen sich Aktive mit einem ‚Rattenwagen‚ am CSD 1997 beteiligen. Doch die Organisationsleitung des CSD lehnt dies ab, verbannt den Wagen.
Als Reaktion findet im Folgejahr 1998 erstmals ein eigener CSD in Berlin Kreuzberg statt, der transgeniale CSD (tCSD). Er hat den Anspruch, politischer zu sein, auch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Zusammenhänge zu thematisieren.
Eine der Legenden des schwulen Lebens in Hamburg ist das „CU„, die schwule Sauna Club Uhlenhorst .
Der ‚Club Uhlenhorst‚, liebevoll abgekürzt ‚CU‚ , befand sich mitten in Wohlstands-Hamburg an der Adolfstrasse 25 (inzwischen umbenannt, seit Februar 1986: Herbert-Weichmann-Strasse), Ecke Auguststr., eher unauffällig gelegen in einem Viertel sehr nahe der Alster. Großzügige Häuser, eingezäunte Gärten, nichts ließ den nicht Eingeweihten hier auf einen der einst ‚heißesten Orte Hamburgs‘ schließen. Ein schmaler Gang führte zum Eingang im Souterrain. Nicht wesentlich mehr als eine unauffällige Tür – und dahinter ein schwules Eldorado.
Das CU war eine schwule Sauna, und weit mehr als das. Es war zu Zeiten seiner Eröffnung die größte schwule Sauna Europas. Großzügige Schwimmhalle mit großem Schwimmbecken (mit den Pool säumenden griechischen Statuen), ausgedehnte Ruhebereiche, Gartenterrasse, Kabinen mit Cruising-Labyrinth, Solarien, Bar mit Imbiss-Möglichkeit. Zudem bot das CU eine Übernachtungsmöglichkeit (für ein geringes Aufgeld konnte man Ruhekabinen mieten), praktischerweise direkt mit Möglichkeit zum zwischenzeitigen Verlassen der Sauna.
Die Sauna selbst warb in Anzeigen mit ihrer umfangreiche Ausstattung
„Täglich 24 Stunden geöffnet. Finnische Sauna, russisches Dampfbad, Schwimmhalle, Jetstream Massage, Hot Whirl-Pool Jacuzzi, Gartenterrasse, Liegewiese, Tischtennis, großes Sonnenstudio, TV … Alles im Eintrittspreis inbegriffen … Außerdem über 50 Einzel- Privat-Kabinen (Übernachtungsmöglichkeit), Erfrischungs- und Snack-Bar, Frühstück ab 4 Uhr“
Werbeanzeige Club Uhlenhorst
Wolfgang Voigt schreibt 1981 in ‚Hamburg Ahoi!‚ über das ‚CU‘, „das goldene Ghetto in der Adolfstraße, dem sich keiner von uns so leicht entzieht“:
„Als stilbildendes Vorbild für viele Betriebe im Land könnte man die Uhlenhorst-Sauna ansehen, die sofort nach der Reform [von 1969; d.Verf.] eröffnet wurde – eine geniale Verknüpfung von Bar, klassischem Dampfbad, Klappe und Stundenhotel.“
Wolfgang Voigt über das CU
Arno Zedler berichtet (ebenfalls in ‚Hamburg Ahoi!‘) auf bemerkenswerte Weise über seine „Erinnerungen an den ‚Club Uhlenhorst'“.
Gelegen war die Sauna in ihrem damaligen Wohnhaus in Uhlenhorst nahe der Außenalster.
Das Wandgemälde in der großen Schwimmhalle hatte extra für diesen Ort Tom of Finland entworfen und realisieren lassen (den beide 1968 auf Vermittlung von Gerhard Pohl kennengelernt hatten).
Aufgrund ihres großen Erfolgs warb das CU in Anzeigen bald mit dem Motto „Der internationale Treffpunkt mit Weltruf – Sauna, Freizeitclub und Bar – täglich 24 Stunden geöffnet“
Tangermann und Daun gründeten, inspiriert durch den Erfolg des CU, im Oktober 1974 in Hamburg auch eine Leder-Bar, den legendären nach Tom of Finland benannten ‚Tom’s Saloon‚ (den sie bis zum Verkauf 1977 gemeinsam betrieben).
Der ‚Club Uhlenhorst‘ schloss nach 18 Jahre 1987 für immer seine Pforten. Als Gründe wurden offiziell Probleme mit dem Ordnungsamt sowie mit den Nachbarn (Lärm) angegeben.
Das Haus wurde später umgebaut, das ehemalige riesige Wandgemälde von Tom of Finland exisitiert leider nicht mehr.
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Harald Tangermann starb 1998, Peter Daun bereits 1987. Ihre gemeinsame Grabstätte befindet sich in Hamburg auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf.
Grab von Harald Tangermann und Peter Daun (Foto April 2019)
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Allein die Eröffnung des CU bereits 1969 und dessen Planung schon 1968 sind bemerkenswert.
Die Zeit des ‚Nachseptember‘ – gerade erst war am 1. September 1969 die Liberalisierung des Paragraphen 175 in Kraft getreten. Am 1. Oktober erschien erstmals das Homosexuellen-Maganzin ‚Du & Ich‘. Und in Hamburg eröffnet aus dem Nichts die größte Sauna für Homosexuelle in Europa.
Respektabilität nach außen bewahren und gleichzeitig im Innern Freiräume schaffen – dieser Gedanke der Homophilen-Bewegung der 1960er Jahre mag sich auch in Nachklängen noch im CU gespiegelt haben.
Und zugleich war die Eröffnung, auch nur kurz nach dem Höhepunkt der Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg der frühen 1960er Jahre, ein Schritt vorher unbekannten Ausmaßes für schwules Leben in Hamburg.
Die schwule Sauna Club Uhlenhorst, kurz ‚das CU‘ – ein Angebot, dass ich als junger Student und direkt nach dem Studium damals viel und gern nutzte. Ähnlich wie die ebenfalls legendäre schwule Sauna Continental Opera in Paris …
Bei meinen zahlreichen Wochenend-Visiten in Hamburg Anfang der 1980er Jahre konnte ich so das Angenehme mit dem Zweckmäßigen verbinden. Ein oder mehrere Sauna-Besuche, Freunde treffen, in Bars und Discos gehen, Party machen. Und Sex Sex Sex. Und vielleicht einige Stunden schlafen, im CU ging das unkompliziert, zumal es sonntags morgens auch noch leckeres Frühstück gab.
Für mich war es einst eine wichtige Station, das CU …
Später, mit aufkommendem New Wave, wurde die ‚griechelnde‘ Optik des CU ‚unmodern‘ – ‚coolere‘ Orte wie das (ebenfalls längst legendäre, 1983 eröffnete) Front oder die im Herbst 1982 eröffnete Pool Sauna waren nun ‚in‘ …
Magnus Hirschfeld Ufer eingeweiht – Mai 2008: 75 Jahre nach der Zerstörung von Hirschfelds ‘Institut für Sexualwissenschaften’ durch die Nazis ist das seinem Institut gegenüber liegende Ufer der Spree am 6. Mai 2008 in ‘Magnus- Hirschfeld-Ufer‘ benannt worden.
Magnus Hirschfeld Ufer – Straßenschild, vor der Einweihung noch mit Regenbogenflagge verhüllt
Magnus Hirschfeld und das Institut für Sexualwissenschaft
6. Mai 1933. Studenten der Hochschule für Leibesübungen verschaffen sich gewaltsam Zutritt zum ‘Institut für Sexualwissenschaften’. Vor dem Haus bezieht eine Blaskappelle Stellung – derweil wüten die Studenten im Inneren des Instituts, plündern, zerstören die Einrichtung, transportieren die wertvolle Bibliothek ab. Die Bücher werden am 10.3.1933 zusammen mit einer Büste Hirschfelds Teil der Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz. Das Institut für Sexualwissenschaften ist zerstört.
Magnus Hirschfeld, geboren am 14. Mai 1868 in Kolberg, jüdischer Arzt und Sexualforscher, hatte das Institut 1919 gegründet. Schon 1897 hatte er das ‘Wissenschaftlich-humanitäre Kommitee’ (WhK) ins Leben gerufen, die erste und für damalige Verhältnisse sehr progressive Aktionsgruppe gegen antihomosexuelles Strafrecht.
Schon mehrfach von Radikalen bedroht, zudem vorgewarnt, war Hirschfeld bereits 1932 ins Exil gegangen, zunächst in die Schweiz, bald darauf nach Fankreich geblieben. Dort lebte er zusammen mit seinem Liebhaber bis zu seinem Tod am 14. Mai 1935 in Nizza.
Magnus Hirschfeld Ufer – Einweihung
75 Jahre nach der Zerstörung seines Instituts ehrt Berlin Magnus Hirschfeld 2008 mit der Einweihung des Magnus-Hirschfeld-Ufers. Der Abschnitt des Spreeufers zwischen Luther- und Moltkebrücke trägt nun seinen Namen.
Magnus-Hirschfeld-Ufer Enthüllung 2008
Die Benennung erfolgte in Gegenwart und mit Reden u.a. von Brigitte Zypries (Bundesministerin für Justiz), Lala Süsskind (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin) und Prof. Martin Dannecker (Sexualwissenschaftler; Text der Rede Martin Dannecker zur Einweihung des Magnus Hirschfeld Ufer). Zum Programm gehörte u.a. auch das ‘Hirschfeld-Lied‘ von Otto Reutter.
Hirschfeld Ufer Einweihung / noch verhüllt: das StraßenschildMagnus Hirschfeld Ufer Einweihung Rede Bundesjustizministerin ZypriesHirschfeld Ufer Einweihung Rede Prof. Martin DanneckerEnthüllung des Schilds des Magnus Hirschfeld UfersHirschfeld-Ufer Schild nahe Lutherbrücke
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Magnus Hirschfeld Ufer – Infotafeln (2012)
Das am 6. Mai 2008 eingeweihte Magnus Hirschfeld Ufer an der Spree in Berlin hat inzwischen nicht nur entsprechende Straßenschilder, sondern seit 2012 auch Info-Tafeln, die über die Person Magnus Hirschfeld und seine Bedeutung informieren:
Info-Tafeln am Hirschfeld Ufer in Berlin
Die vom LSVD vorgeschlagenen Info-Tafeln verweisen auf das Magnus-Hirschfeld-Denkmal, das der Verband hier plant.
Eine der beiden Informations-Tafeln zu Magnus Hirschfeld und dem Hirschfeld-Ufer wurde Ende April 2014 gewaltsam beschädigt. In den Wochen zuvor war es in Berlin bereits mehrfach zu Beschädigungen schwuler Erinnerungsorte gekommen, so war die Ausstellung zu Karl Heinrich Ulrichs mehrfach Ziel von Angriffen.
Am 7. September 2017 wird auf einem Stück des Magnus-Hirschfeld-Ufers das Magnus-Hirschfeld-Denkmal eingeweiht – sechs Calla-Lilien in Regenbogenfarben.
Sonntag Morgen, kurz nach sieben. Zwei müde Gestalten warten mit mir auf den Metrobus. Die Sommerstimmung der letzten Tage ist wie weggeweht. Es ist kalt, Nieselregen, ich bin zu dünn angezogen, aufgewühlt.
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Stroke Unit. Geballte Kompetenz, schnelle Reaktion, bestmögliche Diagnose und Erstbehandlung. Ein Begriff suggeriert Sicherheit.
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Samstag Nacht, gegen elf Uhr. Ich hatte gedacht, es sei möglich, auch nachts von Berlin nach Hamburg zu kommen. Nein, der letzte ICE verlässt heute um 22:58 Uhr den Berliner Hauptbahnhof, danach folgt nur ein Nachtzug – dreißig Minuten später ab Ostbahnhof. Beides schaffe ich nicht mehr. Dann nichts an Zugverkehr Berlin -> Hamburg bis kurz nach sieben Uhr morgens.
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Samstag, am späten Abend, viertel vor elf. Erschöpft nach einer Nacht mit wenig Schlaf und einem langen Tag einer (bis auf einen fulminanten Schluss) erfolgreichen Klausurtagung sitze ich vor dem PC, bereite einige ondamaris-Texte für die kommenden Tage vor. Die Glotze plärrt im Hintergrund. Das Telefon klingelt. Er wolle kurz noch einmal bei seiner Mutter vorbei, erzählt Frank. Die Wohnanlage habe angerufen, sie habe plötzlich sehr hohen Blutdruck. Alarmglocken schrillen still in mir. Recherchiere einige seriöse Seiten im Internet, die bestätigen – lieber schnell und umfassend reagieren, nicht abwarten. Als ich Frank erreiche, ist er schon auf dem Weg zu ihr, der Notarzt unterwegs. Kurz darauf meldet er sich von dort. Einen Arm könne sie nicht bewegen, sei blass, ansonsten okay. Der Notarzt hat bereits den Transport in die nächstgelegene Klinik mit stroke unit veranlasst.
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In der Klinik sofort professionelles und vorbereitetes Krisenmanagement. Nach Mitternacht, nach einigen weiteren Telefonaten und Berichten, gehe ich erschöpft ins Bett. Der Koffer ist gepackt, morgen in der Frühe auf nach Hamburg. Kurz nach 2 Uhr noch ein Telefonat, Frank ist endlich auch zuhause.
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Sonntag, stroke unit. Ja, sie suggeriert nicht nur, sie vermittelt tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit. Wesentliche Untersuchungen sind bereits in der Nacht, direkt nach Einlieferung durchgeführt, weitere werden gerade vorgenommen. Noch keine Klarheit (doch beidseitige Lähmungen sprechen gegen Schlaganfall), Klarheit soll das morgige MRT bringen.
Alter St. Matthäus Kirchhof, Berlin-Schöneberg, Eingang
Alter St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg: einer meiner Lieblings-Orte in Berlin, ein Ort zum Zur-Ruhe-kommen, zum Spazieren, zum Freunde treffen …
Alter St. Matthäus Kirchhof, Berlin-Schöneberg, Eingang
Der Alte St. Matthäus Kirchhof ist seit den 1970er Jahren zu „dem“ schwulen Friedhof von Berlin geworden. Neben vielen anderen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden
Für zahlreiche Menschen, die in Berlin lebten, aber nach ihrem Tod an anderen Orten beigesetzt wurden, fand hier eine Trauerfeier statt, so z.B. für
… Thomas Gerards (Melitta Sundström)
Gute Informationen zu vielen interessanten Gräbern gibt die Infomappe ‚Kreuz & Queer‘, die im Café ausliegt.
Kreuz & Queer Infomappe
Sehr empfehlenswert zudem: ein Besuch im ‚Café Finovo‘, das Bernd (Ischgola Androgyn) mit seinen Mitstreiter/innen seit 2006 in der ehemaligen Friedhofsverwaltung am Eingang betreibt.
Eine weithin unbekannte architektonische Perle – die leider bei der Sanierung verhunzt wurde – ist die Stadthalle Bremen.
1961 bis 1964 wurde die Stadthalle Bremen nach Plänen des Architekten Roland Rainer errichtet. Am 31. Oktober 1964 wurde sie eingeweiht. Ihre Besonderheit – neben dem prägnanten Äußeren – ist war ihr aus einer Hängeseil-Konstruktion bestehendes Tragwerk.
Ein Betondach „wie ein gespanntes Segel„, wie der Architekt es beschrieb. Ein Segel, das von Stahlseilen gespannt wird, Stahlseile, die von sechs an der Seite der Halle stehenden weithin sichtbaren markanten Pfeilern gehalten werden.
Werden? Nein, wurden.
Stadthalle Bremen – Foto
Stadthalle Bremen
Genau diese Tragwerks-Konstruktion wurde bei der Sanierung 2004/05 verändert (die Bremer Stadthalle stand nicht unter Denkmal-Schutz).
Und so gaukeln die außen noch vorhandenen Pfeiler weiterhin vor, die Tragwerkskonstruktion sei noch komplett vorhanden und erfülle ihre vom Architekten vorgesehene Funktion. Dem ist jedoch nicht so: das Innere der Bremer Stadthalle wurde bei der Sanierung drastisch umgebaut, die Tragwerksstruktur ebenfalls massiv verändert – so dass die statische Funktion der Hängeseil-Konstruktion nicht mehr existiert.
Architekt Roland Rainer lehnt seit der Sanierung die Nennung seines Namens als Architekt der Stadthalle ab. Und der Landeskonservator bezeichnete sie nach der Sanierung als „ein gerupftes Huhn“ …
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Die Stadthalle – ein weiteres trauriges Beispiel (neben z.B. dem Abriss der Kölner Kunsthalle von Franz Lammersen 1967 oder des ‚Ahornblatts‘ von Ulrich Müther in Berlin) dafür, wie wenig respektvoll der Umgang mit der Architektur der Nachkriegs-Moderne in Deutschland ist.
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Nebenbei, ja, ich weiß, dass sie seit 2005 einen (genauer, derzeit bereits den zweiten) Sponsoring-Partner-Namen trägt. Muss man nicht mögen. Mir ist der Name Stadthalle Bremen auch weiterhin lieber.
Es ist für mich das feinste und schönste der Barlach-Museen: das Ernst-Barlach-Haus in Hamburg, das 2012 sein 50-jähriges Jubiläum feierte.
Hervorgegangen aus der umfangreichen Privatsammlung des Industriellen Hermann F. Reemtsma, gelegen in einem der schönsten Landschaftsgärten Hamburgs (dem Jenisch-Park), gibt das als Stiftung geführte und 1962 eröffnete Ernst-Barlach-Haus eine beeindruckenden Überblick über das plastische Werk Ernst Barlachs.
Ernst Barlach – Haus Hamburg
Das Ernst-Barlach-Haus besticht neben den zahlreichen wunderbaren Barlach-Werken besonders auch wegen seiner beeindruckenden Architektur: ein Museums-Gebäude, das sich zurück nimmt, das die ausgestellten Werke in den Mittelpunkt rückt – und nicht sich selbst, nicht die Architektur. Barlach, seine Werke stehen hier im Mittelpunkt – in diesem 1961/62 errichteten Meisterwerk des Hamburger Architekten Werner Kallmorgen (1902 – 1979).
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Für mich ist das Barlachmuseum von Werner Kallmorgen ein wesentliches Beispiel gelungener Museums-Architektur. Ein Gebäude, das sich ganz auf seine Aufgabe konzentriert, das Räume bereit stellt für die Objekte die es präsentiert, möglichst ideale Raum- und Lichtverhältnisse dafür bietet, und sich selbst völlig zurück nimmt. Ein Gebäude, das (und dieses auf ganz zauberhafte Weise) nahezu zu sagen scheint ‚ich bin nicht da, betrachte die Kunst‘.
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