Weitgehend unbemerkt (selbst von den meisten Kölnern) hat in diesem Jahr eine der ‘Perlen’ der 50er-Jahre – Architektur in Köln Jubiläum gefeiert: Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs wurde 50 Jahre alt.
Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs – kurze Geschichte
Das alte 1894 errichtete Empfangsgebäude des Kölner Hauptbahnhofs wurde im 2. Weltkrieg entgegen weit verbreiteter Annahme kaum zerstört. Dennoch wurde es 1955 abgerissen.
1957 eröffnete am 23. September das neue Empfangsgebäude mit der beeindruckenden Dachkonstruktion (Architekten Schmitt und Schneider).
Lange Zeit war der Kölner Hauptbahnhof der bedeutendste Knotenpunkt-Bahnhof in Deutschland (bis ihm der Berliner Hauptbahnhof diese Rolle abgenommen hat).
Der Bereich unter den Gleisen wurde inzwischen längst zu einem der gesichtslosen Shopping-Center saniert. Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs aus dem Jahr 1957 hingegen strahlt immer noch ihren Charme von 50er Jahre – Großzügigkeit aus.
Nein, nicht ‘die böse Stadt im Norden’…
Vielmehr die Stadt, die der Kölner jahrelang mit dem netten, leicht abfällig gemeinten Beinamen ‘Bundesdorf’ bezeichnete.
Damals war Bonn zwar Hauptstadt. Köln hingegen nicht einmal Landeshauptstadt (was der Kölner an sich wohl im Stillen immer noch ungerecht findet). Aber – Bonn war ja ‘nur’ wegen der Bundesregierung so wichtig, und eigentlich doch immer ein Dorf geblieben.
Und dieses Dorf würde Bonn auch bald wieder sein, wenn die Bundesregierung erstmal zu großen Teilen nach Berlin umgezogen sei, vermuteten damals (nicht nur) viele Kölner (und rieben sich teils wohl auch ein wenig schadenfroh die Hände).
Aber, wie sagt der Kölner auch gerne, ‘erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt’ …
Und es kam ganz anders. Statt in den Status des verschlafenen Provinzkaffs zurück zu fallen, hat sich Bonn in den letzten Jahren beträchtlich entwickelt. So erfolgreich, dass Köln sich eigentlich erstaunt die Augen reiben müsste … wenn man dort wach wäre …
Bonn, einst Bundeshautstadt, nennt sich nun ‘Bundesstadt’ (wobei die Idee, was denn das sein solle, im Nebel bleibt). Und ist seit 1996 auch ‘UNO-Stadt’, inzwischen haben 13 Organisationen der Vereinten Nationen ihren Sitz in Bonn. Die wiederum zahlreiche internationale Institute und Organisationen nach sich ziehen.
Immer noch wird in Bonn gebaut, investiert – gerade erst entsteht ein riesiges (privat finanziertes) internationales Kongresszentrum mit Plätzen für 5.000 Teilnehmer.
Nun mag man einwenden, Bonn habe auch für den Regierungs-Umzug reichlich Entschädigungsleistungen erhalten. Bonn hat tatsächlich reichlich Unterstützung vom Bund erhalten – allerdings sind diese 2004 ausgelaufen. Und wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, scheinen diese Mittel wohl recht sinnvoll in die zukünftige Entwicklung der Stadt investiert worden zu sein.
Trotz Verlust des Hauptstadt-Status, trotz Abzug vieler Ministerien, Verbände und Organisationen – Bonn hat sich positiv entwickelt. Vielleicht würde sich manch Kölner Blick auf erfolgreiche Ideen lohnen …
Ein Wochenende im Herbst. Man könnte ja mal wieder weg fahren … warum nicht ein Ausflug nach Wetzlar … und zu Werther in Wetzlar …
Der mit der Bahn anreisende Besucher muss eine Hürde überwinden. Verlässt er den Bahnhof (der dieses Namens eigentlich kaum würdig ist), erwarten ihn zunächst statt Touristen-Idylle eher Kleinstadt-Schrecken. Gesichtslose Shopping-Center, wie sie in jeder beliebigen ost- oder westdeutschen Kleinstadt zu finden sein mögen, gefolgt von einer Einkaufsstraße, die von immer gleichen Ketten-Geschäften langsam weiter bis zu Billig-Läden, Leerstand und ein wenig heruntergekommener 60er- und 70er-Architektur abgleitet.
Doch – es lohnt sich durchzuhalten. Die Lahn, immerhin, ist bald schon zu hören, dann auch zu sehen. Überquert der Besucher sie auf der alten aus dem 13. Jahrhundert stammenden Brücke, erwartet ihn eine sehenswerte Altstadt, zahlreiche kleine Plätze, steile Treppen, enge Gassen und eine Vielzahl an Fachwerk-Häusern.
Mittendrin der eigentümliche Wetzlarer Dom
ein “unfertiges”Bauwerk verschiedenster Epochen. So ist z.B. hinter der spätgotischen Fassade immer noch die romanische Basilika erkennbar.
Als besonders sehenswert erweist sich das “Reichskammergericht-Museum“.
Eingerichte als höchstes Zivilgericht im Jahr 1495, hatte das Reichskammergericht von 1689 bis 1806 hier seinen Sitz. Seit 1987 befindet sich das einzige rechtshistorische Museum am historischen Ort.
Das Reichskammergericht ist, nebenbei, ein Ort mit einer pikanten Geschichte: das Barock-Palais wurde erbaut von Franz von Papius, Richter an eben diesem Reichskammergericht. Herr Papius war leider nicht nur an der Rechtsprechung interessiert, sondern auch sehr an den eigenen Finanzen – er kassierte reichlich Bestechungsgelder. So reichlich, dass er vertreiben wurde … (und Goethe ihm im ‘Götz von Berlichingen’ ein literarisches ‘Denkmal’ setzte in der Figur des ‘Sapupi’).
Gegenüber dem Reichskammergericht fällt der Blick des Besuchers vielleicht auf ein weiteres, noch oppulenteres Palais (das ebenfalls nämlichem Herrn Papius gehörte…). Es beherbergt heute die Sammlung “Dr. v. Lemmers-Danforth”, eine beeindruckende Kollektion von Möbeln aus Renaissance, Barock bis Biedermeier. Das Museum ist leider ab 22.10.2007 für mehrere Jahre wegen Sanierung geschlossen.
Werther in Wetzlar
Unweit dieser beiden Palais trifft der herum streunende Besucher am Schillerplatz auf ein weiteres interessantes Haus, die Nummer 5. Hier lebte Karl Wilhelm Jerusalem (1747 – 1772).
Karl wer?
Karl Wilhelm Jerusalem war als Sekretär eines braunschweigischen Gesandten am Reichskammergericht für Schreibarbeiten zuständig.
Der empfindsame junge Mann fühlte sich in der Atmosphäre von Stolz und Geltungssucht unwohl, zudem erfuhr er von seinem Vorgesetzten ständige Kränkungen und Zurücksetzungen. Liebeskummer kam hinzu. In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1772 nahm er sich das Leben.
Dies alles würde den jungen Herrn Jerusalem noch nicht zu einer Person machen, derer man sich noch heute erinnert. Doch – der junge Herr Goethe weilte in der Stadt.
Goethe kannte den jungen Herrn Jerusalem und war über dessen Freitod sehr erschrocken. Verwoben mit eigene Erlebnissen (und denen mit seiner geliebten Lotte), wurde der Freitod des jungen Herrn Jerusalem zum literarischen Anlass für “Die Leiden des junge Werther” – ein Roman, der Goethe beträchtlichen Erfolg und Wetzlar noch heute Touristen beschert …
Der kulturell interessierte Besucher wendet sich jetzt vielleicht noch zurück gen Dom und findet dort in der Nähe sowohl das ehemalige Wohnhaus eben jener Lotte (Charlotte Buff), sowie nebenan das beeindruckende Stadt- und Industriemuseum, in dem er einiges über die optische Industrie der Stadt erfährt, über Autoradios, Mikroskope und eben die bekannte Leica
Es mag dunkel geworden sein inzwischen, so dass auf dem Rückweg zum Hotel nicht allzu viele der architektonischen Sünden der 60er und 70er Jahre auf die inzwischen müden Augen des Besuchers einhämmern …
Carl Diem – Die Wege der Geschichte sind seltsam, und manchmal langsam. Auch in Köln.
Ein seit über zehn Jahren ausgetragener Streit über einen Straßennamen ist immer noch nicht entschieden. Es geht – um einen banalen Weg an einem Stadion. Doch, es ist nicht irgendeinen Stadion-Weg. Dieser Weg führt zum Müngersdorfer Stadion.
Und – er hat bisher einen Namenspatron, der der Stadt (und dem Stadion), nicht nur meiner Meinung nach keine Ehre macht.
Dieser Weg heißt nämlich 2007 (immer noch) ‘Carl-Diem-Weg’ (seit dessen Tod, zuvor Stevensweg).
Carl Diem war nicht irgendwer. Carl Diem (1882 Würzburg – 1962 Köln) war ‘maßgeblich an Planung und Durchführung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin beteiligt’ (wikipedia.de). Er publizierte in NS-Publikationen. 1947 wurde Diem Direktor der von ihm gegründeten Deutschen Sporthochschule in Köln. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod 1962 inne.
Diems Rolle im Nationalsozialismus ist seit längerem stark umstritten – ein Widerstandskämpfer war er sicher nicht. Die Kölner Stadtzeitung ‘Stadtrevue’ wies (in ihrer Ausgabe Oktober 2007) besonders auf seine ‘brachiale Sparta-Rede‘ hin, mit der er noch im März 1945 Hunderte von ‘Hitler-Pimpfen’ an die Front und in den Tod geschickt haben soll.
Carl Diem – lange Geschichte einer Umbenennung eines Weges
Seit vielen Jahren versuchen mehrere Initiativen, eine Umbenennung des Weges zu erreichen. Doch insbesondere der Rektor der Sporthochschule Köln wehrt sich, massiv, immer wieder, auf immer neuen Wegen. Er will den alten Namen weiterhin erhalten wissen. So soll er Presseberichten zufolge zuletzt u.a. geklagt haben, diese Umbenennung verursache doch Kosten für neues Briefpapier.
Am 17. August 2007 hat das Kölner Verwaltungsgericht nun entschieden, dass der Weg umbenannt werden darf. So darf gehofft werden, dass der derzeit so unselig benannte Weg nach über zehn Jahren Bemühungen nun möglichst bald korrekt “Am Sportplatz Müngersdorf” heißt.
Die Umbenennung soll offiziell zum 1. Januar 2008 erfolgen.
Wenn nicht der Rektor der Sporthochschule wieder dazwischen kommt. Der hat nämlich beim Oberverwaltungsgericht Münster Beschwerde eingelegt.
Nachträge: Diem habe bereits ab 1906 „Rasseeigenschaften nordischer Völker beziehungsweise arischer Völker“ gegenüber den slawischen und mediterranen Völkern hervorgehoben, berichtet der ‚Spiegel‘ (Nr. 41/2010) aus dem ‚Handbuch des Antisemitismus‘ (Ralf Schäfer).
Auch das benachbarte Pulheim beschloss im September 2009, eine bislang nach Diem benannte Straße umzubenennen.
2010 bekam auch eine nach Diem benannte Staße in Elsdorf einen neuen Namen. 20ß15 gab es in Troisdorf (nach zwei zuvor gescheiterten versuchen) einen neuen versuch.
Das Richter Fenster – Köln hat eine neue Touristen-Attraktion.
Nein, nicht den Dom.
Der steht schon etwas länger.
Aber darin befindet sich seit einigen Wochen …
… das neue ‘Richter-Fenster’.
Das Fenster des Künstlers Gerhard Richter wurde am 25. August 2007 im Kölner Dom geweiht – und hat sich seitdem zu einem Touristen-Magneten entwickelt. An Wochenenden stehen schon einmal Hunderte von Interessierten und schauen angespannt nach oben …
Ist dies nun ein besonders starker Ausdruck aktueller Gegenwarts-Kunst im religiösen Raum? Oder wenig mehr als kirchliches Pixelrauschen?
Ein gutes eigens Urteil lässt sich wohl nur selbst vor Ort bilden, und in einer begleitenden Ausstellung “Gerhard Richter – Zufall” im Kölner Museum Ludwig, die verschiedene Entwürfe zeigt und über Hintergründe des realisierten Fensters berichtet.
Immerhin, früher konnte es noch einen Skandal auslösen, wenn ein Politiker auf einer Klappe angetroffen wurde. Wie 1966 ein Kölner Regierungspräsident …
Schwule können ja manchmal erstaunliche Rituale haben, auch in Köln. Ein mir bisher gänzlich unbekanntes durfte ich letztens in Köln beobachten.
Sonntags geht ‘man’ in Köln ja gern nachmittags in die Sauna. Beinahe traditionell schon – es muss schon Karneval oder CSD dazwischen kommen, damit die Sauna sonntags mal leer ist, gutes Sommerwetter allein reicht da nicht
So fand auch ich mich denn letztens mal wieder in einer der Kölner Saunen ein. Und staunte. Nein, nicht ob der aus Berliner Erfahrungen schon gar nicht mehr gewohnten Ausstattung, Sauberkeit usw. Vielmehr ob des Verhaltens eines Teiles der Gäste.
‘Man’, zumindest wenn ‘man’ jung ist (oder sich dafür hält), und natürlich gut gebaut (oder, ebenfalls, sich dafür hält), also man geht nicht etwa zuerst einmal unter die Dusche und dann in eine der Saunen. Und ‘man’ geht auch nicht direkt in das, was vornehm (und etwas ab der Realität) mit ‘Ruhebereich’ umschrieben wird. Woran Sie auch wieder denken … Erst recht geht man nicht in den (immerhin vorhandenen, recht großen) Pool.
Nein, man promeniert am Pool. Entweder auf und ab, oder zur Abwechslung auch mal eine ganze Runde im Rechteck. Definitives Muss dabei: ein Fläschchen mit einem möglichst grell gefärbten Energy-Drink, an dem ab und ab genippelt wird.
Und wenn ‘man’ ganz besonders gut gebaut ist, ja dann trägt man dazu – nein, nicht das obligatorische Handtuch. Das hat ja jeder … Der junge Mann von heute schlendert, wie gesagt einen bonbon-farbenen bunten Drink in der Hand, selbstverständlich in einer knapp sitzenden schwarzen Badehose um denn Pool. Vielleicht ab und an noch dezent den eindrucksvollen Sitz kontrollierend, mit einem zielgerichteten Griff korrigierend …
Wie gesagt, wir befinden uns in einer schwulen Sauna. Sonntags nachmittags.
Dem seltsamen Energy-Drink-Gerenne widmete sich eine nicht unbeträchtliche Zahl der Gäste, je jünger desto wahrscheinlicher. Und desto ausdauernder.
Ob sie auch die anderen Einrichtungen in Anspruch genommen haben? Die, deretwegen ‘man’ ja eigentlich (zumindest soweit ich mich erinnere) in eine schwule Sauna geht? Ich weiß es nicht. Ich hab sie dort nicht gesehen, nur am Pool. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu früh wieder gegangen …
Die Ringelnatter im Grunewald … Auf dem Weg Richtung Lämmerfeld kann einem ja gelegentlich schon die ein oder andere Schlange begegnen. Diese stattliche Exemplar hier aber überraschte mich dann doch:
Abendlicher Nachtrag: das Ökowerk hat mir auf Anfrage zur Schlange mitgeteilt: “Bei der Schlange handelt es sich um eine ausgewachsene Ringelnatter (Natrix natrix). Es ist die einzige im Grunewald vorkommende Schlangenart. Die Weibchen können bis ca. 1,30 m lang werden. Die Männchen bleiben deutlich kleiner. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Weibchen. Das Erkennungszeichen dieser Schlange sind die beiden gelben halbmondförmigen Flecken am Hinterkopf, die auf dem einen Foto zu erkennen sind. Die Ringelnatter lebt gerne in Wassernähe, unternimmt aber auch größere Wanderungen. Sie ist in diesem Bereich des Grunewalds (Sandgrube, Teufelssee und Ökowerk) erfreulich häufig und scheint sich in den letzten Jahren gut zu vermehren. Wie alle Nattern ist die Ringelnatter ungiftig und für den Menschen vollkommen ungefährlich. Sie ernährt sich vor allem von Fröschen und Kaulquappen in Gewässern und kann daher auch sehr gut schwimmen.”
Von 2004 bis 2011 war das Kiki Blofeld eine beliebte Berliner Beach-Bar an der Spree (Köpenicker Strasse). Nach Verkauf des Geländes an einen Investor folgte 2011 die Kündigung des Mietvertrags für die Strandbar.
Der Name der Strandbard weckt Erinnerungen an Ernst Stavro Blofeld, einen der üblen Gegenspieler in mehreren James Bond Filmen, gespielt u.a. von Telly Savalas und Christoph Waltz.
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2018 sind das Gelände des ehemaligen Kiki Blofeld so aus …
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