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Kulturelles Oldenburg

Wallkino Oldenburg (1914 – 2007)

Das Wallkino Oldenburg war einst das älteste Kino Norddeutschlands. Seit seiner Schließung 2007 steht das unter Denkmalschutz stehende Gebäude leer. Die Stadt prüfte die Möglichkeit einer Enteignung.

Wallkino Oldenburg
das ehemalige Wallkino in Oldenburg im Dezember 2020

Geschichte des Wallkinos in Oldenburg

Am 4. September 1914 wurde das Wallkino Oldenburg unter dem Namen ‚Wall Lichtspiele‚ am Heiligengeistwall als Kino für 750 Zuschauer (auf Holzklappstühlen) eröffnet (mit einer Wohltätigkeitsveranstaltung der Kriegshilfe). Architekt war vermutlich Heinrich Früstück, erste Betreiber Keidel & Bartholomäus). Es war zu dieser Zeit das modernste Kino Norddeutschlands, einem Theater nachempfunden und ausgestattet mit 2 Foyers, Balkons und Logen.

Wie uns mitgeteilt wurde, wollen sie kein Kino im landläufigen Sinne schaffen, vielmehr deuten sie an, ein modernes Lichtspielhaus für Frohsinn, Kunst und Wissenschaft“ [schaffen zu wollen].

Nachrichten für Stadt und Land, 24. November 1913

1918 übernimmt Ella Mertens-Rösser den Betrieb und wird neue Eigentümerin. 1922 hält hier anläßlich der ‚Oldenburger Woche ‚ (OWO) der Hamburger Kunsthistoriker Wilhelm Niemeyer einen Vortrag über die Maler der ‚Brücke‘ in Dangast. Ob auch die expressionistische Malerin Emma Ritter, ebenfalls in Dangast und mit Schmidt-Rottluff befreundet, Erwähnung findet, ist unklar.

Schon Ende der 1920er Jahre wird der Tonfilm eingeführt. Bereits 1928 zeigt sie León Poiriers Antikriegsfilm „Verdun – Das Heldentum zweier Völker“ (Verdun – Visions d’histoire, Frankreich 1928, u.a. über Philippe Pétain). Das Wallkino ist ein Ort der Moderne in Oldenburg.

1932 wird das Wallkino zum ersten Mal renoviert. 1945, das Kino hat den Krieg nahezu unbeschadet überstanden, wird es kurzzeitig als Truppenkino genutzt. Ab 1948 nimmt es wieder den regulären Kino-Betrieb auf. Geschäftsführer wird Hans Westerhaus (den die Erbengemeinschaft nach dem Tod (1957?) von Ella Mertens-Rösser weiter beschäftigt).

1956 kommt die Konkurrenz des Fernsehens – 1956 beginnt der nahe gelegene Sender Steinkimmen mit der Ausstrahlung des Ersten Deutschen Fernsehens. 1957 folgt die Umrüstung des Wallkinos auf Cinemascope.

1969 – nach einer Blütezeit des Wallkinos – veräußert die Betreiber- Familie Mertens-Rösser (seit 1918) das Kino an den Kino-Unternehmer Theo Marseille aus Bremerhaven (der in Bremerhaven von 1957 bis 1983 u.a. auch das seit 2007 nicht mehr existierende Atlantis Kino betrieb). Er benennt die Wall Lichtspiele um in Wall-Kino.

In den 1970er Jahren wird das Wallkino grundlegend umgebaut. Eine Aluminium-Verkleidung verdeckt nun die Fassade. Durch Einziehen einer Zwischendecke entstehen nun zwei Kinosäle ( ‚Kino-Center‘, Wall 410 Plätze und Cinema 334 Plätze). Am 24. Juli 1970 folgt die Neu-Eröffnung – mit dem Film „Wir hau’n die Pauker in die Pfanne“. Im Nachbargebäude folgen 1975 zwei ‚Schachtelkinos‚ mit je knapp 90 Plätzen, ‚Studio 1‘ und ‚Studio 2‘ (später Wall 2 und Cinema 2).

1977 wird das Gebäude nicht in das Denkmalregister eingetragen (aufgrund der Aluminium- Fassaden – ‚Renovierung‘?). Ein Jahr zuvor 1976 wird Horst Urhahn neuer Pächter mit seinem Unternehem ‚Atelier Filmtheater GmbH‘.

1995 wird Detlef Roßmann (1987 bis 2009 1. Vorsitzender des Verbandes der unabhängigen Filmkunstkinobetreiber in Deutschland, seit 2007 Präsident des internationalen Filmkunsttheaterverbandes CICAE; bis 31.1.2020 Geschäftsführer des 1981 gegründeten Programm-Kino -> Casablanca Kino) neuer Pächter. Er renoviert im Herbst 1997 in Zusammenarbeit mit der Witwe von Theo Marseille , Ilse (bes. Restaurierung Fassade mit Entfernung der Aluminium-Verkleidung) das Gebäude vorsichtig (und als Gegenmodel zu Multiplex-Kinos). Er führt Digitalton und eine neue Bestuhlung (Wall 300 Plätze, Cinema 250 Plätze) ein.

Roßmann führt das Wallkino zu neuen Erfolgen. Die beiden Schachtelkinos der 1970er Jahre stellt er im April 1999 ein. Das Internationale Filmfest Oldenburg findet hier statt.

2006 kündigt Ulrich Marseille, der das Kino von seiner Adoptivmutter übnerahm [genauer: von ihrer Erbengemeinschaft], ihm den Pachtvertrag (nur wenige Tage nach der Grundbucheintragung des Eigentums-Wechsels). Verhandlungen über die Kündigung seien ausgeschlossen.

Ulrich Marseille, 1984 Gründer des Klinik- und Altenheim-Imperiums MK-Kliniken (das er 2017 & 2019 verkaufte), war 2002 Spitzenkandidat der rechtspopulistischen sogenannten ‚Schill-Partei‚ in Sachsen-Anhalt (21.4.2002), der er 2001 beigetreten und deren größer Darlehensgeber er war. 2003 trat er aus der Partei aus.
Marseille bsitzt mehrere Immobilien unter Denkmalschutz, so z.B. auch das ‚Hotel Lunik‘ in Eisenhüttenstadt (2006 aus Zwangsversteigerung erworben).

Zum 30. April 2007 (Datum der Kündigung nach nahezu 93 Jahren ununterbrochenem Kino- Betrieb) wurde das Wallkino Oldenburg geschlossen. Letzter gezeigter Film: ‚Cinema Paradiso‚.
Bis dahin war es das älteste noch im Betrieb befindliche Kino Norddeutschlands.

Wie es danach im ehemaligen Wallkino aussieht, zeigt dieses Video aus dem Jahr 2015:

seit 2007: ehemaliges Wallkino unter Denkmalschutz

Im Jahr 2007 wird (am 21. März 2007, Bekanntwerden) das Gebäude – innen wie außen – als Einzelbaudenkmal in das Verzeichnis der Kulturdenkmale eingetragen.

Unter Schutz stehen (so das Niedesächsische Amt für Denkmalpflege) Fassadenschmuck, Raumstruktur und „Teile der wandfesten Innenausstattung“. Diese ließen „nach wie vor erkennen, wie ein Kino in der Entstehungszeit des Gebäudes gestaltet worden war“.

Zuständig sind die Oldenburger Landschaft als Verwalterin des Erbes des ehemaligen Landes Oldenburg sowie die Stadt Oldenburg als Untere Denkmalschutzbehörde.

Aufgrund des Denkmalschutzes muss „eine anderweitige Nutzung zumindest einen Bezug zum Thema Kino / Theater haben“, so die Stadt Oldenburg /taz 13.-19.5.2023).

Seit 2007 – Leerstand im Wallkino Oldenburg

2006 erbt Ulrich Marseille das Wallkino Oldenburg von seiner Adoptivmutter Ilse Marseille.

Seit der Schließung 2007 steht das ehemalige Wallkino Oldenburg leer.

2001 beantragt Ulrich Marseille, das Gebäude abzureißen bis auf die straßenseitige Fassade, die stehenbleiben solle. Die Stadt Oldenburg lehnt den Antrag ab.

Das Staatstheater Oldenburg hätte das Wallkino gerne für die Zeit seiner umfassenden Sanierung 2010 als Ausweich-Spielstätte genutzt, doch Gespräche hierzu scheiterten.

2011 kommt es zu einer kurzen Scheinbesetzung des ehemaligen Wallkinos (’squat a cinema‘ [Seite seit September 2022 nicht mehr online]). Aktivist:innen bringen am 16. April 2011 an der Fassade ein Transparent gegen Immobilien-Spekulation an.

2015 lässt Marseille erneut wissen, er sehe keine Zukunft mehr für das Wallkino.

2019 kommt es zu einer Debatte über eine Enteignung des Wallkino Besitzers Ulrich Marseille. Ulf Prange, MdL und Chef der SPD-Ratsfraktion, hat dies gefordert. „Sein Umgang mit der Immobilie ist unverantwortlich„, erklärt er gegenüber der Presse. Bereits 2010 hatten die Grünen ähnliches gefordert. 2020 greifen Politiker der Linken den Vorschlag nach geplatzten Gesprächen über die Zukunft des Gebäudes wieder aus.

‚kill the plastic smile‘ – altes Veranstaltungs-Plakat am ehemaligen Wallkino Oldenburg (2020)

Noch 2020 bezweifelt Ulrich Marseille, dass das unter Denkmalschutz stehende Kino erhaltenswert sei. Hintergrund: das Souterrain stand teilweise unter Wasser, die Stadt Oldenburg (Denkmalschutzbehörde) hat am 12. April 2019 in Sofortvollzug Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Schäden angeordnet (Dachabdeckung).

Am 7. Februar 2020 lehnt das Verwaltungsgericht Oldenburg eine Klage Marseiles dagegen ab (Az. 4 B 3642/19; Pressemitteilung). Es bestehe beim ehemaligen Wall-Kino ein Denkmalwert von öffentlichem Interesse. Der Eigentümer sei zu Instandsetzungs- und Erhaltungsmaßnahmen verpflichtet.

Am 18. Februar 2021 führte eine Fachfirma Instandsetzungsarbeiten am Dach des Wallkinos durch.

Die Stadt Oldenburg hatte im Rahmen einer Ersatzvornahme die Arbeiten auf Kosten des Eigentümers beauftragt. Bei den Arbeiten wurden weitere Schäden auch an der Fassade festgestellt, die kurzfristig zu beheben sind.

Gespräche zwischen Stadt Oldenburg (OB Krogmann) und Besitzer Marseille fanden 2015 (in Hamburg) statt. Einer gegeneinladung nach Oldenburg (Januar 2022) entsprach Marseille nicht (stattdessen Videoschaltung). Marseilles Mitteilung, er erwarte ein Votum der Stadt Oldenburg zum Abriss des Gebäudes unter Fassaden-Beibehaltung nicht mehr entgegen zu stehen, erwiderte die Stadt, dass einen pauschale Abrissgenehmigung [!] nicht infrage käme.

Anfang Februar 2022 wird bekannt, dass die Stadt Oldenburg die Möglichkeit einer Enteignung prüft. Die Hürden dafür sind hoch. Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann betont angesichts dessen „Wir brauchen eine Handhabe gegenüber Eigentümern von sogenannten Schrottimmobilien – nicht nur in Oldenburg, sondern niedersachsenweit„.

Wallkino- Besitzer Marseille hingegen hält das Prüfen eines Enteigungsverfahrens für „blanken Aktionismus„.

Ein externes Rechtsgutachten kommt laut Stadt zu dem Schluss, dass eine Enteignung kaum Chancen hätte. Stand Sommer 2023 lägen die rechtlichen Voraussetzzungen für eine Enteignung nach dem Denkmalschutz-Gesetz noch nicht vor.

„Ich bedauere das Ergebnis. Es kommt aber nicht unerwartet. Wir werden weiterhin alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, um den Erhalt des denkmalgeschützten Wallkinos sicherzustellen.“

Jürgen Krogmann, Oberbürgermeister von Oldenburg
das Wallkino eingerüstet – April 2022

Im Mai 2022 finden sich Protest- Transparente am Gerüst, die nochmals die Leerstnads-Problematik thematisieren – „Wallkino enteignen! Freirtäume schaffen“ und „sonst besetzen wir !!!“

"Wallkino enteignen ! Freiräume schaffen" - Transparente am ehemaligen Wallkino Oldenburg, Mai 2022 (Foto: privat)
„Wallkino enteignen ! Freiräume schaffen“ – Transparente am ehemaligen Wallkino Oldenburg, Mai 2022 (Foto: privat)
das ehemalige Wallkino Oldenburg im Januar 2023 – Gerüst nach Behebung von Fassaden- Schäden und Streichen der Fassade entfernt
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Kulturelles Oldenburg

die expressionistische Malerin Emma Ritter

Die heute weitgehend in Vergessenheit geratene expressionistische Malerin Emma Ritter lebte und wirkte ab 1946 bis zu ihrem Tod in Oldenburg.

Emma Ritter wurde am 18. Dezember 1878 in Vechta geboren. 1898 bis 1902 studierte sie Malerei an der ‚Damen-Malschule‚ von Willy Spatz in Düsseldorf, 1903 bis 1905 bei Lovis Corinth (Berliner Secession) in Berlin. Sie war vermutliche eine der ersten Frauen in Deutschland, die Malerei studierte.

Von 1909 bis 1912 verbrachte Ritter immer wieder Zeit in Dangast, in engem Austausch mit den Malern Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel der Künstlergruppe Die Brücke die sich dort zu sommerlichen Studienbesuchen aufhielten. Besonders mit Karl Schmidt-Rottluff war Ritter freundschaftlich verbunden, sowie mit der Kunsthistorikerin Rosa Schapire.

Kunstpfad Dangast, Station Emma Ritter
Kunstpfad Dangast, Station Emma Ritter / Überschwemmung (Holzschnitt, 1911)

1911 bis 1920 lebte Emma Ritter in Berlin, bevor sie 1920 nach Oldenburg zog (wo sie bis 1939 lebte). Während der Zeit des 2. Weltkriegs lebte sie u.a. im Ruhrgebiet und in Berlin.

In der NS-Zeit wurde neben zahlreichen Werken anderer Brücke-Künstler auch ein Werk von E. Ritter aus der Sammlung des Oldenburger Landesmuseums als ‚Entartetet Kunst‘ beschlagnahmt.

Landesmuseum Oldenburg / Inventarkarte E. Ritter: Gewitter im Anzug, mit Vermerk „als entartet beschlagnahmt“

1944 wurde ihr Berliner Atelier zerstört, zahlreiche Werke gingen verloren. Ritter zog kurzzeitig nach Exten (bei Rinteln im Weserbergland), wo ihre Schwester lebte. 1946 zog sie wieder nach Oldenburg.

Infolge eines Oberschenkelhalsbruchs, den sie 1951 erlitt, konnte sie nicht mehr an der Staffelei arbeiten. Sie konzentrierte sich auf Aquarelle. Zuletzt lebte Emma Ritter in Oldenburg Eversten Bodenburgallee

Emma Ritter starb im Alter von 92 Jahren am 23. März 1972 in Oldenburg. Ihr Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof.

Grabstein Emma Ritter Oldenburg
Grabstein Emma Ritter auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg

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Seit Herbst 2023 ist Emma Ritter als eine von 10 Oldenburgerinnen auf einem 40 Meter breiten Wandgemälde (betreut vom Präventionsrat Oldenburg) abgebildet, das Vorbilder für Gleichberechtigung und Emanzipation zeigen soll. Das Bild geriet in die Kritik, besonders weil zwei der abgebildeten Frauen einen NS-Bezug gehabt haben sollen. Auch die Darstellung von Emma Ritter wurde kritisiert, sie konnte noch 1942 ihre Bilder ausstellen, gelte auch deswegen als umstritten.

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Kulturelles Oldenburg

August Schwartz Erfinder der Ansichtskarte

Der Oldenburger Drucker und Buchhändler August Schwartz verschickte am 16. Juli 1870 erstmals eine bebilderte Postkarte – Schwartz gilt damit als Erfinder der Ansichtskarte.

August Schwartz (1837 – 1904)

August Schwartz wurde am 29. Mai 1837 in Dortmund geboren. Nach abgebrochenem Philosophie-Studium in Bonn wurde er zum Militärdienst eingezogen.

Auguts Schwartz Erfinder Ansichtskarte Bildpostkarte
August Schwartz 1837 – 1904 (Relief auf seinem Grabstein)

!861 zog Schwartz nach Oldenburg und begann eine Lehre in der Buchhandlung Carl Ferdinand Schmidt (Markt 13). Bereits 1863 gab er die erste Werkausgabe des ebenfalls in Oldenburg lebenden Dichters Julius Mosen heraus. 1885 folgte eine Julius-Mosen-Biografie.

Im gleichen Jahr heiratete er Maria Berndt (8.8.1842 – 27.7.1921), Tochter des Inhabers der Schulzeschen Buchhandlung – die ab 1875 Hof-Buchhandlung und Hof-Druckerei wurde. Schwartz trat in das Unternehme ein und leitete ab 1877 die Schulzsche Buchhandlung bis zu seinem Tod (bis 1884 mit seinem Schwager Karl Berndt, ab 1893 mit seinem Sohn Rudolf (1864 – 1943)).

A. Schwartz starb am 23. Mai 1904 in Oldenburg. Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof.

Grabstätte A. Schwartz auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg

August Schwartz – die erste Ansichtskarte

August Schwartz druckte im Sommer 1870 auf eine Postkarte zuzsätrzlich ein kleines Bildmotiv, eine Artillerie-Darstellung eines Kanoniers (es war die Zeit der Mobilmachung Deutsch-Französischer Krieg).

Am 16. Juli 1870 (Tag der Mobilmachung gegen Frankreich) verschickte Schwartz die Karte an seine Schwiegereltern in Magdeburg.

Diese bebilderte Postkarte gilt damit als erste Ansichtskarte der Welt und August Schwartz als Erfinder der Ansichtskarte.

Erfinder der Ansichtskarte - August Schwartz Correspondenz-Karte 1870 - die erste Ansichtskarte bebilderet Vorderseite
A. Schwartz Correspondenz-Karte 1870 – die erste Ansichtskarte (bebilderte Vorderseite)

Von der Postkarte zur Ansichtskarte

Bereits 1760 gab es in Paris erste offen lesbare Mitteilungen bei der petit poste. 1840 wurde in England erstmals eine Briefmarke verwendet.

In den USA wurde am 27. Februar 1861 erstmals der Versand privat gedruckter Karten mit der Post per Gesetz erlaubt.

Am 1. Juni 1865 wurde in Preußen die Offene Karte (‚Aviskarte‚) eingeführt, ein Vorläufer der Postkarte in Deutschland. Am 1. Juli 1870 trat im Norddeutschen Bund (in dem das Großherzogtum Oldenburg seit 1867 Mitglied war) die ‚Verordnung betr: die Einführung der Correspondenzkarte‚ in Kraft – die Einführung der Postkarte in Norddeutschland.

Nur gut zwei Wochen später am 16. Juli 1870 verschickte Schwartz die erste Ansichtskarte von Oldenburg nach Magdeburg …

der erste Ansichtskarten-Verlag

Im Herbst 1875 veröffentlichte August Schwartz erstmals eine kleine Auflage von 25 Ansichtskarten als Handelsartikel. Damit wurde er zum ersten kommerziellen Verleger von Ansichtskarten, begründete den ersten Ansichtskarten-Verlag der Welt.

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Landesbibliothek Oldenburg Digital: Der Litterarisch-gesellige Verein zu Oldenburg : Denkschrift zum 50-jährigen Stiftungsfeste / von A. Schwartz

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Deutschland Oldenburg

Johann Ludwig Mosle, Initiator des Hunte – Ems – Kanals

Johann Ludwig Mosle war Oldenburger Diplomat, Offizier und Minister. Mosle gilt als Mit- Initiator des Hunte – Ems – Kanals. Aus dem Hunte – Ems – Kanal entstand durch Ausbau ab 1922 der Küstenkanal, der am 28. September 1935 in Betrieb genommen wurde.

Johan Ludwig Mosle wurde am 2. Januar 1794 in Varel geboren. Nach Besuch des Gymnasiums in Oldenburg studierte Mosle Jura in Straßburg. Antifranzösisch und national eingestellt, machte er im oldenburgischen Militär Karriere, wurde 1843 Oberst.

1848 Gesandter des Deutschen Bundes in Frankfurt am Main, wurde Mosle bald Vertreter der ‚kleindeutschen Lösung‘. 1849 schloss er in Berlin den Vertrag über den Beitritt Oldenburgs zum Dreikönigs-Bündnis von Preußen, Hannover und Sachsen ab. 1849 übernahm er die Leitung des Oldenburger ‚Außenministeriums‘.

Johann Ludwig Mosle starb am 24. Oktober 1877 in Oldenburg. Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg.

Grab von Johann Ludwig Mosle auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg
Grab von Johann Ludwig Mosle auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg

Hunte – Ems – Kanal

Der Hunte – Ems – Kanal verlief von Oldenburg (Abzweig nahe dem Hunte Wasserkraftwerk) bis Barßel. Die Bauarbeiten begannen am 22. September 1855. Am 1. Oktober 1893 war mit dem Durchstich bei Kampe der Kanal fertiggestellt. Durch die Realisierung einer neuen 29 km langen West-Strecke bis zur Ems entstand der Verlauf, der dem heutigen Küstenkanals entspricht.

Der Hunte – Ems – Kanals sollt sowohl der Anbindung Oldenburgs an die Seefahrt dienen, als auch vornehmlich der Entwässerung und Erschließung von Moorgebieten.

Das alte Aussehen des Hunte – Ems – Kanals kann noch heute erlebt werden: auf dem Elisabethfehn-Kanal. Bereits 1935 wurde dieser frühere Nord – Süd – Ast des Hunte – Ems – Kanals für den Durchgangsverkehr außer Betrieb genommen. So hat sich hier das Aussehen des alten Hunte – Ems – Kanals weitgehend original erhalten. Mit vier Holzschleusen (handbetrieben) und sechs Klappbrücken ist er zudem der letzte durchgängig befahrbare Fehnkanal in Deutschland.

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Deutschland Oldenburg

Eisenbahn Klappbrücke Oldenburg

Die Eisenbahn Klappbrücke Oldenburg überquert die hier 60 Meter breite Hunte. Sie steht unter Denkmalschutz.

Eisenbahn Klappbrücke Oldenburg
Eisenbahn Klappbrücke Oldenburg

Die Brücke dient den beiden Bahnstrecken OldenburgBremen und Oldenburg – Osnabrück. Erbaut wurde sie 1946 bis 1954 nahe dem Bahnwasserturm Oldenburg als Ersatz für die 1945 zerstörte Drehbrücke aus dem Jahr 1866 (sowie eine provisorische starre Brücke an dieser Stelle nach dem Krieg).

Sie ist für Zugverkehr (zweigleisig, seit Elektrifizierung 1982 mit Oberleitung) sowie Fußgänger und Radfahrer.

Eisenbahn Klappbrücke Oldenburg geöffnet
die geöffnete Klappbrücke, gesehen von der Stadt her
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Oldenburg

Wilhelm Heinrich Schüssler in Oldenburg

Ab 1831 lebte der Begründer der Schüßler-Salze, der homöopathische Arzt Wilhelm Heinrich Schüssler in Oldenburg. Dort starb er 1898.

Wilhelm Heinrich Schüßler wurde am 21. August 1821 in Bad Zwischenahn geboren. 1831 kam er nach Oldenburg. Am 1. März 1855 wurde er – laut wikipedia.de ‚ohne Abgabe einer Dissertation, ohne Leistungsnachweise und in Abwesenheit‚ promoviert zum Dr.med.

Sein Antrag auf Zulassung als Arzt wurde aufgrund fehlender Studienbelege sowie fehlenden Abiturs abgelehnt. Nach Reifeprüfung am Alten Gymnasium in Oldenburg bestand er schließlich 1857 die Staatsprüfung mit ‚hinlänglich gut‚.

Am 2. Januar 1858 erhielt Schüßlert die Zulassung zur Niederlassung als Arzt (‚Concession zur medicinischen, chirurgischen und geburtshülflichen Praxis‚) in Oldenburg mit der Zusicherung, nur als homöopathischer Arzt tätig zu werden.

An dem Haus, in dem sich Schüßlers Praxis in Oldenburg befand, erinnert eine Plakette an ihn:

Schüßler in Oldenburg - Gedenktafel an einem Wohnhaus in Oldenburg  Kurwickstrasse
Schüßler in Oldenburg – Gedenktafel an einem Wohnhaus in Oldenburg Kurwickstrasse 23

„In diesem Hause begann im Jahre 1857 Dr.med. Schüßler * 21.8.1821 + 30.3.1898 sein Lebenswerk: ‚Biochemie‘ (natura in minimis maxima)“.

Schüßler entwickelte in den 1870er Jahren eine ‚Therapie‘ der Behandlung vrschiedener Krankheiten mit homöopathisch zubereiteten Salzen (12, später 11 ‚Schüßler-Salze‚). 1874 veröffentlihcte er hierüber ‚Eine abgekürzte Therapie, gegründet auf Histologi und Cellular-Pathologie‚.

Am 30. März 1898 starb der Junggeselle Wilhelm Heinrich Schüssler in Oldenburg an den Folgen eines Schlaganfalls. Bis zu seinem Tod hatte er praktiziert. Sein befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg .

Grab von Wilhelm Heinrich Schüssler auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg

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Oldenburger Landesbibliothek digital:
Wie urtheilt man in Oldenburg über die Homöopathie?„, Dr. Schüßler 1861

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Für die Wirksamkeit der Schüßler-Salze existiert kein Wirksamkeitsnachweis, der wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Sie können dennoch über Apotheken und Internet erworben werden.

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Hamburg

Michel Foucault in Hamburg

Der französische Philosoph Michel Foucault hielt sich in Hamburg 1959 / 1960 auf und war dort Direktor des Institut francais. Seit 2019 erinnert daran eine Gedenktafel.

Ab Ende September 1959, sein Vater war kurz zuvor (14.9.1959) gestorben, lebte Michel Foucault in Hamburg. Gerade erst 33 Jahre alt, wurde er vom 1. Oktober 1959 bis 30. September 1960 Direktor des im März 1951 gegründeten Institut francais in Hamburg.

Michel Foucault am 30. Oktober 1974 in Brasilien – Ciclo de conferências do filósofo francês Michel Foucault, no Hospital das Clínicas da Universidade do Estado da Guanabara (UEG) – Public domain / Arquivo Nacional Collection

Foucault lehrte in dieser Zeit an der Universität Hamburg am Romanischen Seminar und arbeitete an seiner Kant– Übersetzung (‚Anthropologie in pragmatischer Hinsicht‘, später Thèse complémentaire der Promotion und 1964 veröffentlicht). Und er schloß hier seine Doktorarbeit (Thèse principale der Promotion in Philosophie) ab, bald darauf publiziert unter dem Titel ‚Histoire de la Folie‘ (deutsch: Wahnsinn und Gesellschaft; publiziert mit der Vorwort- Datierung ‚Hamburg, 5. Februar 1960‘).

Bereits nach kurzer Zeit verließ Michel Foucault Hamburg wieder – die Universität von Clermont-Ferrand hatte ihm eine Stelle mit Aussicht auf eine Professur angeboten (die er am 1. Oktober 1960 auch antrat) … Foucaults Durchbruch als Philosoph nahm in Frankreich seinen Anfang … und er lernt Daniel Defert kennen, seinen Partner bis zu seinem Lebensende.

Seit 12. Juni 2019 erinnert eine Gedenktafel am Eingang des Institut francais in Hamburg an Foucaults Zeit dort:

Gedenktafel für Michel Foucault am Eingang des Institut francais in Hamburg seit 2019
Gedenktafel für Michel Foucault am Eingang des Institut francais in Hamburg

Foucault in Hamburg

Foucault brachte bedeutende französische Intellektuelle seiner Zeit am Institut francais nach Hamburg – und trat in zum Teil engen Dialog mit deutschen Intellektuellen und Denkern.

Den französischen Philosophen Roland Barthes (1915 – 1980) lernte Foucault bereits im Dezember 1955 kennen, beide verband eine lebenslange enge Freundschaft. Foucault holte Barthes während seiner Zeit am institut francais zu Vorträgen nach Hamburg.

Alain Robbe-Grillet lud er Ende 1959 zu einem Vortrag ein, ebenso den Schriftsteller Pierre Gascard.

Foucault ließ im Juni 1960 das Stück ‚L’ecole des veuves‚ von Jean Cocteau am Institut aufführen.

Foucault selbst hielt im Mai 1960 im Institut eine Vortrag ‚Apollinaire et l’art moderne‚.

Er traf mehrfach den Schriftsteller Rolf Italiaander, der sich auch für die Rechte Homosexueller einsetzte, und dessen Partner Hans-Ludwig Spegg. Gemeinsame ‚St. Pauli Bummel‘ folgten. Italiaander (der Foucault 1959 bei einem Vortrag im Institut kenenn lernte) war damals ‚Ständiger Sekretär‘ der Freien Akademie der Künste‘. Foucault regte Italiaander zu einer Ausstellung über afrikanische Kunst an, zeigte Kupferstiche junger Afrikaner im Institut. Auch nach seiner Zeit in Hamburg hielt Foucault Kontakt mit Rolf Italiaander. „Unsere Begegnung, die erste, stand unter dem Zeichen von H. H. Jahnn.“

„Hamburg sollte stolz sein, daß ein so resoluter Denker wie Foucault hier gewirkt hat.“

Rolf Italiaander, Besinnung auf Werte – Persönlichkeiten in Hamburg nach dem Krieg (Hamburg 1984)

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Foucault, der auch in Austauch mit der französischen Homophilen-Bewegung der Zeit (André Baudry (1922 – 2018) und desen Gruppe Arcadie) war, entdeckte in seiner Zeit in Hamburg auch das schwule Leben der Stadt, besonders in St. Pauli.

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„In Hamburgs Kultur-, Wissenschafts- oder Schwulengeschichte hat sein Aufenthalt gar keinen Niederschlag gefunden.“

Rainer Nicolaysen 2016

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zu Foucaults Zeit in Hamburg siehe

Rainer Nicolaysen: Foucault in Hamburg – Anmerkungen zum einjährigen Aufenthalt 1959/60. in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, 2016

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Hamburg

Sklavenhandel in Hamburg

Kaufleute und Reeder aus Hamburg wie Altona waren am Sklavenhandel beteiligt. Allen voran: Heinrich Carl Schimmelmann.

Im europäischen Kolonialismus war Hamburg eines der Zentren (wie die Ausstellung ‚Grenzenlos – Kolonialismus, Industrie und Widerstand‘ im Museum der Arbeit 2020 gut aufzeigt). Anders als Bordeaux, das eine der Metropolen des Sklavenhandels war, hatte Hamburg im Sklavenhandel allerdings selbst eine kleinere Rolle.

Sklavenhandel war in Hamburg verboten – doch im nahen Altona war er erlaubt. Vieles wurde so über Dänemark und das nahe Altona ‚abgewickelt‘ oder aus Hamburg finanziert. ‚Sklavenschiffe‘ waren im Hamburger Hafen wohl nie zu sehen – dennoch ist die Rolle Hamburgs im und als Profiteur des Sklavenhandel nicht unbedeutend.

Reeder aus Hamburg und aus Altona (wie die von Schimmelmannn beauftragte Familie van der Smissen), das damals unter dänischer Verwaltung stand und erst seit 1937 zu Hamburg kam, waren im transatlantischen Dreieckshandel aktiv.

Und Hamburg profitierte vom Warenverkehr und Versklavungshanel – die Stadt war z.B. im 18. Jahrhundert das Zentrum in Europa für Rohzucker-Verarbeitung. Der Rohzucker stammte – aus Versklavungshandel, aus Plantagen in Übersee, nach Hamburg gebracht z.B. über Bordeaux. Hamburg, das selbst erklärte Tor zur Welt, war auch ein Tor zur kolonialen Welt.

Hamburg war aber auch Lebensort zahlreicher Sklaven – unter anderem, wie auf zahlreichen Gemälden zu sehen, als Personal und Diener in so mancher Elbvilla.

Anders als andere Städte hat Hamburg seine Geschichte von Kolonialismus und Sklaverei bisher wenig aufgearbeitet.

Heinrich Carl von Schimmelmann (1724 – 1782)

Der Kaufmann, Sklavenhändler und Sklavenbesitzer Heinrich Carl von Schimmelmann, geboren in Demmin (Vorpommern), war zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Europas. Er war zugleich Finanzberater des Königs von Dänemark und wurde 1779 in den Grafenstand erhoben. Wandsbek damals Teil des Herzogtums Holstein, Lehen des Königs von Dänemark.

Hauptbeteiligt am Sklavenhandel in Hamburg - H. C. Schimmelmann, Portraitbüste von Hartmann Beeken, 1780
H. C. Schimmelmann (Portraitbüste des dänischen Bildhauers Hartmann Beeken, 1780)

Schimmelmann besaß vierzehn Schiffe, vier (1763 vom Staat Dänemark erworbene) Baumwoll- und Zuckerrohr-Plantagen im damaligen Dänisch-Westindien (seit 1917: us-amerikanisches Außengebiet Jungferninseln) und bis zu 1.000 Sklaven. Jedem seiner Sklaven wurde das Zeichen ‚BvS‘ (für Baron von Schimmelmann) auf eine der beiden Brusthälften gebrannt.

Schimmelmann war Dänemarks größter Sklavenhändler. Und größter Steuerzahler und vermutlich auch reichster Bürger des Staates.

„Sclaven-Handel liegt mir am Herzen“

Heinrich Carl von Schimmelmann
Stammbaum Familie Schimmelmann, Schloss Ahrensburg, 20. Jhdt.

Schimmelmanns Vermögen basiert zum größten Teil auf dem atlantischen Versklavungshandel und der damit verbundenen Plantagenwirtschaft. Julian zur Lage (Forschungsstelle ‚Hamburgs (post)koloniales Erbe‘) kennzeichnet Schimmelmann 2021 als ‚transatlantischer Kolonialunternehmer und Symbolfigur des Versklavungshandels‘.

„wie selbst im internationalen Vergleich kaum ein anderer Beteiligter verband Schimmelmann persönliche und politische Involvierung in die versklavungsbasierte Plantagenwirtschaft“

Julian zur Lage: Hamburg und die Sklaverei (3): Der Kolonialunternehmer (3.4.2024)

Schimmelmanns Sohn Ernst Heinrich war auch profiteur des Sklavenhandlens, hatte jedoch zugleich später wesentlichen Anteil daran, dass der Handel mit versklavten Menschen auf dänischen Schiffen 1803 eingestellt wurde.

Schloss Ahrensburg – Familiensitz Schimmelmann 1759 – 1932

Von der Familie von Rantzau erwarb H. C. Schimmelmann 1759 das Schloß von Ahrensburg (Wasserschloss, erbaut zwischen 1570 und 1585) sowie 1762 vom König Dänemarks das Gut Wandsbek.

Schloss Ahrensburg, 1759 - 1932 im Besitz der Familie Schimmelmann
Schloss Ahrensburg, 1759 – 1932 im Besitz der Familie Schimmelmann

Schloss Ahrensburg war bis 1932 im Besitz der Familie Schimmelmann (Auszug 1934). 1932 war sie aus finanziellen Gründen zum Verkauf gezwungen.

Familienwappen Schimmelmann, Ahrensburger Schloss
Familienwappen Schimmelmann, Ahrensburger Schloss

Anschließend erwarb es die Sparkasse des Kreises Stormarn von der Famile. 1938 übertrug sie es dem Verein Schloss Ahrensburg e.V., Ende 2002 ging es in die Stiftung Schloss Ahrensburg über.

Seit 1955 ist Schloss Ahrensburg Museum. Das Museum behandelt in der Ausstellung zur Geschichte des Hauses auch die kolonialen Aspekte – wenn auch relativierend (‚zeittypisch‘).

Hamburg gedenkt Sklavenhändler Schimmelmann

Schimmelmann wurde in Hamburg lange noch gedacht. So hieß z.B. die Weihnachts-Auführung im Museum für Kunst und Gewerbe bis zum Jahr 2016 ‚Weihnachten bei Schimmelmanns‘.

Doch auch heute noch findet sich Schimmelmann-Gedenken in Hamburg:

nach Schimmelmann benannte Straßen

In Hamburg erinnern gleich drei Straßen an die Familie Schimmelmann:

  • Der Schimmelmannstieg in Hamburg Jenfeld (auf dem Gelände des nicht mehr existierenden früheren Wandsbeker Schlosses Schimmelmanns) trägt seinen Namen seit 1945
  • Die Schimmelmannallee in Jenfeld (seit 1951)
  • Die Schimmelmannstraße in Jenfeld (Name schon vor 1864) – ausgerechnet hier sitzt seit 1994 die ‚Hamburger Tafel‘.

Zahlreiche Forderungen nach Umbenennung dieser Straßen konnten bisher nicht realisiert werden.

Schimmelmann – Denkmal in Hamburg Wandsbek 2006 – 2008

Am 12. September 2006 (!) wurde für Schimmelmann ein Denkmal in Hamburg Wandsbek eingeweiht (gegenüber dem Rathaus Wandsbek). Gedacht werden sollte einer der bedeutendsten Persönlichkeiten Wandsbeks.

Nach massiven Protesten und Protestaktionen (die Büste wurde zweimal mit roter Farbe übergossen) allerdings wurde die Büste im Jahr 2008 wieder demontiert (Beschluss der Bezirksversammlung vom 8. Mai 2008).

Schimmelmann Mausoleum in Hamburg Wandsbek

Schimmelmann, 1782 in Kopenhagen gestorben, hatte in seinem Testament verfügt, in Wandsbek (seinem Lieblingsort) beigesetzt zu werden.

Schimmelmanns Mausoleum befindet sich noch heute in Hamburg Wandsbek nahe der Christuskirche:

Sklavenhandel in Hamburg - Mausoleum Schimmelmann in Wandsbek
Schimmelmann Mausoleum Hamburg Wandsbek
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Hamburg

Atomkraftwerk Stade (1972 – 2003 / 2026)

Das Atomkraftwerk Stade (auch: Kernkaftwerk Stade, KKS) liegt nordwestlich von Hamburg an der Elbe. Es war von 1972 bis 2003 in Betrieb.

Der Druckwasserreaktor der ersten Generation mit einer elektrischen Leistung von 640 MW (netto, nach Abzug Eigenbetrieb) war der einzige dieser Bauart in der Bundesrepublik.

Atomkraftwerk Stade AKW Kernkraftwerk KKS
Atomkraftwerk Stade, von der Elbe aus gesehen, September 2020

Das Kernkraftwerk Stade KKS wurde errichtet von Siemens / Kraftwerk Union KWU (Baubeginn 17. November 1967).

Die Baukosten lagen damals bei umgerechnet 150 Mio. Euro. Es ging am 29. Januar 1972 in Betrieb (Beginn kommerzieller Leistungsbetrieb 19. Mai 1972) und war neben Würgassen eines der ersten kommerziell betriebenen Atomkraftwerke in der BRD.

Das AKW Stade wurde am 14. November 2003 abgeschaltet (Nachbetreib bis 7. September 2005). Seit 2005 ist das AKW Stade kernbrennstofffrei, es erfolgt der Rückbau.

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Berlin Kulturelles

Verhüllter Reichstag (Christo 1995)

Vom 24. Juni bis 7. Juli 1995 verhüllte das Künstler-Ehepaar Christo und Jeanne-Claude den Reichstag in Berlin.

Das Projekt Verhüllter Reichstag (wrapped Reichstag) wurde seit 1971 geplant – doch erst am 25. Februar 1994 stimmte der Bundestag dem Projekt endgülig zu.

Verhüllter Reichstag Christo Berlin
Verhüllter Reichstag 1995 – Ulli am 24.6.1995

Während der Zeit des Projekts Verhüllter Reichstag wurde das Gebäude nicht für Sitzungen des Bundestags genutzt:

Der Reichstag wurde von Ende Juli 1995 bis zur Schlüsselübergabe am 19. April 1999 umgebaut (Asbest-Sanierung, Freilegung alter Gebäudestrukturen). Die letzte Sitzung des Bundestags im ‚alten‘ Gebäude fand am 2. Dezember 1994 statt. Nach Abschluss der Sanierung erfolgte die erste Sitzung des Parlaments im sanierten Gebäude am 8. September 1999.