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Robert Koch (1843 – 1910)

Robert Koch, Begründer der modernen Infektiologie, wurde am 11. Dezember 1843 in Clausthal geboren. Er starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden.

Robert Koch Fotogravur nach einer Fotografie von Wilhelm Fechner, um 1900
Robert Koch Fotogravur nach einer Fotografie von Wilhelm Fechner, um 1900

1876 konnte Koch bei Versuchen mit der gefürchteten Tierseuche Milzbrand erstmals nachweisen, dass Seuchen durch Erreger verursacht werden – und nicht wie zuvor vermutet durch in der Luft herumfliegende Giftstoffe.

Am 24. März 1882 publizierte er erstmals die Entdeckung des Lungentuberkulose-Erregers in seinem Vortrag “Aetiologie der Tuberkulose”. 1890 stellte er auf einem Kongress in Berlin erstmals einen aus Tuberkulose-Erregern gewonnenen Impfstoff (‘Tuberkulin’) gegen Tuberkulose vor (der jedoch später die Erwartungen nicht erfüllte, sich aber in der Diagnostik bewährte).

Robert Koch: Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten, Leipzig 1878
R. Koch: Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten, Leipzig 1878

Zuvor hatte Koch bereits 1876 seine Entdeckung des Milzbrand-Erregers veröffentlicht.

Koch erhielt 1905 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (verkürzt oft als Medzin-Nobelpreis bezeichnet) „für seine Untersuchungen und Entdeckungen auf dem Gebiet der Tuberkulose“.

Robert Koch starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden, wo er sich zur Behandlung einer Angina pectoris in einem Sanatorium aufhielt. Seine Urne wurde im Westflügel des Robert-Koch-Instituts für Infektionskrankheiten beigesetzt.

Nach Koch benannt ist das Robert-Koch-Institut RKI, die “zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention”.

Das RKI ehrte 2010 den Namensgeber ab dem 27. Mai mit einer Festwoche, deren Höhepunkt die Eröffnung der Ausstellung „MenschMikrobe“ am 2. Juni in Berlin war.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Gran Canaria Schwule bringen ein Fünftel der Tourismus Einnahmen

Gran Canaria Schwule bringen nahezu ein Fünftel der Einnahmen aus dem Tourismus – und der Anteil soll weiter steigen.

Seit vielen Jahren ist Gran Canaria ein beliebtes Reiseziel für schwule Männer. Mit Homosexuellen lässt sich Geld verdienen – dies beginnt auch die örtliche Wirtschaft inzwischen, nach Jahren eines eher ‘distanzierten’ Verhältnisses, zu erkennen.

Die CSD-Saison hat begonnen – auch auf Gran Canaria. Dort fand vom 3. bis 9. Mai 2010 der “Maspalomas Pride” statt, bereits zum neunten Mal. Über 50.000 Teilnehmer zählte die Parade rings um das ‘Yumbo Center‘ am 9. Mai, insgesamt hätten über 200.000 Teilnehmer die Veranstaltungen des “Maspalomas Pride” besucht, teilten die Veranstalter mit. Tourismus-Manager sprechen inzwischen vom Maspalomas-CSD als neuem zusätzlichen ‘Marketing-Tool’ der Region.

Homosexuelle sind inzwischen auf Gran Canaria -einer Insel, die sehr ausgeprägt vom Tourismus lebt- ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 2,5 Milliarden Euro werden jedes Jahr auf Gran Canaria im Tourismus erwirtschaftet, etwa 500 Millionen (18%) davon stammen aus dem Homo-Tourismus. 12 Prozent der jährlich 2,8 Millionen Touristen auf der Insel seien Schwule oder Lesben. Diese Zahlen des Tourismusverbandes wurden am Rand des “Maspalomas Pride” bekannt.

Und der Anteil “schwuler Euros” soll weiter steigern – der Hotel- und Tourismusverband von Las Palmas will mit speziellen Angeboten die Zahl homosexueller Touristen weiter erhöhen.

Geschichten über die große Bedeutung von Schwulen und Lesben als ‘Konsumfaktor’ sind immer wieder zu lesen und hören. Auch (und gerade) von schwulen Medien wird (aus nur zu durchsichtigen Gründen) gern am Märchen vom konsumfreudigen Homo gestrickt – selbst wenn die Zahlen oftmals dagegen sprechen, eher zeigen ‘Schwule verdienen weniger‘.

Dennoch – Gran Canaria ist seit vielen Jahren ein beliebtes Reiseziel gerade auch für Schwule. Von Yumbo-Center, Pink Playa und Dünen werden so manche Geschichten erzählt, bis hin zu Büchern wie ‘Elvira auf Gran Canaria’ des 2002 verstorbenen schwulen Publizisten Hans-Georg Stümke.

Doch diese Geschichten des schwulen Touristenlebens auf Gran Canaria waren nicht immer nur amüsant. Schlägereien, Diebstähle, Verhaftungen – auch die Zahl der eher unangenehmen Erlebnisse war zeitweise hoch. ‘Gay friendly’ – diese Devise galt lange Zeit längst nicht überall auf Gran Canaria.

Zu hoffen ist insofern, dass das Engagement der Canarischen Wirtschaft für schwule und lesbische Touristinnen über den Hotel-, Disco-  und Sahnekuchen-Euro hinaus reicht, auch dazu führt, dass sich die generelle Situation für Schwule und Lesben auf der Insel verbessert.

weitere Informationen:
La Provincia 02.05.2010: El turismo gay deja 500 millones de euros al año
Comprendres Gran Canaria 11.05.2010: Der Gay-Tourismus beschert Gran Canaria inzwischen 500 Millionen Euro im Jahr
Internetseite Gay Pride Maspalomas

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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Magnus Hirschfeld (1868 – 1935)

Am 14. Mai 1935 starb Magnus Hirschfeld in Nizza. Am 10. Mai 2010 wird Hirschfeld in Berlin mit einer Gedenkveranstaltung in Anwesenheit von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit sowie Bundesjustizministerin a.D. Brigitte Zypries gedacht.

Magnus Hirschfeld, am 14. Mai 1868 in Kolberg / Kołobrzeg geboren, studierte von 1888 bis 1892 in Straßburg, München, Heidelberg und Berlin Philosophie, Philologie und Medizin. Danach eröffnete er in Magdeburg eine naturheilkundliche Arztpraxis; zwei Jahre später zog er nach Berlin.

1897 gründete Magnus Hirschfeld gemeinsam mit dem Verleger Max Spohr, dem Juristen Eduard Oberg und dem Schriftsteller Max von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), zu dessen Vorsitzendem er gewählt wurde. Das WhK setzte sich u.a. zum Ziel, homosexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren. Eine Petition zur Abschaffung des §175 fand große Unterstützung, scheiterte jedoch letztlich.

Magnus Hirschfeld gründete 1918 gemeinsam mit dem Dermatologen Friedrich Wertheim und dem Psychotherapeuten Arthur Kronfeld in Berlin das ‘Institut für Sexualwissenschaften‘ mit dem Ziel der “Förderung wissenschaftlicher Forschung des gesamten Sexuallebens und Aufklärung auf diesem Gebiete”.

Magnus Hirschfeld
Magnus Hirschfeld

Das Institut wurde 1933 durch die Nationalsozialisten geschlossen, die umfangreiche Institutsbibliothek bei der Bücherverbrennung auf dem Opernplatz (heute Bebelplatz) vernichtet.

Hirschfeld selbst war schon 1932 nach einer Auslandsreise direkt ins Exil gegangen, zunächst in die Schweiz (Ascona), dann nach Frankreich (Paris, dann Nizza). In Nizza starb Hirschfeld am 14. Mai 1935, seinem 67. Geburtstag. Er wurde auf dem Cimetière de Caucade von Nizza beigesetzt.

An Magnus Hirschfeld erinnert in Berlin seit Mai 2008 das Magnus-Hirschfeld-Ufer. Schon seit 1994 erinnert zudem eine Stele an das frühere Institut für Sexualwissenschaften. Zum 145. Geburtstag von Magnus Hirschfeld (geboren 14. Mai 1868 in Kolberg) soll am Magnus-Hirschfeld-Ufer ein Denkmal für Hirschfeld eingeweiht werden.

Am 10. Mai 2010 wird Hirschfeld mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Bebelplatz in Berlin gedacht (15:30Uhr, am Mahnmal für die Bücherverbrennung). Ein Grußwort spricht Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin; die Gedenkrede hält Brigitte Zypries MdB, Bundesministerin der Justiz a.D..

Vom 11. Mai bis bis 10. Juni 2010 findet im Foyer der Humboldt-Universität (“Kommode”) am August-Bebel-Platz die Ausstellung “Das erste Institut für Sexualwissenschaft 1919-1933″ statt. Anhand von Fotos und Dokumenten gibt die Ausstellung einen Überblick über die Arbeit des Instituts ab 1919. Sie stellt die wichtigsten Mitarbeiter, namhafte Besucher und Gäste vor. Exemplarisch werden das Engagement der Mitarbeiter illustriert, ihre Aktivitäten in der Sexualreformbewegung, in der Gerichtsmedizin, in Beratung, Aufklärung und Sexualerziehung.

Nachtrag 16.05.2010:
Am 14. Mai 2010 fand eine Gedenkveranstaltung auch am Grab von Magnus Hirschfeld in Nizza (Cimetière de Caucade) statt. Bericht und Foto auf tetu: Magnus Hirschfeld, vedette posthume 
du festival «Espoirs de mai» à Nice

weitere Informationen:
Magnus Hirschfeld Gesellschaft e.V., Stiftung Topographie des Terrors, Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, hannchen mehrzweck stiftung: Pressemitteilung Gedenken zum 75. Todestag von Magnus Hirschfeld (pdf)
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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids Homosexualitäten Paris

Jean Le Bitoux (16.8.1948 – 20.4.2010)

Jean Le Bitoux , aus Bordeaux stammender französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der französischen Schwulenzeitschrift Gai Pied, ist am 20. April 2010 im Alter von 62 Jahren verstorben.

Jean Le Bitoux

Am 16. August 1948 in Bordeaux geboren, war Jean Le Bitoux eine zentrale Person der französischen Schwulenbewegung. Während der Studentenunruhen im Mai 1968 nahm er an der Sorbonne an Debattten zur ‚Homosexuellenfrage‘ teil, schloss sich bald einer Schwulengruppe in Paris an (nachdem er in maoistisch orientierten Gruppen eine „ausgeprägte Homophobie“ festgestellt hatte).

Zu Beginn der 1970er Jahre gründete er in Nizza eine Regionalgruppe der ‚Front homosexuel d’action révolutionnaire‘ (FHAR; damals bedeutendste Schwulengruppe Frankreichs, Sitz in Paris). Bei den Wahlen 1978 traten mit Le Bitoux sowie Guy Hocquenghem erstmals überhaupt in Frankreich zwei offen schwule Kandidaten an, beide stellten ihre Forderung nach Abschaffung des noch aus der Vichy-Zeit stammenden Sonderstrafrechts für Homosexuelle in den Mittelpunkt. Kurze Zeit später gründet er die ‚Groupe de libération homosexuelle-politique et quotidien‘ (GLH-PQ), die bald Gruppen in mehreren Städten Frankreichs hat.

1979 gründete Jean Le Bitoux zusammen mit Gérard Vappereau und weiteren Freunden das erste offen am Kiosk erhältliche französische Schwulenmagazin Gai Pied (der Name wird in der Küche seines Appartments vom Philosophen Michel Foucault ‚erfunden‘). 1983 scheidet er, nach ökonomischen wie auch editorischen Differenzen in eine Minderheitsposition geraten, wieder aus. Der Gai Pied entwickelt sich anschließend in eine eher kommerzielle Richtung. Später erklärte er dazu

„Der Gai Pied ist in die Falle des Konsumismus getappt, der Desinformation, des Parisertums. Das einzige wöchentliche Schwulenmagazin der Welt in den 19890er und 1990er Jahren ging unter, weil es auf sein soziales Projekt verzichtet hat.“

Yves Navarre und Jean Le Bitoux in Paris bei der Demonstration für Lesben- und Schwulen-Rechte, 4. April 1981 (Foto: © ClaudeTruong-Ngoc)
Yves Navarre und Jean Le Bitoux in Paris bei der Demonstration für Lesben- und Schwulen-Rechte, 4. April 1981 (Foto: ClaudeTruong-Ngoc, Lizenz cc by-sa 3.0)

Yves Navarre et Jean Le Bitoux à la manifestation pour les droits gays et lesbiens, Paris 4 avril 1981.Claude TRUONG-NGOC (User:Ctruongngoc) – CC BY-SA 3.0

Jean Le Bitoux weiß selbst seit 1986 von seiner Infektion mit HIV; in einer TV-Sendung auf TF1 (François de Closets) macht er am 2. Mai 1988 sein Positiv-Sein erstmals öffentlich. Ab 1985 engagierte Le Bitoux sich im Kampf gegen Aids. Er arbeitet bei der nach dem Tod von Foucault von drei Freunden (Daniel Defert, Frédéric Edelamnn, Jean-Florian Mettetal) 1984 gegründeten französischen Aidshilfe-Organisation Aides mit. Bereits im Juli 1982 hatte er im Gai Pied das erste Gespräch mit einem Aids-Kranken veröffentlicht, das in Frankreich publiziert wurde.

Zudem arbeitet er auch für internationale Presse wie das Journal of Homosexuality (New York), Tels Quels (Brüssel) oder den legendären Rosa Flieder (Nürnberg).

Besonders setzte Le Bitoux sich für das Gedenken an von den Nazis verschleppte Homosexuelle ein. Er war Gründer und Präsident der ‘Fondation du mémorial de la déportation homosexuelle‘, die sich für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Frankreich einsetzt. Le Bitoux, ausgebildeter Journalist, war u.a. Ko-Autor des Buches “Moi, Pierre Seel, déporté homosexuel”(zusammen mit dem von den Nazis wegen Homosexualität in das Lager Schirmeck deportierten, 2005 verstorbenen Pierre Seel).

Jean Le Bitoux starb am 20. April 2010 spätabends  nach langer Krankheit. Nach Einäscherung auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise wurde seine Asche seinem Wunsch folgend zu Füßen eines Baobab-Baumes im Dorf Pesseribougou (Mali) beigesetzt (aus diesem Dorf stammt sein letzter Partner Ladri Diarra).

In Gedenken an Jean Le Bitoux wurde die Bibliothek des ‚Centre LGBT Paris-Île-de-France‘ nach dem Aktivisten benannnt. Seit 15. März 2014 trägt ein Platz in Montreuil-sous-bois seinen Namen.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homo-Mahnmal mit nächtlicher Beleuchtung

Die Beleuchtung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wurde fertiggestellt.

Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wird ab sofort zum Schutz vor Anschlägen beleuchtet. Die Beleuchtung wurde montiert, die Bauarbeiten scheinen abgeschlossen.

Beleuchtung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Beleuchtung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Beleuchtung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Beleuchtung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Uwe Neumärker, der Direktor der Stiftung Holocaust-Mahnmal, hatte die Installation von Beleuchtung bereits im November 2009 angekündigt. Die Stiftung ist auch für die Betreuung des Homo-Mahnmals einschließlich nächtlicher Wachgänge zuständig.

Seit der Einweihung des Denkmals am 27. Mai 2008 sind inzwischen drei Anschläge verübt worden. Jedesmal wurde die Sichtscheibe beschädigt, durch die der Film mit der Kuß-Szene betrachtet werden kann.

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Text 15. April 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Sylvester: offen schwule Disco-Pop Ikone unterstützt Aids- Organisationen

Bekannt wurde Sylvester James mit Hits wie “Do You Wanna Funk” oder “You Make Me Feel (Mighty Real)”. Nach seinem Tod kommen Einnahmen aus seiner Musik Aids-Organisationen zugute.

Sylvester James, US-amerikanischer Soul– und Disco-Musiker und ‚Queen of Disco‘, wurde bekannt unter seinem Vornamen “Sylvester” – und durch seine spektakulären Drag-Auftritte. Songs wie “Do You Wanna Funk” (1982) oder “You Make Me Feel” (1978) wurden große Hits in der Disco-Ära der späten 1970er und frühen 80er Jahre. Sylvester wurde zu einer der schwulen Ikonen der Disco.

Immer noch sind seine Songs gelegentliche Party-Hits – oder kommen als Remakes wieder auf den Markt, wie “You Make Me Feel” 1990 von Jimmy Somerville. Eine Single seines letzten Albums “Mutual Attraction”, der Song “Someone Like You”, wurde 1986 mit Cover Art von Keith Haring veröffentlicht.

Sylvester – vom Gospel zum Disco Pop

Sylvester James wurde am 6. September 1947 in Los Angeles geboren. Seine Gesangs-Karriere begann früh, bereits im Alter von sieben Jahren sang er in einem Gospel-Chor. Und begann sich anders als andere Jungs zu kleiden. In einer TV-Sendung 1986 [Video] erinnerte er sich

„When I was little, I used to dress up, right? And my mother said, ‚You can’t dress up, you gotta wear these pants and these shoes. And you have to, like, drink beer and play football.‘ And I said, ‚No I don’t!‘ And she said, ‚You’re very strange.‘ And I said, ‚That’s OK!‘ „

Mit 16 gehörte er zu den Disquotays, einer Gruppe farbiger Crossdresser. Nach seinem Umzug nach San Francisco begann er bei  den Cockettes, einer Off-Theatergruppe („die einzigen mir bekannten drag queens, die Lenin lasen„, John Waters).

Bald jedoch suchte er ’sein eigenes Ding‘, und startete Sylvester and the Hot Band. Er nahm einige Alben auf, wechselte schließlich zu dem ehemaligen Motown-Produzenten Harvey Fuqua. Etwa 1978 entschied er sich, sich zu einer Disco Queen zu verwandeln. Später erklärte er

„Here were all those people putting out disco, making lots of money and becoming famous and everything. So we thought ‚why not?‘ We’ll put it out and nobody will like it and we certainly won’t like it, but we’ll do it.“

1978 trat Sylvester beim Geburtstag von Harvey Milk auf, dem ersten offen schwule Stadtrat in San Francisco. Ein Durchbruch wurde You make me Feel (Mighty Real) – nachdem Disco-Techniker und Synthesizer-Spieler Patrick Cowley ihn von einem Gospel-orientierten Song hin zu einem Dancefloor-Hit veränderte.

Sylvsters nächste LP Step II wurde vergoldt, brachte ihm mehrere Preise und zahlreiche große Auftritte. San Franciscos Bürgermeisterin Dianne Feinstein erklärte den 11. März 1979 zum Sylvester Day [viel später, 2015, wird erneut ein Sylvester Day erklärt, dieses Mal am 13. Februar 2015  anläßlich der Premiere des Mighty Real: A Fabulous Sylvester Musical].

Seine Hits stürmen die Charts, er macht Tourneen in Amerika und Europa. Er selbst, ebenso wie sein Label, versuchten aus dem Disco-Label auszubrechen, andere Musik zu machen – doch er blieb mit Disco, mit hi-NRG assoziiert.

Sylvester ist der einzige Musiker, dem auf dem Rainbow Honor Walk im Castro District gedacht wird. 2004 widmet sich eine wissenschaftliche Konferenz seinem Wirken und seiner Musik. 2014 erzählte das Off-Broadway-Musical Mighty Real! sein Leben.

Sylvester und HIV / Aids

Sylvester lebte offen schwul. Er unterstützte Aids-Organisationen mit Benefiz-Konzerten, ließ an seine Konzert-Besucher Aids-Informationen verteilen.

Sylvesters Partner Rick Cranmer erfuhr 1985 von seiner HIV-Infektion, an der er selbst im September 1987 starb. Sylvester erkrankte Ende 1987 schwer; noch vom Krankenbett gab er Interviews in denen er von seiner Aids-Erkrankung berichtete. 1988 nahm er, bereits schwer erkrankt, in einem Rollstuihl sitzend an der Gay Pride Parade in San Francisco teil.

Er starb am 16. Dezember 1988 im Alter von 41 Jahren in Oakland, Kalifornien an den Folgen von Aids. Er wurde auf dem Inglewood Park Cemetry beigesetzt.

Über 21 Jahre nach seinem Tod kamen erstmals Einnahmen aus seiner Musik zwei lokalen Aids-Organisationen in Kalifornien zugute. ‘AIDS Emergency Fund’ und ‘Project Open Hand’ erhielten aus dem Nachlass einen Scheck über zusammen 140.000 US-$.

Sylvester selbst hatte bereits im Mai 1988 testamentarisch die Rechte an „You Make Me Feel (Mighty Real)“ dem AEF und dem Nahrungsprogramm für HIV-Positive am San Francisco General Hospital vermacht.

Doch Sylvester hinterließ bei seinem Tod Schulden in Höhe von 350.000$, so dass Nachlassverwalter (und Freund) Tim McKenna den beiden Organisationen kein Geld auszahlen konnte. Nach seinem Tod übernahmen Tony Elite und seine Frau die Nachlass-Verwaltung. Ende der 1990er Jahre waren Sylvesters Schulden abgetragen – und Überschüsse wurden erwirtschaftet.

2010 erhielten AEF und Project Open Hand 75% bzw. 25% der Nachlass-Einnahmen – und können zukünftig mit weiteren Mitteln rechnen, aus Rechten an Sylvesters Song.

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Schülerinnen und Schüler gegen Homophobie

Schülerinnen und Schüler gegen Homophobie – „Homosexualität ist kein Problem, Homophobie ist eines“, mit diesem Slogan und einer Kampagne wendet sich die französische ‚Schülergewerkschaft‘ FIDL gegen Homophobie an französischen Schulen.

Neger … schwul … Nutte … Lesbe ...“  Zwei Jungs und zwei Mädchen fragen den Betrachter „Hast du ein Problem damit?“ Mit diesem Motiv und einigen weiteren startet die französische Schülerinnen- und Schüler-Organisation FIDL eine landesweite Kampagne gegen Homophobie an Gymnasien und höheren Schulen (lycée).

schwul, lesbisch - haste ein Problem damit? (ein Motiv der FIDL-Kampagne Schüler gegen Homophobie)
schwul, lesbisch – haste ein Problem damit? (ein Motiv der FIDL-Kampagne Schüler gegen Homophobie)

Vom 17. April bis 17. Juni 2010 sollen die Motive der Kampagne in Anzeigen landesweit erscheinen, parallel wurde eine Internetseite gestartet.

Junge Homosexuelle sehen sich immer noch mit Zurückweisungen und Aggressionen konfrontiert, betont FIDL. Vor Intoleranz werde man nicht weiter die Augen verschließen, Gleichheit leben unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung sei das Gebot. Aus diesem Grund habe man die Kampagne gestartet.

Homosexualität ist nicht das Problem, Homophobie ist es! (ein Motiv der FIDL-Kampagne Schüler gegen Homophobie)
Homosexualität ist nicht das Problem, Homophobie ist es! (ein Motiv der FIDL-Kampagne Schüler gegen Homophobie)

FIDL, „le syndicat lycéen“ wie sich die Organisation im Untertitel nennt, wurde 1987 als Fédération Indépendante et Démocratique Lycéenne gegründet. Sie entstand in Reaktion auf das damals geplante „Gesetz Devaquet“, mit dem u.a. Zugangsbeschränkungen an Universitäten eingeführt werden sollten. Der Gesetzentwurf wurde Ende 1986 zurückgezogen, Innenminister Alain Devaquet musste aufgrund der Massenproteste am 8. Dezember 1986 zurücktreten.

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Text 22.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Helmut Schmidt war nicht nicht Kanzler der Schwulen

Helmut Schmidt hat sich in seiner Zeit als Bundeskanzler nicht gegen die Streichung des Paragraphen 175 gestellt. Und die ihm in den Mund gelegte Aussage, er sei “nicht Kanzler der Schwulen” ist frei erfunden.

Sagt Helmut Schmidt. In einem ‘Leserbrief’ an die Welt.

weitere Informationen:
Welt 28.03.2010: Etwas andere Männer
Welt 11.04.2010: Leserbriefe – Helmut Schmidt stellt klar
Steven Milverton 09.04.2010: “Da müssen Sie sich einen anderen Koalitionspartner suchen.”
Der Spiegel 10.11.1980: RECHT – Kiefer runter

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Text 17.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Lech Kaczynski bei Flugzeugabsturz ums Leben gekommen

Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist bei einem Flugzeug-Absturz ums Leben gekommen. Kaczynski galt als ‚homophobster Staatschef Europas‘.

Lech Kaczynski, Staatspräsident Polens, ist bei einem Flugzeugabsturz in Smolensk (Russland) am 10. April 2010 ums Leben gekommen. Mit ihm starb seine Frau Maria sowie zahlreiche hochrangige Vertreter Polens.

Immer wieder wurde Kaczynski, der2001  zusammen mit seinem Bruder Jaroslaw die nationalkonservative Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) gründete,  für homophobe Einstellungen und Äußerungen bekannt. So zitiert die ‚Times‘ 2006:

„He is “not a doctor, not a sexologist, not an expert” on the causes of homosexuality, he pointed out, but he fears that activists may promote it. “I have 57 years of age behind me, and I have seen men dating girls and then I find that they are of a different orientation.” If the numbers of homosexuals rose, he said, “relations between men and women would be turned upside down” and “mankind would be doomed to extinction”.“

Schon als Bürgermeister Warschaus verbot Lech Kaczynski zweimal einen geplanten CSD  (2004 und 2005). Immer wieder vertrat er den Gedanken, Homosexualität werde „propagiert“ und stelle eine Gefahr für die „öffentliche Moral“ dar, begründete damit Verbote und restriktive Maßnahmen.

Am Rande seines Antritts-Staatsbesuchs in Deutschland 2006  kam es in Berlin zu massiven Protesten gegen Kaczynski und seine homophoben Positionen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte Kaczynski 2008 anlässlich des Welttags gegen Homophobie zum Mitglied ihrer “Hall of Shame” – zusammen mit dem Staatschef von Uganda sowie dem UK Home Office.

Kaczynski selbst äußerte später, er fühle sich missverstanden: “Mir Vorurteile gegen Homosexuelle vorzuwerfen ist ein völliges Missverständnis.”

Auch die polnische Politikerin, Sejm-Abgeordnete und zeitweise Parlamentarische Staatssekretärin der Kommission für Gleichstellung Izabela Jaruga-Nowacka, die immer wieder die Rechte von Lesben und Schwulen unterstützte, kam bei dem Absturz ums Leben. Noch im März 2010 hatte sie sich zusammen mit der Fraktion der polnischen Linken SLD für ein Gesetz für die Homo-Ehe in Polen eingesetzt.

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surfen schwul

Homophobie ist im Sport immer noch ein weit verbreitetes Problem. Nicht nur im Fußball, auch beim Surfen. Doch nun hat ein Franzose ein Internetportal für schwule und lesbische Surfer/innen gestartet.

Seit einigen Jahren jedoch scheint die Homophobie im Fußball ins Wanken zu geraten, wenn auch langsam. Zahlreiche Proficlubs haben inzwischen auch schwule Fanclubs. Einer von elf Fußballern ist schwul – und über das Coming-out eines schwulen Profi-Fußballers wird weiterhin viel spekuliert. Eine Dokumentation über Homosexualität im Fußball erhält den Grimmepreis. In Deutschland wie auch in Frankreich engagieren sich Fans und Offizielle uns sagen nein zu Homophobie im Fussball.

Fast scheint es, als gerate mit dem Fußball die letzte Domäne der Homophobie im Sport ins Wanken. Doch – wie sieht es aus beim Boxen, beim Rugby (außer nackten Rugby-Spielern) oder in der Formel 1? Oder – beim Surfen?

Frankreich hat entlang seiner zahlreichen Küsten viele Traumstrände zu bieten (und, nebenbei, auch viele besuchenswerte schwule Strände). Und Frankreich hat zahlreiche “Surf Spots”, Orte mit besonders guten Bedingungen für’s Wellenreiten, für  Surfen – ob Lacanau Océan, Hossegor oder Biarritz, um nur drei Beispiele zu nennen, die alle auch Plätze des internationalen ‘Surf-Zirkus’ sind, mit ihren Wettbewerben, Championships etc.

Braungebrannte junger Männer (und Frauen) lassen sich hier bewundern, gut gebaut, breitschultrig, wohl muskliert. Und doch – schon ein Besuch an Surf-Stränden, ein Beobachten einer der zahlreichen nationalen und internationalen Surf-Wettbewerbe wie z.B. der ‘Lacanau Pro’ zeigt schnell: Surfen erweckt den Eindruck, eine Bastion wahrer Männlichkeit, ein Brennpunkt der Heterosexualität zu sein. Trotz aller gut gebauten Körper, kraftstrotzenden Männer, eng anliegenden Neopren-Kombis – von offen schwulen Männern und lesbischen Frauen weit und breit keine Spur.

Doch – dies soll sich nun ändern. Zumindest wenn es nach Thomas, einem schwulen Surfer geht. Er hat eine Internet-Community für schwule Surfer und lesbische Surferinnen gegründet – und schon kurz nach dem Start über 60 Teilnehmer/innen.

“Ich bin seit vielen Jahren Surfer,” berichtet er im französischen Homo-Magazin Tetu. “Ich habe viel im Ausland gelebt, in Sydney und Los Angeles … Oft habe ich versucht, andere schwule Surfer kennen zu lernen, erfolglos.” Dem wollte Thomas ein Ende bereiten – und gründete www.gaysurfers.net, eine Community für schwule Surfer und lesbische Surferinnen. Eine Site, die es (auch anonym) ermöglicht, Freundschaften zu knüpfen und Kontakte zu halten, Photos online zu stellen, Tipps auszutauschen.

Ob die Surf-Szene sehr homophob ist? Nun, schwer zu sagen, betont Thomas. Verschlossen ist sie auf jeden Fall. Über Sexualität wird wenig geredet, auch nicht unter den Hetero-Surfern. Und dass Homosexualität nicht gerade begrüßt werde, zeige schon die Geschichte zweier auch international bekannter Surfer (Cheyne Horan und Robbins Thompson, siehe ‘weitere Informationen’ unten), die nach Bekanntwerden ihrer Homosexualität ihre Sponsoren verloren.

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weitere Informationen:
www.gaysurfers.net
Tetu 28.03.2010: Pour les surfeurs gays, c’est «vivons heureux, restons cachés»
Advocate 25.02.2008: In Search of Gay Surfers
The Free Library 1997: Beached by homophobia; how Robbins Thompson caught a wave of antigay sentiment and quit the professional surfing circuit

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Text 17.02.2016 von ondamaris auf 2mecs